„S 4" als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs

Seit vielen Jahren werden die Zustände bei der Schienenverkehrsverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und Ahrensburg beklagt.

Wir fragen deswegen den Senat.

Auf Grundlage ergänzender Informationen der DB AG, des HVV und der LandesverkehrsserviceGesellschaft Schleswig-Holstein mbH (LVS) beantwortet der Senat die Fragen wie folgt.

I. Allgemeines und Kosten

1. Seit wann gehört die sogenannte S4 zum HVV?

Die Linie S4 gehört seit seiner Gründung 1965 zum HVV.

2. Welche Regelungen im Rahmen des HVV gibt es für diese Strecke hinsichtlich der Abwicklung des Schienenverkehrs?

Nach der Vorgabe des HVV soll tagsüber ein 30-Minuten-Takt gefahren werden, der in der Hauptverkehrszeit (HVZ) zu einem 15-Minuten-Takt verdichtet wird. Der 30-Minuten-Grundtakt und der 15-Minuten-Takt in der Spät-HVZ werden eingehalten. In der Früh-HVZ kommt es aufgrund des Mischbetriebs mit dem Fern- und Regionalverkehr zu Taktabweichungen. Im übrigen gelten die Qualitätsstandards, die von der DB AG mit der zuständigen Fachbehörde, dem HVV und der LVS vereinbart wurden (z.B. Pünktlichkeit, Sauberkeit und Sicherheit).

3. Sind diese Regeln in den letzten 20 Jahren verändert worden?

Gegenüber 1980 wurde das Zugangebot auf der Linie S4 von 584 auf heute 659 Züge pro Woche ausgeweitet (+13 Prozent). 1980 gab es einen unregelmäßigen Fahrplan mit größeren Taktlücken. Qualitätsstandards wurden in den jeweiligen Vereinbarungen mit Schleswig-Holstein bzw.Hamburg ab dem Jahr 1996 festgelegt; im HVV wurden Qualitätsstandards erstmals über die Kooperationsverträge im Jahr 2000 fixiert.

4. Gilt diese Strecke zur Zeit als defizitär?

5. Wenn ja, welche Regelungen zum Defizitausgleich gibt es für diese Schienenverbindung? Wieviel zahlt Hamburg jährlich für den Schienenverkehr der sogenannten S4 zwischen Hauptbahnhof und der Landesgrenze, wieviel Schleswig-Holstein für den Schienenverkehr zwischen der Landesgrenze und Ahrensburg?

6. Wieviel zahlt Hamburg an welche DB-Firma jährlich für den Schienennahverkehr außerhalb sogenannter S4 zwischen Hauptbahnhof und der Landesgrenze, wieviel Schleswig-Holstein an welche DB-Firma für den Schienennahverkehr außerhalb der zwischen der Landesgrenze und Ahrensburg?

Das Defizit des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) auf Hamburger Gebiet, bezogen auf den Verkehrsumfang und die Qualität des Fahrplanjahrs 1993/94, wurde von dem Wirtschaftsberatungs-Unternehmen WIBERA ermittelt und beträgt für die SPNV-Verkehre auf Hamburger Gebiet jährlich 133,2 Millionen DM. Dieses Defizit wird durch Bundesmittel des Regionalisierungsgesetzes (RegG) gedeckt, die von Hamburg und Schleswig-Holstein für die Gesamtheit der Verkehre auf den Strecken, die nicht ausgeschrieben wurden, an die DB AG bzw. an deren Töchter Regionalbahn Schleswig-Holstein, DB Netz AG, DB Station & Service AG weitergeleitet werden. In diesen Beträgen sind die Zuschußbedarfe für die S4 und andere Linien, die auf der Strecke der S4 verkehren, enthalten. Eine Zurechnung der Defizite auf einzelne Linien liegt den Aufgabenträgern nicht vor.

II. Fahrgastentwicklung:

1. Wie viele Fahrgäste benutzen täglich die Züge zwischen Hauptbahnhof und Ahrensburg insgesamt und auf den einzelnen Abschnitten der sogenannten S4?

