Medienkompetenz wird mehr und mehr zu einer entscheidenden Qualifikation für Beruf und Privatleben

C.V. Medienkompetenz

­ Bedeutung ­

V. Medienkompetenz

1. Bedeutung Medienkompetenz stellt eine Schlüsselqualifikation, gerade auch vor dem Hintergrund des lebenslangen Lernens dar. Medienkompetenz ist eine Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, auch im Sinne der demokratischen Mitgestaltung. Diese Voraussetzung, unabhängig von der sozialen Stärke (Herkunft), kulturellen Verankerung bzw. Bildungsnähe des Elternhauses, gilt es durch Vermittlung von Medienkompetenz zu schaffen.

Medienkompetenz wird mehr und mehr zu einer entscheidenden Qualifikation für Beruf und Privatleben. Deshalb ist es von herausragender Bedeutung, dieser Tatsache durch die gezielte Erziehung, Bildung und Information sowie durch Vermittlung von Kenntnissen im Umgang mit den verschiedenen Medien Rechnung zu tragen. Dabei darf Medienkompetenz nicht einseitig auf Beherrschung oder Verfügbarkeit neuer Medientechnik reduziert werden. Unter Medienkompetenz sind darüber hinaus das anwendungsbereite Wissen über Entstehung, Wirkung und Nutzung von Medieninhalten sowie die Fähigkeit zu ihrer Gestaltung zu verstehen.

Neben neuen Medien wie PC, Internet u.a. geht es aber auch um den sinnvollen Gebrauch traditioneller Medien, wie Zeitung, Buch, Rundfunk und Fernsehen.

Über die Herausbildung eines verantwortungsbewussten selbstbestimmten Umgangs der einzelnen Nutzerinnen und Nutzer mit den verschiedenen Medien einerseits und die Sensibilisierung der Medienmacher andererseits soll erreicht werden, dass die mit dem Medium verbundenen Chancen maximal genutzt und mögliche Risiken minimiert werden. Wissenschaftlich betrachtet wird die Medienkompetenz in drei Kompetenzen aufgefächert:

· Wahrnehmungskompetenz ­ das Durchschauen der Strukturen, Gestaltungsformen und Wirkungsmöglichkeiten von Medien;

· Nutzungskompetenz ­ die Kompetenz, Medien und ihre Angebote zielgerichtet und angemessen zu nutzen;

· Handlungskompetenz ­ die Kompetenz, Medien als Ausdruck der Persönlichkeit oder von Interessen und Themen aktiv zu gestalten.

Vgl. Pöttinger, I.: Lernziel Medienkompetenz. Theoretische Grundlagen und praktische Evaluation anhand eines Hörspielprojekts. München 1997.

Schulische und außerschulische Angebote müssen diese Aspekte der Medienkompetenz durch entsprechende Inhalte und Organisationsformen gleichermaßen berücksichtigen und fördern.

C.V. Medienkompetenz

­ Situationsbeschreibung ­

Die Zugriffsmöglichkeit auf eine Vielzahl von Angeboten zur Erlangung von Medienkompetenz erscheint daher sinnvoll. Dringend notwendig ist die Differenzierung der Angebote entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen, Kenntnissen und Fähigkeiten ­ je nach Alter, Geschlecht, Entwicklungsstand und Bildungsgrad der Nutzerinnen und Nutzer. Die Kenntnis des Mediennutzungsverhaltens der verschiedenen Nutzergruppen unter Berücksichtigung der teilweise fließenden Übergänge zwischen diesen ist wichtig.

Besondere Bedeutung wird der Medienkompetenz junger Menschen im Zusammenhang mit der Diskussion von Gewaltdarstellungen in Medien zugemessen. Häufig wird vermutet, dass die Darstellung gewalthafter Ereignisse (unter anderem von Naturkatastrophen, Unfällen oder kriminellen Handlungen) in den letzten Jahren an Umfang und Dramatik zugenommen und bei jüngeren Zuschauern zu einem Verlust an Empathie und zu einer relativ niedrigen Toleranzschwelle für Gewalt geführt habe. Noch kritischer werden solche Computer- und Videospiele betrachtet, in denen Gewalttaten sowie Gewaltfolgen in nie gekannter optischer Detailauflösung zu betrachten und von den (meist männlichen) Spielern aktiv herbeizuführen sind.

