Altersvorsorge

Quelle: Thüringer Kultusministerium, Erfurt, 2006

3. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Belastungsfähigkeit der älteren Lehrkräfte zu erhalten und ggf. zu stärken?

Ältere Lehrkräfte erhalten eine personengebundene Altersabminderung.

So ist unter Punkt 2.6.1 der Verwaltungsvorschrift für die Organisation des Schuljahres die Altersabminderung für Lehrer, Erzieher und Sonderpädagogische Fachkräfte geregelt: Sofern Beschäftigte das 55. Lebensjahr vollendet haben oder im jeweiligen Schuljahr vollenden und mit mindestens 75 Prozent oder 55 Prozent der Pflichtstunden unterrichten/der durchschnittlichen regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit unmittelbar mit Kindern oder Jugendlichen tätig sind, erhalten diese Beschäftigten zwei bzw. eine Wochenstunde Abminderung der wöchentlichen Pflichtstundenzahl/der wöchentlichen Arbeitszeit.

Für Bedienstete, die im jeweiligen Schuljahr das 59. Lebensjahr vollenden, wird Altersteilzeit (ATZ) bewilligt.

Darüber hinaus ist mit den Richtlinien aus 2002 für vorzeitiges Ausscheiden mit Rentenausgleich und ATZ mit Aufstockungsleistung eine Möglichkeit geschaffen worden, die einen vorzeitigen Altersübergang ermöglicht.

4. Wie stellen sich die verschiedenen Einrichtungen des Thüringer Bildungswesens (einschließlich der Erwachsenenbildung) auf die Herausforderungen des lebenslangen Lernens ein?

Die Voraussetzungen für das lebenslange Lernen müssen bereits in der frühkindlichen Erziehung geschaffen und im Verlauf der Schul- und Hochschulausbildung weiter vermittelt und vertieft werden.

Um die Verbesserung der Bildungschancen und damit der Chancen auf dem Arbeitsmarkt bemühen sich auch die Einrichtungen der Erwachsenenbildung seit vielen Jahren. Dies findet in den verschiedensten Kursangeboten der Einrichtungen seinen Niederschlag. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht, dass Lernen zu einem Bedürfnis wird und ihre Hörer und Hörerinnen durch die Teilnahme an den Veranstaltungen der Sozialwesen (Wahlpflichtbereich) 9 Praxiskurs (Empfehlung) - z. B. Praktikum im Pflegeheim 10 Lebensplanung - ein Risiko? (Bewältigung zukünftiger Entwicklungsaufgaben, z. B. Alter u. a.) Gymnasium Biologie 8 Fortpflanzung und Entwicklung (vorgeburtliche Entwicklung, Geburt, Lebensabschnitte - richtiges Verhalten gegenüber älteren Menschen) Evangelische Religionslehre 5/6 Gottes Liebe gilt den Schwachen; erfahren, dass diakonische Arbeit nicht nur im Beispiel, sondern in der Zuwendung und im Auftrag Jesu begründet und eine der grundlegenden Lebensäußerungen der Kirche ist; Möglichkeiten diakonischen Handelns für sich selbst entdecken und sich über diakonische Berufe informieren 10 diakonisches Wirken als Frucht tätigen Glaubens sehen lernen herzliches Erbarmen gegenüber Schwachen und Bedürftigen 11/12 Würde menschlichen Lebens begründen (Lebensrecht für Ungeborene, Behinderte, Kranke, Alte) Ethik 9 Zeit und Lebensgestaltung (über Zeitgefühl, Lebensrhythmus und Lebenszeit anhand eigener Erfahrungen reflektieren) Katholische Religionslehre 5 Gott im Menschen begegnen (Diakonie: soziale Aufgaben und Dienste in der Gemeinde) 9 Höhe- und Wendepunkte im Leben der Menschen (Lebensphasen) 10 Was heute zählt: gesellschaftliche Herausforderungen und die Notwendigkeit, nach dem Menschen zu fragen (Umgang mit Schwachen: Ungeborene, Kinder, Kranke, Alte) Einrichtungen befähigt werden, sich im Alltag zu orientieren, Entscheidungshilfen dafür zu erhalten sowie an gesellschaftlichen Prozessen auch zukünftig teilhaben zu können.

Für das lebenslange Lernen im Seniorenbereich bedeutet dies u. a.: Unterbreitung spezieller Angebote für Seniorinnen und Senioren (z. B. im Gesundheits-, Sprachen- und EDV-Bereich). Dies heißt nicht, dass Seniorinnen und Senioren nur diese Angebote wahrnehmen dürfen. Ganz im Gegenteil: Die Kurse leben vom Miteinander verschiedener Generationen.

Volkshochschulen sind z. B. als die kommunalen Weiterbildungseinrichtungen immer Teil von lokalen Netzwerken, in denen sie über ihre normalen Veranstaltungen hinaus tätig werden, z. B. im Rahmen von Seniorenwochen, Messen u. ä. Weiterbildungsberatung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in den Einrichtungen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird verständlich gemacht, dass sich das Lernverhalten und auch die Lernmethoden in den verschiedenen Lebensjahrzehnten verändern.

Allgemein kann für den Bereich der Erwachsenenbildung eingeschätzt werden, dass zu den Teilnehmern, die im Rahmen des Thüringer Erwachsenenbildungsgesetzes durch das Thüringer Kultusministerium geförderte Veranstaltungen besuchen, zu einem großen Anteil Seniorinnen und Senioren gehören.

