Zukunft der Fachoberschulen und Berufsfachschulen in Hamburg

Der Senat plant die Abschaffung der so genannten Fachoberschule 11 in 2003 (siehe Drucksache 17/508). Bereits in diesem Jahr wurden Anstrengungen unternommen, um die Zahl der Schülerinnen und Schüler zu reduzieren.

Ich frage daher den Senat.

Bildungspolitisches Ziel der Fachoberschule ist die Verbindung von Berufsausbildung und Studium an einer Fachhochschule. An eine meist dreijährige Berufsausbildung schließt sich die einjährige Fachoberschule, Klassenstufe 12 (FOS 12) an. Allein an Unterricht bedeutet dies 1440 Stunden in der Berufsschule und 1280 Stunden in der Fachoberschule, insgesamt also 2720 Unterrichtsstunden. Als Sonderform sieht die Fachoberschule seit ihrer Gründung vor gut drei Jahrzehnten auch den zweijährigen Bildungsgang Fachoberschule, Klassenstufen 11 und 12 (FOS 11/12) vor. Diese vor allem in Zeiten knapper Ausbildungsplätze nachgefragte Variante ersetzt formal in der Klassenstufe 11 die gesamte Berufsausbildung durch ein Praktikum an drei Tagen in der Woche. An Unterrichtsstunden ergeben sich in der Klassenstufe 11 480 Stunden, in der Klassenstufe 12 wiederum 1280 Stunden, insgesamt in der FOS 11/12 also 1760 Unterrichtsstunden. Es dürfte plausibel sein, dass schon der Unterschied von etwa 1000 Stunden Einfluss auf die Studierfähigkeit hat; auch der unterschiedliche Erwerb praxisbezogener Kompetenzen dürfte nicht ohne Einfluss in den Studiengängen der Fachhochschule bleiben, die ja stärker als die wissenschaftlichen Hochschulen der Praxis verpflichtet ist.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt.

1. Wie hat sich der Anmeldestand für den Bildungsgang FOS 11 an den jeweiligen Schulen (G 3/W 2, G 5, G 6, H 7, H 11) und für die Berufsfachschule Handel und Industrie (H 11 und H 14) seit dem 21. März 2002 für die einzelnen Schulen monatlich bis heute entwickelt?

Nur die Bewerberdaten zum offiziellen Anmeldeschluss am 31. März 2002 sind für die weitere Planung der zuständigen Behörde maßgebend, Daten zu anderen Terminen dagegen nicht aussagekräftig.

Nach den Ergebnissen der Beratungsgespräche in der ersten Juni-Hälfte wird die Anzahl der Neuaufnahmen zum Beginn des neuen Schuljahres 2002/03 geschätzt. Die Schätzwerte berücksichtigen Erfahrungen hinsichtlich Nachrücker, zum ersten Schultag nicht erscheinender Bewerber und Bewerber, die an der geforderten Notenschwelle scheitern. Die zuständige Behörde erwartet, dass 55 Prozent der ursprünglichen Bewerber für die Fachoberschule (FOS) und 45 Prozent der ursprünglichen Bewerber der Berufsfachschule (BFS) Handel und Industrie mit dem Besuch des jeweiligen Bildungsganges beginnen werden. Ergänzend sind noch Wiederholer zu berücksichtigen. Es ergeben sich folgende Zahlen:

Die Schülerinnen und Schüler, die sich angemeldet hatten, wurden aufgefordert, sich um einen Ausbildungsplatz im dualen System zu bewerben. Weiterhin wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, sich bei einer Lehrstellenbörse der Handelskammer, direkt bei der Handelskammer oder bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes zu informieren und darüber erfolgreich einen Ausbildungsplatz im dualen System zu erwerben.

2. Wie viele der bereits angemeldeten Schülerinnen und Schüler haben die o.g. Angebote angenommen und wie vielen konnte der Zugang zu einem Ausbildungsplatz im dualen System vermittelt werden?

Schülerinnen und Schüler, die ihre Bewerbung nicht zurückgezogen haben, sollten sich an den Schulen zwischen dem 3. und dem 14. Juni zu einem Beratungsgespräch einfinden.

3. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben dieses Angebot an den jeweiligen Schulen und für welche jeweilige Fachrichtung angenommen?

Was waren die Ergebnisse dieser Gespräche?

