Zuckerfabrik Straußfurt - Einstellung der Produktion zum Jahresende 1996

Entsprechend Presseinformationen soll auf der Grundlage einer Entscheidung der Betreiberfirma in der Zuckerfabrik Straußfurt (Landkreis Sömmerda) am Jahresende 1996 die Produktion eingestellt werden. Der Landkreis Sömmerda gehört in Thüringen seit Jahren zu den Kreisen mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Die Einstellung der Produktion in Straußfurt würde die Straßentransporte von Zuckerrüben weiter erhöhen. Ökologische Gesichtspunkte wurden bei der Entscheidung zur Produktionseinstellung offensichtlich nicht berücksichtigt.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welchen Standpunkt bezieht die Landesregierung zu der Produktionseinstellung unter dem Gesichtspunkt, daß dadurch die Arbeitslosigkeit im Landkreis Sömmerda weiter erhöht und in Thüringen damit die letzte Zuckerfabrik aufgegeben wird?

2. Hat die Landesregierung mit der Betreiberin über Möglichkeiten zur Erhaltung des Produktionsstandorts Straußfurt beraten bzw. sind Beratungen vorgesehen, und welches Verhandlungskonzept hat die Landesregierung dabei vertreten bzw. vorgesehen?

3. Ist bei den unter Punkt 2 genannten Gesprächen das Verhältnis des Investitionsaufwands für eine Rekonstruktion zu den jährlichen Aufwendungen für die zusätzlichen Zuckerrübentransporte, die sich bei Beibehaltung des bisherigen Zuckerrübenanbaus im Einzugsbereich der Zuckerfabrik Straußfurt durch die Einstellung der Produktion in Straußfurt ergeben würden, berücksichtigt worden?

4. Sind im Zusammenhang mit Punkt 3 seitens der Landesregierung Untersuchungen geführt worden, den Einzugsbereich des Zuckerrübenanbaus für den Produktionsstandort Straußfurt auch aus ökologischen Gründen zu erweitern?

Das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 14. März 1996 wie folgt beantwortet:

Zu 1.: Die Landesregierung bedauert die Schließung des Produktionsstandortes Straußfurt. Hier handelt es sich um eine rein unternehmerische Entscheidung.

Es ist richtig, dass mit der Produktionseinstellung die letzte Zuckerfabrik im Freistaat Thüringen geschlossen wird. Zur der Personalvertretung ist noch nicht abgeschlossen.

Die Möglichkeit der Umsetzung der Mitarbeiter in eine andere Zuckerfabrik ist für einen Teil der Belegschaft grundsätzlich vorhanden, dies wird jedoch aufgrund der Entfernungen zu den Verarbeitungsstandorten Zeitz und Delitzsch kaum möglich sein.

Zu 2.: In den vergangenen Jahren fanden mehrere Gespräche durch das Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (ehemals Ministerium für Landwirtschaft und Forsten) mit dem Vorstand und der Geschäftsführung der Südzucker statt. In diesem Zusammenhang habe ich anläßlich einer Beratung am 16. März 1995 gegenüber der die zusätzlichen Rübentransporte.

Es wurde auch nachdrücklich gefordert, dass die geplante Umverlagerung der Produktion mit den Betroffenen (Arbeitskräften in der Fabrik und den Landwirten) beraten wird und sozial- und umweltverträgliche Konzepte erarbeitet werden.

Zu 3.: Die notwendigen Investitionskosten bei einer Aufrechterhaltung der Produktion im Werk Straußfurt hätten einen Gesamtumfang von ca. 34 Millionen Deutsche Mark. Ein Großteil davon würde auf die notwendige Gebäudesanierung bzw. einen Neubau entfallen.

Eine Ermittlung des jährlichen Aufwandes der zusätzlichen Zuckerrübentransporte erfolgte bisher nicht. In der Fabrik in Straußfurt werden jährlich ca. 160.000 t Zuckerrüben verarbeitet.

Anlieferer sind vorwiegend landwirtschaftliche Unternehmen der Kreise Nordhausen, Eichsfeld, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich. Zukünftig sollen ca. 30.000 t aus Nordthüringen in der Zuckerfabrik Delitzsch und der Rest in Zeitz verarbeitet werden.

Auswirkungen auf die vergebenen Lieferrechte sind durch die Produktionsverlagerung nicht zu erwarten. Die Berechnung eines Kostenverhältnisses zwischen Investitionsaufwand und Mehraufwendung durch die Transporterhöhung ist kaum zu ermitteln, da neben diesen Kostengründen auch andere Faktoren (z. B. Erzeugerpreise, Rübenschnitzeltransporte) bewertet werden müßten.

Zu 4.: Untersuchungen zur Erweiterung des Produktionsstandorts sind nicht erfolgt. Die bisherige Verarbeitungsmenge in der Fabrik Straußfurt von täglich ca. 2.000 t Dicksaft müßte verdoppelt werden. Aufgrund der vergebenen Lieferrechte ist diese Überlegung nicht realistisch.