Versicherungsstandort Hamburg Hamburg hat eine lange Tradition als Standort der Versicherungswirtschaft

Versicherungsstandort Hamburg Hamburg hat eine lange Tradition als Standort der Versicherungswirtschaft. In der letzten Zeit geht die Zahl der von Hamburg aus gelenkten Versicherungsunternehmen und mit ihr die Anzahl der in dieser Branche Beschäftigten jedoch spürbar zurück.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat.

Hamburg ist einer der größten und ältesten Versicherungsstandorte in Deutschland, dessen Ursprünge zurück in das 15. Jahrhundert reichen. Neben den im Mittelalter gegründeten Versicherungsgilden gegen Brandschäden und Krankheit haben in einer Handelsstadt wie Hamburg auch das Seeversicherungsgeschäft und die Kreditversicherungen eine lange Tradition. Der Marktführer der Kreditversicherungen ­ die Hermes Kreditversicherungs AG ­ hat beispielsweise hier seinen Hauptsitz. Über Jahrhunderte hat sich Hamburg zu einem modernen Versicherungsstandort entwickelt, an dem zur Zeit alle bedeutenden Versicherungsanbieter vertreten sind. Rund 110 Versicherungsunternehmen, die alle Sparten des Versicherungsgeschäftes abdecken, haben in der Hansestadt ihren Hauptsitz. Daneben sind die Versicherungsbörse, die Existenz von Versicherungsverbänden und zahlreiche Versicherungsmakler und -agenten geschätzte Standortvoraussetzungen für die Versicherungswirtschaft. Mit rund 27 000 Beschäftigten und über 1000 Ausbildungsplätzen in der Versicherungswirtschaft gilt Hamburg nach München als zweitgrößter Versicherungsplatz Deutschlands. Die Versicherungswirtschaft steht vor großen Herausforderungen, die von allen Marktteilnehmern tiefgreifende Anpassungsmaßnahmen verlangen. Auch am Standort Hamburg reagieren die Versicherungen daher mit Rationalisierungen, Umorganisationen, Fusionen sowie strategischen Allianzen und neuen Vertriebswegen.

Unternehmensbezogene Daten und Angaben liegen der zuständigen Behörde nur in vergleichsweise wenigen Fällen vor. Darüber hinaus ist es aus statistisch-methodischen Gründen kurzfristig nicht möglich, differenzierte Daten zur Struktur der Versicherungsbranche (Zeitreihen/Regionalvergleiche) zusammenzustellen.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt.

I. Wirtschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft

1. a) Seit welchem Zeitpunkt gibt es Unternehmen der Versicherungsbranche in Hamburg, Köln und München, und welche waren dies jeweils namentlich?

b) Welche Sparten haben diese Unternehmen jeweils betrieben?

Siehe Vorbemerkung.

I. 2. Gibt es ein Benchmarking Hamburgs mit Köln und München für die folgenden Bereiche:

a) Zahl der ansässigen Versicherungsunternehmen im Zeitraum 1989 bis 1999?

b) Sitz der Hauptzentrale der Versicherungsunternehmen?

c) Anzahl der Versicherungsmakler im Zeitraum 1989 bis 1999?

d) Sitz der Hauptzentrale der Versicherungsmakler?

e) Zahl der in der Versicherungsbranche Beschäftigten im Zeitraum 1989 bis 1999?

(Bitte nach Maklern und den in den Unternehmen Tätigen differenziert angeben.)

3. Welche Umsätze haben die Unternehmen der Versicherungsbranche in Hamburg im Zeitraum 1989 bis 1999 jeweils erzielt?

Ein umfassendes Benchmarking gibt es nicht. Verfügbare Daten enthält die folgende Tabelle:

(1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bei Versicherungsgesellschaften und -vermittlern.

(2) Zahl der unter Bundesaufsicht stehenden Versicherungsunternehmen mit Hauptsitz am jeweiligen Ort, ohne Kleine VVAG.

(3) Ohne Einnahmen der Rückversicherer.

Im übrigen siehe Vorbemerkung.

