Extremer Unterrichtsausfall an der Tilemannschule in Limburg

Nach Angaben in verschiedenen Leserbriefen von Schülern und Eltern der Tilemannschule in Limburg fällt an der Schule extrem viel Unterricht aus. Dies hat zu erheblichen Protesten der Elternschaft und der Schüler geführt.

Diese Vorbemerkung der Fragestellerin vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Ist der Landesregierung bekannt, dass an der Tilemannschule in Limburg ein eklatanter Unterrichtsausfall zu verzeichnen ist?

Es ist bekannt, dass an der Tilemannschule die Stundentafel im Schuljahr 1999/2000 noch nicht vollständig erfüllt werden konnte und es aufgrund von langfristigen Erkrankungen und Problemen bei der fachadäquaten Ersatzeinstellung über BAT-Verträge zu Unterrichtsausfällen gekommen ist.

Frage 2. Trifft es zu, dass im Schuljahr 1999/2000 in der Klasse 9 G 5 Latein mit Ausnahme von wenigen Wochen kein geregelter Unterricht stattfand?

Durch verschiedene ungünstige Umstände kam es zu erheblichem Stundenausfall. Eine Lehrkraft mit BAT-Vertrag erhielt überraschend in einem anderen Bundesland ein Planstellenangebot und verließ die Schule. Trotz intensiven Bemühens wurde niemand für einen Vertretungsvertrag gefunden. Regelmäßiger Unterricht konnte erst nach den Osterferien durch einen gerade examinierten Lehrer erteilt werden. Die Klasse soll in Absprache mit dem Schulelternbeirat im neuen Schuljahr eine Stunde mehr Lateinunterricht erhalten.

Frage 3. Trifft es weiter zu, dass in dieser Klasse in weiteren Fächern Unterricht durch Krankheit und wegen anderer schulischer Verpflichtungen von Fachlehrern ausfällt, sodass zehn Fehlstunden pro Woche keine Seltenheit darstellen?

Nein, die Recherche in den Vertretungsplänen der Schule bestätigt diese Aussage nicht.

Frage 4. Ist der Landesregierung bekannt, dass die Stundentafel in verschiedenen Fächern um 25 v.H. gekürzt (beispielsweise in Erdkunde) und teilweise Fächer ganz gestrichen (beispielsweise das Fach Biologie in den Klassen 5) wurden?

Die Überprüfung der Stundenpläne der Klassen im Schuljahr 1999/2000 ergab, dass weder Erdkunde in einem Jahrgang noch Biologie in den Klassen 5 gekürzt wurde.

Frage 5. Wie beurteilt die Landesregierung den Beschluss der Gesamtkonferenz der Schule, dass keine Klassenfahrten, keine Arbeitsgemeinschaften und keine Elternsprechtage durchgeführt werden?

Die Tilemannschule hat im Schuljahr 1999/2000 Klassenfahrten durchgeführt, Arbeitsgemeinschaften angeboten und am 18. Februar 2000 von 17. bis 20.00 Uhr einen Elternsprechtag durchgeführt. Der angeführte Beschluss der Gesamtkonferenz ist meinem Haus nicht bekannt.

Frage 6. Wie viele der neu eingestellten Lehrkräfte im Schulamtsbezirk Limburg-Weilburg wurden zum Schuljahr 1999/2000 der Schule zugewiesen?

Zum Schuljahr 1999/2000 wurde der Tilemannschule keine der neu eingestellten Lehrkräfte zugewiesen, da die Schule nach den Zuweisungsfaktoren sogar einen Überhang aufwies.

Frage 7. Wie viele Lehrkräfte der Tilemannschule werden zum Schuljahresende 1999/2000 in Ruhestand versetzt, und werden alle diese Pensionierungen ersetzt?

Sieben Lehrerinnen und Lehrer (einschließlich Schulleiter) wurden zum Schuljahresende in den Ruhestand versetzt, bei zwei weiteren Kollegen steht die Entscheidung noch aus. Die Lehrkräfte werden im Rahmen der der Schule zustehenden personellen Ressourcen ersetzt.

Frage 8. Wie viele zusätzliche Lehrkräfte mit welcher Fächerkombination werden der Schule zum Schuljahr 2000/2001 zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung zugewiesen?

Der Tilemannschule werden acht zusätzliche Lehrkräfte zugewiesen mit den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Spanisch, Geschichte, Sport, Mathematik, Physik, Biologie und Kunst.

Frage 9. Wird die Landesregierung ihr Versprechen aus dem Landtagswahlkampf einlösen und an der Tilemannschule Limburg zum neuen Schuljahr 2000/2001 die Unterrichtsgarantie verwirklichen?

Unterrichtsgarantie im Sinne der von der Landesregierung gegebenen Zusage bedeutet, dass in Hessen bis zum Ende der Legislaturperiode der Unterricht gemäß der Stundentafel erteilt werden kann.

Im Vergleich zum Schuljahr 1998/99 wird die Landesregierung dem Ziel der Unterrichtsgarantie zum Schuljahr 2000/2001 durch ihre umfangreichen Maßnahmen bereits ein gutes Stück näher gekommen sein.

Im Hinblick auf die Tilemannschule Limburg weise ich aber darauf hin, dass an dieser Schule drei zusätzliche Klassen in der Mittelstufe und 40 sehr kleine Kurse in der Oberstufe (d.h. mit weniger als 15 Schülern) gebildet worden sind.

Zur Erfüllung der Unterrichtsgarantie bis zum Ende der Legislaturperiode ist auch ein sparsamer Umgang mit den verfügbaren Ressourcen erforderlich. Es ist daher angezeigt, Klassenmehrbildungen und Bildungen von sehr kleinen Kursen in der gymnasialen Oberstufe möglichst zu vermeiden.