Frau E wurde der Sachverhalt erklärt auch dass ihre erneuten Anträge seit 1999 keinen Erfolg haben könnten

Nachdem vom Amt für offene Vermögensfragen festgestellt worden war, dass der Abwesenheitspfleger 1981 das Gartengrundstück veräußert hatte und der Kaufpreis in drei Jahresraten dem Konto von Frau E. zugeflossen war, nahm das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen im Juli 1996 den Bescheid insoweit zurück, als dass Frau E. eine Entschädigung zuerkannt worden war. Da Frau E. keinen Widerspruch einlegte, wurde dieser Bescheid bestandskräftig.

Frau E. wurde der Sachverhalt erklärt, auch dass ihre erneuten Anträge seit 1999 keinen Erfolg haben könnten. Sie hätte nie einer Veräußerung des Gartengrundstückes zugestimmt, erklärte sie. Zum eventuell untreuen Verwalter äußerte sie sich nicht.

Zur Strafanzeige von Frau E. wegen Betruges gegen Behördenmitarbeiter wurde von der Staatsanwaltschaft kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Verurteilung von Minderjährigen wegen versuchter Republikflucht

Eine Person, die 1965 im Alter von 17 Jahren von einem Kreisgericht wegen versuchter Republikflucht und versuchtem Grenzdurchbruch zu einer Haft von 18 Monaten verurteilt wurde, bat um Unterstützung des Haftnachweises. Mit einem ebenfalls minderjährigen Freund wollte er über die CSSR nach der Bundesrepublik fliehen. Sie hatten gehört, dass in der CSSR die Grenze nicht so gründlich bewacht würde, wie in der DDR und es dort ungefährlicher sein sollte. Sie wurden jedoch von einem tschechischen Grenzposten aufgegriffen und an die DDR ausgeliefert. Von den 18 Monaten verbrachte er 12 Monate im Gefängnis.

In der Regel lassen sich Haftzeiten durch einen Auszug aus der Zentralen Gefangenenkartei des Bundesarchivbestandes DO 1 Ministerium des Innern der DDR nachweisen. Dies war in diesem Fall nicht möglich. Einen Haftnachweis konnte über eine Vollzugsanstalt mit Unterstützung des Justizministeriums erhalten werden. Die strafrechtliche Rehabilitierung ist inzwischen erfolgt.

3. Historische Aufarbeitung

Das Arbeitsgebiet historische Aufarbeitung ­ bestehend aus Forschungsarbeit, Zeitzeugenarbeit, individueller und allgemeiner Auskunftstätigkeit zu Sachthemen sowie Angeboten politischer Erwachsenenbildung ­ wurde in der Herangehensweise der Vorjahre fortgesetzt. Als ein wichtiges Charakteristikum galten wiederum die behördentypischen Möglichkeiten der Verknüpfung von Opferbetreuung, Erinnerungswissen, Quellenforschung, Öffentlichkeitsarbeit und individueller Informationsdienstleistung. Als Arbeitsformen wurden nach wie vor die zur Verfügung stehenden personellen Möglichkeiten und technischen, finanziellen Mittel der Behörde genutzt: Recherchen, Eigenbeiträge, Einzelberatungen, Publikationen, Ausstellungen, Bibliothek, Sachauskünfte und Veranstaltungen.

Nach dem Amtswechsel von Herrn Haschke zu Frau Neubert Ende Oktober 2003 wurde ausdrücklich am bisher praktizierten Tätigkeitsfeld festgehalten und an laufenden Inhalten und Projekten weitergearbeitet.

50. Jahrestag des 17. Juni 1953 - Beiträge für Thüringen Thematisch stand die historische Aufarbeitung im Jahre 2003 stark im Zeichen des 50. Jahrestages des 17. Juni 1953. Das setzte sich durchaus auch nach dem 17. Juni noch fort, was dafür spricht, dass sich das Thüringer Interesse nicht auf die Vorbereitung und Durchführung von Erinnerungsveranstaltungen in den Juni-Tagen selbst beschränkte.

