Umsatzproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe

Die Umsatzproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe erreichte nach Angaben des IABBetriebspanels im Jahr 1999 70% der westdeutschen. Bei der Wertschöpfung ist der Produktivitätsrückstand aufgrund der hohen Vorleistungsquoten der Thüringer Industrie noch größer.

Die niedrige Produktivität ist neben anderen Faktoren auf die relativ schwache Marktposition der Thüringer Industrie auf überregionalen und Auslandsmärkten zurückzuführen. Gegenüber den anderen NBL liegt Thüringen um vier Prozentpunkte über der durchschnittlichen Umsatzproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe. In der Entwicklung der Umsatzproduktivität nach Betriebsgröße ergibt sich allerdings ein differenzierteres Bild. In Betrieben mit über 500

Beschäftigten liegt Thüringen über dem Vergleichswert der ABL. Diese Größenklasse ist in Thüringen leider sehr schwach besetzt (18 Betriebe). In diesem Teilbereich ist eine erfolgreiche Umstrukturierungspolitik erfolgt.

Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums stellt das Verarbeitende Gewerbe den dynamischsten Wirtschaftsbereich der Entwicklung dar und es kann zum Motor des Konvergenzprozesses werden. Bezüglich des Arbeitsmarktes hat es jedoch noch ein zu geringes Gewicht, um zum Beschäftigungsmotor zu werden. 1991 lag der Anteil der Erwerbstätigen bei ca. 30% (382.300 Personen). Die Talfahrt erreichte 1995 ihren Tiefpunkt bei 16,5% (172.900). Seitdem ist ein leichtes Anwachsen zu verzeichnen (2000: 191.600). Die Anzahl der Unternehmen hat sich auch im Jahr 2000 erhöht.

Die durchschnittliche Betriebsgröße im BVG betrug im ersten Halbjahr 2000 in Thüringen 77

Beschäftigte. Im Vergleich zu den ABL (139 Beschäftigte) lässt sich hier die Dominanz mittelständischer und mittelbetrieblicher Strukturen in der Thüringer Industrie erkennen.

Im Verarbeitenden Gewerbe wurden im Jahr 2000 pro Monat ca. 3.670 DM Lohn bzw. Gehalt gezahlt (Stand: Juni 2000). Damit erreichte ein Beschäftigter im Verarbeitenden Gewerbe in Thüringen 70% (in Vollzeitäquivalenten) des vergleichbaren Gehalts in den ABL.

Baugewerbe

Der Schrumpfungsprozess im Baugewerbe hat wesentlichen Anteil an der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Bedingt durch den Nachholbedarf im Bereich Wohnungsbau und In31 frastruktur war die Bauwirtschaft zunächst Motor des Aufholprozesses. Gegenwärtig gehen von diesem Bereich infolge des Rückgang der Baunachfrage insgesamt konvergenzhemmende Impulse aus. Diese Entwicklung resultiert aus dem Abbau von Überkapazitäten.

Abschätzungen des IWH ergaben eine um 1% höhere Wachstumsrate des BIP ohne den belastenden Effekt durch das Baugewerbe. Auf mittlere Sicht wird allerdings die sich abschwächende Schrumpfung des Baugewerbes bei weiterhin expandierender Industrie gesamtwirtschaftlich an Bedeutung verlieren.

Die Bruttowertschöpfung im Bau sank 2000 auf 7,7 Mrd. DM (in Preisen von 1995). Dies entsprach einem Rückgang um 5,5% zum Vorjahr. Damit hält der Abwärtstrend seit 1995 an.

Dennoch erwirtschaftete der Bausektor noch fast 11% der Wertschöpfung in Thüringen. Im Vergleich zu den ABL war er damit weit überdimensioniert (ABL: 4,5%). Auch die Entwicklung der Erwerbstätigen zielt in diese Richtung: In Zeiten des Baubooms Mitte der 90er Jahre waren bis zu 173.300 Personen im Baugewerbe tätig. Diese Zahl ist seit 1996 stark rückläufig. Im Jahr 2000 hatten noch 136.600 Personen im Baugewerbe einen Arbeitsplatz (­ 6,8% zu 1999). Die Beschäftigtendichte im Baugewerbe betrug 2000 in Thüringen (und im Durchschnitt der NBL) 20 Beschäftigte je 1.000 Einwohner. Der Vergleichswert für die ABL lag bei 10,9.

