Der Ausbau des Telekommunikationsnetzes ist ein wesentlicher Standortfaktor

Der Ausbau des Telekommunikationsnetzes ist ein wesentlicher Standortfaktor für die Entscheidungsfindung potentieller Investoren. Die Deutsche Bundespost Telekom hat in den letzten beiden Jahren eine Vielzahl von neuen Telefonanschlüssen in Thüringen geschaltet. Insgesamt besteht aber nach wie vor ein gewaltiger Nachholbedarf, vor allem abseits der Hauptverkehrsachsen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie stellt sich der Versorgungsstand in Thüringen am Anfang des Jahres 1993 dar?

2. Wie viele Anschlüsse sollen durch die Telekom in Thüringen 1993 neu geschaltet werden?

Wie wurde bisher die bevorzugte Vergabe von neuen Anschlüssen an Firmen und Gewerbetreibende realisiert?

Unter welchen Gesichtspunkten und an wen erfolgte die kostenlose Verteilung von ca. 1.070 Mobilfunktelefonen

Ist eine Erweiterung dieser Aktion angedacht und wenn ja, sollen diese Kunden auch in Zukunft die Gebühren für diese Funktelefone in voller Höhe zahlen?

4. Wo liegen dabei für die Telekom die Schwerpunkte, das heißt welche Problemregionen gibt es, und welche Schwierigkeiten müssen konkret bewältigt werden?

5. Wann ist mit dem Abschluß der Umstellung auf bundeseinheitliche Vorwahlnummern in Thüringen zu rechnen?

6. Wie gestaltet sich der Aus- und Aufbau der verschiedenen Mobilfunknetze, das heißt:

a) wann sind die digitalen Mobilfunknetze D1 und D2 flächendeckend verfügbar,

b) welche Auswirkungen hat die Lizenzerteilung für den Aufbau des E-Netzes an das E-Plus Konsortium (Thyssen/

c) für wann ist der Beginn des Aufbaus des E-Netzes geplant?

7. Welche Probleme und auch Vorteile sind für die Kunden der Telekommunikationsunternehmen 1993 zu erwarten, und welchen Einfluß kann die Landesregierung nehmen?

Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft und Verkehr hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreibenvom8. März 1993wiefolgtbeantwortet:

Zu 1.: Das Ausbauprogramm der Deutschen Bundespost (DBP) Telekom schreitet in Thüringen wie auch in den anderen neuen Bundesländern zügig voran.

In Thüringen haben die DBP Telekom und ihre Wettbewerber bereits Beachtliches geleistet.

Das betrifft die wesentlichen Versorgungskategorien:

1. Telefonanschlüsse:

In Thüringen existierten zu Jahresbeginn 1993 mehr als 510.000 Telefonanschlüsse.

1992 wurden in unserem Bundesland durch die Telekom - entsprechend den Angaben der Telekom - rund 180.

Telefonanschlüsse eingerichtet.

Berücksichtigt man ca. 30.000 Abmeldungen bzw. Wiedereinrichtungen von Telefonen, wurde ein absoluter Zuwachs von 150.000Telefonanschlüssenerreicht.

Gemessen an dem Zuwachs von 758.000 neuen Telefonanschlüssen, netto, in den neuen Bundesländern ist dies ein sehr respektables Ergebnis.

In zwei Jahren wurden somit in Thüringen genau so viele Telefone eingerichtet, wie 1990 insgesamt vorhanden waren.

Der Versorgungsgrad stieg von 9,6 Telefonen pro 100 Einwohner zu Beginn des Jahres 1990 auf 19,4 am Ende des Jahres 1992. Statistisch gesehen, hat derzeit fast jeder fünfte Einwohner Thüringens ein Telefon.

Als Erfolg des Aufholprogramms der Telekom kann man in Thüringen weiterhin eine Trendwende bezüglich der Telefonversorgung verbuchen. Bei weiterhin steigenden Bedarfszahlen fällt die Anzahl der unerledigten Aufträge.