4. Wie bewertet der Senat die wirtschaftliche Entwicklung der Versicherungsbranche sowohl in Deutschland allgemein als auch für Hamburg im besonderen

a) in den Jahren 1989 bis 1999 und

b) für die Zukunft?

Die Versicherungswirtschaft befindet sich in einer Umbruchphase. Zum einen hat die seit 1995 bis 1999 merklich schwächere Konjunktur in Deutschland auch die Versicherungsnachfrage deutlich beeinträchtigt, zum anderen hat die EU-Liberalisierung zu einem weitgreifenden Strukturwandel und zu einem verschärften Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten geführt. Der konjunkturelle Einfluß auf die Versicherungswirtschaft macht sich in erster Linie im rückläufigen Prämienwachstum und verhaltenen Neugeschäft bemerkbar. Hierbei verläuft die Entwicklung in den einzelnen Versicherungssparten sehr unterschiedlich. Die Ursachen für das geschwächte Prämienwachstum sind in erster Linie in den eher stagnierenden verfügbaren Einkommen und der anhaltenden Arbeitslosigkeit zu sehen. Daneben haben aber auch ein höheres Preisbewußtsein und sogenannte Allfinanzkonzepte und Assekuranztöchter der Banken zur Wachstumsschwächung beigetragen. Nach Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., die vom Senat geteilt wird, bleibt die Versicherungswirtschaft mittel- und längerfristig zwar auf Wachstumskurs, wächst aber künftig nicht deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft.

Im übrigen siehe Vorbemerkung.

5. Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Versicherungswirtschaft für Hamburg nach Ansicht des Senats?

Die Versicherungswirtschaft ist Teil der umfassenden Dienstleistungsstruktur der Wirtschaftsmetropole Hamburg. Sie bietet für den produzierenden wie den Dienstleistungsbereich umfassend die erforderlichen Spezialdienstleistungen an und ist damit ein wichtiger Standortfaktor. Beachtlich ist auch der direkte Beitrag zur Bruttowertschöpfung in Hamburg (6 Prozent) und zum Steueraufkommen sowie zum Arbeitsmarkt (vgl. Antwort zu I.2. und I.3.). Im übrigen siehe Vorbemerkung.

II. Wissenschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft

1. Wie viele und welche Professuren existieren jeweils an den Hamburger, Kölner und Münchener Hochschulen, die sich mit Fragen der Versicherungswirtschaft beschäftigen?

An der Universität Hamburg bestehen hierzu folgende Professuren: 1 Professur C2 im Seminar für Versicherungswissenschaft des FB (Fachbereich) Rechtswissenschaft.

1 Professur C 4 im Institut für Versicherungsbetriebslehre des FB Wirtschaftswissenschaften.

1 Professur C4 im Institut für Mathematische Stochastik des FB Mathematik; im selben Institut eine halbe C2-Professur.

An der Fachhochschule Hamburg ­ Fachbereich Elektrotechnik und Informatik ­ beschäftigen sich zwei Professoren anteilig im Rahmen des Lehrschwerpunkts SEVERS (Software Engineering für Versicherungswirtschaft) mit hier relevanten Fragestellungen.

Zu den Universitätsstandorten Köln und München liegen dem Senat keine abgesicherten Daten vor.

2. Wie sind diese Professuren jeweils ausgestattet? (Stellenwertigkeit, Assistenten-, Sekretariats- und Bibliotheksstellen, Forschungsmittel, Drittmittelvolumen, Bibliotheksetat usw.)

Forschungsmittel und Bibliotheksetat werden anteilig vom Seminar für Versicherungswissenschaft zur Verfügung gestellt. Die Höhe der Drittmittel konnte in der Kürze der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht gesondert erhoben werden.

Im FB Mathematik steht eine Stelle Wiss. Assistent (für eine Besetzungsperiode), eine halbe Stelle für einen Wiss. Mitarbeiter (für eine Besetzungsperiode) sowie ein Drittel der Arbeitszeit einer Stelle Angestellte für Textverarbeitung zur Verfügung.

Sachmittel stehen anteilig aus dem Institutsetat zur Verfügung, Drittmittel stellt der Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Hamburg für 2000 in Höhe von ca. 60 000 DM bereit.

