Tourismus

Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Tourismus

Wirtschaft

Gesamteinschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in Thüringen

Die Thüringer Wirtschaft hat sich im Berichtszeitraum 2004 bis 2008 weiterhin positiv entwickelt. Zwar ist das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) etwas hinter dem der anderen neuen Länder zurückgeblieben; betrachtet man aber die letzten zehn Jahre (1998 bis 2008), so lag das Wachstum der Thüringer Wirtschaft deutlich über dem ostdeutschen und auch dem gesamtdeutschen Durchschnittsniveau. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in Thüringen durch die Schrumpfung des Bausektors und den Personalabbau im öffentlichen Dienst deutliche Wachstumseinbußen in Kauf genommen werden mussten.

Getragen wird das Wirtschaftswachstum vor allem vom Verarbeitenden Gewerbe, dessen Bruttowertschöpfung sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat, während sich die Wirtschaftsleistung im Thüringer Baugewerbe nahezu halbierte.

Größter Wirtschaftszweig ist der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von rund zwei Dritteln der Bruttowertschöpfung und an den Erwerbstätigen. Aber die größte Dynamik herrschte in der Industrie. Hier entstanden zahlreiche neue Arbeitsplätze. Im Zeitraum 2004 bis 2007 nahm die Beschäftigung allein in den Thüringer Industriebetrieben mit 20 und mehr Mitarbeitern um 9.437 Personen zu. Insbesondere der Industrie ist es zu verdanken, dass die Anzahl der Erwerbstätigen insgesamt trotz des Arbeitsplatzabbaus im Baugewerbe und in der öffentlichen Verwaltung im Berichtszeitraum 2004 bis 2008 von 1,012 Mio. auf 1,027 Mio. Personen erhöht werden konnte.

Neben dem Zuwachs an Industriearbeitsplätzen lassen sich die Fortschritte, die die Thüringer Industrie in den letzten Jahren erzielen konnte, auch an ihrem wachsenden Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung verdeutlichen. Mit 58 Beschäftigten je 1.000 Einwohner war der Industriebesatz nicht nur deutlich höher als in den anderen neuen Ländern(Durchschnitt neue Länder: 43). Im Freistaat wurden ­ bezogen auf die Bevölkerung ­ ebenso viele Industriearbeitsplätze angeboten wie in Niedersachsen. Der Wert war in Thüringen zudem höher als in Hamburg (47) und in Schleswig Holstein (38). Und mit einem Industrieanteil an der gesamten Bruttowertschöpfung i. H. von 23,6 % wurde der Durchschnitt der neuen Länder (19,4 %) übertroffen und der gesamtdeutsche Durchschnitt (23,9 %) nahezu erreicht.

Thüringen ist ein durch kleine und mittlere Betriebe geprägtes Industrieland. Da die mittelständischen Industriebetriebe über ein großes Wachstumspotenzial verfügen, wird sich ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft noch erhöhen. Das trifft nicht nur auf die vielversprechenden Zukunftsindustrien Solarindustrie und optische Industrie zu, sondern auch auf die klassischen Industriesektoren, die sich ebenfalls durch innovative Produkte und moderne Produktionsverfahren sowie eine günstige Kostenstruktur auszeichnen und zunehmend auf überregionalen Märkten Erfolge erzielen. Von der Industrie werden weiterhin auch wichtige Impulse für die Entwicklung der anderen Wirtschaftszweige ausgehen.

Von Bedeutung für die Entwicklung des Industriestandortes sind auch seine Ballungszentren. In Thüringen gibt es solche Agglomerationszentren mit der Automobil- und Automobilzulieferindustrie im Raum Eisenach, dem Technologiestandort Jena und der sich im Großraum Erfurt befindlichen Mikroelektronik- und Fotovoltaikindustrie. Solche Zentren werden überregional wahrgenommen und stets in das Kalkül potenzieller Investoren einbezogen.

9 l Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Tourismus

Der Freistaat Thüringen erzielte beim Indikator Bruttoinlandsprodukt je Einwohner eine Steigerung um 15,8 % in den Jahren von 2004 bis 2008. Damit lag Thüringen sogar über dem Wert für Deutschland (13,2 %). Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 21.900 Euro je Einwohner erreichte Thüringen etwa das Durchschnittsniveau der neuen Länder. Hier wiesen Sachsen und Sachsen-Anhalt etwas bessere Werte auf.

Tabelle 46 (9.1.1) Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (Berechnungsstand: März 2009)

Die Konzentration der industriellen Aktivität entlang der Autobahn A 4 ist auch verantwortlich für die regionalen Leistungsunterschiede. Betrachtet man das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, so wurden die größten Zuwächse im Wartburgkreis und in Jena erzielt. Die Stadt Jena erreichte auch absolut die höchste Wirtschaftsleistung pro Kopf, während der Kyffhäuserkreis und der Landkreis Greiz die Schlusslichter im Freistaat bildeten.

Im Betrachtungszeitraum 2004 bis 2008 nahm die Industrie in Thüringen eine erfolgreiche Entwicklung.

In den 885 Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten wurde im Jahr 2008 ein Umsatz von 27,13 Mrd. Euro erzeugt. Gegenüber dem Jahr 2004 entsprach das einem Wachstum von 34,0 % bzw. 6,9 Mrd. Euro. Die Umsatzsteigerung wurde von 131.351 Beschäftigten erbracht, 13,3 % bzw. 15.400 Personen mehr als im Jahr 2004. Die Exportquote, d. h. der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, erreichte 32,7 % im Jahr 2008. Der Industriebesatz (Beschäftigte je 1.000 Einwohner) lag für Thüringen bei 58 Personen.