Arbeitsagentur

Leider ist die Zukunft ungewiss, da die Landesregierung in Baden-Württemberg sich noch nicht für einen Erhalt auf Dauer entscheiden konnte und das Museum noch nicht auf eine solide (finanzielle) Grundlage gestellt hat. Bis heute bleibt es Privatinitiative von Klaus Knabe und des Vereins Gegen das Vergessen e.V..

Am Abend wurde das Theaterstück Macht das Tor auf über Michael Gartenschläger von Interkunst e.V., Regie: Till Dellers, aufgeführt und fand viel Anerkennung.

Eine Diskussionsrunde am Sonntag zum Thema Europa und die Erinnerungskultur, an der Markus Meckel, Ratsvorsitzender der Stiftung Aufarbeitung und Dr. Kazimierz Woycicki vom Institut für Nationales Gedenken (IPN) Szczecin, Polen teilnahmen, weitete den Blick in das europäische Umfeld. Die Tagung endete mit einer feierlichen Kranzniederlegung am Grenzdenkmal in Hötensleben. (Näheres kann im Tagungsband nachgelesen werden)

Die Thüringer Teilnehmer aus der Behörde der Landesbeauftragten unternahmen noch einen kleinen Ausflug zum Grab von Karsten Sroka, mit dem die Mitarbeiter viele gemeinsame Veranstaltungen verbanden und der leider viel zu früh am 16. Dezember 2003 nach schwerer Krankheit verstarb.

Die Projektträger Radio F.R.E.I., und die Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V. haben in intensiver Zusammenarbeit die Andreasstraße als Ort der Aufarbeitung, als Ort für Vorträge und Kunst etabliert. Projektmittel für 2006 waren von der Stiftung Aufarbeitung und dem Thüringer Kultusministerium für eine Kunstausstellung und die Präsentation von Zeitzeugeninterviews in dem Haus, wenn auch etwas reduziert, genehmigt worden. Weitere Sponsoren konnten gewonnen werden. So konnten die Vorbereitungen sofort mit Jahresbeginn anfangen.

Der Verkehr mit den Behörden um Nutzungs- und Baugenehmigungen, Brandschutz- und Sicherheitsauflagen wurden weitgehend von der Behörde getragen.

Die organisierten und realisierten einen 14-tägigen Einführungskurs für die Ausstellungsbetreuer über die Arbeit mit ehemaligen Verfolgten, gaben Einblick in die Grundlagen der Rehabilitierung und Wiedergutmachung und in die Geschichte des Hauses.

Aus den für die Weiterbildung der Mitarbeiter vorgesehenen Mitteln von der Arbeitsagentur konnte auch eine Studienfahrt in das in Berlin Hohenschönhausen organisiert werden. Mehrmals fanden Trainingsführungen statt, um die Mitarbeiter zu befähigen, einfache Fragen selbst zu beantworten.

Am 15.6.2006 wurde die Ausstellung in Anwesenheit der beteiligten Künstler und Zeitzeugen eröffnet durch Festansprachen der Landesbeauftragten, von Carsten Rose, Radio Frei e.V., des Staatssekretärs des TFM Herrn Späth, von Harriet Oelers aus Weimar und Manfred May als künstlerischem Leiter.

Mittwochs-Veranstaltungsreihe Einschluss II der Jeweils mittwochs fanden um 19 Uhr im ehemaligen Gefängnishof Veranstaltungen statt.

Insgesamt nahmen an den etwa zwanzig Veranstaltungen 1220 Besucher teil.

Die Gesamtbesucherzahl der Kunstausstellung Einschluss II lag bei 12.200 (Mehrfachbesuche, Teilnahmen an öffentlichen Rundgängen und Vorträgen eingeschlossen). Die mittlere Verweildauer der meisten Besucher vor Ort betrug mehr als 45 Minuten.

Stasi-Aufarbeitung in der Thüringer Landeskirche

Die Tagung Stasi-Aufarbeitung in der Thüringer Landeskirche wurde vom 29. September bis 1. Oktober 2006 in Guthmannshausen gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Thüringen, der Evangelischen Akademie Thüringen e.V. und der Diakonie Mitteldeutschland veranstaltet.

Auf der Grundlage eines abschließenden Berichtes des die Überprüfungen lange Zeit leitenden Oberkirchenrats Walter Weißpfenning zu den kirchenrechtlichen Reaktionen auf nach 1990 diskutierte die Tagung, ob die Mittel und Methoden angemessen und geeignet waren und ob ein gewisser Endstand erreicht worden sei.

Berichte aus der Slowakei, und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen schufen Vergleichsmöglichkeiten, ein Votum aus der Württembergischen Landeskirche eine Außenperspektive.

Teils sehr kontrovers und lebhaft wurde diskutiert, welche Rolle ehemalige inoffizielle Mitarbeiter vor ihr Enttarnung in diesem Prozess spielten, ob die gewählten Verfahren rechtlich sauber waren, und ob nicht seelsorgerliche Aspekte dabei zu sehr eine Rolle gespielt hätten.

Die Evangelischen Kirchen haben ­ teils durch öffentlichen Druck, teils aus Einsicht ­ sehr schnell und mit ihren eigenen rechtlichen Mitteln auf die Verstrickung von kirchlichen Mitarbeitern in die Staatssicherheit reagiert. Bei aller Unvollkommenheit ist durch einen zuweilen schmerzlichen Prozess eine weitereichende Aufklärung erreicht worden. Mit größeren Enthüllungen ist hier nicht mehr zu rechnen.

Kritisch wurde angemerkt, dass bei aller Bemühung, Klarheit über zu erlangen, diejenigen vergessen wurden, die unter dem Einfluss des in der Kirche zu leiden hatten. Die Frage, welche tatsächlichen Auswirkungen der in der Kirche z. B. auf den Berufsweg junger Theologen oder bestimmte Strukturentscheidungen hatte, blieb unbeantwortet.

Welche theologischen und geistesgeschichtlichen Haltungen eine mangelnde Distanz zu den diktatorischen Herrschern befördern konnte und welche Maximen davor schützten, und was getan werden muss, um entstandene Schäden und Verletzungen zu heilen, blieben offene Fragen, über die weiter gestritten werden wird.

Der Bericht von OKR Walter Weißpfenning und die Referate der Tagung werden bei epddokumentation veröffentlicht.

Weitere in Thüringen ­ chronologisch geordnet

Im Februar hielt Baldur Haase einen in der Gedenkstätte im Torhaus Gera einen Abendvortrag zum Thema Orwells Bücher und wie sie Orwells Leser in der DDR ins Zuchthaus führten.

Im März übernahm Dietrich Koch eine Buchlesung in der Geraer Gedenkstätte zum Thema Das Verhör ­ Zerstörung und Widerstand.