Nach dem Thüringer Erwachsenenbildungsgesetz gibt es zwar eine Altersbegrenzung nach unten (16 Jahre), aber keine nach oben. So finden sich z. B. auch über 80-jährige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesen Veranstaltungen. Gerade bei diesem Teilnehmerkreis besteht ein großes Interesse an allgemeiner, kultureller und politischer Bildung.

Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung zielen darauf, entsprechende Kurse für diese Altersgruppe thüringenweit anzubieten und so Weiterbildung und lebenslanges Lernen zu gewährleisten. Durch gezielte Angebote werden vorhandene Fähigkeiten erhalten und weiter ausgebaut, Selbstständigkeit unterstützt und Wege zu größerer Unabhängigkeit eröffnet. Als Bildungsschwerpunkte gelten Bildungsreisen, Sprachkurse, Computerkurse, Musik und Tanz, Gesprächskreise, gesunde Ernährung und nicht zuletzt das Thema Tod und Sterben. Der demografische Wandel, der für Thüringen gravierende Einschnitte bringen wird, ist ein Thema, dem sich alle Einrichtungen der Erwachsenenbildung, insbesondere aber die Thüringer Volkshochschulen offensiv stellen. Im März 2004 fand dazu eine Tagung des Volkshochschulverbandes statt. Thema: Demografischer Wandel - Das Altern der Gesellschaft als Herausforderung für die Gesundheitsbildung.

In den Programmen der Volkshochschulen lassen sich spezielle Angebote für Seniorinnen und Senioren finden. Die Breite erstreckt sich von Bewegungsangeboten über den Umgang mit Krankheiten, der gesunden Ernährung bis hin zu Veranstaltungen zur Pa-tientenverfügung, Vorsorgevollmacht und zum Erbrecht.

Hier sei ein bundesweites Projekt Fit-in-Altersvorsorge des Deutschen Volkshochschul-Verbandes erwähnt, das ab Frühjahr 2007 auch an Thüringer Volkshochschulen durchgeführt wird. Expertinnen und Experten der Deutschen Rentenversicherung informieren über alles Wissenswerte rund um die Rentenversicherung, die privaten und betrieblichen Vorsorgemöglichkeiten sowie über den Verbraucherschutz.

Im Bereich Freizeit, Reisen und Sport bieten die Volkshochschulen eintägige Studienfahrten an, welche vorrangig von Seniorinnen und Senioren besucht werden. Aber auch kulturgeschichtliche und kreative Kurse sind sehr beliebt. In Bezug auf die Nutzung der neuen Medien werden speziell für diese Altersgruppe Kurse im EDV-Bereich, die im Lerntempo und in der Themenauswahl auf die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren abgestimmt sind, angeboten.

An den Thüringer Volkshochschulen arbeiten auch Kursleiterinnen und Kursleiter, die bereits im Rentenalter sind. Sie geben auf den verschiedensten Gebieten ihre Erfahrungen weiter. Kooperationsveranstaltungen z. B. mit dem Seniorexpertenservice dienten älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Information, wie sie in ihren ausgeübten Berufen auch in der Ruhephase im In- und Ausland aktiv werden können.

Die nachfolgende Statistik zeigt die Teilnehmenden nach Alter und Kursen in den Thüringer Volkshochschulen im Jahr 2005 auf.

Auch die Einrichtungen der freien Träger haben die Themen Bildung in der nachberuflichen Lebensphase und Intergenerationelle Bildung zum zentralen Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht.

Unter dem Stichwort. Das Alter ist unsere Zukunft wurden erfolgreiche Projekte und Ausbildungsgänge wie z. B. die Pilotprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Bildung in der nachberuflichen Lebensphase; EFI-Erfahrungswissen für Initiativen; EU-Projekte wie Generationsübergreifendes interkulturelles Lernen in Europa und Europäisch Leben in sozialem Engagement durchgeführt.

Im Bereich der Intergenerationellen Bildung wurden Projekte wie z. B. Patenschaft für Ausbildung - Ausbildung von Seniorencoaches für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz - und Ausbildungsbetriebe mit Pfiff angeboten.

Ein Beispiel für die Bildungsarbeit in der nachberuflichen Lebensphase ist auch der selbst organisierte Mittwochskreis Begegnung und Bildung. Die Kompetenzen der Teilnehmenden bilden jeweils das Programm. Zum einen wird allgemein interessierendes Fachwissen aus dem nun vergangenen Berufsleben vermittelt und zum anderen werden spezielle Interessen von Teilnehmenden vorgestellt.

Die Thüringer Heimvolkshochschulen führen fünfmal jährlich Seniorenwochen und Seminare unter dem Thema Land und Leute durch.

Für die Bereiche der freien Träger und Heimvolkshochschulen liegen keine Statistiken vor.

Darüber hinaus werden auch innerhalb der Initiative Lernende Regionen verstärkt Angebote für junge und ältere Erwachsene erstellt.

5. Welche Rolle spielen Seniorinnen und Senioren in den Hochschulen als Studierende und als Nutzerinnen und Nutzer von Weiterbildungsangeboten der Hochschulen?

Seniorinnen und Senioren als Studierende spielen zunehmend eine größere Rolle an den Hochschulen. Die Nachfrage nach wissenschaftlicher Weiterbildung und gemeinsamem Lernen mit jungen Studierenden hat in den vergangenen Jahren außerordentlich zugenommen. Deshalb haben inzwischen alle Thüringer Hochschulen Seniorenkollegs oder Seniorenakademien eingerichtet.

6. Welche Studiengänge werden Seniorinnen und Senioren von Thüringer Hochschulen angeboten und wie nehmen Seniorinnen und Senioren diese an?