Sanierung Haltermann-Gelände und Äußerer Veringkanal

Bereits 1982 wurde festgestellt, dass im Bereich der Firma Haltermann erhebliche Verunreinigungen bis zu 26 m Tiefe vorhanden sind. Im November 1983 wurde mit dem Test für mögliche Sanierungsmaßnahmen begonnen. Die Ergebnisse lagen 1984 vor. Die Sanierungsmaßnahmen sollten sich über eine Reihe von Jahren erstrecken. 1987 hat die FHH mit der Firma Haltermann eine Vereinbarung über die Sanierung der verunreinigten Böden des Grundwassers geschlossen.

1988 wurde bekannt, dass im Äußeren Veringkanal die Konzentration im Sediment 1500 ppt des Seveso-Giftes 2, 3, 7, 3-TCDD beträgt.

Ich frage den Senat:

1. Welche Kosten sind seit 1983 mit Beginn der Untersuchungen und der Sanierungsmaßnahmen auf dem Gelände der Firma Haltermann und im Äußeren Veringkanal für die FHH entstanden?

2. In welcher Höhe hat sich die Firma Haltermann an diesen Kosten beteiligt?

Seit 1983 sind insgesamt Kosten in Höhe von ca. 10,3 Millionen DM entstanden. Die Firma Haltermann hat sich mit 4,242 Millionen DM an diesen Kosten beteiligt.

3. Wie lautet die Sanierungsvereinbarung von 1987? Bitte beifügen.

In der Sanierungsvereinbarung von 1987 sind die Durchführung und Kostentragung der Untersuchung und Sanierung des Betriebsgeländes und des ehemaligen Teerhofgeländes der Firma Haltermann in Wilhelmsburg sowie der Umgebung zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) und der Firma Haltermann geregelt.

Im übrigen sieht der Senat in ständiger Übung davon ab, vertragliche Vereinbarungen mit Privaten zu veröffentlichen.

4. Welche Schadstoffbelastungen wurden auf dem Haltermann-Gelände und bis in welche Tiefe festgestellt?

Auf dem Gelände der Firma Haltermann wurden heterogen verteilte Schadstoffbelastungen durch

­ Mineralölkohlenwasserstoffe

­ Einkernige aromatische Verbindungen

­ Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe

­ Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (untergeordnet) festgestellt. Die Verunreinigungen liegen vielfach im Stauwasserbereich in einer Tiefe bis ca. 5 bis 6 m, erreichen aber zum Teil auch den Grundwasserleiter unterhalb der Kleischicht und wurden vereinzelt in einer Tiefe bis ca. 45 m festgestellt.

Folgende Maximalwerte wurden gemessen:

­ Mineralölkohlenwasserstoffe: ca. 70 g/kg

­ Einkernige aromatische Verbindungen: ca. 2 g/kg

­ Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe: ca. 0,2 g/kg

­ Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe: ca. 0,003 g/kg.

5. a) Welche Schadstoffbelastungen wurden im Grundwasser festgestellt?

Es wurden folgende Maximalbelastungen im Grundwasser festgestellt:

­ Mineralölkohlenwasserstoffe: ca. 15 mg/l

­ Einkernige aromatische Verbindungen: ca. 86 mg/l

­ Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe: ca. 30 mg/l

­ Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe: ca. 2 mg/l

­ Phenole: ca. 60 mg/l.

5. b) Wie hat sich die Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser seit 1982 entwickelt?

Im Grundwasser hat sich die Verunreinigung im Laufe der Jahrzehnte, ausgehend vom Schadensherd (ehemaliges Teerhofgelände der Firma Haltermann), mit dem Grundwasserstrom nach Nordosten ausgebreitet. Die Ausbreitung wurde erstmalig 1991 durch den Bau von Meßstellen nachgewiesen. Die Grundwasserverunreinigung hat heute eine Länge von etwa 1000 m und eine Breite von etwa 250 m.

Die Verunreinigungsspitze befindet sich etwa in Höhe der Bonifatiusstraße. Die weitere Ausbreitung wurde durch hydraulische Sanierungsmaßnahmen gestoppt (vgl. Antwort zu 7. a).