Was sind die Motive der Bewerberinnen und Bewerber, ihre Bewerbung aufrechtzuerhalten?

Wie viele Bewerbungen wurden aufrechterhalten, wie viele zurückgezogen, über wie viele Bewerbungen liegen keine Erkenntnisse vor?

Bei wie vielen Bewerbungen, bitte nach Schule und Fachrichtung aufschlüsseln, die jetzt noch vorliegen, handelt es sich um noch schulpflichtige Schülerinnen und Schüler?

Die zuständige Behörde führt darüber keine Statistiken und die zur Beantwortung der Fragen notwendigen Daten können auch nicht in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit mit vertretbarem Aufwand von den Schulen beschafft werden.

4. Welche weiteren Verfahrensschritte müssen die Bewerberinnen und Bewerber zu welchem Datum leisten?

Wer an seiner Bewerbung festhält, muss (soweit noch nicht geschehen) durch Vorlage des Abschlusszeugnisses der vorher besuchten Schule das Erreichen der Notenschwelle und den Hamburger Wohnsitz nachweisen.

Welche Kriterien müssen auf welcher Grundlage gewährleistet werden?

Nach der jeweiligen Ausbildungs- und Prüfungsordnung muss neben dem Realschulabschluss oder einer als gleichwertig anerkannten Vorbildung der Notendurchschnitt über alle Fächer (außer Sport) in der BFS Handel und Industrie mindestens 3,5 und in der FOS 11 mindestens 3,3 betragen. In der FOS 11 muss die Durchschnittsnote in Deutsch, Mathematik und Englisch mindestens 3,5 betragen und außerdem darf keines dieser Fächer mit mangelhaft bewertet sein.

Welche Bestimmungen der KMK regeln mit welcher Wirkung den Besuch von FOS 11 oder Berufsfachschulen?

Die KMK-Rahmenvereinbarung über die Fachoberschule ist in der Hamburger Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Fachoberschule berücksichtigt, die KMK-Rahmenvereinbarung über die Berufsfachschule in der Hamburger Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Berufsfachschule Handel und Industrie.

Wann wird durch wen abschließend entschieden, welche Bewerberinnen und Bewerber zur Aufnahme an der FOS 11 und der Berufsfachschule aufgenommen werden?

Schulpflichtige Bewerber, die alle genannten Voraussetzungen erfüllen, sind nach dem Bewerbungsgespräch aufgenommen. Über die Anträge nicht mehr schulpflichtiger Bewerber entscheidet gemäß der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Berufliche Schulen ­ Allgemeiner Teil ­ die jeweilige Schulleitung.

5. Auf welche Zahl von Bewerberinnen und Bewerbern sind die jeweiligen Schulen eingerichtet? Wie hat sich dies gegenüber dem Vorjahr verändert?

Die Zahl der Schüler in beruflichen Bildungsgängen ist schwer prognostizierbar, da sie neben demographischen Entwicklungen vor allem von der Zahl verfügbarer und nachgefragter dualer Ausbil2 dungsplätze, vom Bildungswahlverhalten und von Migrationsbewegungen abhängt und es keinen Numerus clausus gibt. Von daher sind alle Schulen darauf eingerichtet, flexibel auf die jeweilige Bewerberzahl zu reagieren.

6. Wie hoch sind die Kosten für den Besuch einer FOS 11 pro Schüler/in pro Jahr? Bitte nach Fachrichtung aufschlüsseln, falls die Kosten abweichen.

Wie hoch sind die Kosten für den Besuch der BFS Handel und Industrie pro Schüler/in und pro Jahr?

Wie hoch sind im Vergleich die Kosten pro Schüler/in und Jahr beim Besuch der Höheren Handelsschule?

Die Kosten je Bildungsgang werden nicht ermittelt. Für Bildungsgänge im Vollzeitbereich (wie z. B. FOS und BFS) werden im Jahr 2002 Jahreskosten von etwa 5500 E angesetzt. Dem stehen im Teilzeitbereich etwa 2900 E gegenüber. Bei der Berechnung unberücksichtigt bleiben die verschiedenen Formen der Berufsvorbereitungsschule, deren Kosten deutlich höher sind.

Das Ziel, die FOS 11 abzuschaffen, wurde damit begründet, dass es alternativ ausreichend Ausbildungsplätze im dualen System gibt.

