Pflegebedürftige Behinderte im Heinrich-Eisenbarth-Heim
Das Heinrich-Eisenbarth-Heim (Träger pflegen & wohnen) ist eine Behinderteneinrichtung für 228 überwiegend suchtkranke Menschen mit fortgeschrittenen alkoholbedingten Schädigungen (vgl. unter anderem Drucksache 16/529). Das Heim verfügt seit 1990 über eine Pflegestation mit zehn Plätzen, die an die heiminterne Ambulanz angegliedert ist.
Nach meinen Informationen soll die Pflegestation nun abgebaut werden, obwohl sie ständig voll belegt ist.
Die in der Vorbemerkung der Anfrage enthaltene Aussage, das Heim verfügt seit 1990 über eine Pflegestation mit zehn Plätzen, die an die heiminterne Ambulanz angegliedert ist, trifft nicht zu. Im Heinrich-Eisenbarth-Heim als Einrichtung der Eingliederungshilfe gibt es keine ausgewiesenen Pflegeplätze, die durch den Sozialhilfeträger finanziert werden. Es bestehen im Rahmen des Betreuungsangebotes lediglich medizinische Behandlungskapazitäten, die auch eine Unterbringung kranker Bewohnerinnen und Bewohner ermöglichen.
Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen, zum Teil auf Grundlage von Auskünften von pflegen & wohnen Anstalt öffentlichen Rechts wie folgt.
1. Wie viele Plätze sind im Heinrich-Eisenbarth-Heim zur Zeit belegt?
230 Plätze einschließlich der Außenwohngruppe Kirchwerder.
2. Wie viele der Heimbewohner/innen leiden unter schweren alkoholbedingten gesundheitlichen Schädigungen, z. B. epileptischen Anfällen, Korsakow-Psychosen und Stoffwechselstörungen? Wie viele müssen derzeit als abstinenzunfähig angesehen werden?
Das Heinrich-Eisenbarth-Heim ist eine Einrichtung für chronisch alkoholkranke Menschen im Sinne des § 39 Bundessozialhilfegesetz (BSHG), die in unterschiedlichen Ausprägungen unter alkoholbedingten gesundheitlichen Schädigungen leiden. Im Sinne der Fragestellung differenzierte Daten liegen nicht vor. Ca. 3,5 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sind zur Zeit mit den Therapieangeboten der Einrichtung nur schwer erreichbar.
3. Wie viele Heimbewohner/innen sind nach den Kriterien der Pflegeversicherung pflegebedürftig? (Bitte um Angaben über erfolgte Untersuchungen durch den MDK und die Einteilung in die Pflegestufen.) 47,8 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner wurden vom MDK begutachtet, für 10 Prozent hiervon wurde eine Pflegebedürftigkeit entsprechend der Pflegestufe 1 festgestellt.
4. Wie viele Heimbewohner/innen erhalten derzeit Medikamente, und wer verantwortet deren verordnungsgemäße Einnahme?
Etwa die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner erhalten derzeit Medikamente. Sofern diese ihre Medikamente nicht selbständig einnehmen, werden sie hierbei von Betreuungspersonal der Einrichtung unterstützt.
Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Dorothee Freudenberg (GAL) vom 10. 06. 98 und Antwort des Senats
Betreff: Pflegebedürftige Behinderte im Heinrich-Eisenbarth-Heim.
5. Nach meinen Informationen leben viele Bewohner/innen des HEH seit vielen Jahren dort und haben keine sozialen Kontakte außerhalb der Einrichtung.
a) Wie viele Bewohner/innen des HEH haben keine oder fast keine sozialen Kontakte außerhalb der Einrichtung, abgesehen von gesetzlich bestellten Betreuern?
Die weitaus meisten Bewohnerinnen und Bewohner haben in sehr unterschiedlicher Qualität und Frequenz soziale Kontakte außerhalb der Einrichtung. Viele Kontakte sind dabei auf das frühere (häufig problematische) Umfeld bezogen.
5. b) Welche Angaben können zur Aufenthaltsdauer der Bewohnerschaft gemacht werden?
Die Aufenthaltsdauer beträgt bei
043 Bewohnerinnen und Bewohnern bis zu einem Jahr,
024 Bewohnerinnen und Bewohnern bis zu zwei Jahre,
060 Bewohnerinnen und Bewohnern bis zu fünf Jahre,
103 Bewohnerinnen und Bewohnern über fünf Jahre.
5. c) Wie viele Heimbewohner/innen sind über 60 Jahre alt?
33,5 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sind über 60 Jahre alt.
6. Für wie viele Bewohner/innen wurde ein Betreuer nach bestellt?
Für 19,1 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner besteht eine Betreuung nach dem Betreuungsgesetz 7. Wie viele Pflegekräfte sind auf wie vielen Stellen im HEH beschäftigt? Ist eine Präsenz von Pflegekräften rund um die Uhr gewährleistet?
Das Heinrich-Eisenbarth-Heim beschäftigt sechs Pflegekräfte auf 5,5 Stellen. Durch das pflegerische und pädagogische Personal zusammen ist eine Präsenz rund um die Uhr gewährleistet.
8. Wie viele Verlegungen von Heimbewohner/innen in stationäre Pflegeeinrichtungen erfolgten in den letzten Jahren? Geschah dies auf ausdrücklichen Wunsch der Bewohner/innen und ggf. deren gesetzlich bestellten Betreuer/innen?
Seit 1996 sind zwölf Bewohnerinnen und Bewohner auf eigenen Wunsch, ggf. in Abstimmung mit der betreuenden Person, in stationäre Pflegeeinrichtungen umgezogen.
9. Trifft es zu, dass die Heimärztin, eine Nervenärztin, bei der KV Schleswig-Holstein eine Teilermächtigung erreichen konnte? Welche Einsparungen konnten hierdurch erzielt werden?
Ja. Durch die Teilermächtigung werden Einsparungen bei den Medikamentenkosten erzielt.
10. Welche Planungen gibt es bezüglich der Pflegestation und der Ambulanz, und wer wurde an den Planungen beteiligt?
Zu weiteren Planungen bezüglich des medizinischen Behandlungsangebots kann aufgrund laufender Pflegesatzverhandlungen, die auch strukturelle Aspekte betreffen, derzeit keine Aussage getroffen werden. Im übrigen siehe Vorbemerkung.
11. Teilt der Senat meine Auffassung, dass das Heinrich-Eisenbarth-Heim sich eignen würde für die Errichtung einer wirtschaftlich getrennten Pflegeabteilung, um den pflegebedürftigen Heimbewohner/innen ein Verbleiben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen?
Wenn nein, warum nicht?