Seit dem Amoklauf in Erfurt am 26. April 2002 werden von vielen Seiten enge kausale Beziehungen zwischen medialer und realer Gewalt vermutet. Deshalb wird im Folgenden auch darzustellen sein, welche aggressivitätsfördernden Wirkungen von Mediengewalt ausgehen und welche Form von Medienkompetenz solche unerwünschten Wirkungen vermeiden hilft.

2. Situationsbeschreibung

Dass der Freistaat Thüringen sich zu Recht Kindermedienland nennt, wird auch durch die vielfältigen Angebote zur Vermittlung von Medienkompetenz deutlich. Die Einführung und Ausgestaltung des Kurses Medienkunde, die Einrichtung und Ausstattung von Medienschulen, das gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung von Medienkompetenz in den Schulen und nicht zuletzt die Zusammenarbeit verschiedenster Einrichtungen, z. B. eine intensive Nutzung der Möglichkeiten des Bürgerrundfunks für schulische, aber auch außerschulische Angebote, machen dies deutlich.

Bereits seit dem Jahr 1991 wurde in einem 28-Stunden-Kurs Informationstechnische Grundbildung (ITG) der Umgang mit Medien und Informationstechnik in der Klassenstufe 7 vermittelt. Parallel dazu wurde das fächerübergreifende Thema ITG, später umbenannt in Umgang mit Medien und Informationstechniken (UMI), in allen Thüringer Lehrplänen von Anfang an verbindlich verankert. Es darf aber auch nicht übersehen werden, dass zu Beginn der C.V. Medienkompetenz

­ Situationsbeschreibung ­

1990er Jahre im Bereich der ITG die Arbeit an Computern im Vordergrund stand. Diese eingeengte Sichtweise hat sich in den letzten Jahren zu Gunsten einer breiten Auffassung über Ziele und Inhalte bei der Vermittlung von Medienkompetenz erweitert.

Vor allem bedingt durch die Entwicklung digitaler Medien, der auch in der Schule Rechnung zu tragen ist, wurde im Freistaat Thüringen mit dem Schuljahr 2000/2001 begonnen, das Thema Medien für den Unterricht systematisch neu aufzubereiten. So wurde der Begriff Medienkunde entwickelt und mit Inhalten gefüllt. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler soll Medienkompetenzentwicklung im Verlauf seiner Unterrichtszeit bis Klassenstufe 7 gezielt in mindestens einem Printmedienprojekt, in einem Hörfunk-/Fernsehprojekt sowie in einem Computer-/Internetprojekt erfahren haben.

Mit der verbindlichen Umsetzung des neuen Medienkundekonzepts an allen Thüringer Schulen wurde mit dem Schuljahr 2002/2003 begonnen. Inhaltliche Grundlage des Kurses sind vom Thüringer Kultusministerium herausgegebene Empfehlungen. Die Schulen können hierbei auf ein breit angelegtes Netzwerk von unterstützenden Personen und Institutionen zurückgreifen (z.B. die Fachberaterinnen und -berater für Medienpädagogik, die 47 Medienschulen in den Schulamtsbereichen, die Ansprechpartnerinnen und -partner für Mediennutzung an den Schulämtern, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien der Thüringer Arbeitskreis Schulsoftware, die Landesfachkommission Informatik oder die medienpädagogischen Angebote der Thüringer Landesmedienanstalt). Dabei ist Medienkunde kein separates Schulfach, sondern ein Kurs in den Klassenstufen 5 bis 7, der, an den weiterführenden Schulen angebunden an ein Unterrichtsfach der Stundentafel, im Umfang von einer vollen Stunde unterrichtet wird. Bei der Planung in den Klassenstufen 5 und 6 ist zu beachten, dass der einstündige Kurs Medienkunde nach Beschluss der Schulkonferenz der Schule verbindlich und fachgebunden im Rahmen der Stundentafel erteilt wird. Um im Kurs den Computer bei der Bearbeitung der fachspezifischen und fächerübergreifenden Lehrplaninhalte nutzen zu können, wird den Schulen empfohlen, in den Klassenstufen 5 und 6 in einem Computerprojekt die für die jeweilige Klassenstufe vorgesehenen informationstechnischen Grundkenntnisse und Fähigkeiten bei den Schülerinnen und Schülern zu sichern. Als einzubindende Anteile an informatischer Grundbildung werden für die Klassenstufe 5 z.B. erwartet: