Zwar liegt die Studierendenquote in Thüringen trotz hoher Abiturientenquote unter dem Bundesdurchschnitt

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Zu viele Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss. Thüringen weist im Vergleich zum früheren Bundesgebiet gegenwärtig sehr hohe Absolventenquoten auf. Dieser Umstand ist auf eine demographische Besonderheit der neuen Länder zurückzuführen, namentlich auf den Geburtenanstieg Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre. Aber etwa jeder zehnte aller Schulabsolventen des Jahres 2000/01 haben ihre Schulausbildung ohne Hauptschulabschluss beendet (vgl. Anmerkung unter Tabelle 54). Im Durchschnitt der neuen Länder verlassen 11% und im früheren Bundesgebiet nur 9% die Schule ohne Abschluss. Auf der anderen Seite weist Thüringen ­ nach Brandenburg ­ den zweithöchsten Anteil Hochschulzugangsberechtigter an der gleichaltrigen Bevölkerung auf und liegt mit 35% nur 3 Prozentpunkte unter der Quote im früheren Bundesgebiet. Offen bleibt, ob dieses Potential genutzt wird. Sollte dies der Fall sein, müsste sich dies in entsprechenden Studierendenzahlen niederschlagen (vgl. Abbildung 66). Abbildung 66: Studierendenquoten im Wintersemester 2000/2001

Anzahl der (weiblichen) Studierenden je 1.000 (weibliche) Einwohner Quelle: Statistische Landesamt empirica Positive Entwicklung bei der Verbleibe-Quote der Studierenden mit Thüringer Hochschulzugangsberechtigung.

Zwar liegt die Studierendenquote in Thüringen trotz hoher Abiturientenquote unter dem Bundesdurchschnitt. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Studierenden in Thüringen eine kürzere Studiendauer aufweisen als im früheren Bundesgebiet.

Zudem ist festzustellen, dass sich gerade in den letzten Jahren ­ auch aufgrund der Attraktivität des Angebots der Thüringer Hochschulen ­ die Zahl der Studierenden insgesamt sowie die Zahl der der Studierenden, die in Thüringen ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, stets erhöht hat. Thüringen gelingt es demnach in zunehmendem Maße, das vorhandene Potential an Hochschulzugangsberechtigten zu nutzen und im Lande auszubilden.

77 So waren in Thüringen im Wintersemester 2000/2001 lediglich 2,7% der Studierenden im 15. oder einem höheren Fachsemester, im gesamten Bundesgebiet jedoch 10,5% (Quelle: Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst). Materialband zum 3. Thüringer Sozialbericht 115

Ausgezeichnete Studienbedingungen wegen geringer Studierendenzahlen im Lande. Die geringe Studierendenquote in Thüringen ist keineswegs auf schlechte Studienbedingungen zurückzuführen. Zwar hat die Zahl der Professoren gemessen an der Bevölkerung in den neuen Ländern noch nicht das Niveau des früheren Bundesgebietes erreicht. Bezogen auf die Einwohnerzahl verfügen lediglich Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern über eine Ausstattung mit Professoren, die über dem Bundesdurchschnitt liegt. Allerdings wird dieser Indikator relativiert, wenn man die kürzere Studiendauer und die geringen Studierendenzahlen berücksichtigt (vgl. Abbildung 67). Dann weist Thüringen ziemlich genau die gleiche Betreuungsrelation auf wie der Durchschnitt der neuen Länder. Damit liegt auch die Betreuungsquote in Thüringen erheblich über dem Niveau im früheren Bundesgebiet.

Zwar lag die Verbleibensquote im Jahr 1993 noch bei 52% und studieren im Jahr 2000 schon 58% mit einer in Thüringen erworbenen Hochschulzugangsberechtigung im eigenen Land,79 dennoch sollte es möglich sein, angesichts der beschriebenen Vorteile, noch mehr eigene Abiturienten und Studierende aus anderen Ländern für ein Studium in Thüringen zu gewinnen.

Regionale Differenzierung Determinanten der regionalen Qualifikationsstrukturen ergeben sich vor allem aus demografischen und infrastrukturellen Unterschieden. Hohe Qualifikationen sind eher in Ober- und Mittelzentren zu finden, weil diese dort für öffentliche und privatwirtschaftliche Verwaltungstätigkeiten nachgefragt werden. Darüber hinaus erhöht das wissenschaftliche Personal in den Universitätsstädten das Bildungsniveau der Bevölkerung. Geringe Qualifikationen sind dagegen eher in Regionen mit hohem Altenquotienten anzutreffen, weil die Ausbildungsqualität sich im Zeitablauf der vergangenen Jahrzehnte verbessert hat.

Abbildung 67: Professoren pro Einwohner und pro Studierenden im Wintersemester 2000/2001

Quelle: Statistische Landesamt empirica 78 Gleichwohl könnte sich dieses Verhältnis mittelfristig verschlechtern, wenn bis zum Jahr 2008 keine neuen Professorenstellen eingerichtet werden. Denn bis dahin wird aufgrund der Altersschichtung der Bevölkerung in Thüringen eine Erhöhung der Studierendenzahlen um 20% erwartet (vgl. Landeshochschulplan, S. 36). 79 Damit liegt die Verbleibensquote nur knapp unter dem Durchschnitt der neuen Länder (59%), ist aber höher als z. B. die von Niedersachsen (56%) oder Rheinland-Pfalz (49%). Außerdem exportieren selbst Länder mit einer hohen Vielfalt an Hochschulen wie Baden-Württemberg oder Niedersachsen Studenten.

8. Wohnverhältnisse

Die Wohnungsversorgung Thüringens ist unter quantitativen und qualitativen Gesichtspunkten weitgehend gelöst. Der Bevölkerung steht bzgl. Wohnungszahl, Wohnfläche, Bauzustand und differenzierter Mietpreisstruktur mehr und qualitativ besserer Wohnraum zur Verfügung als je zuvor. Allerdings können Nachfragen nach spezifischen Wohnformen, beispielsweise für behinderte oder ältere Menschen, lokal noch nicht vollauf abgedeckt werden.

Wohnungsbestand und Wohnungsqualität

Mehr Wohnraum und höherer Wohnkomfort. Der Qualitätsstandard der Wohnungen in Thüringen wurde in den letzten Jahren deutlich erhöht. Dies macht sich sowohl in einer verbesserten Wohnungsausstattung als auch in einer Zunahme der Wohnungen und Wohnräume pro Einwohner bemerkbar (vgl. Abbildung 69). Mitte der 90er Jahre waren knapp neun von zehn Wohnungen mit Innen-WC und Bad oder Dusche ausgestattet ­ das ist ein Anstieg um über 50% im Vergleich zu 1981.

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Abbildung 68: Qualifikationstrukturen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in den Kreisen und kreisfreien Städten Thüringens Anmerkung: Geringe Qualifikation = Arbeitnehmer mit Volksschule, mittlerer Reife oder Abitur und abgeschlossener Berufsausbildung; Hohe Qualifikation = Abschluss an höherer Fachschule, Fachhochschule, Hochschule oder Universität.