Rehabilitation

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg Anlage V.2 - Drucksache 16/6000

Gutachten Renzsch 51 men. Zum Ende des Jahres 1995 lag die spezifische Ausländerarbeitslosenquote bei 20,0 % und war damit doppelt so hoch wie die Arbeitslosenquote insgesamt mit 11,5 %. Ausländische Arbeitnehmer/innen sind am Arbeitsmarkt in einer doppelten Weise benachteiligt: sie sind unter den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten unterproportional vertreten, von Arbeitslosigkeit sind sie weit überdurchschnittlich betroffen. Ihre Benachteiligung ist zu einem erheblichen Teil auf ihr niedriges Qualifikationsniveau zurückzuführen. Im September 1995 hatten fast drei Viertel aller arbeitslosen Ausländer keine abgeschlossene Berufsausbildung. Unter diesen Umständen gestaltet sich die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt schwierig.

Die Situation für nichtdeutsche Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt hat sich zwar gegenüber der der Erwachsenen verbessert, ihr Anteil am dualen Ausbildungssystem ist kontinuierlich gestiegen, jedoch noch nicht hinreichend.

Aus diesem Grunde werden etwa die Hälfte der außerbetrieblichen dualen Ausbildungsplätze, die die Stadt Hamburg im Rahmen der Jugendberufshilfe und des Hamburger Ausbildungsprogramms bereitstellt, mit ausländischen Jugendlichen besetzt.

In einem engen Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit stehen die prekären, ungesicherten Arbeitsverhältnisse. Hamburg wies 1995 bis 1997 nicht nur den prozentual höchsten Anteil an erwerbsfähigen Personen, sondern auch den höchsten Anteil an Erwerbstätigen unter den Sozialhilfeempfängern aus. Die hohe Zahl erwerbstätiger Sozialhilfeempfänger ­ mehr als 16 % aller Sozialhilfeempfänger in Hamburg waren 1995 bis 1997, 1998 mehr als 15 %, erwerbstätig, knapp 4 % waren teilerwerbstätig ­ ist ein Indikator dafür, dass der Arbeitsmarkt zwar Jobs bietet, diese jedoch keine hinrei65

BüFFH, Drs. 15/6324, S. 5, 19f.

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52 Gutachten Wolfgang Renzsch chende Grundlage für ein Leben ohne öffentliche Unterstützung ermöglichen.

Tabelle 6: Erwerbstätigkeit der Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt: Prozentualer Anteil der Erwerbstätigen an den erwerbsfähigen Personen.000 Menschen nichtdeutscher Herkunft. Hierunter fallen ausländische Arbeitnehmer/innen einschließlich EU-Angehörige, Asylbewerber, Flüchtlinge verschiedenen rechtlichen Sta66

Helmut Lungfiel, Hamburg im Städtevergleich: Neue Ergebnisse im in: Sozialhilfereport, Nr. 16, Oktober 1999, hrsg. vom Amt für Soziales und Rehabilitation, hrsg. vom Amt für Soziales und Rehabilitation, S. 21 ­ 29, 23.

Lungfiel, Hamburg im Städtevergleich, S. 22.

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Gutachten Renzsch 53 tus und andere Personengruppen mit unterschiedlichen Aufenthaltsgrundlagen und -perspektiven.

Die doppelte Wanderungsbewegung, von der alle Metropolen betroffen sind69

­ Suburbanisierung der Mittelschichten mit der Folge des Bevölkerungsverlustes für die Metropole, Zuwanderung Armer aus nahezu allen Teilen der Welt -, führt zu einer Schwächung der Leistungsfähigkeit der Großstädte bei gleichzeitiger Vermehrung der Lasten. Der Prozess der Suburbanisierung schwächt die Stadt finanziell. Die andere Seite der Migrationsprozesse ist die legale und illegale Zuwanderung aus dem Ausland. Die Gründe für die sozialhilferelevante Zuwanderung sind breit: Familienangehörige ausländischer Arbeitnehmer, Asylsuchende, Armutswanderung, Zuwanderung Deutschstämmiger aus verschiedenen Teilen Osteuropas, verschiedene Formen der illegalen Einwanderung usw. Im Ergebnis liegt die Sozialhilfequote unter Nicht-Deutschen etwa dreimal so hoch wie unter Deutschen.

BüFHH, Drs. 16/1941.

Sassen, Machtbeben, S. 11ff.

Schaubild 4.: www.bma.de/de/sozialhilfe/stabu.htm., siehe auch Anm. 59.