Mit anderen Worten: Erstmalig wuchs 1992 die Zahl der versorgten Telefonkunden schneller als die Zahl der eingehenden Aufträge. Die Differenzkurve, die die unerledigten Aufträge ausweist, zeigt sich rückläufig. So gesehen hat die Telekom eine gewisse Schallmauer durchbrochen.

2. Öffentliche Münz- und Kartentelefone

In Thüringen sind derzeit mehr als 6.000 öffentliche Münz- bzw. Kartentelefone vorhanden.

1990 standen je 1.000 Einwohner 1,2 öffentliche Münztelefone und Kartentelefone zur Verfügung; heute sind es 2,2.

Anders dargestellt heißt das: Mußten sich 1990 im statistischen Mittel 841 Einwohner Thüringens mit einem öffentlichen Münz- oder Kartentelefon begnügen, so waren es zu Jahresbeginn 1993 noch 436 Einwohner.

Somit wurde die Anzahl der öffentlichen Münzer und Kartentelefone seit 1990 nahezu verdoppelt.

Allerdings wurden in Thüringen 1.700 öffentliche Telefone mutwillig zerstört. Dadurch entstand der Telekom nach eigenen Angaben ein Schaden von 3,9 Millionen Deutsche Mark.

Die Darstellung der Anzahl der öffentlichen Münz- und Kartentelefone lässt jedoch keine Rückschlüsse auf eine Versorgung der Orte mit öffentlichen Telefonstellen zu.

Über fehlende öffentliche Telefonstellen in Thüringen habe ich im Herbst vergangenen Jahres beim Bundesminister für Post und Telekommunikation - die Presse berichtete darüber - ausdrücklich interveniert.

Ergebnis:

Bis 31. März 1993 ist die Versorgung der von einer Schließung der Poststellen betroffenen Orte in Thüringen mit privatöffentlichen bzw. gemeindlich-öffentlichen Telefonstellen oder Münztelefonen vorgesehen.

3. Datenanschlüsse Bezüglich der Datenanschlüsse ist eine eindrucksvolle Entwicklung von 454 im Jahre 1990 auf 4.675 Ende 1992 - das entspricht einer Entwicklung auf das Zehnfache - zu verzeichnen.

Zur Leistungsbilanz der Telekom für das Jahr 1992 gehört die Einrichtung von 2.800 Datenanschlüssen.

Die Zahlen verdeutlichen, wie rasant die Telekom auf die Nachfrage in der Datenkommunikation reagiert.

4.Breitbandkommunikationsmöglichkeiten

Auch die Breitbandkabelanschluß-Versorgung der Wohnungen geht spürbar voran. Im Jahre 1992 wurden ca. 70.

Kabelfernsehanschlußmöglichkeiten geschaffen.

5. Ausbau des Telefonverkehrs Kontinuierlich verbessert sich auch die Qualität der Telefonverbindungen.

Zum Jahresanfang 1993 war in mindestens 18 von 23 Knotenvermittlungsstellenbereichen die Digitalisierung sen. In diesen waren bereits im Januar 1993 die neuen Ortsnetzkennzahlen eingeführt und die Vereinigung der beiden deutschen Telefonnetze vollzogen.

6. Mobilfunkversorgung:

In hohem Tempo vollzog sich auch die Entwicklung auf dem Mobilfunksektor.

Inzwischen stehen seitens der Telekom die Mobilfunknetze C-Netz-Mobilfunk, der Bündelfunkdienst CHEKKER sowie der Funkrufdienst City-Ruf in Thüringen zur Verfügung.

Im D 1-Netz ist eine Versorgung entlang der Autobahnen A 4 und A 9 gewährleistet, im D 2-Netz des Mitbewerbers Mannesmann Mobilfunk bestehen mit Stand Februar 1993 nur noch wenige Versorgungslücken im Bereich der Autobahnen A 4 und A 9.

Im November 1992 startete ThüFunk als weiterer Wettbewerber mit dem Aufbau eines in Thüringen nahezu flächendekkenden Bündelfunknetzes.

Zu 2.: Das Ausbauprogramm der DBP Telekom in Thüringen sieht für 1993 wiederum 180.000 Neueinrichtungen vor. Damit erhöht sich die absolute Zahl der Telefonanschlüsse in unserem Bundesland auf 690.000. Ende 1993 entfallen dann rund 25 Telefonanschlüsse auf 100 Einwohner.

Im Jahre 1993 sollen ca. 1.000 öffentliche Telefonstellen neu installiert werden, wodurch sich die Anzahl öffentlicher Telefonstellen auf rund 7.000 erhöhen wird. Die Ziele der DBP Telekom sehen für 1993 weiterhin einen Zuwachs von 4.500 Datenanschlüssen vor. 106.000 anschließbare Wohneinheiten sollen an das Breitbandkommunikationsnetz angeschlossen werden. Das sind seitens der DBP Telekom recht ehrgeizige Ziele für das Land Thüringen.

Zu 3.1: Die vorrangige Versorgung von Geschäftskunden mit Telefonanschlüssen war und ist das eigens gesteckte Hauptanliegen

52.500 Geschäftskunden erhielten 1992 nach der Mitteilung der DBP Telekom einen Anschluß; fast 30 Prozent aller Telefonanschlüsse entfielen auf Geschäftskunden.

In den durch den Regelausbau noch nicht ausreichend versorgten Gebieten wurde Geschäftskunden mit Hilfe von Sondertechniken als Sofortlösung, wie z. B. der drahtlosen Anschlußleitung oder Einrichtungen zur Mehrfachausnutzung vorhandener Ortskabeltrassen, der Zugang zum Telefonnetz ermöglicht.

Mit drahtlosen Anschlußleitungen überbrückt die Telekom bei vorhandener Vermittlungskapazität fehlende Festleitungen.

In den Ortsnetzen Artern, Apolda, Mühlhausen, Erfurt, Eisenach, Bad Salzungen, Suhl, Hildburghausen, Sonneberg, Pößneck, Gera und Jena wird diese drahtlose Anschlußtechnik zur Verbesserung der Telefonversorgung, ausschließlich von Geschäftskunden der Telekom, angewandt.

Des weiteren stellte die Telekom in einer gemeinsamen Aktion mit ihrem Mitbewerber interessierten Geschäftskunden mit einer Wartezeit von über einem halben Jahr auf einen Telefonanschluß Mobiltelefone für C- und D-Netz zu besonderen Konditionen auf Wunsch zur Verfügung.

Zu 3.2: Die Vergabe der zur Verfügung stehenden 1.070 Mobilfunktelefone erfolgte durch ein Entscheidungsgremium unter Einbeziehung der örtlichen Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und des Ministeriums für Wirtschaft

Mein Haus war exemplarisch im Bereich des Fernmeldeamtes Erfurt einbezogen. Die Vorauswahl bezüglich der formellen Voraussetzungen traf der Initiator der Mobilfunkgeräteaktion, die DBP Telekom, in den Fernmeldeämtern. Den Antragstellern, die die formellen Voraussetzungen der Telekom erfüllten, wurden je nach vorhandener Erreichbarkeit im jeweiligen Mobilfunknetz C, D 1 oder D 2 die entsprechenden Mobilfunktelefone zugeordnet. Die Auswahl der Antragsteller stand namentlich aufgelistet zur Diskussion und Bestätigung.

Die Einzelfallprüfung erfolgte durch die örtliche Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer unter

Die für das D 2-Netz vorgesehenen Aufträge wurden dem D 2-Netz-Betreiber Mannesmann Mobilfunk übergeben.

Seitens meines Hauses wurden gegenüber der DBP Telekom Bedenken erhoben bezüglich der Wirksamkeit der Aktion, akute Engpässe in der Versorgung von Geschäftskunden mit Telefonanschlüssen zu beheben. Durch die Aquirierung auf dem Antragswege konnten Problemfälle nur bedingt reduziert werden.