Arbeitskreis Nicaragua

Auflistung und Kurzbeschreibung der nicht-staatlichen Akteure mit Projekten und Aktivitäten innerhalb der Städtepartnerschaft Hamburg­León/Nicaragua Redaktion: Dirk Flegel, Nicaragua Verein Hamburg e.V. Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände ­ Arbeitskreis Nicaragua

Die Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände (AGfJ) ist ein Zusammenschluß vieler kleiner Jugendverbände in Hamburg. 1990 wurde die AGfJ vom Amt für Jugend mit der Idee für einen Jugendaustausch zwischen Hamburg und León angesprochen. Zunächst war die Juventud Sandinista die Partnerorganisation. Mittlerweile wurde der Kreis um zahlreiche Organisationen und Gruppen erweitert, die in León im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind. Seit 1999 wird zudem durch eine Quote für „individuelle Projekte" sichergestellt, dass mit jedem Austausch auch einige neue Organisationen vom Austausch profitieren. So sind in diesem Jahr erstmals Projekte mit den Schwerpunkten Katastrophenschutz, Wiederaufbau, Ökologie sowie Theater am Austausch beteiligt.

Der Austausch besteht aus einem Besuch in León und einem Gegenbesuch in Hamburg. Die Reisen finden jeweils im Sommer statt, so dass die beteiligten Jugendlichen immer für zwei Jahre in den Austausch eingebunden sind. Im Zentrum des Austausches steht die persönliche Begegnung der Jugendlichen. In León arbeitet die deutsche Gruppe zusammen mit den NicaraguanerInnen am Aufbau eines sozialen Projektes.

Außerdem hat die Gruppe die Gelegenheit, politische, soziale und kulturelle Gruppen zu besuchen, um etwas über die Lebenssituation der NicaraguanerInnen zu erfahren und aus Deutschland zu erzählen. 1991 besuchte eine Gruppe von 18 HamburgerInnen das erste Mal León. Damals wurde ein Jugendzentrum in Poneloya gebaut, nach dem Seebeben 1992 wurde es als eines der wenigen noch stehenden Gebäude zu einer Notunterkunft umgewandelt. 1993 wurde ein Jugendzentrum in León renoviert. In den Jahren 1995 und 1997 wurde ein Basketballplatz als Begegnungsstätte für Jugendliche sowie ein Spielplatz mit ökologischem Lehrpfad gebaut. Im letzten Jahr hat die Gruppe mit dem Anlegen eines Fußballplatzes zum Aufbau einer sozialen Infrastruktur für Jugendliche in León beigetragen.

Bei dem Gegenbesuch der Leoneser Jugendlichen wird gemeinsam ein kritischer Blick auf die deutsche Gesellschaft geworfen, und die nicaraguanischen Jugendlichen lernen den Alltag Jugendlicher in Hamburg kennen. Darüber hinaus wurde anläßlich des 10. Jubiläums des Jugendaustausches das Programm für 2000 erweitert und umgestaltet: Die nicaraguanischen Jugendlichen kommen mit eigenen sozialen und kulturellen Projekten nach Hamburg, die sie hier unter dem Motto „Junges Leben in León ­ zehn junge Projekte aus Hamburgs Partnerstadt in Nicaragua" der Öffentlichkeit vorstellen und für UnterstützerInnen oder Projektpartnerschaften mit Hamburger Organisationen werben wollen. So soll die ehrenamtliche Jugendarbeit in León durch den Austausch gestärkt werden.

Außerdem werden die Gruppen gemeinsam an einem Wandbild arbeiten, um auch den nicaraguanischen Jugendlichen Gelegenheit zu geben, in der Partnerstadt ihre Spur zurückzulassen. Auch eine Fotoausstellung über die Geschichte des Jugendaustausches und Erfahrungen der Jugendlichen wird im Rahmen des Austausches 2000 entstehen.

Finanziert werden der Austausch und das jeweilige Projekt in León vom Amt für Jugend, der Senatskanzlei und vielen anderen Spendern.

Kontakt: AGfJ, Telefon: 040-31 65 68, e-mail: mail@agfj.de Arbeitskreis „Frauenprojekte in Nicaragua"

Der Arbeitskreis hat sich Ende 1995 zusammengefunden, mit dem Ziel Frauenprojekte in Nicaragua zu unterstützen. Seit 1996 spezialisiert sich die Gruppe auf die Unterstützung des Movimiento de Mujeres „Maria Elena Cuadra" in León. Das Movimiento ist Mitglied im Netzwerk gegen Gewalt. Die Frauenbewegung Maria Elena Cuadra organisiert in León:

­ die Durchführung von Berufsbildungskursen, z. B. Schneiderei, Schreibmaschine, Buchhaltung,

­ Ausbildung und professionelle Beratung in Rechtsfragen,

­ psychologische und soziale Betreuung von Frauen.

