Fotos und Dokumente erweitern den Bericht der Zeitzeugen

Sie beschreiben den Alltag im Holzbaracken-Lager, die schlechten klimatischen und gesundheitlichen Bedingungen sowie die Baubrigaden-Arbeit zum Aufbau der Stadt Karaganda und des Kulturpalastes.

Erst zum Jahreswechsel 1949/50 kamen sie wieder frei. Fotos und Dokumente erweitern den Bericht der Zeitzeugen. Im Anhang verzeichnet eine aktualisierte Namenstafel Menschen, die 1945/46 aus Südostthüringen (Kreise Pößneck, Saalfeld und Rudolstadt) vom NKWD inhaftiert wurden. Butters und Metzel recherchierten dafür aufwändig und hielten auch fest, was aus den einzelnen Betroffenen später geworden ist.

Archivierter Mord. Der SED-Staat und die NS-Euthanasie-Verbrechen in Stadtroda hg. von Matthias Wanitschke (gemeinsam veröffentlicht mit der Landeszentrale für politische Bildung; Quelle zur Geschichte Thüringens, Band 26)

Die hier abgedruckten Quellen entstammen fünf Vorgängen, die sich zeitlich und sachlich so einordnen lassen: Ende 1945 befragte die Stadtrodaer Polizei Patienten und Personal der Anstalt. 1947 ermittelte diese lokale Polizeistelle gegen zwei ehemalige Pfleger aufgrund einer Anzeige. Die 1948 abgeschlossene staatsanwaltliche Ermittlungsakte fand sich im Archiv des wobei nicht klar ist, wann diese Akte vom übernommen wurde.

Ende 1964 stieß die DDR-Generalstaatsanwaltschaft im Zuge der bundesdeutschen Verjährungsdebatte erneut auf mögliches Beweismaterial, das im Archiv der Anstalt lagerte. Wieder aufgrund einer Anzeige nahm parallel dazu die zuständige Kreisdienststelle des die konspirative Ermittlung gegen Ärzte und Pfleger im In- und Ausland auf.

Als die inzwischen zur Professorin und Klinikdirektorin aufgestiegene Dr. Albrecht von der Kreisdienststelle Stadtroda zu den Tatverdächtigen gezählt wurde, prüfte die oberste Ebene der die Beweismittel und ordnete 1966 die Archivierung des Operativ-Vorgangs Ausmerzer an.

Durch eine Anfrage von 1985 sowie ein Rechtshilfeersuchen von 1988 aus der Bundesrepublik wurden erneut im zur Vergangenheit Stadtrodaer Ärzte Recherchen veranlasst. Der anfragenden DDR-Generalstaatsanwaltschaft gab das die Empfehlung, nichts oder nur Bekanntes nach außen zu geben.

Herbert Grob, Gelitten ­ gehofft ­ überlebt. Mit 17 Jahren, unschuldig, als Werwolf verdächtigt in den Fängen des NKWD 1945 - 1950

Herbert Grob, der 1945 siebzehn Jahre alt war, wurde wenige Monate nach der sowjetischen Besetzung Mühlhausens durch die Militärpolizei festgenommen und dann im NKWD-Gefängnis am Untermarkt festgehalten. Wie viele andere Jugendliche warf man auch ihm eine Werwolf-Tätigkeit vor ­ also eine Art militärischen Partisanenkampf gegen die alliierten Truppen. Der Vorwurf entbehrte zwar jeder Grundlage, führte aber dazu, dass Grob mehrere Jahre in Haft verbringen musste. In seinem Buch beschreibt er seine Erlebnisse und Wahrnehmungen aus dieser Zeit. Grob stellt seinem Buch den Satz voran: Unrecht und Gewalt sind immer aktuell und deshalb möchte ich über meine persönlichen Erlebnisse nach der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte berichten. Er beschreibt die Verhöre, den Zellenalltag, das Schicksal der Mitgefangenen, seinen Gerichtsprozess in Mühlhausen und seinen Abtransport zunächst nach Bad Langensalza.

Weitere Stationen seiner Haftzeit waren das Fort Zinna in Torgau, die Haftanstalt Bautzen und schließlich auch das Speziallager (und ehemalige KZ) Sachsenhausen.

Während seiner Haftzeit erlebte er viele Entbehrungen und Leiden, sah, wie neben deutschen Jugendlichen auch sowjetische Soldaten unter Stalinscher Justiz leider mussten, aber er erfuhr auch Ermutigung und Freundschaft. Über die Veröffentlichung schreibt

Grob: Ich freue mich, dass ich... weiterhin meiner Pflicht als Zeitzeuge zur Aufklärung nachkommen kann. Helmut Pfeiffer, Lebenslänglich. Freiheit verloren ­ Recht verloren. Mein schwerer Weg als Jurist und als politischer Gefangener der DDR

Der Nordhäuser Helmut Pfeiffer hat einen schweren Lebensweg hinter sich. Nach Jugenderfahrungen zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte er sich politisch für die Sozialdemokratie und beruflich für einen neuen Rechtsstaat entschieden. Doch erst nach 1990 sollte er in Nordhausen die Möglichkeiten bekommen, politisch und beruflich in diesem Sinne wirken zu können.

In den DDR-Jahren geriet er als junger Jurist in Berlin in die Mühlen des DDRPolizeistaates und politischen Strafrechtes. Vom 17. Juni 1953 erfuhr er erst von Mitgefangenen, denn zu dieser Zeit saß er bereits im zentralen Stasi-Untersuchungs-Gefängnis.

In einem Schauprozess und ohne jede Angeklagtenrechte wurde er in Chemnitz zu lebenslänglicher Haft verurteilt, ein Mitangeklagter verlor infolge des Urteils sein Leben. In den Folgejahren erlebte Pfeiffer verschiedene DDR-Gefängnisse von innen, galt jahrelang als Politischer und Lebenslänglicher, lebte ohne Hoffnung für eine Zukunft in Freiheit und lernte in dieser Zeit viele andere Menschen mit ähnlichem Schicksal kennen, über die er in seinen Erinnerungen auch ausführlich berichtet. Der Leser erfährt Vielfältiges über die politischen Gespräche in den Haftzellen und über die schweren Arbeitsbedingungen in den DDR-Strafanstalten.

Es ist nicht nur erstaunlich, dass Pfeiffer nach dieser schweren Zeit wieder Kraft und Mut finden konnte, um nach der Friedlichen Revolution in Nordhausen für neue Rechtsverhältnisse sorgen zu können, sondern dass er sich seinen Erinnerungen an die schwierige Zeit zum Nutzen und Lernen für die Jüngeren wieder zuwandte.

Baldur Haase, George Orwells Bücher und wie sie Orwells Leser in der DDR ins Zuchthaus führten Hierbei handelt es sich um einen eigenständig nutzbaren und inhaltlich erweiterten Begleitband für die gleichnamige Wanderausstellung. Neben vielfältigen Einzelinformationen über Orwells schriftstellerisches Credo, seine Werke und die totalitären Gesellschaftszüge vor und nach 1945 enthält das erste der drei größeren Kapitel auch viele Fakten und Belege über die Haltung des SED-Staates zur verweigerten Freiheit der Bürger in Sachen Kultur und Literatur. Diverse Beispiele der Gängelung und Verfolgung sind vor allem für Jugendliche ausgewählt.

Sechs dokumentierte Lebensgeschichten zeigen, dass der Besitz, die Lektüre und die Ideenverbreitung von Orwells totalitarismuskritischen Büchern in der DDR zu Strafurteilen und Inhaftierungen führte ­ die Beispiele reichen aus den 50er Jahren bis hin zu 1978.

Es wird unverkennbar, wie stark das SED-Regime die literarischen Gleichnisse, die Orwell noch vor DDR-Gründung niedergeschrieben hatte, auf den Charakter seines eignen Herrschaftssystems bezog ­ Stasi-Schergen und SED-Funktionäre erkannten sich in der erfundenen Gedankenpolizei sofort wieder.

Eine siebente Lebensgeschichte ­ die von Baldur Haase ­ ist im letzten Hauptkapitel ausführlich dargestellt. Haase, der darüber vor Jahren bereits ein Buch geschrieben hatte, wurde als junger Mensch, der zunächst zeitweilig zwischen Anpassung, Fluchtwillen und Dissidententum schwankte und einen politischen Briefwechsel nach Westdeutschland führte, stark von Orwells 1984 beeinflusst. Er geriet in die Hände der Geraer Staatssicherheit, vor Gericht und ins Gefängnis. Er schrieb den vorliegenden Lebensbericht im Hinblick vor allem auf eine junge Leserschaft. Das Buch wird Lehrern und Schülern zur Nutzung im Literaturunterricht empfohlen.

