Im letzten Jahr erschienen folgende Veröffentlichungen § Renate Ellmenreich Frauen bei der Staatssicherheit

Hefte sind im Katalog erhältlicher Bücher (ISBN) verzeichnet und werden in Belegexemplaren auch an große Bibliotheken übergeben.

Im letzten Jahr erschienen folgende Veröffentlichungen: § Renate Ellmenreich, Frauen bei der Staatssicherheit. Am Beispiel der Gera, 56 Seiten § Gabi Trier / Stefan Stake / Ralf Herbig, Stein auf Stein. Gefahrenzone und die Saalfelder Kulturpolitik in den 80er Jahren, 56 Seiten § Baldur Haase, Kasper kontra Mielke. Die Geraer Puppenbühne und die unabhängige Friedensbewegung (um 1985), 120 Seiten (mit Schutzgebühr 6 DM) § Annegret Büttner, Vertrieben-verfolgt-verleumdet. Der Verlust der Heimat, 35 Seiten § Herbert Grob, Gelitten-gehofft-überlebt. Mit achtzehn ins Speziallager (1945-50), 48

Seiten § Manfred Thiele, Haus des Grauens ­ Der Untermarkt 17 in Mühlhausen, 55 Seiten.

Darüber hinaus wurde die Veröffentlichung des Jenaer Autors Udo Scheer Vision und Wirklichkeit über die Jenaer Opposition im Links-Verlag mit einem Druckkostenzuschuss gefördert. Es handelt sich in allen Fällen um Neu- und Erstveröffentlichungen Thüringer Autoren. Alle Autoren haben statt eines Honorars lediglich einige Freiexemplare erhalten. Obwohl die Publikationsreihe des Landesbeauftragten keine eigentliche Buchhandels-Literatur ist, wurde in Thüringen ­ sowie auch bei Bürgerrechtlern und der einschlägig tätigen Wissenschaft ­ ein größerer Bekanntheitsgrad erreicht.

Ein aktuelles Faltblatt, die sowie die Literaturleiste in der Zeitschrift Gerbergasse 18 informieren regelmäßig über die Neuerscheinungen. Unterstützt und gefördert wird darüber hinaus die Vierteljahreszeitschrift Gerbergasse 18, für die die Druckkosten vollständig übernommen wurden (was etwa 20% der hierfür verfügbaren Ausgaben umfasste). Nicht zuletzt wurden für die Zeitschrift des Thüringer Landtags Landtagskurier themenbezogene Artikel in regelmäßigen Abständen erstellt.

Zwischenbilanz: 5 Jahre Monographien. Der Landes- beauftragte... informiert

Etwa ein Jahr nach Verabschiedung des Thüringer Landesbeauftragten-Gesetzes erschien eine erste, kleine Eigenpublikation über das in Thüringen in einer Auflage von 10 000 Exemplaren (mit einem späteren Nachdruck weiterer 5000).

Es lag das Bestreben zugrunde, die vielen Fragen sachgerecht zu beantworten, die uns aus Gesprächen mit Bürgern über ihre Akteneinsichten und ihre Vorwende-Erlebnisse bekannt wurden. Dabei stand zunächst im Mittelpunkt, woraus eigentlich die vielen Staatssicherheits-Akten bestünden, welche Möglichkeiten im Konspirativen es tatsächlich gegeben hatte oder wer, wann, wie beobachtet wurde.

In den allerersten Jahren nach der Wende waren die Blicke zur DDR-Politik ja noch relativ unspezifisch auf IM gerichtet, was natürlich so nicht stimmte und was zugleich von dem tatsächlichen Spektrum spezifischer Mittel und Disziplinierungsmechanismen der Staatssicherheit ablenkte. Vor diesem Hintergrund wurde letzteres ein erster großer Themenbereich der Publikationsreihe. In Fortführung dessen entstanden Veröffentlichungen über Staatssicherheits-Strukturen im Bezirk, über Kreisdienststellen, Stasi-Beobachtungen, über Stasi-Tätigkeit an Hochschulen und dergleichen.

Ein zweiter früher Themenbereich waren die Wende-Ereignisse, zu denen überwiegend 1995 einige bis heute aktuelle Arbeiten über Thüringen erschienen. Da in den letzten Jahren auf diesem Gebiet viel Neues erschien, dies auch ein häufiges Thema politikwissenschaftlicher Qualifizierungsarbeiten ist und es im Umfeld des zehnten Jahrestages 1999 vielfältig publizistisch eine Rolle spielte, wurde dieser Themenbereich für die Reihe. Der Landesbeauftragte... informiert zugunsten anderen Themen nicht fortgeführt.

