Förderung

Sediment unter Wasser durch Wasserstrahlen aufgelockert, so dass es zurück in den Strom fließt. Dieses Verfahren ist aufgrund der erforderlichen speziellen Gegebenheiten (wie Sohlgefälle, Strömungen, Korngröße) allerdings nur in einigen Hafenbecken möglich.

Als Ergebnis der Untersuchungen wurde auf Fachebene von Wirtschafts- und Umweltbehörde ein Handlungskonzept für die Umlagerung von Baggergut aus dem Hamburger Hafen in der Stromelbe auf hamburgischen Staatsgebiet erarbeitet. Zwar sind darin aus Gründen des Gewässerschutzes (Beeinflussung des Sauerstoffhaushaltes und der Gewässerfauna) Umlagerungen nur im Zeitraum November bis März vorgesehen, gleichwohl stellen sie einen wesentlichen Teil des Gesamtkonzeptes der Baggergutbehandlung dar. Im Zeitraum April bis Oktober sind Umlagerungen wegen der damit verbundenen ökologischen Auswirkungen nur in Ausnahmefällen möglich, in dieser Zeit fallen jedoch rund 2/3 der jährlichen Sedimentationsmenge an.

Derzeit muss allerdings davon ausgegangen werden, dass auch weiterhin ein erheblicher Teil der Elbesedimente, die zur Aufrechterhaltung der für die Schifffahrt erforderlichen Tiefen gebaggert werden, aus Gründen der Schadstoffbelastung oder der jahreszeitlichen Begrenzungen der Umlagerungen an Land oder anders untergebracht werden muss.

Finanzielle Aufwendungen

Mit den Behandlungsanlagen und den beiden Schlickhügeln wurde das Konzept zur Unterbringung des Baggergutes aus Hafen und Elbe von 1981 umgesetzt. Die Haushaltsausgaben für die Behandlung und Unterbringung von Baggergut seit 1979 sind in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung 3: Haushaltsausgaben seit 1979 bis einschließlich 1998 im Titel 7500.742.04 (Unterbringung von Baggergut und Trockenaufhöhungen).

4. Nationale und internationale Konzepte

Im Küstenbereich wird national wie international weitaus am häufigsten das Umlagern im Gewässer praktiziert.

Die Belastung des Baggergutes mit Schadstoffen kann jedoch auch dazu führen, dass es gesichert abgelagert werden muss oder nach einer Behandlung verwertet wird. Im Unterschied zu an Land deponierten Abfällen zeichnen sich belastete Gewässersedimente jedoch in der Regel durch sehr große Mengen mit einer relativ geringen Belastung einer breiten Palette von Schadstoffen aus.

Deutschland

Das Umlagern von Baggergut im Gewässer ist weit verbreitete Praxis. Es wird in den Wasserstraßen des Bundes und in den Häfen der Länder praktiziert. Allein an der Unterelbe werden im nicht-hamburgischen Bereich jährlich über 10 Mio. m3 Baggergut umgelagert, das bei der Unterhaltung des Elbefahrwassers und der Häfen Cuxhaven, Brunsbüttel, Stade und Elmshorn anfällt. Hierbei handelt es sich allerdings um vorwiegend sandiges Material.

Von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wurde die subaquatische Unterbringung von Baggergut, wie zum Beispiel der Einbau unter Wasser in ausgebeuteten Kiesgruben, an verschiedenen Stellen angewendet.

Das in Bremen-Stadt anfallende Baggergut wird in Entwässerungsfeldern behandelt und in eine Hügeldeponie mit einem Einbauvolumen von 4 Mio. m3 sowie einer geplanten Einbauzeit von 20 Jahren verbracht. Die jährlichen Haushaltsausgaben für die Baggergutbehandlung und -unterbringung betragen rund 25 Mio. DM. Untersuchungen zum Umlagern von Teilmengen wurden auch in Bremen durchgeführt.

Das in Bremerhaven anfallende Baggergut aus dem abgeschleusten Bereich mit einer Menge von rund 0,5 Mio. m3 pro Jahr wurde bisher umlagert. Aufgrund erhöhter Organozinngehalte (TBT) wurde 1997 durch die zuständige niedersächsische Verwaltung ein Verklappungsverbot ausgesprochen. Derzeit werden Überlegungen zur Reduzierung der Sedimentmengen sowie zu einer Behandlung an Land angestellt.

Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat 1996 ein Baggergutkonzept vorgelegt, das u. a. eine verfahrenstechnische Behandlung des belasteten Baggergutes vorsieht (s. 4.1.1). Umlagerungen sind möglich und werden praktiziert. In Lübeck wurden Hafenbecken mit Baggergut verfüllt.

