Schlechtwetter-Anflugsystem

Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Berndt Röder (CDU) vom 02.11. und Antwort des Senats

Betreff: Kein Schlechtwetter-Anflugsystem der Kategorien II und III am Flughafen Fuhlsbüttel

Am Mittwoch, dem 18. Oktober 2000, mußten mehrere Flüge am Hamburger Flughafen wegen Nebels gestrichen bzw.umgeroutet werden. Dies war notwendig, da im Moment kein Schlechtwetter-Anflugsystem am Flughafen Fuhlsbüttel zur Verfügung steht. Das Instrumentenlandesystem an der Hauptlandebahn 23 wird zur Zeit erneuert, so dass die Runway nur bei guter Sicht angeflogen werden kann. Die Landebahn 15 hingegen verfügt über gar keine elektronische Schlechtwetter-Anflughilfe, sondern lediglich über ein Instrumentenlandesystem der Kategorie I, welches ausschließlich für Schönwetteranflüge geeignet ist.

Nach Auskunft der Flughafen Hamburg GmbH (FHG) hat die für Instrumentenlandesysteme (ILS) zuständige Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) 1999 ein sogenanntes ILS Stabilisierungsprogramm aufgelegt, in dessen Rahmen auch die ältere und zunehmend ausfallgefährdete ILS-Anlage der Hamburger Landebahn 23 (Bahn 1) durch neue Technik im Jahre 2000 ersetzt wurde. Der Flughafen Hamburg und die Vertreter der Hamburg anfliegenden Airlines wurden von der DFS über die Notwendigkeit einer raschen Installation der Neuanlage offiziell im März 2000 informiert; die Montage der neuen Anlage war im Juli 2000 abgeschlossen.

Nach den Vorschriften der International Civil Aviation Organization ist der Betrieb der neuen Anlage zunächst für die unterste (sogenannte CAT I) der vier ILS-Betriebsstufen von CAT I bis CAT IIIb zu erproben, woran sich die jeweils nächsthöhere Betriebsstufe (CAT II) anschließt. In Hamburg wäre dieser Übergang Mitte Februar 2001 möglich; die höchste Stufe (CAT IIIb) kann dann sechs Monate später erreicht werden.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen aufgrund von Angaben der FHG wie folgt.

1. Wie viele Flüge mußten am 18. Oktober wegen Nebels gestrichen bzw. umgeroutet werden?

Es wurden 19 Flüge, davon sieben Starts, gestrichen bzw. umgeroutet.

2. Wie lange wird die Erneuerung des Instrumentenlandesystems noch dauern?

Siehe Vorbemerkung.

3. Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die durch die Erneuerung bedingten Behinderungen des Luftverkehrs zu vermeiden bzw. gering zu halten?

Die Montage der neuen Technik wurde vorgenommen, als die Bahn 1 wegen Bauarbeiten für eine neue Rollbahn ohnehin gesperrt war. Die Montage erfolgte in kürzestmöglicher Zeit. Die Luftverkehrsgesellschaften wurden rechtzeitig informiert.

4. Wird mit Regreßforderungen von Fluggesellschaften gerechnet und, wenn ja: In welcher Höhe?

An die FHG sind bisher keine Regreßforderungen herangetragen worden.

5. Wie viele Nebeltage gab es im Zeitraum von Oktober bis April, an denen Flugzeuge nur landen konnten, weil sie auf das Schlechtwetter-Anflugsystem auf der Landebahn 23 zurückgreifen konnten, und wie viele Flüge waren es insgesamt im Winter

a) 1996/1997,

b) 1997/1998,

c) 1998/1999,

d) 1999/2000?

Daten in dieser Form werden nicht erhoben. Der Flugwetterdienst am Flughafen Hamburg erfaßt nur die jeweilige Dauer der ILS-Betriebsstufen CAT II bis CAT IIIb. Erfassungskriterium ist die Sichtweite, nicht die Wetterlage. Entsprechende Daten liegen erst ab 1997 vor. (Die Angaben gelten für die Flugbetriebszeiten außerhalb der Hamburger Nachtflugbeschränkung, jeweils in Stunden: Minuten): CAT IIIb CAT IIIa CAT II 1997 0 : 00 1 : 35 6 : 30

1998 0 : 00 0 : 30 5 : 34

1999 0 : 50 0 : 00 15 : 57

2000 (Januar bis Oktober) 0 : 00 0 : 00 1 : 39

6. Wird auf der Landebahn 23 ein Instrumentenlandesystem der Kategorie II (Landung bei einer Sicht von 600 m und einer Wolkenuntergrenze von weniger als 200 m möglich) oder ein Instrumentenlandesystem der Kategorie III (Landung bei einer Sicht von null Metern und einer Wolkenuntergrenze unter 350 m möglich) installiert?

Es ist eine CAT-IIIb-Anlage installiert (siehe Vorbemerkung).

7. Warum wurde nicht vor der Erneuerung des Systems auf der Landebahn 23 auf der Landebahn 15 eine Schlechtwetter-Anflughilfe installiert, und wie hoch wären die Kosten für ein

a) Instrumentenlandesystem der Kategorie II,

b) Instrumentenlandesystem der Kategorie III?

Das o.g. ILS-Stabilisierungsprogramm der DFS wurde 1999 aufgelegt; eine Installation eines ILS an der Landebahn 15 (Bahn 2) hätte bis zur testierten Betriebsstufe CAT IIIb einen Vorlauf von eineinhalb bis zwei Jahren bedeutet, hätte also spätestens 1997 begonnen werden müssen.1997 war jedoch nicht bekannt, dass das genannte Programm 1999 aufgelegt wird.

Ein ILS der Kategorie IIIa/IIIb erfordert Investitionen einschließlich aller damit zusammenhängenden Maßnahmen von rund 8 bis 9 Millionen DM. Hinzu kommen laufende Betriebskosten von 1,5 bis 2 Millionen DM p.a.

8. Wie viele der zehn größten Flughäfen Deutschlands verfügen über kein SchlechtwetterAnflugsystem, und welche sind es?

Keiner.

9. Wie viele der zehn größten Flughäfen Deutschlands verfügen über mindestens zwei Landebahnen mit einem Instrumentenlandesystem der Kategorie II oder III, und welche sind es?

Fünf. Es sind Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln, Hannover.