Paul Hoffmann, Politische Todesurteile gegen Johann Muras und Ernst Wilhelm 1952 und die Rehabilitierung 1991

Paul Hoffmann ­ damals Augenzeuge des Geschehens und unbeachteter Entlastungszeuge der Angeklagten im Todesurteil-Prozess 1952 ­ bemüht sich seit Jahren um die politische und juristische Aufarbeitung des Schicksals seiner ehemaligen Kollegen und Nachbarn Muras und Wilhelm.

Funktionäre von SED, Stasi und Justiz warfen Johann Muras und Ernst Wilhelm aus politischen Gründen vor, einen Funktionär ermordet zu haben ­ es kam innerhalb weniger Tage zu Schauprozess, Todesurteil und Hinrichtung. Hoffmann schildert nicht nur seine tatsächlichen Beobachtungen über die Maifeier und das Zusammenbrechen des herzkranken Gewerkschafters Sobik, sondern zeigt auch auf, wie Staatsanwaltschaft und Gericht die entlastenden, widersprüchlichen Fakten und die gegenteiligen Zeugenaussagen ignoriert oder manipuliert haben, um zur Schuldfeststellung und zum gemeinsamen Todesurteil gegen Johann Muras und Ernst Wilhelm zu kommen. Revision und eine Begnadigung wurden in Windeseile von der DDR-Justiz und dem DDR-Präsidenten Pieck abgeschmettert. (Die Urteile sind in der Publikation vollständig wiedergegeben.)

Der zweite Hauptteil ist den Bemühungen ab 1990 gewidmet: zur Rehabilitierung der Todesurteile, zur Aufklärung der Hinrichtung und Beisetzung beider Getöteten, der Rückführung der Urnen, dem Umgang mit dem zum SED-Märtyrer stilisierten Sobik und der Mitwirkung der Obergebraer Dorfbevölkerung an der öffentlichen Aufklärung des Falles. Hoffmann setzt mit dieser Publikation den vielfältigen Aktivitäten einen vorläufigen Schlusspunkt.

Die Darstellung ist nicht nur von Interesse für eine Leserschaft der Region Nordhausen und zum würdigen Gedenken der beiden unschuldig Hingerichteten, sondern zeigt auch Typisches über die SED-Justiz jener Zeit, über Schauprozesse, demagogische Verdrehung von Rechtstatsachen und die Angst der jungen SED-Funktionärsklasse vor der Bevölkerung. Denn auf Kosten von Muras und Wilhelm sollte ein Exempel dafür statuiert werden, dass jedes Agieren der Bürger gegen Ulbrichts neu geschaffene (und oft brutale, dogmatische und dilettantische) Funktionärskaste zu existenziellen Konsequenzen führen würde. Dadurch sicherte Ulbrichts Justizpolitik zugleich den Spielraum für ein weit reichendes, auch brutales Agieren seiner Parteigänger.

Alle Neuerscheinungen in der haben regionalen bzw. landesgeschichtlichen Bezug. Die Autoren, die 2005 in Zusammenarbeit mit der Behörde veröffentlichten, leben oder haben lange Zeit in Thüringen gelebt. Wie in den Vorjahren wurden seitens der Behörde keine Honorar- oder Förderverträge für die Themenbearbeitung sowie auch keine Autorenhonorare für die Veröffentlichung vereinbart. Der für die realisierten Veröffentlichungen betrug wiederum etwa 100-120 Arbeitsstunden.

Die in diesem Jahr erzielten Broschüren-Einnahmen lagen mit 780 bei 195 Prozent der im festgelegten Einnahmen. Gedruckt wurde in Auflagen von 1500

Stück (Helmut Pfeiffer) bis 5000 Stück (Baldur Haase und Paul Hoffmann), die Broschüren wurden überwiegend kostenfrei an Interessenten abgegeben. Die Haushaltsmittel wurden lediglich für Druck- und Klebbindungsaufträge eingesetzt, während die kostenintensivere Bildbearbeitung, Textdigitalisierung und Layout-Gestaltung selbst geleistet wurden. In gleicher Weise wurden Plakate und Werbezettel für die eigenen und die erstellt.