Maßnahmen gegen eine zunehmende Taubenpopulation in Hamburg

Wie in allen Großstädten ist auch in Hamburg eine große Population von Stadttauben zu beobachten. Während die Tauben für einige Menschen zu einem lebendigen Stadtbild dazu gehören, stellen die Tiere für viele andere Menschen eine Belästigung und die Gefahr der Krankheitsübertragung dar. Auch wenn die Taube seit 1989 nicht mehr als Schädling im Sinne des Bundesseuchengesetzes gilt und eine Gefährdung durch Krankheitsübertragungen heute als weit weniger risikoreich beurteilt wird, so können trotzdem Parasiten aus den Brutplätzen auswandern und den Menschen befallen. Als unbestritten gilt die Tatsache, dass der Taubenkot einen idealen Nährboden für Schimmelpilze darstellt, der eine zerstörende Wirkung auf Gestein hat und damit eine Schädigung von Gebäudefassaden und Denkmälern hervorruft.

Eine natürliche Selektion dieser Vogelpopulation findet in den Städten mangels natürlicher Fressfeinde wie Greifvögel nicht statt, so dass auch kranke Tauben überleben, die ihre Krankheiten sodann auf ihre gesunden Artgenossen übertragen.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Wie viele Tauben gibt es nach Einschätzung des Senats in Hamburg und inwiefern ist eine Zunahme der Population zu beobachten?

2. Was sind die Hauptursachen für die Zunahme nach Ansicht des Senats?

Laut Brutvogelatlas Hamburg 2001 wurden in der Kartierperiode 1997 bis 2000 in Hamburg flächendeckend etwa 10600 Taubenbrutpaare kartiert. Die Anzahl der erwachsenen Tauben betrug demnach etwa 21200, zu der noch die Anzahl der Jungvögel hinzuzurechnen ist. Im Jahr 1990 hatten Schätzungen der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg eine Anzahl von 25000 Tauben ergeben.

Eine Zunahme der Taubenpopulation in Hamburg liegt demnach nicht vor.

3. Viele Menschen füttern die Tauben, dies allerdings mit taubenungeeignetem Futter. Das hat neben einem weiteren Anwachsen der Taubenbestände einen Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen zur Folge. Laut Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion der Bezirksversammlung Mitte (17/65/10) fehlt den Bezirksämtern die Kompetenz, ein an die Bürger gerichtetes Taubenfütterungsverbot zu erlassen, das nach Ansicht des Bezirksamtes aufgrund des Bundesseuchengesetzes vom Senat ergehen könnte.

Wie schätzt der Senat die Notwendigkeit und die Durchsetzbarkeit eines Taubenfütterungsverbotes ein?

In Hamburg steht bisher die Aufklärung der Bevölkerung, das Füttern von Tauben aus Tierschutzgründen zu unterlassen, im Vordergrund. Ein rechtlich vorgeschriebenes Taubenfütterungsverbot würde, wie die Erfahrung in Einzelfällen gezeigt hat, von überzeugten Taubenschützern ignoriert und wäre nur mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen durchsetzbar

1998 hat die damalige Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) eine Broschüre zu diesem Thema herausgegeben (Tierschutz ist: Tauben nicht füttern), die in den Bezirksämtern auslag und sich um eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung bemühte. Wird es eine Neuauflage dieser Broschüre geben und, wenn ja, für welchen Zeitpunkt ist sie geplant? Wenn nein, warum nicht?

Das Faltblatt Tierschutz ist: Tauben nicht füttern wird in regelmäßigen Abständen neu aufgelegt.

4. Nach vielen erfolglosen Versuchen in Großstädten, der Zunahme von Tauben im Stadtgebiet entgegenzuwirken, wurde Ende der achtziger Jahre in Basel eine Taubenaktion initiiert, die in den Folgejahren als Baseler Modell viele nachahmende Städte fand. Dieses ausgesprochen erfolgreiche Projekt setzt vor allem auf die Kombination mehrerer Maßnahmen, die auch unter den Aspekten des Tierschutzes entwickelt wurden.

Liegen dem Senat zu diesem Modell weitergehende Informationen vor?

Das Modell ist bekannt; Informationen wurden seinerzeit an alle Bundesländer gesandt.

Wie beurteilt der Senat die Übertragbarkeit dieses Projektes auf Hamburg oder sind entsprechende Maßnahmen bereits ergriffen worden?

Aufgrund der gleichbleibenden Populationsgröße der Tauben wird die Einführung des so genannten Baseler Modells zurzeit nicht für erforderlich gehalten. Einzelne Maßnahmen dieses Modells, wie z.B. die Aufklärung der Bevölkerung, aus Tierschutzgründen auf Taubenfütterungen zu verzichten, finden im Übrigen auch in Hamburg Anwendung.