Die Frauengruppe, die auf unterschiedlichen Wegen mit dem Movimiento in Kontakt gekommen ist, trifft sich regelmäßig und ist daran interessiert ­ neben der materiellen Unterstützung, einen Dialog und Austausch mit den Frauen in León zu führen. Sechs Frauen des Movimientos waren im September 1997 in Hamburg.

Im Zusammenhang mit dem Hurrikan „Mitch" wird seit 1998 das „Psychosoziale Projekt zur Betreuung der Überlebenden von Mitch in den Gebieten des Casitas" unterstützt. Für die Arbeit in der BRD wird eine Vernetzung mit Frauen in München, Berlin und Rostock angestrebt.

Da die Finanzierung des Projekts bisher noch von internationalen Partnern abhängig ist, sollten die Frauen ein Projekt finden, womit sie sich langfristig selbst finanzieren können.

Von Hamburg könnte die Anschubfinanzierung dafür geleistet werden.

Kontakt: Nicaragua-Verein, Telefon: 040-39 44 04, e-mail: Nicaragua-Verein@t-online.de Freundeskreis León-Hamburg

Der Freundeskreis León-Hamburg ist ein gemeinnütziger Verein, der 1995 gegründet wurde. Er betreut hauptsächlich die Projekte im Rahmen der Restpfennigaktion der Beschäftigten und Ruheständler/-innen des hamburgischen öffentlichen Dienstes (in Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei).

In dem ersten durch diese Mittel finanzierten und vom Freundeskreis León-Hamburg durchgeführten Projekt wurden sieben Stadtteile Leons mit Wasser- und Abwasserversorgung ausgestattet. Dazu wurden Rohre, Wasserhähne, Steine und andere Materialien gekauft, mit denen die BewohnerInnen in gemeinsamer Arbeit Wasseranschlüsse legten, Latrinen bzw. Klärgruben bauten und Duschzellen installierten.

Das vom Bürgermeister von León vorgeschlagene neue, aus der Restpfennig-Aktion zu finanzierende Projekt, der Bau eines Abwasserkanalisationssystems mit entsprechenden Hausanschlüssen für den ältesten Stadtteil Sutiava, wird mit

Unterstützung ehrenamtlich tätiger Experten aus Hamburger Behörden und städtischen Unternehmen z. Z. geprüft.

Darüber hinaus bemüht sich der „Freundeskreis LeónHamburg e.V.", auch andere nichtstaatliche Träger und Unternehmen für eine langfristige Beteiligung an der „RestpfennigAktion" zu gewinnen. Bisher haben sich lediglich die Hamburger Wasserwerke bereit erklärt, diese Aktion regelmäßig zu unterstützen. Andere Firmen haben sich interessiert gezeigt, sind aber der Auffassung, dass der administrative Aufwand in keinem Verhältnis zu den Einnahmen und den damit umsetzbaren Möglichkeiten stehen würde. Die Aktion im öffentlichen Dienst hat das Gegenteil bewiesen. Aus dem Grunde werden auch die Bemühungen fortgesetzt, andere Träger für eine langfristige Unterstützung zu gewinnen. Bis Ende 1999 wurden über diese Schiene immerhin 20 000 DM eingenommen.

Kontakt: Wolfgang Schmidt, Telefon: 040-2 80 62 01, e-mail: w-schmidt@jura.uni-hamburg.de GEW-Mittelamerikagruppe

Die ersten Kontakte zwischen Hamburger und Leóner Schulen gab es 1982, als politisch motivierte Reisende (meistens Lehrer) die Idee von Schulpartnerschaften zwischen dem reichen Hamburg und dem armen León mitbrachten. Im Rahmen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gründete sich 1985 die Mittelamerikagruppe, die zusammen mit dem Nicaragua-Verein den ersten Container mit Schulmaterial nach León auf den Weg brachte.

Die GEW beschloß, den Container regelmäßig jedes Jahr zu versenden. Die Zahl der Schulkontakte und Partnerschaften wuchs weiter; immer mehr Kollegen und Schüler reisten nach Nicaragua. Aus lockeren und zufälligen Schulkontakten entstanden feste Partnerschaften, viele von ihnen offiziell durch Beschluss von Schulkonferenzen. Die Hamburger GEW und die nicaraguanische Lehrergewerkschaft ANDEN León nahmen offiziellen Kontakt auf; die gewerkschaftliche Verbindung beider Städte diente als Dach der Schulpartnerschaften und erleichterte deren Organisation. Jugendliche aus Hamburger und Leoner Partnerschulen haben sich über den Jugendaustausch der AGfJ gegenseitig in ihren Städten besucht.

Zwar sank aufgrund der Wahlniederlage der Sandinisten 1990 auch die Attraktivität des Landes für die politisch interessierte Öffentlichkeit in Deutschland, und es wurde schwerer, die Schulpartnerschaften lebendig zu erhalten. Häufig waren es nur wenige Lehrer und Schüler, die sich zum alljährlichen Packen des Containers zusammenfanden und Schulmaterial sammelten. Trotzdem erreichten die Container der 90er Jahre jeweils einen Warenwert von knapp 100 000 DM. Es wuchs die Spendenbereitschaft in dem Maße, wie die aktive Unterstützungsarbeit an den Schulen schwand.