Ein dritter Schwerpunkt, in welchem ab 1996 etwa ein Drittel aller Veröffentlichungen erschienen, sind lebensgeschichtliche Schilderungen der verschiedenen Formen politischer Verfolgung in der

DDR. Ausgangspunkt war das Manuskript eines Ausreiseantragstellers unter dem Titel Wie sag ichs meinen Spitzel (Kluge), das mit einer Studie über die Rolle der Staatssicherheit gegenüber den Ausreisewilligen zusammen veröffentlicht wurde. Dieses sowie das Manuskript über die Umstände vom Tod Matthias Domaschks (um 1983 recht bekannt) verdeutlichten, dass eine Verbindung von politischer Bildung für Erwachsene und von lebensgeschichtlich-anschaulicher Darstellung politischer Repression durchaus sinnvoll für eine überdurchschnittliche Breitenwirkung ist. Die Veröffentlichungen dieses Themenbereichs ­ oft mit etwa 40 Seiten ­ werden bei öffentlicher Auslegung unseres Publikationsangebotes besonders häufig gezielt mitgenommen, ohne dass der lokale Bezug wie sonst eine so große Rolle spielt. Die Thüringer interessieren sich eindeutig für Themen, die als so genannte weiße Flecken in der DDR-Öffentlichkeit verschwiegen wurden: Speziallager und Zwangsaussiedlungen, 17. Juni und Ausreisewillige, Jenaer Friedensbewegung und politische Kunst. Fast alle Manuskripte entstanden unter Beteiligung oder Befragung von Zeitzeugen der geschilderten Geschehnisse. Diese Form politischer Publizistik ist außerdem auch im Sinne vieler aktiver Betroffener aus den Opferverbänden und kann darüber hinaus auch methodischen Ansprüchen der modernen Geschichtswissenschaft entsprechen.

Ein weiteres Feld der Publikationsreihe sind Editionen, in denen Dokumente gezielt zusammengestellt und mit entsprechender Kommentierung wiedergegeben sind. Den Anfang bildete hier eine Zusammenarbeit mit dem Thüringer Hauptstaatsarchiv, aus der eine auf Polizeiunterlagen bezogene Wende-Dokumentation entstand, die auch von vielen Thüringern direkt über die Behörde bestellt wurde. Die Quellen zeigen den rasanten Wandlungsprozess vom DDR-Staatshüter zum Sicherheitspartner für Demonstranten. Es folgten Darstellungen über Spitzelsysteme an der Jenaer Universität (bereits vergriffen) und an der Schmalkaldener Ingenieurschule sowie eine Sammlung politischer Äußerung des Erfurter SED-Chefs Müller. In den beiden letzten Jahren wurde die sachliche Quellenwiedergabe und die erzählte Geschichte in drei Publikationen kombiniert. Während reine Dokumentationen vorrangig für das jeweilige Fach- und akademische Publikum geeignet erscheinen, ist dagegen die kombinierte Erzähl-Dokumentation für die politische Bildung im weiteren Sinne günstiger.

Etwas anderer Natur ist eine Broschüre (in 10 000 Exemplaren) für Schüler mit Beispielen von politischer DDR-Erziehung. Diese war das Ergebnis von Projektwochen zweier Erfurter Schülergruppen und wird von Lehrern bzw. auch von Schülern, die die Wanderausstellung zur Staatssicherheit in Thüringen in den verschiedenen Städten besuchten, gut angenommen.

Bei einer jährlichen Erscheinungsrate von sechs Broschüren enthält die Titelliste mittlerweile 29

Veröffentlichungen. Thematisch lassen sich diese etwa wie folgt charakterisieren: § Funktionieren und Innenleben des Staatssicherheitsdienstes 4

§ Rolle der Staatssicherheit im politischen Gefüge der Region 5

§ Vorläufer und Gründungszeitraum der Staatssicherheit 5

§ Ende der Staatssicherheit und Wendezeit in Thüringen 4

§ Verfolgung Andersdenkender (in konkreten Beispielen) 10

§ für Schüler ­ über politische Erziehung allgemein 1

Acht Publikationen ­ also mehr als jede Vierte ­ wurden im eigenen Hause erarbeitet bzw. in Zusammenarbeit mitverfasst. Die anderen Texte wurden überwiegend von ehrenamtlich tätigen geschichtsinteressierten Bürgern erstellt. Außerdem in vier Fällen als Sonderarbeiten von Studenten, in zwei Fällen von Mitarbeitern des Bundesbeauftragten. Vier Arbeiten - sowie die Mitarbeit an zwei weiteren Manuskripten - sind von Bürgern geleistet worden, die die Aufarbeitung ihrer eigenen Lebensgeschichte auf diese Weise nutzbar gemacht haben. Fünf Autoren sind an der Erstellung von mehr als einer Veröffentlichung beteiligt gewesen.

Außer in vier Fällen betreffen die Themen nicht den gesamten Thüringer Raum, sondern einen Ort oder einen DDR-Bezirk. Es gibt Arbeiten über Erfurt, Gera und Suhl, über Mühlhausen, Jena und Eisenach, über den Meininger und Eichsfelder Raum, über Altenburg, Saalfeld und Schmalkalden. Die Wünsche von Bürgern nach Informationen, die im Rahmen örtlicher Ausstellungen, Beratungen oder offener Tage geäußert werden, reichen freilich noch weiter. So besteht der Wunsch auch nach weiteren Erkenntnissen über die politischen Mechanismen am eigenen Arbeitsplatz, an der innerdeutschen Grenze oder hinsichtlich mancher erinnerlichen Begebenheit.

