Grundschule

Streitschlichterprogramme an Hamburger Schulen Medienberichten zufolge werden an Hamburger Schulen so genannte Streitschlichterprogramme durchgeführt. Sie helfen damit, Gewalt an Schulen präventiv zu begegnen. Sie sollen befähigt werden, bei der Bewältigung von Konflikten in Klassenzimmern, auf Schulhöfen und im schulischen Umfeld ihren Mitschülern schlichtend und helfend zur Seite zu stehen. Die Schüler absolvieren im Allgemeinen ein Training, das sie für die Ausübung ihrer Streitschlichteraufgabe vorbereitet.

Die derzeit praktizierte Streitschlichtung an Schulen ist eine Möglichkeit der Schulen, zur Gewaltprävention unter Kindern und Jugendlichen beizutragen. Gerade vor dem Hintergrund der tatsächlichen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Ereignisse von Erfurt wird über ergänzende, weitere oder ändernde Wege unter umfassender Einbeziehung der Schüler, Eltern und Lehrer nachgedacht und mit allen Gruppen ein Diskussionsprozess unter Leitung der zuständigen Behörde durchgeführt.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen zum Teilaspekt der Streitschlichtung auf dem heutigen Stand wie folgt.

1. An welchen Hamburger Schulen werden bzw. wurden Streitschlichterprogramme durchgeführt?

Schulen initiieren Streitschlichtung in der Regel eigenständig. Die Mehrzahl von ihnen nutzt dabei die Beratung und Unterstützung durch das Institut für Lehrerfortbildung und die Beratungsstelle Gewaltprävention der zuständigen Behörde. Folgende Schulen haben ausgebildete Streitschlichter: Anne-Frank-Schule, Friedrich-Ebert-Gymnasium, Fritz-Schumacher-Schule, Ganztagsschule Hegholt, Gesamtschule Bahrenfeld, Gesamtschule Eidelstedt, Gesamtschule Eppendorf, Gesamtschule Fährbuernfleet, Gesamtschule Fischbek, Gesamtschule Kirchdorf, Gesamtschule Wilhelmsburg, Gesamtschule Winterhude, Gymnasium Lohbrügge, Gymnasium Ohmoor, Gymnasium Osdorf, Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek, Heinrich-Hertz-Schule, Heinrich-Wolgast-Schule, Helene-Lange-Gymnasium, Julius-Leber-Schule, Peter-Petersen-Schule, Rudolf-Roß-Gesamtschule, Schule An den Teichwiesen, Schule Arnkielstraße, Schule Billbrookdeich, Schule Bramfelder Dorfplatz, Schule Schule Hasselbrook, Schule Karl-Arnold-Ring, Schule Königsländer Straße, Schule Königstraße, Schule Redder, Schule Stübenhofer Weg, Schule Tieloh, Schule Weusthoffstraße, und Wichern-Schule.

Darüber hinaus planen folgende Schulen die Einführung von Streitschlichtung bzw. bilden zurzeit Schülerinnen und Schüler zu Streitschlichtern aus: Fritz-Köhne-Schule, Gymnasium Dörpsweg, Gymnasium Farmsen, Schule Heinrich-Helbing-Straße, Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer, Schule Dempwolffstraße, Schule Lange Striepen, Schule Luruper Hauptstraße, Schule Neugraben, Schule Pröbenweg, Schule Schottmüllerstraße und Schule Steinadlerweg.

2. Wie viele Schüler nehmen bzw. nahmen an solchen Programmen teil?

Genaue Zahlen kann die zuständige Behörde nicht mitteilen, da eine Statistik nicht geführt wird und eine Erhebung in der für die Beantwortung der Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit mit vertretbarem Aufwand nicht möglich ist.

3. Welche Klassenstufen sind beteiligt?

Streitschlichter werden in den meisten Fällen aus den Jahrgängen 7 bis 10 gewählt. Vereinzelt bilden auch Grundschulen Dritt- und Viertklässler zu Streitschlichtern aus. Das Angebot der Streitschlichtung wird in erster Linie von den unteren Klassenstufen genutzt.

