Kriminalitätsentwicklung im Bezirk Bergedorf

Für das Jahr 2000 wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 284272 Straftaten registriert, gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg damit die Zahl der registrierten Straftaten um 1,1 Prozent (3058 Straftaten) an. Der Bezirk Bergedorf hatte im Jahr 2000 einen Zuwachs von 13,8 Prozent zu verzeichnen, wobei in den Stadtteilen Neuengamme, Ochsenwerder, Allermöhe, Billwerder, Moorfleet und Tatenberg die Fallzahlen weit mehr als 20 Prozent anstiegen.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Welcher Art sind die festgestellten Straftaten der Gesamtkriminalität für das Jahr 2000 in den Stadtteilen Lohbrügge, Bergedorf, Neuengamme, Ochsenwerder, Allermöhe, Billwerder, Moorfleet und Tatenberg?

Siehe Tabellen, Anlage 1.

2. Wie erklärt sich der Senat die Aufklärungsquote bei der Gesamtkriminalität in den Stadtteilen

a) Ochsenwerder mit 24,3 Prozent?

b) Billwerder mit 25,2 Prozent?

c) Moorfleet mit 27,7 Prozent?

d) Tatenberg mit 28,3 Prozent?

e) Spadenland mit 29,4 Prozent?

Die Stadtteile im Bezirk Bergedorf sind vergleichsweise gering mit Kriminalität belastet, was sich auch in den niedrigen absoluten Zahlen ausdrückt.

Die Aufklärungsquote (AQ) ist abhängig von der deliktischen Zusammensetzung der Gesamtstraftaten. Bundesweit gehört die Diebstahlskriminalität (z.B. Fahrraddiebstahl, Kfz- oder Kelleraufbruch) zu den Deliktsbereichen, deren AQ zum Teil stark unter dem Durchschnitt liegt. Unter den Diebstahlsdelikten bilden lediglich der Ladendiebstahl bzw. der Diebstahl aus Warenhäusern mit hoher AQ eine Ausnahme.

Ein regional überproportional hoher Anteil an Diebstählen wirkt sich negativ auf die Gesamtaufklärungsquote aus. Hamburg verzeichnet eine AQ von 43,4 Prozent bei einem Diebstahlsanteil an der Gesamtkriminalität von 51,1 Prozent.

Demgegenüber liegt der Anteil der Diebstahlsdelikte an der Gesamtkriminalität zum Teil erheblich über dem Hamburger Durchschnitt. Im Stadtteil Ochsenwerder sind 80,4 Prozent, in Billwerder 56,7 Prozent, in Moorfleet 57,9 Prozent, in Tatenberg 65,6 Prozent und im Spadenland 66,6 Prozent aller Fälle Diebstähle, woraus sich die jeweils niedrige Gesamtaufklärungsquote erklärt.

3. Welcher Art sind die festgestellten Straftaten des Summenschlüssels Gewaltkriminalität (differenziert nach den Straftaten Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen, Kindestötung, Vergewaltigung, Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Vergiftung, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme sowie Angriff auf den Luftverkehr) in den Stadtteilen Altengamme, Kirchwerder und Moorfleet?

Siehe Tabelle, Anlage 2.

4. Wie erklärt sich der Senat die Zahl der erfaßten Fälle in der Rauschgiftkriminalität in den Stadtteilen Lohbrügge und Neuengamme?

Der Bezirk Bergedorf ist kein Brennpunkt der Rauschgiftkriminalität, so dass ein Absinken bzw. eine Steigerung von vergleichsweise geringen Fallzahlen zu hohen statistischen Veränderungen führen kann.

Bei der Bewertung der statistisch erfaßten Fälle der Rauschgiftkriminalität ist zu berücksichtigen, daß es sich um einen Deliktsbereich handelt, in dem die Anzahl der registrierten Delikte unmittelbar von der Kontrollintensität abhängig ist (sogenannte Kontrolldelikte). So wurden etwa im Jahr 2000 durch vermehrte Kontrollen in der JVA Vierlande zusätzliche Fälle festgestellt.

Anhand statistischer Veränderungen kann daher nicht seriös bewertet werden, ob ein Anstieg oder Rückgang dieses Kriminalitätsphänomens vorliegt.

5. Haben sich im Jahr 2000 in den Stadtteilen des Bezirks Bergedorf Punkte herauskristallisiert, an denen sich Straftaten häufen? Wenn ja, wo sind in den Stadtteilen die Schwerpunkte und um welche Straftaten handelt es sich?

Dauerhafte Kriminalitätsbrennpunkte sind im Bezirk Bergedorf nicht feststellbar. Im vergangenen Jahr stellte die Polizei die nachfolgend aufgeführten temporär und regional begrenzten Tathäufungen fest:

In den Stadtteilen Allermöhe-Ost, Lohbrügge-Nord und Bergedorf-West wurde im vergangenen Jahr ein Anstieg bei Laubenaufbrüchen festgestellt. In 2001 sind die Fallzahlen wieder rückläufig.

Im Kerngebiet Bergedorfs wurde in 2000 eine Serie von Geschäftseinbrüchen verübt. Betroffen waren insbesondere Betreiber von sogenannten Handygeschäften. Durch die Festnahme einer überregional agierenden Tätergruppe wurde diese Serie beendet.

Ebenfalls durch Festnahmen von Tatverdächtigen konnten drei Serien von Brandlegungen in den Bereichen Lohbrügge und Lohbrügge-Nord beendet werden. In mehreren Fällen wurden dort Müllcontainer, Holzstapel, aber auch Fahrzeuge in Brand gesetzt.

6. Wie hat sich die Kriminalität in Bergedorf und in den unter 1. benannten Stadtteilen im ersten Halbjahr 2001 entwickelt, und welche Aufklärungsquoten wurden in den unter 2. genannten Gebieten erzielt?

Siehe Tabelle, Anlage 3. Zur Bewertung der AQ vgl. Antwort zu 2.

7. Welche Konsequenzen wurden aufgrund des Anstiegs der Gesamtkriminalität im Jahr 2000 im Bezirk Bergedorf getroffen, und welche Konsequenzen zieht man für die Entwicklung im ersten Halbjahr 2001?

Die Steigerung der registrierten Kriminalität im Bezirk Bergedorf im Jahr 2000 und im ersten Halbjahr ist im wesentlichen auf die entsprechende Steigerung im Bereich des Diebstahls zurückzuführen. Entsprechend werden auch zukünftig polizeiliche Maßnahmen mit Schwerpunkt in den Gebieten erfolgen, in denen solche Taten vermehrt festgestellt wurden.

8. Wird dem Polizeikommissariat 43 in Zukunft mehr Personal zur Verfügung gestellt?

Die Zuweisung des Personals an die Polizeikommissariate erfolgt jeweils nach Personalverteilungssystemen, die sich an der Belastung orientieren. Dabei fließt, neben gebietsspezifischen Besonderheiten, auch das Vorgangsaufkommen ein.

Darüber hinaus erfolgen bei Brennpunktentwicklungen personelle Verstärkungen im Rahmen gesamtpolizeilicher Prioritätensetzung.