Baggergut-Aufbereitungskonzept der Balticon GmbH

Von der Balticon Ostsee-Baggergut-Sanierungs GmbH, Lübeck, wurde das Konzept einer mobilen Baggergutaufbereitung entwickelt. Das Baggergut soll in verschiedenen verfahrenstechnischen Komponenten überwiegend mechanisch entmischt und entwässert werden; 99 % des erzeugten Materials sollen in der Baustoffindustrie verwertet werden. Im Baggergut enthaltene Schadstoffe sollen zerstört bzw. so konzentriert und immobilisiert werden, so dass sie nicht mehr umweltschädlich wirken können.

Durch eine hohe Durchsatzleistung der Anlage sollen niedrige Einheitskosten erreicht werden.

Wesentliche Elemente der Technologie sind bereits in der METHA-Anlage und der Spülfeldablaufwasser-Reinigungsanlage (SARA) enthalten bzw. werden bei der Großversuchsanlage zur Ziegelherstellung realisiert. Für andere Elemente des Verfahrens steht der Realisierungsnachweis einer großtechnischen mobilen Baggergutaufbereitung aus. Die Anwendung dieser zusätzlichen Verfahrenskomponenten wurde im Rahmen des Hamburger Baggergutkonzeptes ebenso wie durch das Niedersächsische Elbeschlickforum geprüft, aber als nicht sinnvoll einsetzbar eingeschätzt. Der Grund dafür liegt in dem hohen Technisierungsgrad dieser Verfahrenskomponenten zur Behandlung spezieller Schadstoffe, die im Hamburger Baggergut nur in geringem Umfang enthalten sind.

Die Anwendung dieses Verfahrens ist daher für das im Hamburger Hafen anfallende Baggergut nicht sinnvoll.

Niederlande und Belgien Rotterdam sah sich als Anlieger des Rheins Anfang der 80er Jahre mit ähnlichen Problemen im Umgang mit Baggergut konfrontiert wie Hamburg.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Belastung des Rheins mit Schadstoffen um bis zu 90 % verringert. Im Vergleich dazu ist die Elbe noch deutlich höher belastet, jedoch hat sich auch hier in den 90er Jahren eine kontinuierliche Verbesserung ergeben.

Die Niederlande und Rotterdam haben sich schon in den 80er Jahren mit Erfolg für die Sanierung des Rheins eingesetzt und Vereinbarungen mit Anrainern zur Minderung von Emissionen abgeschlossen. Zum damaligen Zeitpunkt waren aus politischen Gründen an der Elbe keine vergleichbaren Maßnahmen möglich, da die damalige DDR alle Gespräche zu diesem Thema strikt ablehnte.

In Rotterdam fällt annähernd die zehnfache Baggergutmenge wie in Hamburg an. Der größere Anteil des Baggergutes wird in die Nordsee umgelagert. Das höher belastete Baggergut wird in die „Slufterdeponie" verbracht. Diese subaquatische Deponie im Küstenvorfeld des Rotterdamer Hafens wurde durch Aufspülung eines Sandwalles und gleichzeitiger Herstellung einer Grube mit einer Fläche von 260 ha und einer Tiefe von 24 m hergestellt. Das dort eingespülte aus dem Gewässer stammende Sediment verbleibt dauerhaft unter der Wasseroberfläche.

Der Slufter wurde vor rund 10 Jahren errichtet, die vorhandene Kapazität für insgesamt 150 Mio. m3

Baggergut soll noch bis über das Jahr 2010 hinaus ausreichen. Die spezifischen Kosten von ca. 5 DM /m3

Baggergut betragen bei dieser Unterbringung nur einen Bruchteil der vergleichbaren Ausgaben in Hamburg.

Derzeit errichten die Niederlande für die Unterbringung der bei ökologischen Sanierungsprogrammen anfallenden belasteten Sedimente aus nationalen Gewässern eine dem Slufter ähnliche subaquatische Großdeponie im Ketelmeer. Das Einlagerungsvolumen beträgt 23 Mio. m, die Baukosten belaufen sich auf rund 250 Mio. Gulden. Es ergeben sich spezifische Kosten von rund 10 DM /m. Weitere Deponien dieser Art sind geplant.

Das niederländische nationale Baggergutuntersuchungsprogramm über die Möglichkeiten verfahrenstechnischer Behandlungstechnologien ist abgeschlossen. Es kommt zu dem Ergebnis, dass ein Einsatz komplexer Technologien, die über die in Hamburg angewendete Technik der Trennung und Entwässerung hinausgehen, nur für geringe Mengen hochbelasteter Sedimente sinnvoll ist.