4. Zurzeit führen die Schulen diese Programme auf freiwilliger Basis durch. Wie beurteilt der Senat die Initiativen der Schulen?

Der Senat begrüßt jedes Engagement von Schülern, Eltern und Lehrern, das zur Gewaltprävention an Schulen beiträgt.

5. Beabsichtigt der Hamburger Senat Streitschlichterprogramme an weiteren Schulen aktiv zu initiieren?

Ja. Als Starthilfe stehen den Schulen ausführliche Beratung und Unterstützung sowie Möglichkeiten der Lehrerfortbildung durch die Beratungsstelle Gewaltprävention und das Institut für Lehrerfortbildung zur Verfügung. Eine Handreichung für alle Schulen wird zurzeit vorbereitet.

6. Welche finanziellen Mittel stehen für die Durchführung der Trainingsprogramme zur Verfügung? Honorarmittel? Lehrerstunden?

In den letzten drei Schuljahren erhielten Schulen aus dem Innovationsfonds des Amtes für Schule für Streitschlichtung Honorarmittel in Höhe von 165659 E.

7. Welche außerschulischen Träger führen Streitschlichterprogramme durch?

Der zuständigen Behörde sind folgende Einrichtungen in Hamburg bekannt, die Streitschlichtung an Schulen durchführen: Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation (ikm), An der Alster 40, 20099 Hamburg,

Die Junge Volkshochschule, Schanzenstraße 75, 20357 Hamburg, Verein Konfliktberatung, Mediation und Training e.V., c/o Universität Hamburg, Dr. Alexander Redlich, Von-Melle-Park 5, 20146 Hamburg.

8. Ist dem Senat bekannt, auf welchen pädagogischen Grundlagen die Streitschlichterprogramme durchgeführt werden?

Streitschlichtung durch Schülerinnen und Schüler basiert auf dem Konzept der Peer-Edukation, das von einem besonderen positiven Einfluss durch Gleichaltrige ausgeht. Pädagogische Schwerpunkte der Ausbildung liegen in der Förderung kommunikationspsychologischer Kompetenzen (z.B. Aktives Zuhören, Gespräche strukturiert anleiten, Konfliktmanagement, Methoden der Lösungsfindung, auf sprachliche Fairness achten usw.).

Diese Kompetenzen werden praxisnah vermittelt und bei der Bewältigung realer Problemlagen eingesetzt. Aus diesen Gründen werden dem Konzept allgemein-präventive Effekte zugeschrieben: Schüler partizipieren am Schulleben, werden in die Konfliktlösemechanismen der Schule aktiv eingebunden; durch verantwortungsvolle und bewältigbare Handlungen wird das Selbstbewusstsein der Streitschlichter gestärkt; Schüler lernen Konflikte differenziert wahrzunehmen, Andersartigkeit zu akzeptieren, angemessener zu kritisieren und selbst kritisiert zu werden.

9. Gibt es für Hamburg ein pädagogisch-wissenschaftliches Konzept für die Streitschlichterprogramme? Wenn ja, welches ist dies?

Im Rahmen des durch den Innovationsfonds geförderten Kooperationsprojektes Streitschlichtung (vgl. Antwort zu 6.) wurde mit den beteiligten Institutionen ein gemeinsames Beratungs- und Fortbildungskonzept abgestimmt.

10. Beabsichtigt der Senat eine wissenschaftliche Begleitung für Streitschlichterprogramme durchzuführen? Wenn ja, wann wären Ergebnisse zu erwarten?

Eine wissenschaftliche Untersuchung der Hamburger Streitschlichter-Projekte wird zurzeit durchgeführt. Dabei werden zwei Zielperspektiven unterschieden: eine schulinterne Evaluation als Rückmeldung an die Beteiligten vor Ort und die Entwicklung von Implementationsempfehlungen für die Verankerung von Streitschlichtung. Mit der Durchführung ist die Beratungsstelle Gewaltprävention beauftragt. Mit ersten Ergebnissen wird Anfang 2003 gerechnet.