Es gab ein lebhaftes Interesse aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und der politischen Bildung

Auf Grund der Vielfalt der Arbeiten war eine Konzentration der Mittel geboten und deshalb auch eine Kooperation der Einrichtungen untereinander erforderlich. Der Landesbeauftragte gab gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung eine Quellenedition über die Ereignisse in Thüringen heraus. Die Geschichtswerkstatt Jena e.V. und der Landesbeauftragte konzipierten gemeinsam mit der Stiftung Ettersberg eine Ausstellung, die in zwei Exemplaren gefertigt und im Thüringer Landtag und in der Jena gezeigt wurden. Diese Ausstellungen wurden in der zweiten Jahreshälfte noch in verschiedenen Orten Thüringens präsentiert. An der zentralen Veranstaltung in Jena unter Regie der Stiftung Ettersberg waren die Geschichtswerkstatt Jena, der Landesbeauftragte und die Landeszentralen für politische Bildung von Bayern, Sachsen und Thüringen beteiligt.

Zahlreiche Medienberichte halfen, das Thema breiten Bevölkerungskreisen nahe zu bringen. Seminarfacharbeiten von Schülern aus Gerstungen, Mühlhausen und Eckolstädt konnten durch Literaturhinweise, Rechercheunterstützung und Gespräche befördert werden.

Weitere Seminarfacharbeiten fanden in der Zeitschrift Gerbergasse öffentliche Beachtung. Das Heinrich-Mann-Gymnasium und das Ratsgymnasium suchten Beratung zu Projekttagen. Auch die gemeinsame Ausstellung von Studenten der Universität Erfurt und des Erfurter Stadtmuseums zum 17. Juni 1953 in Erfurt wurde durch Gespräche mit vorbereitet.

Nachdem bislang eigentlich nur der Verlauf des 17. Juni 1953 in Jena näher bekannt war, wurden nun auch die großen Volksaufläufe, Marktplatzdemonstrationen und Massenstreiks in Sömmerda, Gera und Weida, in Eisenberg, Kahla, Apolda, Erfurt, Unterwellenborn, Mühlhausen, Bad Tennstedt, Schmölln, Camburg und anderswo in ihren Abläufen so weit rekonstruiert, dass sich deren lokale Besonderheiten deutlich herausstellen lassen und sich eine Beteiligung quer durch alle Bevölkerungsschichten zeigt. Die Vielfalt der Aktivitäten auch im Kleinen macht es im Grunde unmöglich, alle Protestorte abschließend aufzuzählen. Die wichtigsten Orte sind benannt, regionalgeschichtlich gibt es aber sicher darüber hinaus noch Neues zu entdecken.

Die Formen der Proteste, die weit hinausgingen über die Volksansammlungen in den Städten und Großbetrieben, umfassen ein breites Spektrum politischer Handlungen: die gezielte Zerstörung politischer Symbole, die Argumente gegen die Systemtreuen, die Verquickung sozialer und politischer Forderungen, die hohe demokratische Streikkultur in der Thüringer Arbeiterschaft, die typisch bäuerlichen Proteste und Forderungen, die besonderen Formen der Mitwirkung von Schulen und Jugendlichen, die Debatten gegen Systemtreue in den Kneipen, u.v.a. Von der Parteiführung wurde der 17. Juni trotz seiner schnellen gewaltsamen Beendigung als Niederlage erlebt. Das noch junge Staatssicherheitsministerium wurde dafür verantwortlich gemacht und in der Folge zunächst zum Staatssekretariat für Sicherheit degradiert, ehe es 1955 wieder seine ganze Machtfülle erhielt. In der Folge erweiterten das seine traditionelle Feindsuche um das breite Spektrum von politischideologischer Diversion durch die Ausdehnung der Bespitzelung auf breitere gesellschaftliche Bereiche und später eine Psychologisierung der Verfolgungsmethoden.

Eine landesgeschichtliche Bearbeitung des 17. Juni 1953 wurde kurz vor dem Jahreswechsel 2002/03 in Angriff genommen, da mit Interesse am Thema gerechnet wurde. Bislang lag keine systematische Thüringer Quellensichtung vor. Thüringer Schulen sollte eine kommentierte Sammlung lokal- und regionalgeschichtlicher Originalquellen aus den dafür wichtigsten Aktenbeständen (Volkspolizei und SED) zur Verfügung gestellt werden.