Allerdings entwickeln sich die einzelnen Bereiche des Baugewerbes sehr unterschiedlich. Im Jahr 2000 sanken im Hochbau die Auftragseingänge recht stark (-22,9%). Hauptursache für die Entwicklung im Hochbau war der nochmalige Rückgang der Aufträge aus dem Wohnungsbau (1999: -18,5%; 2000: -31,8%). Auch der gewerbliche Bau ging um 6,2% zurück, der öffentliche Bau und Straßenbau verzeichnete 2,9% weniger Aufträge als im Vorjahr.

Die Umsatzproduktivität pro Beschäftigten und Monat (nur Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) lag im Bauhauptgewerbe im Jahr 2000 bei 14.027 DM und fiel gegenüber dem Vorjahr um 1,7%, da der Umsatz (­10,5%) stärker fiel als die Beschäftigtenzahl (-8,9%). Im ersten Halbjahr erreichte Thüringen eine Umsatzproduktivität von 69,5% des Niveaus der ABL. Im Vergleich zu den anderen NBL wies Thüringen den schlechtesten Wert auf.

Im Thüringer Baugewerbe wurden nach Angaben des IAB-Betriebspanels im Jahr 2000 (Stand: Juni 2000) 3.480 DM pro Monat gezahlt (Vollzeitäquivalent). Das Lohnniveau erreichte damit 74% der ABL. Der Schnitt der NBL lag leicht darüber.

Dienstleistungen - Der Dienstleistungsbereich nimmt in Thüringen eine dominierende Stellung ein. Dies trifft sowohl auf die Anteile an der Bruttowertschöpfung (2000: 66,6% [Preise von 1995]) als auch auf die Anteile an den Erwerbstätigen (2000: 64,7%) zu. Im Vergleich zu den anderen NBL lag Thüringen im Jahr 2000 jedoch im Bruttowertschöpfungsanteil unter deren Durchschnittswert von 68,1%, und noch weiter unter dem Vergleichswert für die ABL (ohne Berlin: 68,6%). Der Wertschöpfungsanteil ist über die Jahre relativ konstant geblieben. Der Erwerbstätigenanteil ist dabei jedoch seit 1995 von 61,5% auf 64,7% in 2000 gestiegen.

In den Entwicklungstendenzen ist allerdings zwischen den drei Dienstleistungsbereichen (Handel, Gastgewerbe und Verkehr; Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen sowie öffentliche und private Dienstleister) zu unterscheiden. Die Enquetekommission nahm in ihren Beratungen den Handel und Tourismus als feingliedrigere Unterteilung dieser Bereiche des Dienstleistungssektors auf. Auf sie wird im Anschluss an die allgemeine Dienstleistungsentwicklung eingegangen.

Die Anteile an der gesamten Bruttowertschöpfung (in Preisen von 1995) verteilten sich 1995 zu 15,8% auf den Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr, 20,4% auf die Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen und 29,2% auf öffentliche und private Dienstleister. Seit 1995 verzeichneten die ersten beiden Bereiche bis 2000 ein ständiges Wachstum in der Bruttowertschöpfung. Bei den öffentlichen und privaten Dienstleistern sank die Bruttowertschöpfung nach einem leichten Anstieg in 1996 bis 1998 wieder annähernd auf das Niveau von 1995. Seit 1999 ist eine ansteigende Tendenz zu beobachten, die auch 2000 anhielt. Den größten Anteil an der Wertschöpfung erwirtschafteten zwar noch die öffentlichen und privaten Dienstleister (2000: 25,8%), ihr Anteil nahm zugunsten des Bereichs Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen ab (2000: 25,4%). Der Erwerbstätigenzuwachs (2000 zu 1995) verteilte sich hauptsächlich auf den Bereich Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen (+23,7%) und weniger intensiv auf den Bereich