2. Wie war dies vor zehn und vor 20 Jahren?

Das durchschnittliche tägliche Fahrgastaufkommen betrug im Jahr 1999 werktags (außer Samstag) auf dem Abschnitt Hamburg Hauptbahnhof­Wandsbek-Ost ca. 18 300 Fahrgäste, auf dem Abschnitt Wandsbek-Ost­Rahlstedt ca. 16 600 Fahrgäste und auf dem Abschnitt Ahrensburg­Rahlstedt ca. 11 400 Fahrgäste. Die Fahrgastzahlen der Jahre 1980 und 1990 sind nach Auskunft der Regionalbahn Schleswig-Holstein nicht mehr ermittelbar. Verglichen mit den verfügbaren Werten der Schnellbahnerhebung von 1991 hat sich das Fahrgastaufkommen des Jahres 1999 nach Auskunft des HVV nicht verändert.

3. Welche Streckenabschnitte sind während welcher Tageszeiten überfüllt?

Die für die HVZ vorgegebene Mindestbeförderungsqualität von 77 Prozent Sitzplatzanteil wird nach Angaben des HVV auch in den am stärksten belasteten Abschnitten eingehalten. In den übrigen Zeiten finden in der Regel alle Fahrgäste einen Sitzplatz.

4. Welche Streckenabschnitte der Hamburger S-Bahn sind hinsichtlich des Fahrgastaufkommens mit den verschiedenen Abschnitten der S4 in der Größenordnung vergleichbar?

Die Abschnitte Hamburg Hauptbahnhof­Wandsbek-Ost und Wandsbek-Ost­Rahlstedt lassen sich bezüglich der Belastung mit dem Außenast der Linie S1 Iserbrook/Blankenese vergleichen (17200

Fahrgäste/Werktag), der Abschnitt Ahrensburg­Rahlstedt mit dem Ast Reinbek/Bergedorf der S21 (12 800 Fahrgäste/Werktag).

5. Welche Streckenabschnitte der Hamburger S-Bahn, die mit einem Zehn-Minuten-Takt befahren werden, haben vergleichsweise weniger Fahrgäste als Abschnitte der sogenannten S4?

Nur der Abschnitt Reinbek/Bergedorf.

III. Publikumsfreundlichkeit:

1. Welche Bemühungen haben in den letzten Jahren stattgefunden, um auf der sogenannten S4 publikumsfreundlichere Züge fahren zu lassen?

Mit Abschluß des letzten Jahres sind alle Reisezugwagen der Regionalbahn Schleswig-Holstein renoviert worden.Bei diesem sogenannten Redesign-Programm ist die S4 berücksichtigt worden. Die sogenannten Silberlinge sind aus dem Verkehr gezogen worden. Jetzt fahren modernisierte Wagen. Die Wagen der neuesten Generation verfügen auch über Gastronomie-Automaten.

2. Warum sind die vor einiger Zeit angekündigten Doppelstockwagen nicht in Hamburg angekommen?

Der Einsatz von Doppelstockwagen entspricht nicht der zwischen Schleswig-Holstein und der Regionalbahn abgesprochenen Fahrzeugkonzeption, da bei der in Schleswig-Holstein zugrunde gelegten Bedienungskonzeption der Einsatz von Standardwagen vorzuziehen ist.

3. Planen Hamburg, Schleswig-Holstein oder die DB, Bahnhöfe an der sogenannten S4 publikumsfreundlicher umzubauen?

4. Wenn ja, welche in welchem Zeitraum?

5. Wenn nein, warum nicht?

Im Rahmen eines Stationsprogramms in Schleswig-Holstein sowie im Zusammenhang mit der Aufhebung von Bahnübergängen im Raum Wandsbek sind Verbesserungen an Bahnhöfen der S4 vorgesehen. Konkret sind derzeit Maßnahmen für die Bahnhöfe Ahrensburg, Wandsbek-Ost und Rahlstedt geplant. Im Bahnhof Ahrensburg sollen die angedachten Maßnahmen in 2001 beginnen und 2002 fertiggestellt sein. Für die Maßnahmen im Bahnhof Wandsbek-Ost läuft das Planfeststellungsverfahren.

