Prostitution Minderjähriger in Hamburg

Im Zuge der Diskussion um die Beseitigung der rechtlichen Benachteiligung von Prostituierten und die Anerkennung der Prostitution als Beruf bei gleichzeitiger Unterstützung ausstiegswilliger Prostituierter wurde die Hoffnung ausgedrückt, illegale Formen der Prostitution wie z. B. Kinderprostitution oder Zwangsprostitution besser bekämpfen zu können.

Die Zahl minderjähriger Prostituierter wird vom Senat für das Jahr 2000 auf maximal 50 geschätzt (Drucksache 16/4110). Das „Cafe Sperrgebiet", eine Anlauf- und Beratungsstelle für minderjährige Prostituierte und junge Frauen in St.Georg, schätzte die Zahl junger Prostituierter unter 21 Jahre in den Jahren 1997 und 1998 auf 130 bis 140, 1999 auf 200 bis 220 (Drucksache 16/5530).

Ich frage den Senat:

1. Wie erklärt sich der Senat die Diskrepanz der oben aufgeführten Zahlen? Ist gegenwärtig ein Rückgang der Zahl minderjähriger bzw. junger (Die zahlenmäßigen Angaben zu minderjährigen Prostituierten in der Antwort des Senats auf die Große Anfrage Drucksache 16/4110 basieren auf Schätzungen, die die damit befaßten polizeilichen Dienststellen im Frühjahr 2000 vorgenommen haben. Aufgrund von Fluktuationen im Jahresverlauf liegt die Gesamtzahl aller Minderjährigen, die sich innerhalb eines Kalenderjahres in Hamburg gelegentlich oder häufiger prostituiert haben, höher.

Bei den in der Vorbemerkung zu dieser Anfrage genannten Zahlen des „Cafe Sperrgebiet" handelt es sich um Daten aus der Jahresstatistik. Hierin wird die Gesamtzahl aller Mädchen und Frauen, die im Laufe des Berichtsjahres ein- oder mehrmalig die Beratungsstelle aufsuchten, gezählt. Das gleiche Verfahren wird in der Übernachtungsstätte „Cafe Sperrgebiet" durchgeführt. Allein aus diesem Grunde fallen die Zahlenwerte erwartungsgemäß deutlich höher aus als die polizeilichen Schätzungen über die Anzahl der regelmäßig in Erscheinung tretenden minderjährigen Prostituierten. Darüber hinaus sind in den genannten statistischen Angaben des „Cafe Sperrgebiet" neben Minderjährigen auch heranwachsende Personen (18 bis unter 21 Jahre) enthalten.

Ein Anstieg der Anzahl minderjähriger Prostituierter ist nicht festzustellen. Laut Jahresstatistik des Trägers „Cafe Sperrgebiet" wurden im Jahr 2000 wie bereits im Jahre 1999 im Durchschnitt pro Öffnungstag 21 Besucherinnen in der Beratungsstelle „Cafe Sperrgebiet" gezählt. Der Anteil der minderjährigen Besucherinnen ist im Jahresdurchschnitt von 22 auf 20 Prozent gesunken, der der unter Einundzwanzigjährigen von 57 auf 43 Prozent. Im Jahre 2000 nutzten 153 unter Einundzwanzigjährige die Beratungsstelle, davon waren 71 minderjährig, im Vorjahr waren es 211 unter Einundzwanzigjährige, davon waren 81 minderjährig.

2. Nimmt der Senat an, dass minderjährige Prostituierte ebenfalls ihre Tätigkeit als Gewerbe anmelden und Rentenversicherungsbeiträge leisten werden? Inwiefern, glaubt der Senat, gestalte sich das Prostituierten-Gewerbe transparenter in Hinblick auf die angestrebte Bekämpfung der illegalen Prostitution?

Bei der Diskussion um die Beseitigung der rechtlichen Benachteiligung von Prostituierten geht es in erster Linie um deren Schutz und Absicherung. In diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, ob und inwieweit dadurch auch der illegalen Prostitution wirksamer begegnet werden könnte. Eine Legalisierung der Prostitution von Minderjährigen ist damit nicht verbunden.

Ein vordringliches Ziel ist es, alle Formen der Ausbeutung von Prostituierten zu bekämpfen. Eine gewerblich angemeldete Prostitution würde den zuständigen Gewerbebehörden und der Polizei bessere Kontroll- und Überprüfungsmöglichkeiten eröffnen, insbesondere im Hinblick auf das gezielte Vorgehen gegen kriminelle Prostitutionsstrukturen. Den kriminellen Profiteuren der Prostitution würde demzufolge die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen und Kindern erschwert werden.

3. In Drucksache 16/4110 beurteilt der Senat die von staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen und Trägern geleisteten Hilfsangebote für Prostituierte als „gegenwärtig ausreichend". Speziell an minderjährige Prostituierte richten sich das „Cafe Sperrgebiet" und der „Verein Basis Projekt e.V.", wobei letzteres für die Zielgruppe obdachlose, jugendliche, männliche Prostituierte zehn Schlafplätze in zwei pädagogisch betreuten Übernachtungsstellen in St.Georg betreibt. Hält der Senat das Angebot für hilfsbedürftige, ausstiegswillige minderjährige Prostituierte für ausreichend, gerade in Hinblick auf die vermutlich hohe Fehleinschätzung der Zahl minderjähriger Prostituierter?

Ja. Siehe die Antwort zur Frage 1.