II. 3. a) Wie viele und welche der Professuren in Hamburg werden in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich von den derzeitigen Stelleninhabern zu welchem Zeitpunkt nicht mehr besetzt sein?

b) Sollen alle freiwerdenden Stellen wiederbesetzt werden? Wenn ja, wann? Wenn nein, weshalb nicht?

Im FB Rechtswissenschaft wird die vorhandene C2-Professur spätestens im Jahr 2004 frei. Sie soll dann als C4-Professur wiederbesetzt werden.

Im FB Mathematik werden in den nächsten fünf Jahren beide Professuren besetzt bleiben.

Die C4-Stelle im FB Wirtschaftswissenschaften wird zum 1. April 2000 vakant. Eine Wiederausschreibung steht unmittelbar bevor.

4. Wie viele Dissertationen und Habilitationen wurden im Zeitraum 1989 bis 1999 in Hamburg zu versicherungsspezifischen Themen fertiggestellt? (Bitte nach den jeweiligen Disziplinen getrennt angeben.)

Im FB Rechtswissenschaft können die Angaben in der Kürze der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermittelt werden.

Im FB Wirtschaftswissenschaften sind im Zeitraum 1989 bis 1999 am Institut für Versicherungsbetriebslehre zu versicherungsspezifischen Themen drei Habilitationen und 14 Dissertationen fertiggestellt worden.

Im FB Mathematik ist in diesem Zeitraum eine Dissertation fertiggestellt worden.

5. Wie viele Studierende haben in den Jahren 1989 bis 1999 jeweils an versicherungsspezifischen Veranstaltungen der Hamburger Lehrstühle teilgenommen?

Im FB Rechtswissenschaft liegen keine einschlägigen Zahlen vor; Veranstaltungsteilnehmer werden nicht gezählt.

Im FB Wirtschaftswissenschaften haben in den Jahren 1989 bis 1999 jeweils ca. 50 bis 60 Studenten in den Hauptveranstaltungen teilgenommen, im FB Mathematik waren dies bei einschlägigen Veranstaltungen im gesamten Zeitraum 975 Studierende.

An der Fachhochschule hatten Studierende der Softwaretechnik ab dem vierten Semester seit 1996

Gelegenheit, sich in Lehrveranstaltungen und Studienprojekten auf eine Tätigkeit in der Versicherungswirtschaft vorzubereiten. In dieser Zeit sind etwa 20 Diplomarbeiten in Zusammenarbeit mit Versicherungsunternehmen geschrieben worden.

6. Welche versicherungswissenschaftlichen Vereinigungen bestehen in Hamburg, und wie viele Mitglieder haben diese jeweils?

In Hamburg besteht der Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft Hamburg e.V. (36 FirmenMitglieder sowie sieben persönliche Mitglieder) und der Versicherungswissenschaftliche Verein in Hamburg e.V. (730 Mitglieder).

7. Welche Beiträge leistet Hamburg zur Förderung der Versicherungswissenschaft in welcher Form jährlich?

Siehe Antworten zu II.1. und zu II.2.

8. Wie bewertet der Senat die wissenschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft für Hamburg?

Aus der aktuellen Umbruchsituation der Versicherungswirtschaft, gekennzeichnet unter anderem durch globale und lokale Unternehmenskonzentration und die Vernetzung der Finanzdienstleistungsmärkte, ergeben sich neue vielfältige Fragestellungen, zu deren Beantwortung die Hamburger Hochschulen ihren Beitrag leisten.

III. Kulturelle Bedeutung der Versicherungswirtschaft

1. In welcher Form und ­ soweit es sich um finanzielle Zuwendungen handelt ­ in welcher Höhe leistete die Versicherungswirtschaft einen Beitrag zur kulturellen Entwicklung in Hamburg in den Jahren 1989 bis 1999 jeweils?

2. Wie bewertet der Senat die Bedeutung der Versicherungswirtschaft für die kulturelle Entwicklung Hamburgs?

Wie viele Unternehmen in anderen Wirtschaftsbereichen beteiligen sich auch Unternehmen der Versicherungswirtschaft an einzelnen Sponsorenaktivitäten im Kulturbereich. Vom Senat werden Aufzeichnungen hierüber nicht geführt.