Die Probleme würden in Finnland ausgesprochen sachorientiert unideologisch und undogmatisch diskutiert und angegangen

ßende Kompetenz in Bezug auf das Unterstützungssystem, auch mit dem aufsuchenden Hilfesystem, einzuräumen, müsse darauf hingewiesen werden, dass in Deutschland ein anderes System diesbezüglich existiere. Das SGB VIII weise diesen Auftrag klar den Jugendämtern zu. Zudem habe man sich in Finnland nach Ansicht der Fraktion der CDU nicht bestätigt gefunden, dass grundsätzlich die Schule der Anlaufpunkt für Hilfe und Organisation wäre. Vielmehr habe man herausgehört, dass Eltern sehr frühzeitig beraten und an die Hand genommen würden, u.a. im Rahmen des Beratungssystems für Eltern Neuvola. Ein solches Beratungssystem scheine daher auch für Thüringen sinnvoll, weil dieses offensichtlich auch bei Kindern greife, die nicht in Einrichtungen betreut würden. Die Fraktion der CDU konnte weiterhin feststellen, dass, obwohl das Betreuungssystem für Kinder und auch der Betreuungsschlüssel in Kindertagesstätten und der Bildungsplan sehr gut seien, dieses jedoch nicht dazu führe, dass alle Eltern ihre Kinder zu 100 Prozent in Kindertageseinrichtungen betreut haben wollten. Signifikante Unterschiede zwischen in Einrichtungen betreuten und zu Hause betreuten Kindern konnten nach Ansicht der Fraktion der CDU bei keiner Veranstaltung benannt werden.

Die Probleme würden in Finnland ausgesprochen sachorientiert, unideologisch und undogmatisch diskutiert und angegangen. Die vorurteilsfreie Behandlung der Probleme führe dazu, dass brauchbare Lösungsansätze vorprogrammiert seien (Landtagspräsidentin und Ausschuss-Vorsitzender in Pressemitteilungen des Thüringer Landtags).

Alle Fraktionen würdigten die Gewährung des kostenfreien Mittagessens in allen Schulen und den kostenfreien Schülertransport.

Erwähnenswert war für die Fraktion der SPD im Ergebnis der Informationsreise die im finnischen Bildungssystem zu findende Kostenfreiheit bis in den Bereich der Schulen hinein. Die Kostenfreiheit gelte zwar nicht für alle Bereiche, aber für den Vorschulbereich und für die Gemeinschaftsschule generell, jedoch auch für die Sekundarstufe II im Bereich der Fahrtkosten und des Schulessens. Für Thüringen gelte es, den Mitteleinsatz für das Thüringer Bildungssystem hinsichtlich seiner Effizienz zu analysieren, um Möglichkeiten und Reserven zur Gestaltung von Kostenfreiheit in Thüringen zu erkennen. Der Mittelaufwand für das finnische Bildungssystem sei nicht viel größer als in anderen Ländern.

Die Fraktion der CDU wolle nicht gegen Kostenfreiheit reden, aber diese müsse von Fall zu Fall abgewogen werden.

Landtagspräsidentin und TKM äußerten, dass auch im Rahmen der in Thüringen praktizierten flexiblen Schuleingangsphase Betreuung stattfinde; in diesem Thüringer Ansatz sei auch die damit verbundene vorschulische Bildung an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Erziehungswissenschaften und Hirnforschung ausgerichtet.

- Lehrerbildung/Stellenwert des Lehrers

In Finnland werde auf eine sehr gute Ausbildung der Lehrer viel Wert gelegt. Des Weiteren werde eine Vielzahl von Lehrerfortbildungen angeboten, in denen unterschiedliche und neue Unterrichtsmethoden aufgezeigt würden. Die Qualität der Lehrerausbildung (Fachlehrer wie Klassenlehrer) werde insgesamt ständig durch Unterrichtsministerium und Zentralamt für das Unterrichtswesen im Auge behalten. Die staatlichen Institutionen setzten großes Vertrauen in ihre hoch motivierten Lehrer. So seien die Lehrer zumeist selbst in der Lage sich zu überprüfen (was von den Kommunen akzeptiert werde).

Beim Gespräch im finnischen Zentralamt für das Unterrichtswesen sei diese Tatsache nochmals bestätigt worden, denn hier sei gesagt worden, dass man die Facharbeit für wichtiger halte als die Überprüfung; die Selbstevaluation der Lehrer sei in Finnland sehr ausgeprägt. Die Lehrer in Finnland seien zudem frei in der Auswahl ihrer Lehrmittel und -materialien (z.B. der Schulbücher); seitens des finnischen Unterrichtsministeriums gebe es keine Festlegungen auf ein bestimmtes Lehrbuch.

Die Stellung des Lehrers in der finnischen Gesellschaft sei eine hohe. Der Lehrerberuf sei anerkannt und werde als Berufsziel sehr oft ausgewählt; die Bewerbungen würden den Bedarf um ein Vielfaches übersteigen. Somit sei eine Bestenauslese möglich (Eignungstest, in dem nicht nur Noten ausschlaggebend seien, sondern auch die Antwort auf die Frage, warum man Lehrer werden wolle), die sich später auf die Qualität des Unterrichts positiv auswirke. Das Gehalt des Lehrers - niedriger als in Deutschland - richte sich nach seiner beruflichen Erfahrung, seinem Alter und an welcher Schule er unterrichte.

