Selbstbewusste Kinder fühlen sich sicherer

Die Fraktionen der CDU und der SPD haben unter Drucksache 15/1033 eine Große Anfrage zu obigem Thema an den Senat gerichtet.

Der Senat beantwortet die Große Anfrage wie folgt:

1. Wie lernen Schulkinder Gefahrensituationen zu erkennen, genau zu beobachten oder Nein zu sagen, wie wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und die Gruppenbildung unterstützt, um einer frühen Vereinzelung entgegenzuwirken?

Das Erkennen von Gefahrensituationen wird insbesondere im Fach Sachunterricht in allen vier Jahrgängen der Grundschule geübt. Dabei stehen Fragen der Verkehrssicherheit im Vordergrund; es geht aber auch um Gefahren im sozialen Umfeld. Nein sagen wird in Rollenspielen geübt, bei denen reale soziale Situationen konstruiert werden, mit denen Kinder in ihrer Umgebung zu tun haben (z. B. Nein sagen zu falschen Freunden, die zum Ladendiebstahl anregen, Nein sagen zu Bekannten, die Zärtlichkeiten einfordern).

Das Gemeinschaftsgefühl und die Gruppenbildung werden in allen Jahrgangsstufen der Grundschule in allen Fächern angebahnt.

Sozialtrainings, Streitschlichter- und Selbstbehauptungsprogramme haben sich zusätzlich als wirksame Konzepte des Schutzes und der Stärkung des Sicherheitsgefühls des Einzelnen erwiesen (vgl. Antwort zu Frage 5).

2. Mit welchen Maßnahmen werden Grund- und Orientierungsstufenschülerinnen und -schüler unterstützt, ihr Schul- und Wohnumfeld kennenzulernen, und wie werden sie auf sichere Schulwege und auf Gefahrenpunkte hingewiesen?

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen im Lande Bremen setzen sich im Sachunterricht mit ihrer Umwelt auseinander. Im Themenbereich Wir erkunden unsere Umwelt werden die Schüler/-innen aus dem Klassenraum herausgeführt und zum bewussten Sehen, zum Beobachten und Fragen angeleitet. Geographische, historische, ökonomische und ökologische Aspekte des unmittelbaren und damit den Schüler/-innen gut bekannten Umfeldes werden im Unterricht thematisiert.

Der Themenbereich Wir nehmen am Verkehr teil beinhaltet die Verkehrserziehung, die sich in dieser Altersstufe im Wesentlichen als Sicherheitserziehung versteht. Das Trainieren verkehrssicheren Verhaltens außerhalb des Klassenraumes steht im Vordergrund. Die Verkehrserziehung in der Grundschule schließt in der Regel mit dem Erwerb des Fahrradführerscheins (3. oder 4. Klasse) ab.

In den Klassen 5 und 6 wird der Erfahrungsraum altersangemessen erweitert und auf besondere Gefahrenpunkte im Stadtteil eingegangen.

Der Fachbereich Welt/Umwelt beschäftigt sich nun mit Fragen des erweiterten Wohn- und Schulumfeldes der Schüler. Dabei geht es beim Thema Schule und Lernen unter Benutzung einer Umrisskarte/eines Stadtplanes u. a. um den Einzugsbereich der Schule, die Schulwege der einzelnen Schüler und um besondere Gefahrenpunkte. Hierbei wird das in der Grundschule Gelernte vertieft und der Verkehrssicherheitsaspekt besonders betont.

3. Was wird in den Schulen zur Stärkung des Selbstbewusstseins getan?

Eine moderne Grundschulpädagogik, deren Umsetzung der Senator für Bildung und Wissenschaft in allen Grundschulen begleitet, zielt im Kern des pädagogischen Handelns auf die Stärkung eines gesunden Selbstbewusstseins.

Wenn Schülerinnen und Schüler im Unterricht daneben zunehmend lernen, Arbeitsvorhaben selbständig zu planen, durchzufahren und auszuwerten und gegenseitig zu bewerten, stärkt dies auch ihre Selbständigkeit und damit ihr Selbstbewusstsein. Eine realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und deren Anerkennung und Wertschätzung trägt ebenfalls zur Stabilisierung ihres Selbstbewusstseins bei.

Es ist zusätzlich beabsichtigt, ab dem Schuljahr 2002/03 die sozialen und personalen Kompetenzen der Kinder in den Zeugnissen zu beurteilen. Diese Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens in der Schule (BASIS) ist eine wichtige Maßnahme zur Stärkung des Selbstbewusstseins, weil durch dieses feed-back gezielter an Defiziten gearbeitet werden kann.

4. Wie erfahren Eltern von Kooperationspartnern der Schule, von Vereinen und Institutionen im Schulumfeld, deren Angebote die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit nutzen können, und wie gehen diese Kooperationspartner der Schulen mit der Thematik von subjektiver Sicherheit und Prävention um?

Die meisten Schulen des Primarbereichs und des Sekundarbereichs I haben sich zum Stadtteil geöffnet und unterhalten zahlreiche Kontakte zu Vereinen und Institutionen in ihrem Schulumfeld. Diese Angebote werden in den Betreuungsbereich und das Freizeitangebot der Schulen integriert. In vielen Schulen werden die verschiedenen Kooperationspartner, Vereine und Institutionen im Rahmen von Elternabenden der gesamten Schule bzw. der Klassenelternschaft vorgestellt.

