An welchen Thüringer Hochschulen

Oktober 2001 hat folgenden Wortlaut: Zunehmend verwirklichen Seniorinnen und Senioren für sich persönlich den Anspruch eines lebenslangen Lernens, indem sie zum Beispiel Studienangebote von Hochschulen nutzen.

Ich frage die Landesregierung:

1. An welchen Thüringer Hochschulen bzw. verwaltungsinternen Fachhochschulen sind Seniorinnen und Senioren eingeschrieben bzw. Einschreibungen möglich?

2. Welche Rechtsgrundlagen gelten für ein Seniorenstudium?

3. Wie hat sich die Teilnahme von Seniorinnen und Senioren am Studienbetrieb seit 1990 zahlenmäßig entwickelt (sofern vorhanden, nach Hochschulen und Jahren getrennt)?

4. Sind Einschreibungen in allen Fachrichtungen, Studiengängen bzw. Vorlesungen möglich oder gibt es Beschränkungen?

5. Wie ist der Studienbetrieb für Seniorinnen und Senioren im Verhältnis zum sonstigen Studienbetrieb organisiert?

6. Welche Fachrichtungen, Studiengänge bzw. Vorlesungen finden besonderen Zuspruch?

7. Welche Kosten sind für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Seniorenstudium verbunden?

8. Müssen Teilnehmer im Hinblick auf vorhandene Qualifikationen Voraussetzungen erfüllen?

9. Welche Möglichkeiten bzw. Verpflichtungen bestehen, an Prüfungen teilzunehmen?

10. Welche Qualifikationen können erworben werden?

11. Auf welche Weise können sich Seniorinnen und Senioren über Studienangebote informieren bzw. beraten lassen?

18. Dezember 2001

Das Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat im Einvernehmen mit dem Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 4. Dezember 2001 wie folgt beantwortet: Vorab möchte ich bemerken, dass Status- und Funktionsbezeichnungen in der Antwort jeweils in männlicher und weiblicher Form gelten.

Bei der Erarbeitung der Antwort zur Kleinen Anfrage wurden die Thüringer Hochschulen und das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit beteiligt.

Zu 1.: An den Thüringer Hochschulen ist für alle nicht zulassungsbeschränkten Studiengänge bei Nachweis einer Hochschulzugangsberechtigung die Aufnahme eines grundständigen oder postgradualen Studiums unabhängig vom Alter möglich. Außerdem können Senioren ohne Nachweis einer bestimmten Qualifikation als Gasthörer für einzelne Lehrveranstaltungen zugelassen werden.

Darüber hinaus gibt es speziell für Senioren an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Seniorenkolleg und das Studium Generale. An der Fachhochschule Erfurt wird ein spezielles Seniorenstudium angeboten. In Kooperation zwischen der Bauhaus-Universität Weimar, der Hochschule für Musik Franz Liszt und der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Gotha sind ebenfalls nur für Senioren eingerichtete weiterbildende Studienangebote vorhanden.

Keine Möglichkeit des Seniorenstudiums gibt es derzeit an der Thüringer Fachhochschule für Forstwirtschaft. Die Studenten werden hier als Beamte auf Widerruf eingestellt und dürfen in der Regel das 31. Lebensjahr nicht vollendet haben.

Zu 2.: Hochschulgesetz ermöglicht unabhängig eines Interessenten unterschiedliche Formen zur Nutzung von Studienangeboten:

- Nach § 67 ist für grundständige und nach § 14 für postgraduale Studiengänge eine entsprechende Hochschulzugangsberechtigung nachzuweisen, in künstlerischen und gestalterischen sowie in Sport-Studiengängen darüber hinaus eine Eignungsprüfung abzulegen.

- Qualifizierte Berufstätige ohne Hochschulzugangsberechtigung können unter bestimmten Voraussetzungen nach § 67 a Abs. 1 über eine bestandene Eingangsprüfung oder ein Probestudium zugelassen werden.

- Zu weiterbildenden Studiengängen können nach § 15 auch Bewerber ohne Hochschulzugangsberechtigung zugelassen werden, wenn sie die für eine Teilnahme erforderliche Eignung im Beruf oder auf andere Weise erworben haben.

- Interessenten, die einzelne Lehrveranstaltungen besuchen möchten, können im Rahmen der vorhandenen Studienmöglichkeiten ohne besondere Voraussetzungen auf Antrag als Gasthörer zugelassen werden. Hierzu regeln die Immatrikulationsordnungen nach § 68 Abs. 4 weitere Einzelheiten.

Zu 3.: Das Alter der Gasthörer wird von den Hochschulen nicht erfasst. Deshalb ist eine Aussage darüber, wie viele der Gasthörer eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben, nicht möglich. Die nachfolgende Tabelle zeigt Entwicklungen der Gasthörer- und Senioren-Zahlen einiger Thüringer Hochschulen.