Dieses Selbstverständnis, wie man den sehr gut ausgebildeten Pädagogen die Selbstevaluierung zugestehe, war für die Fraktion DIE LINKE ein hervorzuhebender Aspekt in der Auswertung der Informationsreise. In Bezug auf die Lehrerausbildungszeit in Finnland erläuterte die Fraktion DIE LINKE, dass diese (neben sonstigen Standards in der Lehrerausbildung) für alle Klassenstufen gleich geregelt sei. Dies sei auch eine Forderung der Fraktion DIE LINKE mit Blick auf das Thüringer Lehrerbildungsgesetz gewesen, die keine Berücksichtigung gefunden habe.

Hervorzuheben sei aus Sicht der Fraktion DIE LINKE die Tatsache, dass die finnischen Lehrer ständig weitergebildet würden, ausgerichtet auf die jeweiligen Belange ihrer Schule.

Gewürdigt wurde ebenso, dass die Erzieher in Finnland mit einer Hochschulausbildung abschließen würden.

Die Fraktion der CDU wies in Bezug auf die Lehrerausbildung auf die des Jahres 2007 hin, in der deutlich hervorgehoben worden sei, dass die Länder gute Bildungsergebnisse hätten, die auf die hoch qualifiziertesten Lehrer zugreifen könnten. In Finnland habe man gesehen, dass dort auf das oberste Leistungsdrittel der Abiturienten zugegriffen werden könne. Das sei in Deutschland nicht so, jedenfalls nicht für alle Schularten. Die Tatsache, dass das Berufsbild des Lehrers in der finnischen Gesellschaft sehr geschätzt werde, habe auch die Fraktion der CDU mit Aufmerksamkeit registriert. Obwohl die finnischen Pädagogen im europäischen und weltweiten Vergleich weniger verdienten, sei der Lehrerberuf bei vielen Finnen sehr beliebt. Die Fraktion der CDU führte aus, dass es in Finnland eine harte Auslese der Bewerber hinsichtlich der Eignung zum Lehrerberuf gebe. In diesem Zusammenhang regte die Fraktion der CDU an, in Thüringen über eine vorherige Eignungsbera84 tung für Lehrerbewerber nachzudenken. Mit Blick auf das schulische Personal, auch auf die Schulassistenten in Finnland, wies die Fraktion der CDU auf die Debatte zum Thüringer Lehrerbildungsgesetz hin, in der über die Studiendauer zum Teil kontrovers diskutiert worden sei. Man setze in Finnland zum Teil auch pädagogische Fachkräfte ein, die nicht so lange studiert hätten. Dies bedeute aber nicht, dass sie nicht gut qualifiziert seien.

Die Fraktion der CDU erkannte während der Informationsreise weiterhin die ausgeprägte Teamarbeit an den finnischen Schulen, denn die Lehrer müssten sich damit auseinandersetzen, wie sie gemeinsam als Team über die Fächer und Klassen hinweg das Beste für die Schüler erreichten. Dies setze einen enormen Kommunikationsprozess in Gang, der sich auf den Unterricht qualitätsfördernd auswirke. Nach Auffassung der Fraktion der CDU könne man diese Entwicklung an Thüringens Grundschulen auch ein Stück weit beobachten.

Das TKM anerkannte im Ergebnis der Informationsreise die hohe Qualität der Lehrerausbildung in Finnland und habe ebenso erkannt, dass ein Andrang besonders leistungsfähiger Schulabgänger auf die Studiengänge der Lehrerbildung stattfinde. Mit dem verabschiedeten Lehrerbildungsgesetz in Thüringen, das die einzelnen Phasen der Lehrerbildung besser verzahnen solle und dem Praxisanteil der Ausbildung mehr Bedeutung zukommen lasse, solle die Qualität der Lehrerbildung in Thüringen den aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Dabei seien allerdings die zurzeit wenigen Einstellungsmöglichkeiten in Thüringen nicht förderlich (Aussage in der 38. Sitzung).

- Bildungskompetenz/Bildungsstudien

- Lesekompetenz:

Dass die Lehrer in Finnland viel Wert auf das Lesen finnischer und englischer Literatur legten und die Schüler somit über eine im Vergleich zu anderen Staaten gute Lesekompetenz verfügten, sei von den finnischen Gesprächspartnern bestätigt worden. Seit 1928 gebe es in Finnland ein Bibliothekengesetz.

Nach Ansicht der Fraktion DIE LINKE sei eine Ursache dafür die dortige Selbstverständlichkeit, dass Bibliotheken als Bildungseinrichtungen zum finnischen Bildungssystem dazugehörten. In Finnland müsse mit Blick auf Bibliotheken je 1.000 Einwohner eine Fachkraft angestellt sein, wobei die Hälfte dieser Fachkräfte über einen Hochschulabschluss verfüge und es eine konsequente Kooperation mit den Schulen gebe. Dies sei ein Vorbild für Thüringen.

Die Fraktion der CDU entgegnete hierzu, dass man die Lesekompetenz nicht allein auf Bibliotheken zurückführen könne. Auch in Thüringen sei an Orten, an denen noch ein gutes Bibliothekensystem bestehe, keine andere Lesekompetenz zu verzeichnen als dort, wo dies nicht mehr der Fall sei. Im finnischen Fernsehen liefen häufig ausländische Filme mit Untertiteln. Dies beschränke, nach Meinung der Fraktion der CDU, die Neigung der Kinder überhaupt fernzusehen, und wenn diese Neigung geweckt sei, beförderten die Untertitel die Lesekompetenz.