Bahn

Juli 2009 hat folgenden Wortlaut: Südthüringen und Oberfranken waren bis zur deutschen Teilung wirtschaftlich und touristisch eng miteinander verbunden bzw. verflochten. Einen bedeutenden Anteil daran hatte die Werrabahn, die Coburg mit Eisenach verband. Die damalige Verbindung besteht nicht mehr, die Relation ist in Eisfeld unterbrochen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Perspektiven sieht die Landesregierung die Relation durch Lückenschluss bis Coburg wiederherzustellen auch angesichts des möglichen Anschlusses des Südthüringer Raumes an den schnellen Fernverkehr der Bahn mit ICE-Halt Coburg?

2. Wie hoch wären die Kosten für einen Lückenschluss und in welcher Zeit ließe der sich vollziehen?

3. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung darüber, ob die bayerische Seite Interesse daran hätte einen Lückenschluss zu vollziehen und ob es dort ggf. schon weitergehende Überlegungen zu zeitlichen Abläufen und zur finanziellen Beteiligung gibt?

4. Wie beurteilt die Landesregierung den aktuellen technischen Zustand der Werrabahn zwischen Eisenach und Eisfeld (bitte nachfolgend genannte Kriterien bei der Beurteilung berücksichtigen: Langsamfahrstellen [Anzahl], Zustand der Gleise, Zustand des Oberbaus, Zustand der Brücken) und wie beziffert sie die eventuell bestehenden Instandhaltungskosten?

5. Wie beurteilt die Landesregierung den Sachverhalt, dass sich die Umsteigesituation in Grimmenthal, nach Fertigstellung des Ausbaus der RE-Strecke Erfurt­Würzburg, für Nutzer der Werrabahn durch nicht gewährleistete Anschlüsse verschlechtert hat und damit ein Akzeptanzverlust verbunden ist und wie und wann wird sie diesen Mangel beseitigen?

6. Wie viele Ein- und Aussteiger gibt es täglich aktuell auf den einzelnen Werrabahn-Stationen?

Das Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 31. August 2009 wie folgt beantwortet:

Zu 1.: Der Landesregierung ist weder ein bundeseigenes noch ein nicht bundeseigenes Infrastrukturunternehmen bekannt, das beabsichtigt, diesen Lückenschluss herzustellen und die Strecke zu betreiben. Insofern scheint gegenwärtig keine Perspektive zu bestehen.

Der Bund hat unmittelbar nach der Wiedervereinigung im Ergebnis einer Überprüfung im Rahmen des Lückenschlussprogramms entschieden, dass die Relation Eisfeld­Coburg wegen des hohen Thüringer Landtag, 9. September 2009 wands und zu geringer erwartbarer Potenziale nicht reaktiviert wird. Eine Abkehr von dieser Aussage ist derzeit nicht erkennbar.

Für den Großteil der Reisenden aus dem Südthüringer Raum ist ein ICE-Halt in Coburg nicht von nennenswerter Bedeutung, weil die überregionalen Ziele bei einer Nutzung der vorhandenen Anbindung an die ICE-Knoten Würzburg und Erfurt schneller erreichbar sind.

Zu 2.: Dem Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien liegt eine durch die Stadt und den Landkreis Coburg veranlasste Studie Potenzialabschätzung zur Reaktivierung der Werrabahn vor. Darin sind vier untersuchte Grundvarianten dargestellt. Für die Vorzugsvariante, Lückenschluss zwischen Eisfeld und Coburg auf der alten Trasse der Werrabahn durch Lautertal, wurden Gesamtkosten von 103,4 Millionen Euro ermittelt. Über Planungs- und Bauzeiten liegen keine Angaben vor.

Zu 3.: Nach Kenntnis der Thüringer Landesregierung wird das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie einen Wiederaufbau der ehemaligen Strecke Eisfeld­Coburg nicht unterstützen. Dies hat es gegenüber der Region, Vertretern von PRO BAHN und Abgeordneten kommuniziert.

Zu 4.: In den letzten Jahren wurde erheblich in die Streckengleise investiert, so dass dort nur noch Teilabschnitte wie Walldorf­Meiningen und Themar­Hildburghausen umzubauen sind. Nach Information durch die DB Netz AG sind insgesamt noch acht Mängelstellen mit einer Gesamtlänge von etwa 2,4 Kilometern zu verzeichnen. Als wesentliche Qualitätseinschränkungen muss man zurzeit die zu sanierende Stützmauer im Stadtgebiet von Eisenach und die Bergsenke bei Oberrohn nennen. Beide Maßnahmen sind in der Planung. In den Bahnhöfen Bad Salzungen, Meiningen und Hildburghausen werden Qualitätsverbesserungen im Zusammenhang mit dem Einsatz neuer moderner Sicherungs- bzw. Stellwerkstechnik vorbereitet und in den Jahren 2009 bis 2011 umgesetzt. Für die Sanierung von Brücken, Durchlässen und Stützmauern hat die DB AG ein Programm aufgelegt, dessen Realisierung wegen fehlender finanzieller Mittel weit über einen mittelfristigen Zeitraum hinaus reichen wird. Weiterhin müssen noch 18 Bahnübergangsanlagen in neue elektronische Bahnübergangssicherungsanlagen umgerüstet werden.

Zu 5.: Der Ausbau der Strecke Neudietendorf­Rentwertshausen­Schweinfurt gestattete es, im Jahresfahrplan 2009 die Reisezeit der Regional-Express-Züge der Linie RE 7 Erfurt­Würzburg um etwa 20 Minuten zu verkürzen. In Folge dessen haben sich bei zwei Relationen die Übergangszeiten verkürzt und bei zwei anderen Relationen verlängert.

Die Umsteigesituation in Grimmenthal stellt den derzeit machbaren Zwischenzustand dar. In den kommenden Jahren ist der Neubau eines elektronischen Stellwerks in Meiningen vorgesehen. Dadurch wird die Kapazität der Strecke gesteigert werden, so dass dann Verbesserungen in den Fahrplanlagen für die Fahrgäste angestrebt werden können.

Zu 6.: Die Landesregierung selbst erhebt keine Nachfragedaten der einzelnen Verkehrsstationen. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen (DB Regio AG und Süd-Thüringen-Bahn führen kontinuierliche Reisendenzählungen durch. Diese haben auf Nachfrage folgende Zahlen eines mittleren Wochentags für das erste Halbjahr 2009 gemeldet: Zugangsstellen über 20 bis 50 Ein- und Aussteiger: Oberrohn, Vachdorf und Harras Zugangsstellen über 50 bis 200 Ein- und Aussteiger: Förtha, Marksuhl, Ettenhausen, Immelborn, Breitungen(Werra), Schwallungen, Wasungen, Walldorf (Werra), Untermaßfeld, Themar, Reurieth und Veilsdorf Zugangsstellen über 200 bis 500 Ein- und Aussteiger: Wernshausen, Grimmenthal (ohne Kursbuchstrecke 570 Erfurt­Würzburg), Hildburghausen und Eisfeld Zugangsstellen über 500 bis 1 200 Ein- und Aussteiger: Bad Salzungen und Meiningen Wucherpfennig Minister.