Am Jahresbeginn lagen deshalb Archivbesuche im Zentralarchiv der Bundesbeauftragten, in den Landesarchiven Weimar, Rudolstadt, Meiningen, Leipzig, Chemnitz und Stadtarchiven Erfurt und Weimar. An 35 Arbeitstagen wurden Akten ausgewertet, die in der Mehrzahl noch unbenutzt waren (seit Überführung in das öffentliche Archivwesen). Die Archive unterstützten diese Arbeit, insbesondere auch das Hauptstaatsarchiv, dessen Mitarbeiter ­ trotz Schließung/Bestandsumbau ­ aufwendige Faksimiles in Form von Bilddateien für die geplante Quellensammlung bereitstellten.

Durch die Recherchen konnte der grundlegende Ereignisverlauf der größeren Aufstandsorte beschrieben werden, lokale Besonderheiten und das typische Verhalten der Akteure sowie der diversen Gegengruppen wurden deutlich. Das ursächliche Alltagsumfeld und die Aufstandsmotive ließen sich definieren. In der Quellenlage dominiert zwar die Sicht der örtlichen Systemtreuen, aber es fanden sich auch zahlreiche Beschreibungen von authentischen Einzelszenen, die einen recht unmittelbaren, lebendigen Blick ermöglichen. Viele einzelne Begebenheiten ließen sich rekonstruieren und quellentextlich wiedergeben, so dass die Thüringer Schülerschaft zahlreiche lebendige Ansatzpunkte hat, sich sowohl der Situation jener Zeit als auch den Fragen von Repression und Widerstand anzunähern.

Es wird wohl noch eine Weile vergehen, bis alle Rechercheergebnisse zusammengefasst sind und ein vollständiger Überblick über alle Ereignisse zum 17. Juni 1953 erfasst, verdichtet und historisch korrekt aufgearbeitet sind.

Im Ergebnis wurde in der Reihe der Landeszentrale für politische Bildung Quellen zur Thüringer Geschichte ein Band zum 17. Juni veröffentlicht. Durch enge Zusammenarbeit von und LZT bei der Quellenaufzeichnung und Korrektur konnte die Fertigstellung schnell und effektiv erfolgen. Die gemeinsame Buchpräsentation mit Diskussionsrunde in Sömmerda war gut besucht. Die Stadt war als einer der größeren Mittelthüringer fast in Vergessenheit geraten.

Die Zeitschrift Gerbergasse erschien in einer Sonderausgabe im Umfang von 108 Seiten, in der Rechercheergebnisse der Geschichtswerkstatt Jena und des Landesbeauftragten konzentriert wurden. Sie enthielt Beiträge über Beteiligte, wie Alfred Diener, Edgar Mitzenheim, Eckard Norkus, Erich Dressler, Heinrich Schlothauer, Werner Stallknecht oder Richard Stumpf. Über das politische Umfeld wurde ebenso berichtet wie über die Geschehnisse in Jena, Erfurt und den Ostthüringer Wismutgebieten.

Bis in den Januar 2004 setzte sich die Reihe der Veranstaltungen in den Thüringer Landkreisen fort.

In der Behörde entstanden diverse Zeitschriftenartikel, die zeitnah zum 50. Jahrestag in die Öffentlichkeit gelangten. So beispielsweise lokalgeschichtliche Beiträge in Sömmerdaer und Erfurter Tageszeitungen, ein Radio-Kurzinterview, Beiträge für zwei Ausgaben des Landtags-Kuriers, Beiträge für die Thüringer Geschichtszeitschriften Stadt und Geschichte ­ Erfurt (über die Besonderheiten des 18./19. Juni in Erfurt) und Gerbergasse ­ Geschichtswerkstatt Jena (über das regionale Vorgeschehen/Konfliktpotential, über die Rolle der Wismut in den Ostthüringer Aufstandsgebieten und über die Erfurter Großbetriebsstreiks). Im Sommer wurde außerdem ein Beitrag über Verhaltenshintergründe von Erfurter SED-Funktionären während des 17. Juni 1953 für einen wissenschaftlichen Sammelband über die ersten und zweiten Sekretäre der SED in Thüringen (erschienen im März 2004) fertig gestellt.