Welche Überlegungen sind zu diesem Thema Wurzelraumverfahren angestellt

Gemeint sind die allerorten entstehenden Verbandskläranlagen, ein Konzept, welches nicht mehr dem Stand der Diskussion entspricht. Dieses Konzept belastet den Bürger in den betroffenen Regionen über Gebühr und bringt überflüssige Eingriffe in die Natur, speziell den Boden, mit sich. Vorstellungen für eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Abwasserwirtschaft im ländlichen Raum sind in der Anlage dargestellt.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Überlegungen sind zu diesem Thema (Wurzelraumverfahren) angestellt worden?

2. In welchem Ausmaß werden z. Z. welche Konzepte verfolgt?

3. Wird von der Landesregierung auf den Aufbau einer ökonomisch und ökologisch sinnvollen Abwasserwirtschaft über Empfehlungen, Beratung, die Verteilung von Fördermitteln oder eine Verordnung Einfluß genommen?

Pöse Anlage

Das Wurzelraumverfahren - ein kostengünstiges und äußerst effektives Verfahren für die dezentrale Abwasserreinigung in Kommunen Problem Außerhalb städtischer Ballungsgebiete erweisen sich die üblichen Verfahren der technischen Abwasserbehandlung als problematisch. Technisch und ökonomisch lassen sich diese Anlagen nicht beliebig miniaturisieren. Das Konzept der Verbandskläranlage, der Anschluß mehrerer Gemeinden an eine zentrale Anlage, löst das verfahrenstechnische Problem, führt aber zu unverhältnismäßig hohen Kosten für den Bürger. Die Finanznot der

Länder und Kommunen, insbesondere in den neuen Bundesländern, lässt viele Kommunalpolitiker auf Alternativen sinnen. Einfach wird ihnen das nicht gemacht, da die sogenannte Fachwelt sich auf aufwendige Lösungen mit viel Beton und aufwendigster Technik eingeschworen hat. Es geht schließlich um sehr viel Geld für lange Sammlersysteme und prächtige Gruppenklärwerke, das umgesetzt sein will. Bedauerlich ist, dass gerade vermeintliche Fachleute bei der Diskussion um naturnahe angepaßte Alternativen wesentlich Verschiedenes durcheinanderbringen. Dabei wird alles unter dem Begriff Pflanzenkläranlage in einen Topf geworfen, egal, ob es sich um belüftete oder unbelüftete Teiche, um hydrobotanische Anlagen mit Binsen, Rieselfelder oder das Wurzelraumverfahren handelt.

Es kann unmöglich darum gehen, billige Behelfstechnologien mit geringen Wirkungsgraden zu installieren.

Insbesondere im ländlichen Raum mit häufig schwachen Vorflutern ist eine besonders gründliche, weitergehende Abwasserreinigung angezeigt. Entsprechend verbieten sich Teiche, hydrobotanische Stufen und Rieselfelder wegen völlig unzureichender Klärleistungen und erheblicher Gefahren für Gesundheit und Umwelt. Auch mit technischen Klärverfahren - soweit sie bezahlbar bleiben sollen - ist eine weitergehende Abwasserreinigung nicht zu leisten.

Es gibt eine Lösung: Das Wurzelraumverfahren

Bei der Wurzelraumentsorgung handelt es sich um ein Landbehandlungsverfahren.

Die Reinigung erfolgt in dem dauernd wassergesättigten Boden eines Röhrichtes aus Schilf. Die Abwässer durchfließen dieses Röhricht in horizontaler Richtung. Die Fläche ist nach unten hin mit einer Polyethylenfolie abgedichtet. Die Reinigung erfolgt durch physikalische, chemische und biologische Umsetzungen im Boden. Die besondere Aktivität solcher Röhrichtböden liegt in der Fähigkeit des Schilfs, Sauerstoff durch die Halme über Rizome und Wurzeln in den Boden zu transportieren. Bis in eine Bodentiefe von 1,2 m (!) entsteht so ein dichtes Mosaik aus sauerstoffhaltigen (aeroben) und sauerstofffreien (anaeroben) Teilbereichen. Eben dieses Zusammenspiel von aeroben und anaeroben Vorgängen im Boden macht die überragenden Reinigungsleistungen des Wurzelraumverfahrens aus. Dies gilt insbesondere für den Abbau und/oder die Festlegung der kritischen Stofffrachten, der Stickstoffverbindungen, Phosphate, Schwermetalle und der besonders stabilen organischen Verbindungen.