Die Mehrzahl der Broschüren haben einen Umfang von 24 bis 60 Seiten, konnten also für einen Stückpreis unter 1 DM zur Verfügung gestellt werden. In einer Zeit der grenzenlosen Information wird vom Nutzer eindeutig auch auf Kürze und Prägnanz Wert gelegt. Es wurde gezielt zwischen den Bedürfnissen eines ersten Einblicks und eines weiter gehenden unterschieden, was sich z. B. bei der wechselnden Auswahl zwischen der 24-seitigen und einer 124-seitigen Broschüre über das in Thüringen zeigt. Aus diesem Grunde muss für die Auswahl der Texte auch künftig eine Rolle spielen, wie prägnant und dabei korrekt sich ein Autor auszudrücken vermag.

Die Auflagen dieser kleinen Hefte hatten in den ersten Jahren eine Höhe von 5000 Stück, in den letzten wurden mehrere ­ eher lokal geprägte Themen ­ in einer Höhe von 3000 Stück gedruckt. Zwei Versuche einer Auflage von 2000 führten dazu, dass die Hefte nach jeweils ca. vier Monaten gänzlich vergriffen waren, bei 3000 Exemplaren kann ein Restbestand für Anfragen und bestimmte Anlässe über eineinhalb Jahre zur Verfügung stehen. Von den 5000er Auflagen sind die Hefte, die älter als drei Jahre sind, überwiegend nur noch in Restbeständen vorhanden. Die Kurzfassung über das in Thüringen ist bereits in über 12 000 Exemplaren in den Gebrauch von Bürgern übergegangen.

Die sechs größeren Broschüren - mit einer Seitenzahl von größer 100 - werden überwiegend gegen eine einheitliche Schutzgebühr von 6 DM abgegeben. Seit Einführung dieses Schutzpreises 1998 konnten bisher insgesamt über 2.600 DM (entspricht ca. 450 Exemplaren) dem Landeshaushalt zurückgeführt werden. Der gezielte Kauf dieser Hefte, die ja nicht über den Buchhandel angeboten werden, spricht auch für die Angemessenheit der Themen- und Sachauswahl. Die Auflage dieser etwas umfangreicheren Broschüren betrug im Durchschnitt 1500 Exemplare mit einem Herstellungspreis von ca. 5 (höchstens 8) DM pro Exemplar, wobei hier der Stückpreis bei kleineren Auflagen relativ höher wäre. Die beiden ersten sind nahezu vergriffen, obwohl auch sie seit 1998 gegen Schutzgebühr abgegeben wurden.

Die seit 1996 im Haushalt eingestellten und seit 1997 konstanten Mittel werden ausschließlich für die Druck- und Bindekosten eingesetzt. Die in der Regel kostenintensive Layout-Gestaltung bis hin zur ablichtfertigen Seitenvorbereitung werden in der Behörde selbst geleistet. Insofern kommen die Sachausgaben für Softwaretechnik den Publikationen (und Veranstaltungen, Einladungen, Faltblätter etc.) vorteilhaft zugute. Statt der teureren Bindung wird in der Regel eine Heftung bevorzugt. So können jährlich etwa sechs Einzelhefte in einem Gesamtumfang von ca. 20 000 Exemplaren für die politische Bildung bereitgestellt werden. Etwa 3000 davon gehen jährlich an Interessenten außerhalb des Landes Thüringen.

Zwischen 1997 und 1999 wurde seitens der Behörde außerdem eine Vierteljahresschrift für Thüringer Zeitgeschichte mit dem Titel Gerbergasse 18 unterstützt und gefördert. Diese erscheint inzwischen in einer Auflage von 1500 Exemplaren und wird redaktionell durch den Jenaer Verein Geschichtswerkstatt bearbeitet. Sie hat inzwischen einen über Jena hinaus reichenden Bekanntheitsgrad und einen kleinen Abonnentenstamm, kann jedoch weder seitens der Autorenschaft noch seitens der Druckkosten kostendeckend arbeiten. Der publizistische Charakter, der Rezensionsteil und die thematische Zusammenstellung verschiedener Einzelartikel decken jedoch auch ein Spektrum für die politische Bildung ab, wofür weder eine Broschürenreihe (selbst in Form von Sammelbänden) noch die verschiedensten Informationsblätter der Behörde geeignet sind.

Der Bekanntheitsgrad der Publikationen des Landesbeauftragten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Es gibt pro Neuerscheinung durchschnittlich 800 Sofortbestellungen, pro Anbietungsgelegenheit (Tage der offenen Tür, Tagungen, Eigenvorträge, Ausstellungswochen) ca. 70

Interessenten und wöchentlich ca. 15 Bestellungen/Mitnahmen bei den Büros der Behörde selbst.

Hinzu kommen die Eigenexemplare für die Autoren, die von ihnen in den eigenen Regionen nicht unwesentlich mit verbreitet werden. Auch einige Bibliotheken und öffentliche Stellen erhalten regelmäßig Publikationen.