Die Planungsphase für die Baumaßnahmen im Bahnhof Rahlstedt läuft, so dass in ca. vier Monaten mit den Ausschreibungen begonnen werden kann.

IV. Verkehrspolitik und Verbesserungen

1. Würde nach Ansicht des Senats das Fahrgastaufkommen steigen, wenn es auf der Strecke der sogenannten S4 einen verläßlichen 20- oder Zehn-Minuten-Takt gäbe?

Ja, wobei der Fahrgastzuwachs mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden sein würde.

2. An welchen technischen Problemen scheitert zur Zeit die Einrichtung eines verläßlichen 20- oder gar Zehn-Minuten-Takts auf der sogenannten S4?

Die Relation Hamburg­Ahrensburg­Bad Oldesloe­Lübeck gehört zu den am stärksten befahrenen Strecken in Schleswig-Holstein. Die Trassen werden von mehreren DB-Gesellschaften genutzt (DB Cargo, DB Reise&Touristik und DB Regionalbahn Schleswig-Holstein). Eine weitere Taktverdichtung ist daher nur in Ausnahmefällen möglich.

3 Welche technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um einen verläßlichen 20- oder Zehn-Minuten-Takt auf einer S4 zustande zu bringen?

Die verfügbare Gleiskapazität müßte erhöht werden.

4. Sind dem Senat Kostenberechnungen für die Verwirklichung dieser Maßnahmen bekannt? Wenn ja, wie lauten sie?

Nein.

5. Welche Planungen existieren bei Hamburger Behörden oder bei der DB, um den Nahverkehr zwischen Hamburg und Ahrensburg und bis Oldesloe zu verändern?

Kurzfristige Änderungen des Nahverkehrs zwischen Hamburg und Ahrensburg bzw. Oldesloe sind derzeit nicht in Planung.Mittelfristige Änderungsmöglichkeiten werden von Schleswig-Holstein derzeit gutachterlich geprüft.

6. Wird im Zusammenhang mit der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke Hamburg­Lübeck eine Verbesserung der sogenannten S4 geplant?

7. Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

Die Elektrifizierung wird grundsätzlich auch Verbesserungen (z.B. Verkürzung der Fahrzeiten, Verbesserung der Pünktlichkeit, Erhöhung der Beförderungskapazität) auf der S4 ermöglichen. Über Art und Umfang möglicher Ausgestaltungen sind derzeit noch keine Aussagen möglich.

V. Platz:

1. Ist neben den jetzigen Gleisanlagen der DB insbesondere auf den Bahnhöfen der sogenannten S4 genügend Platz, um Gleise für eine von den sonstigen Gleisen der DB unabhängige S-Bahn zu bauen?

Nach einer Einschätzung der Regionalbahn Schleswig-Holstein steht für eine unabhängige S-Bahn nach Ahrensburg nicht überall die notwendige Fläche für das Gleisbett zur Verfügung. Durch die derzeitigen Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Beseitigung der Bahnübergänge würden künftige Baumaßnahmen für eine von den sonstigen Gleisen unabhängige S-Bahn nicht beeinträchtigt.

2. Wenn ja, wird dieser Platz auch bei den Straßen- undTunnelarbeiten der nächsten Jahre vorgehalten?

Soweit der Platz vorhanden ist, wird er durch Straßen- und Tunnelarbeiten nicht eingeschränkt.

3. Wenn nein, warum nicht?

Entfällt.

4. An welchen Stellen an der Strecke zwischen Hauptbahnhof und der Stadtgrenze wäre die Einrichtung einer neuen Bahnstation aufgrund der zu erwartenden Benutzer plausibel?

Derzeit sind der zuständigen Fachbehörde keine Planungen der DB zur Einrichtung neuer Haltestellen an der S4 bekannt.