6. Welche Schadstoffbelastungen wurden in den Sedimenten des Äußeren Veringkanals festgestellt? 1987 bis 1990: Durchführung von umfangreichen Untersuchungen des Bodens, Stauwassers und Grundwassers sowie der geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse zur Abschätzung der Gefährdung und Aufstellung der Sanierungsziele; 1991 bis 1992: Erarbeitung eines Sanierungsgrobkonzepts (Szenario);

1993 bis 1995: Konzepterstellung für die Sicherung des Teerhofgeländes und des südlichen Uferstreifens des Äußeren Veringkanals sowie Durchführung einer Grundwasser-Modellierung, Untersuchung des Stauwasser-Fließverhaltens; 1996 bis 1997: Entwurfsarbeiten zur Sicherung des südlichen Uferstreifens des Äußeren Veringkanals, Untersuchung von Behandlungsmöglichkeiten für das kontaminierte Stau- und Grundwasser, Pumpversuch und Aufbereitungstest mit Sickerflüssigkeit aus dem Teerhof; 1998: Erstellung eines alternativen Sicherungskonzepts mit tiefer Dichtwand für das Teerhofgelände, Machbarkeitsstudie zu Einkapselung und Dichtwandtrasse, Konzept und Entwurf innovativer (in situ) Verfahren zur Sanierung der Grundwasserfahne, Dichtwand und Horizontaldränage entlang des Südufers des Äußeren Veringkanals zur Aufnahme und Reinigung des belasteten Stauwassers des Haltermann-Betriebsgeländes; 1999: Filtergalerie zur Einbringung von Sauerstoff zur Beschleunigung der natürlichen Abbauvorgänge im unmittelbaren Bereich des Teerhofgeländes, entlang der Straßenzüge Wollkämmerei/Schmidts Breite; 2000: Zwei Aufbereitungsanlagen mit Förderbrunnen zur Sanierung der Grundwasserbelastung im weiteren Abstrom. Eine Aufbereitungsanlage mit Förderbrunnen auf dem Haltermann-Betriebsgelände zur Sicherung des Grundwassers.

7. b) Welche Verunreinigungen wurde dabei in welchen Mengen entfernt?

1985: Geringe Mengen an Mineralölkohlenwasserstoffen, Teerölen und Phenolen; seit 1998: Ständige Förderung und Behandlung von belastetem Stauwasser und Grundwasser mit teilweise hohen Verunreinigungen durch Mineralölkohlenwasserstoffe, einkernige aromatische Verbindungen und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe. Eine Mengenbilanz wurde nicht durchgeführt.

8. Laut Drucksache 11/3849 war auch die Auskofferung von hochbelastetem Boden aus den Kontaminierungszentren vorgesehen. Welche Mengen mit welchen Belastungen wurden bisher ausgekoffert, und wohin wurden diese verbracht?

Neben der ordnungsgemäßen Entsorgung von belasteten Böden, die jeweils im Rahmen von baulichen Maßnahmen anfielen und deren Menge statistisch nicht erfaßt ist, hat aus Gründen der Verhältnismäßigkeit keine Auskofferung von Böden zur Reduzierung des Gefährdungspotentials stattgefunden.

9. a) Sind die Sanierungsmaßnahmen des Geländes, des Grundwassers und des Äußeren Veringkanals abgeschlossen?

Nein.

9. b) Wenn nein, welche Umstände haben dazu geführt, dass die Sanierung nach rund 18 Jahren immer noch nicht abgeschlossen ist?

Art, Ausdehnung und Tiefe der Verunreinigungen sowie die vorhandene Bebauung stehen einer vollständigen Dekontamination des Standortes aus Gründen der Verhältnismäßigkeit entgegen. Diese Umstände haben auch eine rasche anderweitige technische Lösung verhindert.

Die Sicherung der Schadensbereiche ist eingeleitet (vgl. Antwort zu 7. a). Sie ist langfristig zu betreiben. Sanierungsmöglichkeiten für die Sedimente des Äußeren Veringkanals werden zur Zeit geprüft.

Zur Sicherung des Teerhofgeländes war eine umschließende Dichtwand geplant. Zur Prüfung der technischen Umsetzbarkeit wurde vom Dezember 2000 bis Februar 2001 ein Bohrprogramm in der Dichtwandtrasse durchgeführt. Es ergab, dass die im östlichen Teerhofbereich in früheren Aufschlüssen erbohrte Mergelschicht bei fünf Bohrungen nur als dünnes Schluffband von wenigen dm Mächtigkeit, bei zwei Bohrungen überhaupt nicht nachgewiesen werden konnte. Somit fehlt ein wesentlicher Teil der Sperrschicht zum tieferen Grundwasserleiter.

Die Einkapselung des Teerhofgeländes ist damit nicht realisierbar. Alternative Sicherungsmaßnahmen werden zur Zeit geprüft.