7. Wie viele Ausbildungsplätze in welchen Berufen sind in 2003 zusätzlich geschaffen worden, die aus Sicht der Fachbehörde eine Alternative für den Besuch von FOS 11 oder der BFS Handel und Industrie darstellten?

Aussagen über zusätzliche Ausbildungsplätze für bisherige Bewerber der FOS 11 und der BFS Handel und Industrie sind generell nicht möglich. Auch allgemeine Aussagen zur Entwicklung in den einzelnen Ausbildungsberufen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Die Entwicklung in den einzelnen Berufen wird erst nach Vorliegen der einzelnen Kammerstatistiken erkennbar werden; erfahrungsgemäß liegen diese Zahlen jeweils im ersten Quartal des dem Vermittlungsjahr folgenden Jahres vor.

8. Wie hoch ist der Anteil und die absolute Zahl von Hamburger Realschülerinnen und Realschülern, die damit unmittelbar nach dem Schulabschluss Einstieg in das duale System finden, an tatsächlichen Abschlüssen von Ausbildungsverträgen in 2001? Wie hat sich dieser Anteil und die absolute Zahl in den letzten zehn Jahren entwickelt? In welchen Berufen lag der Schwerpunkt für diese Personengruppe?

9. Wie hoch ist der Anteil und die absolute Zahl von Hamburger Hauptschülerinnen und Hauptschülern, die damit unmittelbar nach dem Schulabschluss Einstieg in das duale System finden, an tatsächlichen Abschlüssen von Ausbildungsverträgen in 2001? Wie hat sich dieser Anteil und die absolute Zahl in den letzten zehn Jahren entwickelt? In welchen Berufen lag der Schwerpunkt für diese Personengruppe?

Aussagen über die Entwicklung in den letzten zehn Jahren sind für Hamburg nicht möglich, da diese Daten erst seit zwei Jahren erhoben werden. Die quantitative Verteilung ergibt sich aus den folgenden Übersichten: Übersicht über die Absolventen mit Haupt- bzw. Realschulabschluss, die 2000 bzw. Für Jugendliche mit Realschulabschluss sind dies die Wirtschaftsbereiche: Öffentlicher Dienst, Freie Berufe, Seeschifffahrt, Industrie und Handel, Landwirtschaft und Handwerk.

10. Welche Möglichkeiten gibt es in Hamburg, neben dem Besuch von Gymnasium oder Gesamtschule Fachabitur oder Abitur zu machen? Bitte die Entwicklung der Anzahl nach den einzelnen Angeboten für die letzten zehn Jahre aufschlüsseln.

Die allgemeine Hochschulreife kann nur über den Besuch der gymnasialen Oberstufe in ihren verschiedenen Ausprägungen erlangt werden. Bei der Fachhochschulreife ist zwischen dem Erwerb der bundesweit anerkannten allgemeinen Fachhochschulreife über den Besuch der Fachoberschule, dem Erwerb der an Hamburg gebundenen allgemeinen Fachhochschulreife über den Besuch einer Fachschule und dem Erwerb des schulischen Teils der bundesweit anerkannten allgemeinen Fachhochschulreife über den Besuch der Höheren Handelsschule oder der Klassenstufe 12 der gymnasialen Oberstufe zu unterscheiden. Nach Nachweis einer Berufsausbildung oder zumindest eines den jeweiligen Praktikumsrichtlinien entsprechenden Praktikums wird auf Antrag der schulische Teil der Fachhochschulreife erweitert auf die volle Fachhochschulreife. Hinzu kommt die Möglichkeit, die verschiedenen Arten der Fachhochschulreife auch über Externenprüfungen zu erwerben. Daten lassen sich in dem für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeitraum nicht ermitteln.

11. Bewertet der Senat die Zahl an Abiturientinnen und Abiturienten und Fachabiturientinnen und Fachabiturienten in Hamburg als ausreichend oder gibt es Bestrebungen, deren Anteil an allen Schulabschlüssen oder absolut zu erhöhen?

Die absolute Zahl erworbener Berechtigungen ist nur begrenzt aussagekräftig. Der Senat richtet seine Bemühungen, ebenso wie die meisten Bundesländer, zunächst auf die Definition und die Sicherung von Leistungsstandards. (K))C

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