In Antwerpen wird das anfallende Baggergut zum Teil umgelagert; zum Teil wird es sowohl an Land behandelt und abgelagert bzw. zur Landschaftsgestaltung verwertet als auch subaquatisch untergebracht. Konzepte, die eine hügelförmige Schlickablagerung ähnlich der in Hamburg vorsehen, wurden entwickelt, jedoch noch nicht umgesetzt.

Bisher wird für Sedimente mit vergleichbarer Belastung wie in Hamburg keine aufwendige Technologie eingesetzt.

USA, Kanada

Sowohl in den USA wie in Kanada wurden umfangreiche Untersuchungen im Rahmen spezieller Programme zu sämtlichen Themenbereichen belasteter Sedimente ­ von der Bewertung bis hin zu Behandlungstechnologien ­ durchgeführt. Als Ergebnis wurde eine Vielzahl von Richtlinien entwickelt. Technisch und finanziell aufwendige Behandlungsverfahren werden jedoch nur im Rahmen relativ kleiner Maßnahmen umgesetzt.

Weit verbreitet ist das sogenannte Capping, d. h. die Unterbringung am Gewässergrund; es wird im Bereich von Häfen wie auch an Küsten durchgeführt. Dabei werden die Sedimente am Gewässergrund abgelagert und mit einer unbelasteten Sandschicht abgedeckt. Geringer belastete Sedimente werden u. a. zur Herstellung von Feuchtgebieten verwendet.

In den letzten Jahren im Hafen von New York / New Jersey entstandene Engpässe in der Unterbringung von jährlich etwa 45 Mio. m3

Baggergut sollen durch ein umfangreiches und aufwendiges Programm gelöst werden. Für etwa 5 Mio. m3

Baggergut wird eine Capping- oder Slufterähnliche Lösung gesucht. Weiterhin wird auch die Abdeckung von Altlasten mit Schlick projektiert, der nicht im Gewässer verbleiben soll.

Zusammenfassung:

Im internationalen Vergleich ist eine Entwicklung erkennbar, Baggergut gesichert im Gewässer unterzubringen, wenn es aus Gründen der Schadstoffbelastung nicht um gelagert werden kann. Mögliche Verfahrensvarianten sind die subaquatische Ablagerung z. B. in Kiesgruben, der Rotterdamer Slufter oder das häufig in den USA angewendete Capping. Diese Verfahren stellen einen auch in der Wissenschaft anerkannten sicheren Umgang mit belasteten Gewässersedimenten dar.

5. Beitrag der Nachbarländer zur Baggergutunterbringung Mitte der 80er Jahre haben Niedersachsen und Schleswig Holstein der Hansestadt Unterstützung bei der Bewältigung der Baggergutproblematik zugesagt. Damalige Ausgangslage war die Unterbringung von jeweils einem Drittel der jährlichen Baggergutmenge über die Dauer von 10 Jahren, d. h. insgesamt jeweils rund 2 Mio. m3 aufbereiteter ­ Schleswig-Holstein hat sich in der Rahmenvereinbarung von 1984 u. a. grundsätzlich bereit erklärt, Ablagerungsflächen für die Baggergutablagerung an Land zur Verfügung zu stellen und bei der Flächenbeschaffung behilflich zu sein. In Umsetzung der Rahmenvereinbarung und in Verknüpfung mit der genannten Flächensuche sind bereits Mittel in Höhe von rund 45 Mio. DM aus dem Förderungsfonds der Gemeinsamen Landesplanung Hamburg/Schleswig-Holstein für den Bau der U-BahnVerbindung nach Norderstedt geflossen.

Der Senat und die niedersächsische Landesregierung haben sich in einer gemeinsamen Kabinettssitzung im Mai 1991 darauf verständigt, die Unterbringung von belastetem Baggergut aus dem Hamburger Hafen langfristig zu sichern. Das im Zuge der Suche nach einer geeigneten Deponiefläche gegründete Niedersächsische Elbeschlickforum sprach 1994 u. a. die Empfehlung an die Niedersächsische Landesregierung aus, mit dem aufbereiteten Baggergut elbenahe Salzkavernen zu verfüllen.

Die drei Landesregierungen haben 1994 beschlossen, dass belasteter Elbeschlick solange ökologisch sicher in den drei Ländern untergebracht werden muss, bis andere Verwertungsmöglichkeiten oder andere Unterbringungen möglich werden. u. a. sollen auch Lösungen mit den anderen Elbeanliegerländern zur Lösung der Baggergutproblematik gefunden werden.

