Bildung Erziehung und Betreuung bilden ein Gesamtsystem dessen Bewältigung neue Herausforderungen auch an die Schule stellt

Anlage 4

Empfehlungen des Thüringer Kultusministeriums zum Ausbau ganztägiger Angebote

Durch veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen erhalten der Ausbau und die qualitative Weiterentwicklung von Betreuungs- und Förderangeboten im Sozialraum Schule zunehmende Bedeutung.

Bildung, Erziehung und Betreuung bilden ein Gesamtsystem, dessen Bewältigung neue Herausforderungen auch an die Schule stellt. Das fordert eine Gestaltung von Schule als Lernort, aber auch als Lebens- und Erfahrungsraum für Kinder und Jugendliche. Ganztägige Angebote orientieren sich an den Bedürfnissen der jungen Menschen, unterstützen die Eltern in ihrem Erziehungsauftrag und leisten einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mit dieser Entwicklung öffnet sich Schule weiter zum Gemeinwesen und die Zusammenarbeit mit den Trägern von Bildung und Erziehung vor Ort und in der Region wird intensiviert.

Ganztägige Angebote bestehen in Thüringen in den Grundschulen mit Horten flächendeckend, in den Förderzentren als voll gebundene Ganztagsschule sowie in den Spezialgymnasien und Gymnasien mit Spezialklassen und einer Reihe weiterer Schulen. Das heißt, dass ca. 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Thüringen ein ganztägiges schulisches Förder- und Betreuungsangebot in Anspruch nehmen können.

Das Thüringer Kultusministerium hat mit dem Programm Schuljugendarbeit eine ergänzende Grundlage zur weiteren Entwicklung außerunterrichtlicher Förder- und Betreuungsangebote an Thüringer Regelschulen, Gymnasien und Gesamtschulen geschaffen.

In Verbindung mit dem Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung der Bundesregierung sollen die Thüringer Schulen, die ganztägig arbeiten, die Möglichkeit erhalten, die Lern-, Arbeits- und Betreuungsbedingungen der Schüler und Pädagogen zu verbessern. Gleichzeitig soll eine qualitative Weiterentwicklung der Schulen erfolgen.

Dabei sollen sich die Schulen von folgenden Grundsätzen leiten lassen:

1. Ganztägige Angebote verstehen sich als familienergänzende und familienunterstützende Angebote und legen grundsätzlich das Prinzip der Freiwilligkeit zugrunde.

2. Die Entwicklung ganztägiger Angebote muss auch zu einer Weiterentwicklung von Schule und Unterricht führen.

3. Ausbau und Weiterentwicklung von ganztägigen Angeboten erfolgen orientiert am regionalen Bedarf, d.h. es erfolgt eine regional angemessene Angebotsform.

- 2 4. Unterricht und ganztägige Angebote stehen in einem pädagogischen Zusammenhang.

5. Die ganztägigen Angebote in der Grundschule und die Schuljugendarbeit in den anderen Schularten erfüllen insbesondere folgende zusätzliche Aufgaben:

· Stärkung der Eigenverantwortung und Förderung der Eigeninitiative der Schüler bei der Gestaltung des Schullebens

· Vernetzung der Angebote von Schule mit denen der Jugendhilfe und anderen Partnern der Region

· Verknüpfung von formeller und nichtformeller Bildung

· Weiterentwicklung von Interessen und Begabungen

· Anleitung zu sozialem Handeln und Engagement

· Schaffung von Freiräumen für soziales Lernen

· Unterstützung bei Schwierigkeiten und Krisen

· Anregung und Anleitung zur sinnvollen und verantwortungsbewussten Freizeitgestaltung Gestaltung der pädagogisch ­ organisatorischen Konzepte

Die durch die Umsetzung der Thüringer Lehrpläne mit dem Kompetenzmodell und einer hohen Methodenvielfalt des Unterrichts erreichte Qualität von Schule und Unterricht soll sich in den pädagogischen Konzepten widerspiegeln und weiterentwickelt werden.

Dabei kann im Ganztagsbereich unter anderem die Rhythmisierung des Unterrichts (Wechsel von Phasen der Anspannung und Entspannung alters- und schulartangemessen, unterschiedliche Unterrichtsmodelle) aufgenommen werden. Die Schulen mit Sekundarbereich I (Klassen 5 bis 10) können in Verbindung mit Schuljugendarbeit unterrichtsbezogene Ergänzungen, themenbezogene Vorhaben und Projekte sowie Förderung und Freizeitgestaltung für die Schulprofilgestaltung nutzen.

Diese Empfehlungen sollen den Schulträgern, den Staatlichen Schulämtern und den Schulen als Orientierung und Hilfestellung bei der weiteren Entwicklung von Thüringer Schulen und deren Schulprofilentwicklung zu Schulen mit ganztägigen Angeboten dienen.

Für Rückfragen dazu steht Ihnen Frau Ute Löther unter der Rufnummer 0361 / 37 94 202 zur Verfügung.