Fachhochschule

Neugründung von Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen

Bei der Weiterentwicklung der Forschungslandschaft in Thüringen auf den Gebieten Mikroelektronik und Mechatronik/Mikrosystemtechnik soll das Technologiedreieck durch Gründung von neuen Forschungseinrichtungen in den nähsten Jahren weiter ausgebaut werden. Dabei soll die Weiterentwicklung der Universitäten und Hochschulen ebenso berücksichtigt werden wie auch der vom TMWI geplante Innovationsund Technologiepark in Ilmenau.

Die Gründung folgender Forschungseinrichtungen wird vorgeschlagen:

· ein Applikationszentrum (APZ) im Forschungspark der TU Ilmenau,

· ein Applikationszentrum Mikrotechnik (AMT) in Jena,

· ein Testzentrum für die Mikroelektronik in Verbindung mit der Fraunhofer Gesellschaft

· ein Management- und Dienstleistungszentrum (MDZ) im Technologiepark Ilmenau.

1. Applikationszentrum (APZ) im Forschungspark der TU Ilmenau

In Ilmenau haben sich nach dem weitgehenden Zusammenbruch der früher dominierenden Glas- und Porzellanindustrie eine Reihe kleiner hochinnovativer Unternehmen gegründet, die sich häufig auf die wissenschaftliche Basis der Universität abstützen. Es wird in dieser Region besonders deutlich, wie eng Wirtschaft und Wissenschaft miteinander kooperieren und damit aufeinander angewiesen sind.

Positiv dafür wirkt sich aus, dass die Technische Universität (TU) Ilmenau schon immer sehr praxisnah gearbeitet hat und auf derartige Kooperationen großen Wert legte. Die Unterstützung der Gründung des Institutes für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme (IMMS) in Ilmenau und die vorgesehene Verleihung der Bezeichnung Aninstitut (nach Abschluß eines Kooperationsvertrages) ist ein erster Schritt, dabei neue Wege zu gehen.

Die TU Ilmenau baut die anwendungsorientierte Grundlagenforschung aus und hat dazu den Bau eines Technologischen Laborgebäudes mit Reinräumen in den nächsten Jahren vorgesehen. Das IMMS beabsichtigt, die anwendungsorientierte Vorlaufforschung und die Entwicklung von Erzeugnissen der Mikroelektronik und Systemtechnik sowie deren Überleitung in kleine und mittelständische Unternehmen in Thüringen durchzuführen und zu beschleunigen. In der Konzeption des IMMS ist vorgesehen, es mit Entwurfstechnik und Meßtechnik auszustatten. Es wurde dabei bewußt darauf verzichtet, das IMMS mit technologischen Ausrüstungen zu versehen. Dafür sollen die Einrichtungen der TU Ilmenau oder, durch den Betriebsteil Erfurt des IMMS, der Thesys mitgenutzt werden.

Eine ähnliche Konzeption wird mit der Gründung des APZ verfolgt.

Es wurde festgestellt, dass eine Lücke bei der Umsetzung der Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen verblieben ist. Diese Lücke soll durch die Anwendungszentren in Ilmenau und Jena geschlossen werden. Die Verteilung der Anwendungen auf die beiden Anwendungszentren richtet sich dabei nach den vorhandenen wissenschaftlichen Forschungsrichtungen bzw. nach der in der Nähe vorhandenen Industrie. Für das APZ in Ilmenau sind demzufolge die folgenden Gebiete vorgesehen:

- Bildverarbeitung, Technisches Sehen und Medizinische Diagnostik

- Mikrotechniken

- Schaltungs- und Hybridtechnik.

Im Interesse der Vermeidung von Doppelinvestitionen ist bei der Konzipierung des APZ eine sorgfältige inhaltliche und kapazitätsmäßige Abstimmung mit dem aufzubauenden Technologiegebäude der TU Ilmenau und dem IMMS sowie anderen TU-eigenen Struktureinheiten vorzunehmen. Die Effektivität und Leistungsfähigkeit des APZ wird wesentlich davon abhängen, inwieweit es gelingt, zwischen der TU Ilmenau, dem IMMS, dem APZ und anderen Einrichtungen am Technologiestandort Ilmenau eine transdisziplinäre Arbeitsweise zu realisieren.

Bei den Investitionen für das APZ ist davon auszugehen, dass eine gemeinsame Nutzung des Equipment im geplanten Technologiegebäude der TU Ilmenau und im APZ möglich ist. Dazu ist eine räumliche Nähe beider Gebäude (Transportsysteme zwischen den Reinräumen für Substrate) erforderlich. Es sind die erforderlichen vertraglichen Vereinbarungen zu treffen.

Voraussetzung für die gemeinsame Nutzung des Equipment durch beide Einrichtungen sind ein die Zusammenarbeit förderndes Management und eine gute Logistik. Damit kann das APZ rund 9 bis 10 Mio. DM billiger werden, als wenn es als vollkommen eigenständige Einrichtung konzipiert würde. Dies gilt aber nur bei unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft mit dem Technologiegebäude der TU Ilmenau.

2. Applikationszentrum Mikrotechnik (AMT) Jena Ähnlich wie in Ilmenau wurde auch in Jena erkannt, dass es eine Lücke in der Kette zwischen wissenschaftlicher Forschung und der Entwicklung konkreter Produkte gibt. Deshalb wurde von einigen der dort ansässigen wissenschaftlichen und wirtschaftsnahen Forschungsinstitute sowie der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) und der Fachhochschule (FH) Jena vorgeschlagen, ein Applikationszentrum Mikrotechniken (AMT) zu gründen.

In dieser Region konzentrieren sich die Forschungstätigkeiten vorwiegend im Bereich Mikrotechnik auf den Feldern

· Mikrooptik,

· Mikrosensorik

· Aufbau- und Verbindungstechnik.

Wichtigstes Hindernis bei der Überführung neuer Forschungsergebnisse der Mikrotechnik in marktfähige Produkte durch regionale kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind Defizite in der Verfügbarkeit von Know-how und Fertigungstechniken für die Produktion zu marktgerechten Kosten. Der überwiegende Teil der Fertigungsaufwendungen (60...80%) entsteht in den Prozessen der Montage- und Fügeverfahren (MFV). Sie sind für die neuen Felder Mikrosystemtechnik noch ungenügend entwickelt und nur zum Teil kommerziell verfügbar.

Die Räume für das AMT könnten durch das Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung bereitgestellt werden. Für die materielle und personelle Ausstattung hätte im Rahmen einer degressiven Anschubfinanzierung für eine Übergangszeit von etwa fünf Jahren mit abnehmender Tendenz das Land zu sorgen. Es ist vorgesehen, das AMT gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft (IOF Jena) zu betreiben.

Die folgenden Einrichtungen bzw. Unternehmen wollen mit dem AMT eng zusammenarbeiten und beteiligen sich aktiv an der Ausarbeitung der Konzeption:

· Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung Jena,

· Institut für Physikalische Hochtechnologie e. V. Jena,

· für Angewandte Optik und Feinmechanik Jena,

· Friedrich-Schiller-Universität Jena, Physikalisch-Astronomisch-Technikwissenschaftliche Fakultät,

· Fachhochschule Jena, Fachbereich Feinwerktechnik,

· Jenoptik AG.

3. Testzentrum als gemeinsame Forschungseinrichtung mit der Sowohl von Seiten der Mikroelektronikindustrie in Thüringen als auch seitens der ist erkannt worden, dass es gegenwärtig eine Lücke bei der Entwicklung von Testern für analoge und gemischt analog/digitale Schaltkreise gibt. Gerade auf diesem Gebiet sind aber die Mikroelektronikunternehmen in Thüringen besonders aktiv.

Das Problem besteht darin, dass die Testfolgen nicht einfach aus dem Schaltkreisentwurf abgeleitet werden können. Häufig spielen solche Fragen wie bestimmte Signalpegel unter unterschiedlichen Bedingungen oder die Empfindlichkeit bei hohen Frequenzen (typische Fragen bei Schaltkreisen für Multimedia-Anwendungen, Anwendungen der modernen Informations- und Kommunikationstechnik, Automatisierungs- und Verkehrstechnik) eine große Rolle. Da bei diesen Anwendungen die Stückzahlen nicht besonders groß sind, fallen die Kosten für die Entwicklung eines Testers für den Schaltkreis besonders ins Gewicht. Die Funktionsfähigkeit der Schaltkreise unter den vom Kunden genannten Randbedingungen der praktischen Anwendung ist aber unbedingt nachzuweisen.

Das Testzentrum soll als Außenstelle des für Integrierte Schaltungen und Angewandte Elektronik (IIS-A) arbeiten. Es sind anwendungsnahe Forschungsarbeiten durchzuführen, die eine verallgemeinerbare Entwicklung von Testern ermöglichen.

Das Testzentrum könnte bei der Außenstelle des IMMS in Erfurt installiert werden. Dadurch ergeben sich ähnliche Synergieeffekte, wie sie bereits beim APZ genannt wurden. Die Tester der Firma Thesys können für die Erprobung der untersuchten Prinzipien mitgenutzt werden.

Bei geschätzten Kosten von 2 bis 10 Mio. DM pro Tester ergeben sich bedeutende Einsparungen. Kooperationsbeziehungen nützen auch dem IMMS, um den Test der dort entwickelten Schaltkreise abzusichern.

Der Vorteil der Installation des Testzentrums als besteht darin, dass nach einer Anlaufphase von ca. fünf Jahren mit abnehmender Anschubfinanzierung die weiteren Kosten von der getragen würden. Es ergeben sich damit keine langfristigen Verbindlichkeiten für den Freistaat Thüringen.

4. Management- und Dienstleistungszentrum (MDZ) im Technologiepark Ilmenau

Um die im Ilmenauer Umfeld angesiedelten und insbesondere die sich in dem aufzubauenden Innovations- und Technologiepark gründenden KMU an den universitären Wissens- und