Es war von 1839 bis 1923 Amtssitz diente später als Erziehungsanstalt und Jugendbildungsstätte

Thüringer Landtag - 4. April 2005 hat folgenden Wortlaut:

An der Stelle einer uralten Burganlage ließ Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg 1677 bis 1689 ein Lustschloss durch den Architekten Jeremias Tüttleb errichten und den Ort in Friedrichswerth umbenennen. Im barocken Schloss wurde 1739 der Erlauchte Orden der Eremiten von der guten Laune gestiftet.

Es war von 1839 bis 1923 Amtssitz, diente später als Erziehungsanstalt und Jugendbildungsstätte. Das Gebäude zählt zu den thüringischen Schlössern, welche Bauformen des französischen Barock aufgriffen.

Besonders im Inneren finden sich wertvolle Stuckdecken. Schloss Friedrichswerth ist Eigentum des Landes und steht derzeit leer.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Nutzung durch wen erfuhr seit 1990 die Immobilie bis zum Leerstand?

2. Wie beurteilt die Landesregierung den historischen und architekturgeschichtlichen Wert dieses ungenutzten Denkmals?

3. Welche konkreten Maßnahmen zur Sicherung dieses ungenutzten Denkmals wurden durch die Landesregierung in den letzten 15 Jahren getroffen?

4. Wie hoch schätzt die Landesregierung den Sanierungsbedarf für das Objekt ein?

5. Welche Aussagen kann die Landesregierung zum Wertumfang der Immobilie treffen?

6. Welche Chancen und Möglichkeiten sieht die Landesregierung, bezogen auf die Nutzung und Veräußerung?

7. Wie und wann wurde bei Neubauvorhaben der Landesregierung geprüft, ob dieses Objekt für eine Nutzung (anstatt eines Neubaues) in Frage käme?

8. Wie wurde im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Plänen der Landesregierung zur Umstrukturierung der Landesverwaltung und Landesbehörden die Nutzung dieser Immobilie geprüft?

22. Juni 2005

Das Thüringer Finanzministerium hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 10. Juni 2005 wie folgt beantwortet:

Zu 1.: Das Schloss Friedrichswerth wurde ab 1990 als Landesbetrieb und vom 1. September 1991 bis zum 31. August 2000 aufgrund eines Pachtvertrags mit dem Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB) als Einrichtung der Jugendhilfe genutzt. Teilbereiche des Schlosses wurden vorübergehend als Archiv für das Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz genutzt. Heute werden nur noch kleine Bereiche der Anlage durch den IB als Ausbildungsstätte genutzt.

Zu 2.: Es handelt sich um ein aus architektonischer und kunsthistorischer Sicht bedeutsames Bauwerk.

Zu 3.: Zur Sicherung des Gebäudes wurden bis Ende 1997 die Sanierung des Daches sowie die Teileinfriedung des Schlossparks mit Gesamtkosten von 607 284,75 Euro durchgeführt.

Zu 4.: Für weitergehende Sanierungsaufwendungen wurden 1997 Kosten von über 8,5 Millionen Euro geschätzt.

Der tatsächliche Sanierungsaufwand ist abhängig von der künftigen Nutzung der Liegenschaft und kann deshalb zum heutigen Zeitpunkt nicht beziffert werden.

Zu 5.: Der Verkehrswert wurde zum 11. August 2000 mit 2 607 589 Euro festgestellt.

Zu 6.: Das Schloss Friedrichswerth wird seit Jahren ergebnislos öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Neben den üblichen Verkaufsofferten im Internet und durch Exposeunterlagen soll künftig auch bundesweit und im Ausland für das Objekt geworben werden. Die Größe und die Raumaufteilung des Schlosses sowie der erhebliche Investitionsbedarf haben sich bisher als Verkaufshindernis erwiesen. Mit einer Veräußerung ist kurzfristig nicht zu rechnen.

Zu 7.: Das Objekt ist aufgrund seiner ländlichen Lage und Größe nicht als Behördenstandort geeignet.