Hilfen für obdachlose Frauen in Hamburg

1. Wie viele Frauen in Hamburg sind obdachlos?

Unter „obdachlosen Frauen" werden im Folgenden ohne Obdach „auf der Straße" lebende Personen verstanden. Der Begriff „wohnungslose Frauen" bezieht sich auf den Personenkreis, der in Übernachtungsstätten, Wohnunterkünften und Hotels untergebracht ist, aber nicht über eine eigene Wohnung verfügt.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

Eine im März 1996 in Hamburg durchgeführte empirische Erhebung hat ergeben, dass 189 Frauen obdachlos waren.

Wie hoch ist der Anteil obdachloser Frauen an den Wohnungslosen in Hamburg insgesamt?

Der Anteil obdachloser Frauen (Stand: Zählung März 1996) an der Gesamtzahl aller wohnungslosen Menschen in Hamburg beträgt 4,3 Prozent.

Wie hat sich die Obdachlosigkeit von Frauen in Hamburg in den letzten Jahren entwickelt?

Erkenntnisse hierzu liegen derzeit nicht vor. Die zuständige Behörde plant, Anfang 2002 eine erneute Erhebung über die Anzahl und Struktur der obdachlosen, „auf der Straße" lebenden Menschen durchführen zu lassen, aus der unter anderem auch Daten zur Entwicklung der Frauenobdachlosigkeit in Hamburg zu erwarten sind.

Entspricht dieser Anteil in seiner Größenordnung dem Anteil obdachloser Frauen in vergleichbaren Großstädten Deutschlands?

Der Anteil obdachloser Frauen an der Gesamtzahl obdachloser Menschen liegt bei 17 Prozent (Stand: März 1996) und entspricht damit in etwa dem von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ermittelten Frauenanteil von 15 Prozent an der Gesamtzahl obdachloser Menschen in Deutschland.

Zahlenangaben über den Anteil obdachloser Frauen an der Zahl der Wohnungslosen in vergleichbaren Großstädten Deutschlands liegen nicht vor.

Wie viele Kinder sind von der Obdachlosigkeit ihrer Mütter mit betroffen?

Fälle „auf der Straße" lebender Frauen mit Kindern sind nicht bekannt geworden.

Wie hoch schätzt der Senat das Dunkelfeld verdeckt obdachloser Frauen ein?

Erkenntnisse darüber liegen nicht vor.

Welche Erkenntnisse hat der Senat über die Gründe des relativ geringen Anteils obdachloser Frauen an den Wohnungslosen insgesamt?

In der Fachliteratur wird der geringe Anteil obdachloser Frauen an den Wohnungslosen insgesamt unter anderem darauf zurückgeführt, dass Frauen sich häufig ihrer Notlage schämen und versuchen, möglichst lange ohne institutionelle Hilfe auszukommen. Sie gehen eher Zwangsgemeinschaften ein oder kehren in die Partner- bzw. Herkunftsfamilie zurück, die sie aufgrund von Konflikten verlassen haben.

2. Welche Träger und Projekte in Hamburg betreuen obdachlose Frauen (und ihre Kinder)?

Welche Träger und Projekte halten in den allgemein für Wohnungslose vorgesehenen Unterkünften, Pensionen oder Hotels Übernachtungsplätze für obdachlose Frauen bereit? (Bitte aufgeschlüsselt nach Bezirken, Träger der Unterkunft, Unterkunftsart, Platzzahl und Auslastung.)

In allen Hotels und Pensionen, die Übernachtungsplätze für obdachlose Menschen zur Verfügung stellen, können ­ je nach Bedarf ­ grundsätzlich auch Frauen untergebracht werden. Im Zeitraum von Juli bis Oktober 2000 wurde hiervon lediglich in den Bezirken Eimsbüttel und Wandsbek im Umfang von jeweils zwei bis vier Plätzen Gebrauch gemacht.

Plätze speziell für Frauen werden im privat betriebenen Kontingenthotel Barabella im Bezirk Hamburg Mitte vorgehalten; maximal zwölf von 50 Plätzen können dort mit Frauen belegt werden. Durchschnittlich waren 1999 und 2000 jeweils sieben Plätze mit Frauen belegt.

Die Möglichkeit der Unterbringung von Frauen besteht im übrigen auch in den Wohnsiedlungen für Familien des Trägers pflegen&wohnen, ohne dass gesonderte Plätze hierfür ausgewiesen werden. Dort waren zum Stichtag 31. Dezember 2000 insgesamt 39 alleinstehende Frauen untergebracht. Eine weitergehende Differenzierung nach Bezirken sowie Angaben über alleinstehende Frauen mit Kindern in Wohnsiedlungen konnten in der zur Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermittelt werden.

Welche Träger und Projekte halten für von der Obdachlosigkeit bedrohte Frauen (und ihre Kinder) Übernachtungsplätze bereit? (Bitte aufgeschlüsselt nach Bezirken,Träger der Unterkunft, Unterkunftsart, Platzzahl und Auslastung.)

Welche Träger und Projekte davon haben sich ausschließlich auf die besonderen Belange obdachloser Frauen spezialisiert, und wie viele Frauen sind dort untergebracht? (Bitte aufgeschlüsselt nach Bezirken, Träger der Unterkunft, Unterkunftsart, Platzzahl und Auslastung.) Angaben zu den ausschließlich für obdachlose Frauen zur Verfügung stehenden Unterkünften sind der anliegenden Aufstellung zu entnehmen.

Welche „Wohnprojekte" für obdachlose Frauen gibt es in Hamburg, wer ist der jeweilige Träger, wie hoch sind Platzzahl und Auslastung?

Wie gestaltet sich der Übergang von Frauen in den o.g. Einrichtungen in Wohnungen auf dem ersten Wohnungsmarkt?

Es gibt in Hamburg kein Wohnprojekt für obdachlose Frauen, da es vorrangiges Ziel der zuständigen Behörde ist, obdachlose Frauen aus der vorübergehenden Unterbringung bzw. Wohnunterkunft direkt in Wohnraum zu integrieren. Aus diesem Grund gibt es in allen Unterkünften, mit Ausnahme der von privaten Betreibern geführten Einrichtungen, das Angebot sozialpädagogischer Beratung und Begleitung zur Bewältigung der Wohnungslosigkeit. Die Frauen werden dabei insbesondere bei der Beschaffung von persönlichen Papieren und bei Kontakten mit Vermietern unterstützt sowie bei Wohnungsbesichtigungen begleitet.

Wohnprojekte werden im übrigen erfahrungsgemäß von den Betroffenen häufig als Dauerlösung angesehen. Diese Erfahrung bestätigt sich auch in der Wohnunterkunft für Frauen in der Notkestraße. Als Konsequenz hieraus wurde in dieser Einrichtung im Jahr 2000 mit der Umstrukturierung in 50 privat vermietete Wohnungen begonnen.

Wie haben sich die unter 2.1 bis 2.3 angesprochenen Fallzahlen seit 1999 entwickelt?

Siehe Antwort zu 2.2. und 2.3.

Welche weiteren Hilfen bieten welche Träger und Projekte obdachlosen Frauen (und ihren Kindern)?

Die Tagesaufenthaltsstätte für obdachlose Frauen „Kemenate" bietet neben Tagesaufenthalt, Mahlzeiten, Duschen, Wäsche waschen, Beratung und Begleitung auch medizinische Betreuung an. Darüber hinaus gibt es

­ eine Frauenberatungsstelle für Obdachlose,

­ die stationäre Einrichtung Frauenaufnahme Farmsen in der August-Krogmann-Straße,

­ spezielle Übernachtungsplätze im Rahmen des Winterprogramms sowie

­ Frauensprechstunden bei der Sozialabteilung der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

3. Wie beurteilt der Senat das bereitgestellte Angebot insgesamt?

Das bereitgestellte Angebot für wohnungslose Frauen wird sowohl quantitativ als auch qualitativ als bedarfsgerecht erachtet.

4. Gibt es weitere Überlegungen oder konkrete Planungen, der Obdachlosigkeit von Frauen in Hamburg entgegenzutreten?

Die von der zuständigen Behörde geplante Umstrukturierung der Wohnungslosenhilfe (vgl.Antwort des Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage Drucksache 16/4306) soll insgesamt zu einer Verbesserung der Hilfsangebote für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen führen. Damit kann künftig auch der Obdachlosigkeit von Frauen in Hamburg verstärkt entgegengetreten werden.