Schriftliche Informationen der Kooperationspartner werden in den Schulen ausgehängt und an die Eltern weitergegeben.

Ein Beispiel dafür, wie Eltern von entsprechenden Angeboten erfahren ist die aktuelle Ausgabe der Broschüre Gewalt - hingucken, einmischen, anzeigen des Vereins Gesundheitstreffpunkte e. V., die der Senator für Bildung und Wissenschaft an alle Schulen im Lande Bremen verteilt hat. Sie enthält wichtige Tipps und Adressen für Opfer, Zeugen und sonstige Betroffene. Diese Broschüre enthält daneben zahlreiche Kontaktadressen, die Kursangebote zu den Bereichen Mediation, Deeskalation, Zivilcourage, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung anbieten.

In diesen Kursen werden von den Kooperationspartnern in Trainingsprogrammen z. B. die Fähigkeiten vermittelt, einem Täter angemessen zu begegnen und eine gewalttätige Situation aufzulösen. In Selbstbehauptungskursen geht es darum, sich auf bedrohliche Situationen vorzubereiten. Selbsterfahrung und Rollenspiele sind wichtige Bestandteile solcher Kurse. Selbstverteidigungskurse sind vor allem dann sinnvoll, wenn sie über einen längeren Zeitraum besucht werden, damit die einzelnen Griffe und Techniken auch in Stress-Situationen sicher angewendet werden können.

5. Gibt es an Primar- und Orientierungsstufen Präventions- und Streitschlichterprogramme, wenn ja welche?

An Primar- und Orientierungsstufen werden eine Vielzahl von verschiedenen Präventions- und Streitschlichterprogammen durchgeführt.

Folgende Bereiche sind dabei vorherrschend:

- Trainingsprogramme mit Rollenspielelementen zur Verbesserung der sozialen Kompetenz (z. B. Fit for life u. ä.),

- Enge Zusammenarbeit mit den Kontaktpolizisten der Schule zur Verbesserung der Sicherheit im Schulumfeld und bei Schullandheimaufenthalten,

- Stärkung des Ichs durch Selbstbehauptungskurse,

- Streitschlichterprojekte,

- Programme, die dem sexuellen Missbrauch vorbeugen sollen.

Folgende Präventions- und Streitschlichterprogramme werden an folgenden Schulen im Einzelnen durchgeführt:

- Schule Arbergen: Rollenspiele in den Klassen.

- Schule Parsevalstraße: Trennungs-AG-Mädchengruppe, Jungengruppe, Sozialtrainingsgruppe.

- Schule Borgfeld: Umgang in Gefahrensituationen.

- Schule Horner Heerstraße: Zusammenarbeit mit Schattenriss e. V. - Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e. V.

- Schule Mahndorf: Kontaktpolizist spricht mit den Kindern in allen Klassen.

- Schule Osterholz: Rollenspiele.

- Schule Philipp-Reis-Straße: Kurs zur Selbstverteidigung.

- Schule Osterhop: Selbstverteidigungs-Sozialtraining.

- Schule Uphuser Straße: Zusammenarbeit mit Kinderschutzzentrum.

- Schule Karl-Lerbs-Straße: Zusammenarbeit mit Kinderschutzbund auf Elternabend der gesamten Schule, Eltern über Hilfen und Anschriften von Beratungsstellen informiert.

- Schule Delfter Straße: Selbstverteidigungskurse für alle Klassenstufen, Projekt Falsche Freunde in Zusammenarbeit mit Kontaktpolizist.

- Schule Bunnsackerweg: Zusammenarbeit mit Schattenriss e. V., Zusammenarbeit mit Polizeisportverein, Kontaktpolizist führt praktische Übungen in den

4. Klassen durch Elterninformationsabende mit Polizisten der Abteilung Sitte, Infoabend zu Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.

- Schule Buntentorsteinweg: Zusammenarbeit mit Schattenriss e. V., Zusammenarbeit mit Kontaktpolizisten, Behandlung des Themas im Unterricht aller Klassen.

- Schule Rablinghausen: Zusammenarbeit mit Kinderschutzbund.

- Schule am Willakedamm: Programm Fit fürs Leben, Fairnessausschuss: Eltern und Lehrer beraten Projekte und Präventionsmaßnahmen, Zusammenarbeit mit Kontaktpolizist, in der OS gemeinsames Projekt mit dem SZ Willakedamm zur Ausbildung von Schüler-Streitschlichtern.

- Schule Kantstraße: Zusammenarbeit mit Kinderschutzbund, Behandlung des Themas im Unterricht.

- Schule Alfred-Faust-Straße: Rollenspiele, Trainingsprogramm Fit fürs Leben, Informationsabende mit der Kriminalpolizei, Elternabende zum Thema Wie kann ich mein Kind stärken und es auf entsprechende Situationen vorbereiten?

- Schule vor dem Stephanitor: Selbstbewusste Kinder fühlen sich sicher als Thema im Unterricht.

- Schule am Pastorenweg: Elternabende zur Sicherheit in Schullandheimen, Sicherheit als Schulbegleitforschungsprojekt.

- Schule Augsburger Straße: Projekt Fit und stark fürs Leben über die Dauer von vier Jahren, Sozialtrainingsprogramm, Zusammenarbeit mit Kinderschutzbund.