Was leisten Wurzelraumkläranlagen?

- Diese Anlagen lassen sich grundsätzlich für beliebige Kapazitäten auslegen. Sie gestatten die Klärung sowohl von Einzelgehöften, von Streusiedlungen, von einzelnen Gewerbebetrieben, von Sickerwässern aus Mülldeponien oder Kompostierungsanlagen als auch von größeren Gemeinden. Nach oben hin sind diesem Verfahren durch einen Flächenbedarf von ca. 2,5 m2 pro EGW (Einwohnergleichwert) z. Z. allerdings wirtschaftliche Grenzen gesetzt, die sich durch den Bodenpreis ergeben.

- Diese Anlagen leisten eine weitergehende Eliminierung der Stofffrachten als das mit den üblichen technischen Verfahren ökonomisch machbar ist.

- Diese Anlagen arbeiten unter Umständen, wie sie für den ländlichen Bereich typisch sind, insbesondere unter Einbeziehung der laufenden Betriebskosten, wesentlich wirtschaftlicher als technische Verfahren. Die Wirtschaftlichkeit dieses Verfahrens wird besonders unter den vier folgenden Gesichtspunkten klar: _ Es gestattet eine beliebig dezentrale Entsorgung sogar innerhalb von Städten und Gemeinden, wodurch sich Sammler- und Kanalisationssysteme minimieren lassen.

_ Der Wurzelraumkörper als das Kernstück dieser Anlagen ist als ein sich selbst erneuerndes Biotop keinem Verschleiß unterworfen. Die Lebensdauer der Anlage ist aber begrenzt, z. B. durch die Phosphatbindungskapazität. Es ist mit einer Lebensdauer von über 50 Jahren zu rechnen.

_ Nach einer Einfahrphase von drei Jahren, die durch ein spezialisiertes Ingenieur-Büro vorgenommen wird und in der sich das Schilf optimal entwickeln soll, ist kein Wartungsaufwand mehr notwendig.

_ Für die Abwasserreinigung ist keine Energie aufzuwenden und zu bezahlen.

- Wegen des unterirdischen Zulaufs treten keinerlei abwassertypische Gerüche auf.

- Unter hiesigen Bedingungen lassen sich hygienische Beeinträchtigungen ausschließen.

- Die Anlagen sind umweltfreundlich, weil sie energielos arbeiten, umweltbelastende Sammler- und Kanalisationsnetze minimieren, eine weitergehende Abwasserreinigung leisten und naturnahe wertvolle Biotope sind, nämlich Röhrichte mit all dem dafür typischen lebenden Inventar.

- Weitere Aspekte, die für die Wurzelraumentsorgung sprechen, sind u.a. die Rückholbarkeit von Rohstoffen,

z.B. Phosphaten, die im Boden festgelegt werden und positive klimatische Effekte, die sich aus der Verdunstungsaktivität der Röhrichte ergeben.

Sie lassen sich mit der Wurzelraumentsorgung auf kein Abenteuer ein

Die erste Wurzelraumanlage entstand 1974 in Othfresen (Niedersachsen). Dort werden seitdem die Abwässer von 5.000 Einwohnern mit sehr gutem Erfolg entsorgt. Inzwischen arbeiten viele hundert Anlagen einwandfrei in der BRD, Großbritannien, Österreich, Dänemark und den USA sowohl mit häuslichen Abwässern als auch mit hochbelasteten Industrie- und Deponieabwässern.

Es handelt sich bei der Wurzelraumentsorgung nicht nur um ein Verfahren, dem die Zukunft gehört, sondern auch die Gegenwart. Die spezialisierten und autorisierten Ingenieur-Büros, die diese Anlagen planen, aber auch auf Wunsch schlüsselfertig übergeben, übernehmen die Garantie für die Einhaltung der gesetzlich festgelegten Meßwerte im Ablauf der Kläranlage.