Schleswig-Holstein

Von der Landesregierung in Kiel wurde 1993 der Standort Bovenau am Nord-Ostsee-Kanal im Kreis RendsburgEckernförde für eine Baggergutdeponie vorgesehen. Für die potentielle Deponie wurde eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung begonnen. Die geplante Einbaukapazität beträgt 2 Mio. m3 aufbereiteter Schlick. Da die Betriebseinrichtungen und die Sicherungsmaßnahmen gemäß dem Stand der Deponietechnik nur wenig von der Einlagerungsmenge abhängen, sind die spezifischen Kosten auch unter Berücksichtigung der großen Transportentfernung fast doppelt so hoch wie diejenigen beim Einbau in die Hügel in Hamburg.

Schleswig-Holstein hat ­ bei grundsätzlicher Aufrechterhaltung der in der Rahmenvereinbarung von 1984 übernommenen Verpflichtung ­ sein Interesse bekundet, an der Realisierung der Deponie Bovenau nicht festzuhalten.

Gemeinsam sollen Lösungsansätze zur Baggergutfrage entwickelt werden, die eine Inanspruchnahme der Flächen in Bovenau nicht mehr erforderlich machen (vgl. 6.1, 6.5 und 6.6).) entsprechend rund 4 Mio. m3

Profilmaß

Niedersachsen

Aufgrund der Empfehlung des Elbeschlickforums an die niedersächsische Landesregierung wurden in 1996 und 1997 Verhandlungen über die Unterbringung von METHA-Schlick in Salzkavernen der Dow zwischen der Wirtschaftsbehörde und der Firma Dow Deutschland Inc.

(DDI) geführt.

Das Verfahren sieht den Transport von in der METHA aufbereitetem Elbeschlick auf dem Wasserweg bis zum Anleger Stade-Bützfleth vor. Dort wird das Material entladen, für den hydraulischen Transport mit Sole vermischt und zu einer ausgesolten Kaverne im Kavernenfeld der Dow in Ohrensen gepumpt.

Die Kavernen entstehen etwa 1000 m unter der Oberfläche in dem dort anstehenden mächtigen Salzstock, indem Süßwasser eingebracht wird, dort das anstehende Salz gelöst wird, als Salzsole nach oben gepumpt und in einer Salzaufbereitungsanlage daraus Chlor gewonnen wird.

Eine bereits ausgesolte, nicht mehr betriebene Kaverne soll mit dem Schlick verfüllt werden. Diese Kaverne ist ein etwa 1000 m hoher, schmaler Zylinder und kann etwa 7 Mio. Tonnen Schlick aufnehmen. Das aus der Kaverne verdrängte Wasser soll nach Aufbereitung im Werk der Dow in die Elbe abgeleitet werden.

Technische oder betriebliche Risiken werden vom Kavernenbetreiber nicht völlig ausgeschlossen. Diese könnten zu einer längeren Unterbrechung oder im ungünstigsten Fall zu einem Abbruch der Schlickeinbringung führen.

Nicht kündbare Grundlage des Vertragsangebotes der Dow Deutschland ist eine jährliche Mindest-Liefermenge von 400 000 Tonnen. Gleichzeitig wird als Obergrenze 700 000 Tonnen für die jährliche Liefermenge angegeben.

In einer Spezifikation werden Werte für die Zusammensetzung des Schlicks (u. a. Korngrößenverteilung, Organikgehalt und zulässige Schadstoffgehalte) im anzuliefernden Schlick festgelegt. Die Begrenzung der Schadstoffgehalte entspricht in etwa den Werten für Klärschlamm der Klärschlammverordnung; damit ist die Unterbringung höher belasteter Sedimente, insbesondere sogenannter Hot Spots, deren Beseitigung im Sinne einer nachhaltigen Gewässersanierung in der gesamten Elbe und ihrer Nebenflüsse dringend geboten ist, ausgeschlossen.

Die Lieferung der jährlichen Mindestmenge würde bei vollständiger Verfüllung der Kaverne über einen Zeitraum von 19 Jahren bei sonst gleichen Randbedingungen jährliche Haushaltsmehrausgaben für die Baggergutunterbringung von etwa 15 Mio. DM bedeuten. Die spezifischen Kosten liegen in der gleichen Größenordnung wie für eine Deponie in Bovenau und damit etwa doppelt so hoch wie beim Einbau in die Hamburger Hügel.

Der Senat hat eine Entscheidung über den Abschluss eines Vertrages mit der Dow Deutschland Inc. über den Kavernenversatz mit Elbesediment in Hinblick auf das weitere Vorgehen zurückgestellt.

6. Weiterentwicklung des Konzepts zur Baggergutunterbringung

Das seit etwa Mitte der 80er Jahre erarbeitete Baggergutkonzept ist bislang Grundlage für die jährliche Baggergutunterbringung.