Keine Einschreibungen hierzu gibt es derzeit an den Fachhochschulen Jena, Nordhausen und Schmalkalden. 100 pro Semester und Studium Generale seit 1988 ca. 220 pro Veranstaltung BU Weimar Seniorenstudium seit 1997

Weimar je Semester 50-70

WS 2001/2002 ca. 100

Theol.Fak. Erfurt Seniorenstudium WS 1999/2000 1

SS 2000 1

WS 2000/2001 4

SS 2001 5

WS 2001/2002 9

FH Erfurt Seniorenstudium SS 2001 5

WS 2001/2002 2

Verw. FH Gotha Kooperation WS 1996/1997 8 Standortmit BU Weimar WS 1997/1998 13 verlagerung und Weimar ab WS 1998/1999 keine Ein- von Weimar schreibungen nach Gotha mehr

Zu 4.: Einschreibungen als Gasthörer sind auch für Senioren in allen nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen möglich.

Für die Vergabe von Studienplätzen in bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengängen gilt die Thüringer Vergabeverordnung ZVS vom 19. Juni 2000 (GVBl. S. 344), für zulassungsbeschränkte Studiengänge außerhalb zentraler Verfahren die Thüringer Vergabeverordnung vom 27. Mai 2001 (GVBl. S. 70). Beide Verordnungen regeln: Wer zum Bewerbungsstichtag das 55. Lebensjahr vollendet hat, wird an einem Auswahlverfahren nur beteiligt, wenn für das beabsichtigte Studium unter Berücksichtigung der persönlichen Situation des Bewerbers schwer wiegende wissenschaftliche oder berufliche Gründe sprechen.

Zu 5.: Bei der Organisation des Studienbetriebs bestehen keine Unterschiede zwischen einem Studium von Senioren und dem sonstigen Studienbetrieb.

Davon abweichend findet man eigens für Senioren organisierte Veranstaltungen beim Studium Generale und am Seniorenkolleg der Friedrich-Schiller-Universität Jena und bei den in der Weimarer Kooperation speziell für Senioren angebotenen Weiterbildungsveranstaltungen. Hier finden auch thematisch voneinander unabhängige Veranstaltungen in größeren Zeitabständen statt.

Zu 6.: Nachgefragt sind alle Fächer, die allgemein bildendes, geschichts-, musik-, sprach- und rechtswissenschaftliches Wissen vermitteln. Genannt wurden insbesondere die Studiengänge Kunst und Kunstwissenschaft, Literatur-, Musik- und Sprachwissenschaften, Geschichte, Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften und Biologie. An der Fachhochschule Erfurt interessieren besonders die Architektur und Versorgungstechnik.

Zu 7.: Für alle grundständigen Studiengänge haben Studenten unabhängig vom Alter die üblichen Semesterbeiträge zu entrichten.

Das speziell für Senioren an der Friedrich-Schiller-Universität Jena eingerichtete Seniorenkolleg und das Studium Generale sind gebührenfrei. Die Theologische Fakultät Erfurt und die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Gotha erheben von Senioren ebenfalls keine Gebühren.

Bei allen anderen Hochschulen sind die für Gasthörer entsprechenden Gebühren zu entrichten. Sie liegen je nach Stundenumfang und Hochschule zwischen 45 und 180 Deutsche Mark pro Semester.

Zu 8.: Siehe Antwort zu Frage 2.

Zu 9.: Im Status der Gasthörerschaft können keine Prüfungen abgelegt werden. Es ist nur der Erwerb einer Teilnahmebescheinigung möglich.

Zu 10.: Als Gasthörer ist der Erwerb einer Qualifikation nicht möglich. Im Übrigen sind alle an den Hochschulen gemäß der Studien- und Prüfungsordnungen möglichen Qualifikationen unabhängig vom Alter zu erwerben.

Zu 11.: Senioren können sich in den Studienberatungsstellen der Hochschulen, in und in den Seniorenbüros beraten lassen. Weitere Informationen geben auch die Studienführer und Vorlesungsverzeichnisse.

Für die speziell für Senioren gibt es z. B. die Broschüren Seniorenstudium - Studieren in der zweiten Lebenshälfte aus Weimar und Studieren über 50 aus Jena sowie die Programme zum Seniorenkolleg und zum Studium Generale aus Jena.

Im Landesseniorenbeirat wurden die speziellen Studien- und Weiterbildungsangebote für Senioren mehrfach analysiert, diskutiert und auch kritisiert. Die Thüringer Hochschulen haben in den letzten Jahren zahlreiche neue Angebote speziell für Senioren entwickelt und sind weiterhin bestrebt, eigens für diesen Interessentenkreis bedarfsgerechte Angebote zu schaffen.