Seit den Verwüstungen des Hurrikans „Mitch" erinnern sich viele Menschen wieder an Nicaragua. An den Schulen haben die Schüler nicht nur Spendenaktionen organisiert, sondern neue Schulpartnerschaften eingerichtet, so dass Hamburg heute 28 Partnerschaften von Schulen und Kindergärten zählt.

In León sind es tatsächlich aber über 40 Schulen, deren Kinder von den Partnerschaften profitieren, denn die 600 Lehrer, die an den Partnerschulen arbeiten, haben häufig noch einen zweiten Arbeitsplatz an einer anderen Schule. ANDEN organisiert die Solidarität, indem sie Räume, Personal und Hilfsmittel zur Verfügung stellt. Dies ist auch für die Gewerkschaft eine gute Möglichkeit, Lehrer zu erreichen, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, aber in der Partnerschaft aktiv mitarbeiten.

Ähnlich wie in Hamburg finden monatlich Solidaritätssitzungen im Gewerkschaftshaus statt, auf der alle gewerkschaftlichen und pädagogischen Fragen besprochen werden.

Die Aktivitäten von ANDEN könnten ohne die finanzielle Hilfe der GEW kaum durchgeführt werden. Denn eigene Einnahmen hat die Organisation kaum: Der Einzug der Gewerkschaftsbeiträge wird ­ wie in Lateinamerika üblich ­ direkt über die Gehaltslisten vorgenommen und ist daher den Störmaßnahmen der Regierung ausgesetzt. Insofern kommt der Unterstützung durch die Hamburger GEW für ANDENLeón große Bedeutung zu.

Nach dem Hurrikan Mitch wurden mit der Unterstützung vieler Hamburger Schulen folgende Projekte verwirklicht:

­ In kleinen Landschulen wurden verschüttete bzw. ausgelaufene Latrinen repariert oder neu eingerichtet und mit Sockel, Sitz und Häuschen versehen.

­ Größere Schulen errichteten Wassertoiletten, über deren Funktionalität sich allerdings streiten lässt. Zu häufig funktioniert die Wasserspülung nicht, so dass die Toiletten leicht verschmutzen. Auf dem Land erscheinen Trockenlatrinen nach wie vor als hygienischste Lösung.

­ Undichte Dächer und eingestürzte Mauern mussten vor allem an Landschulen repariert werden. Einzelne Klassenräume wurden ganz neu gebaut.

­ Weggeschwemmtes und verrottetes Schulmobiliar wird und soll weiter ersetzt werden.

­ Zum Schutz vor Überschwemmungen wurden teilweise Mauern um die Schulen gebaut.

Die GEW-Mittelamerikagruppe macht neben der direkten Unterstützung der Partnergewerkschaft in León auch viel Öffentlichkeitsarbeit in Hamburg. So erscheinen in der Hamburger Lehrerzeitung (hlz) in regelmäßigen Abständen Artikel, und es wurde didaktisches Material für den Unterricht hier entwickelt, um den Gedanken einer kommunalen Partnerschaft in unterschiedlichen Lebenswelten aufzugreifen.

Kontakt: Gerd Schumann, Telefon: 040-6 92 81 43, e-mail: gerdfs@aol.com GoooLeón ­ Jugendfußball in León:

Seit Anfang 1998 existiert das Jugendfußballprojekt „GoooLeón", mit dem im Leóner Stadtteil Fundeci Jugendlichen eine sportliche und soziale Perspektive geboten werden soll. Mit Bewohnern des Stadtteils wurde im Februar 1998 der Verein FC Deportivo León" gegründet; im Juli 1998 begann ­ zunächst auf einem Sportplatz der Universität ­ ein fester Trainingsbetrieb unter Leitung des Hamburger Trainers Dirk Pesara. Von anfangs etwa 20 stieg die Zahl der teilnehmenden Jugendlichen innerhalb weniger Wochen auf über 50 an; inzwischen sind es etwa 100 Jugendliche unterschiedlicher Altersstufen und Lebenssituationen (Schüler, Studenten, Arbeitende, Erwerbslose, Straßenkinder). Es werden insgesamt acht Trainingseinheiten pro Woche angeboten. Nach den Spielen findet ein Mannschaftsessen statt, das für viele Jugendliche die wichtigste Mahlzeit der Woche darstellt.

Langfristig soll durch den Aufbau neuer Jugendsparten und durch Ausbildung einheimischer Trainer ein Vereinsleben geschaffen werden, das Trainingsmöglichkeiten für alle Kinder und Jugendliche bietet und dabei von Nicaraguanern selbst geleitet wird.

Bisher Erreichtes:

­ Die A-Jugend wurde im Oktober 1998 auf Anhieb Leóner Meister und qualifizierte sich damit für die 3. Liga. Dort schaffte das Team im Frühsommer 1999 den Aufstieg in die