Wohnhaus

Unter Berücksichtigung der vorhandenen Kompetenzen kann sich die Energieforschung in Thüringen nur punktuell auf einzelne Bereiche beschränken. Auf die Antworten zu den Fragen 6.3, 6.4 und 6.5 wird verwiesen.

Sollte Energieforschung nur an regionalen und nationalen Bedürfnissen der Energieversorgung oder auch an globalen Erfordernissen ausgerichtet werden?

Die derzeitige Energieversorgung ist eine der wesentlichen Quellen von Umweltbelastungen und die Verbrennung fossiler Energieträger Hauptursache der anthropogenen Freisetzung von Treibhausgasen.

Die Energieforschung soll Beiträge zum Umwelt- und Klimaschutz leisten und muss sich damit auch an globalen Erfordernissen, der Schonung der fossilen Ressourcen und dem Schutz der Erdatmosphäre orientieren.

Auf welchen Gebieten der Energiewirtschaft sind in Thüringen seit 1990 Forschungsprojekte durchgeführt worden und wie konnten die Ergebnisse in die Praxis überführt werden?

Auf folgenden Gebieten der Energiewirtschaft wurden seit 1990 in Thüringen Forschungsprojekte durchgeführt: w Energieumwandlung/ Regenerative Energien (Biomasse, Solarthermie, Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie, Geothermie), w Energiespeicherung, w Energietechnik, w Energietransport und -verteilung, w Rationelle Energienutzung, w Analyse von Energiesystemen.

Bei den Projekten handelt es sich zum großen Teil um Verbundprojekte und Projekte der Auftragsforschung.

Die geförderten Verbundforschungsprojekte haben nicht zuletzt durch die Kooperationspartner aus der Wirtschaft entsprechenden Praxisbezug. Die praktische Umsetzung der Ergebnisse ist so auf hohem Standard gewährleistet. Die Projekte im Bereich der Auftragsforschung wurden praxisnah für den direkten Praxiseinsatz durchgeführt.

Welche Forschungsprojekte mit energiewirtschaftlichem Bezug werden in Thüringen gegenwärtig durchgeführt und von wem?

Die Forschungsprojekte mit energiewirtschaftlichem Bezug, die gegenwärtig an den Thüringer Hochschulen, außeruniversitären und wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen sowie in der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft durchgeführt werden, können der Anlage zur Antwort zu Frage 6.4 entnommen werden.

Auf welche Forschungsprojekte kann Thüringen speziell bei der Energieeinsparung in Gebäuden und bei der Wärmeerzeugung durch erneuerbare Energien (z. B. Holzheizungen, Solarthermie) verweisen?

Forschungsarbeiten, die auf die Energieeinsparung in Gebäuden zielen, wurden bzw. werden an der Bauhaus-Universität Weimar (BUW), der Materialforschungs- und -Prüfanstalt an der BUW und an der Fachhochschule Erfurt durchgeführt.

Die Forschungsprojekte sind nachfolgend aufgeführt.

Bauhaus-Universität Weimar:

· Teilenergiekonzept für die Stadt Weimar

· Wärmedämmungssystem STO Therm

· Thermisches Verhalten von Außenwänden

· Thermisches Verhalten von Dreischeibenverglasungen

· Studie zur Wärmedämmung

· Bewertung energetischer Sanierung von Mehrfamilienhäusern in Weimar

· Prüfung an Dämmstoffen und Wärmeverbundsystemen

· Ökologisches Gesamtkonzept für C+P-Gebäude

· Hochwärmedämmender Kompositwerkstoff Materialforschungs- und -Prüfanstalt an der BUW:

· Entwicklung Zuluftfenster für den Einsatz in Verbindung mit Abluftanlagen

· Einführung und Erprobung eines Qualitätssicherungssystems Niedrigenergiehaus

· Bauwerksdiagnosesystem für Mauerwerksfeuchte und Schimmelpilzprävention Fachhochschule Erfurt:

· Forschungs- und Entwicklungsauftrag zum Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Energetische und lichttechnische Sanierung der 8. Staatlichen Regelschule Erfurt unter Verwendung transparent-gedämmter Tageslichtelemente und Lichtlenksysteme

· Energiekonzept der Landeshauptstadt Erfurt

· Forschungs- und Entwicklungsauftrag zum Forschungsprojekt des BMBF Messprogramm und Evaluierung des Neubaus einer energetisch optimierten Produktionshalle der Firma Hübner in Kassel

· Evaluierung der Wärmeschutzverordnung 95

· Einsatz von Wirbelrohren zur Energieversorgung von Niedrigenergiehäusern

· Institut-Analyse für Versorgungsanlagen in Gebäuden

· Untersuchungen zur Beeinflussung von Qualität und Energieaufwand beim Sporteis

· Solaroptimiertes Bauen, Teilkonzept 3: Messprogramm und Evaluierung Neubau Technologiezentrum Erfurt

· ­ Bautronic: Verbundvorhaben: Erforschung von Methoden und Entwicklung von Werkzeugen für ein offenes Datenbanksystem zur integrierten Gebäudeautomation; Teilvorhaben: Analyse, Klassifizierung, Funktionen

· ­ Bautronic: INNOSEG ­ Interdisziplinäre Nutzerorientierte Nachhaltige Optimierung von Stoffund Energieströmen im Gebäude

An der Technischen Universität Ilmenau wurden und werden eine Reihe von Forschungsprojekten durchgeführt, die die Wärmeerzeugung durch erneuerbare Energien zum Gegenstand haben.

Innerhalb des Vorhabens Solarthermie 2000 wurden Anlagenkonzepte entwickelt und realisiert für

· solare Trinkwasservorwärmung (z. B.: Solaranlage Seniorenheim Jena),

· solare Trinkwassererwärmung und Zirkulationsunterstützung (z. B.: Solaranlage im Kreiskrankenhaus Neuhaus),

· solare Trinkwassererwärmung und solare Heizungsunterstützung (Solaranlage im staatlichen Sportgymnasium in Oberhof),

· CO2-neutrales, solarunterstütztes System zur Warmwasserbereitung und Heizung/Solarsystem im Verbund mit Wärmeerzeugern auf Biomassebasis (z. B.: solarunterstützte Nahwärmeversorgung in Harsberg im Nationalpark Hainich),

· solarunterstützte Gebäudeheizung- und Klimatisierung (z. B.: Bürogebäude in Fürth),

· Energieanalyse von Wohnhäusern, u. a. Diplomarbeit am Beispiel Wohnhaus mit Wärmepumpe und Solaranlage in Gehren,

· Aufbau von Demonstrationsanlagen im Solardorf Kettmannshausen.

Welcher weitere Forschungsbedarf besteht nach Auffassung der Landesregierung in Bezug auf

- die Erweiterung der Energieträgerbasis,

- die effizientere Nutzung von Energie,

- die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Energiewirtschaft,

- die Weiterentwicklung von Energieerzeugungstechnik,

- geeignete Energiespeichermedien,

- Umweltauswirkungen bei der Energieerzeugung und -nutzung,

- Emissionsminderungspotentiale?

Besteht des Weiteren Forschungsbedarf in Bereichen, die in Frage 6.6 nicht aufgeführt sind und wenn ja, worin?

Wegen des Sachzusammenhanges werden die Fragen 6.6 und 6.7 gemeinsam beantwortet.

Der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung und die Regierungen der Länder u.a. in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Forschung berät, hat sich im Rahmen einer Querschnittsbegutachtung systematisch mit dem Stand und den Entwicklungsperspektiven der Energieforschung in Deutschland befasst (Wissenschaftsrat, Stellungnahme zur Energieforschung, Köln 1999). In seiner Stellungnahme geht der Wissenschaftsrat ausführlich auf inhaltliche Aspekte der Energieforschung ein, beschreibt die Ausgangslage der verschiedenen Gebiete der Energiewirtschaft und benennt den jeweiligen Forschungsbedarf.

Diese Stellungnahme liefert der Landesregierung notwendige Informationen bzw. Hinweise auch hinsichtlich des bestehenden Forschungsbedarfs.

Wie werden die Kooperationsbeziehungen zwischen Forschungseinrichtungen innerhalb des Freistaats bewertet und mit welchen Kooperationspartnern arbeiten die Thüringer Einrichtungen überregional zusammen?

Die Kooperationsbeziehungen zwischen Thüringer Forschungseinrichtungen sind vielfältig. Es gibt Kooperationsbeziehungen, die vertraglich geregelt und zeitlich unbegrenzt sind.

Die Durchführung von gemeinsamen Forschungsprojekten basiert in der Regel auf Kooperationsverträgen, die zumindest für die Dauer der Projektlaufzeit zwischen den Projektpartnern abgeschlossen werden. Darüber hinaus gibt es Kooperationen innerhalb regionaler Netzwerke.

Die Thüringer Hochschulen und Forschungsinstitute arbeiten mit Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene zusammen.

Beispielhaft seien folgende nationale Einrichtungen genannt: Hahn-Meitner-Institut Berlin, TU Darmstadt, Universität Stuttgart, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE Freiburg, Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Sinterwerkstoffe IKTS Dresden, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Stuttgart, Vattenfall Europe Transmission Berlin.

Darüber hinaus gibt es Forschungskooperationen mit Einrichtungen in China, England, Frankreich, Japan, Kolumbien, Russland, Slowakei, Spanien, Ukraine, Ungarn und USA.

Wie hoch ist das jährliche Finanzvolumen für Forschungsprojekte im Energiebereich in Thüringen und welche Finanzierungsmodelle kommen zur Anwendung (Anteile Landes-, Bundes- und EU-Mittel)?

Für die Ermittlung des jährlichen Finanzvolumens für Forschungsprojekte im Energiebereich in Thüringen sind Fördermittel des Landes, des Bundes, der EU, anderer Drittmittelgeber (z.B. Deutsche Bundesstiftung Umwelt), Eigenmittel der an den Projekten beteiligten Unternehmen sowie im Rahmen von Auftragsforschung Finanzmittel des jeweiligen Auftraggebers (z.B. Unternehmen) zu berücksichtigen.

Außerdem ist bei mehrjährigen Projektlaufzeiten die Aufschlüsselung der Projektfinanzierung nach Jahresscheiben erforderlich.

Diesbezügliche statistische Angaben liegen nicht vollständig vor, so dass das jährliche Finanzvolumen für Thüringen insgesamt nicht beziffert werden kann.

Für die Landesförderprogramme stellt sich die Situation wie folgt dar:

Für Verbundforschungsprojekte im Energiebereich wurden im Zeitraum 1996 bis 2005 insgesamt 2,29 Millionen Euro bewilligt (1996-2000: 1,83 Millionen Euro; 2001: 65 719 Euro; 2002: 185 376 Euro; 2003: 141 164 Euro; 2004: 67 026 Euro; 2005: 0 Euro).