Suchtprävention

Ein gemeinsames Aktionsprogramm von Polizei, Fachberatern für Suchtprävention in den Staatlichen Schulämtern und Beratungslehrern für Suchtprävention der örtlichen Schulen ist traditionell fester Bestandteil jedes Hessentages.

Die thematischen Schwerpunkte der Zusammenarbeit konzentrieren sich auf:

- Information über Wirkweise und Verbreitung von Suchtstoffen im Sinne einer allgemeinen Drogenkunde,

- Information über die schulische Drogenproblematik aus der Sicht der Polizei,

- Austausch über sinnvolle und bewährte Praktiken der Kooperation von Polizei, Schule und Staatlichem Schulamt in konkreten Verdachts- oder Interventionsfällen.

In der Kooperation von Schule und Polizei ist in den letzten Jahren eine deutliche Schwerpunktverlagerung zu beobachten. Neben den traditionell mehr repressiven Tendenzen in der Sucht- und Drogenbekämpfung der Polizei gewinnt der Gedanke der Prävention zunehmend an Einfluss. Dieser Sachverhalt begünstigt in hohem Maße eine verstärkte Verzahnung der polizeilichen Aktivitäten mit den schulischen Bemühungen zur Suchtprävention.

Insofern leistet diese Zusammenarbeit mit der Polizei wertvolle Beiträge für die schulische Erziehung zur Persönlichkeitsentwicklung im Sinne von "Kinder stark machen". Konkret werden von den hessischen Polizeibehörden Vortragsveranstaltungen (Informationsabende) an Schulen im Rahmen von so genannten "Projektwochen" durchgeführt, bei denen auf die Gefahren beim Umgang mit Drogen hingewiesen wird. Diese Veranstaltungen werden zum Teil in Zusammenarbeit mit den Suchtberatungslehrern und Eltern durchgeführt. Darüber hinaus wird durch den in der Antwort zu Frage 1 aufgeführten Personenkreis an Podiumsdiskussionen teilgenommen, und es werden Vorträge vor Jugend- oder Schülergruppen gehalten. Die Vorträge erfolgen zumeist auf Wunsch von Schulleitern, Elternbeiräten oder nach Vermittlung durch das Staatliche Schulamt.

Mit Vertrauenslehrern einzelner Schulen werden bei Vorliegen von Verdachtsmomenten gegen bestimmte Schüler Informationen ausgetauscht, um so möglichst frühzeitig tätig werden zu können.

Im Bereich des Vogelsbergkreises wurden im Rahmen des regionalen Projektes SMOG ("Schule machen ohne Gewalt"), das von der Polizei, dem Staatlichen Schulamt und dem Jugendamt getragen wird, seit Mitte 1999 rund 150

Veranstaltungen vorwiegend im schulischen Bereich, überwiegend in Elternund Lehrerveranstaltungen, vom Jugendkoordinator der Polizei abgehalten.

Daneben fand auch projektbezogene Arbeit mit Schülern statt. In den Veranstaltungen wurde neben der Gewaltproblematik fast immer das Thema Drogen und Suchtmissbrauch angesprochen. In acht Veranstaltungen wurde das Thema Drogen explizit behandelt.

Im Bereich der Polizeidirektion Friedberg wurde unter deren Mitwirkung von der Schrenzer-Schule in Butzbach und der Fachstelle für Suchtprävention das Projekt "Schrenzer-Expedition", ein erlebnispädagogisches Projekt, durchgeführt. Das Projekt hat inzwischen Nachahmung gefunden. Es wird federführend von der Fachstelle für Suchtprävention und den jeweils beteiligten Schulen durchgeführt. Die Polizei war hier in der Anfangs- und Entstehungsphase beratend und mit praktischer Unterstützung beteiligt.

Im Bereich des Landkreises Limburg-Weilburg gibt es seit 1994 eine Präventionskommission zur Vorbeugung von Kriminalität, Gewalt und Extremismus. Zur finanziellen Unterstützung der Kommission wurde 1995 der Verein "Kriminalprävention Limburg-Weilburg" gegründet.

Von den acht Arbeitsgruppen des Vereins beschäftigen sich zwei mit der Drogenprävention. Unter dem Titel "Ganzheitlich orientierte Suchtprophylaxe als Hilfe zur Persönlichkeitsentfaltung von Kindern" kommen Arbeitsmaterialien, die vom Sozialministerium Baden-Württemberg 1993/94 in Auftrag gegeben worden sind, in allen Kindergärten des Landkreises zum Einsatz. Begleitet wird die Aktion seit vier Jahren durch Seminare und Arbeitstagungen für Erzieherinnen und Erzieher in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und der Jugend- und Drogenberatung Limburg, kirchlichen und karitativen Trägern, Eltern- und Erziehervertretern sowie dem Jugendkoordinator der Polizeidirektion Limburg.

Unter Federführung des Schulpsychologen beim Staatlichen Schulamt Weilburg wurden in Zusammenarbeit mit den Beratungslehrern, der Jugend- und Drogenberatung, dem Zentrum für Soziale Psychiatrie Hadamar, einem Chemiker der Firma Mundipharma und dem Jugendkoordinator der Polizeidirektion Limburg suchtpräventive Faltblätter zu den Themen "What about Haschisch?", Informationsmaterial für Schüler, Eltern und Lehrer (Herausgeber: Staatliches Schulamt für den Landkreis Limburg-Weilburg und den Lahn-Dill-Kreis, 2. Auflage, 2000), sowie "Ecstasy & Co.", Informationsmaterial für Schüler, Eltern und Lehrer (Herausgeber: Staatliches Schulamt für den Landkreis Limburg-Weilburg und den Lahn-Dill-Kreis, 1997), erstellt, die in allen Schulen und bei sonstigen präventiven Maßnahmen wie Vortrags-/Diskussionsveranstaltungen oder Infoständen zum Einsatz kommen.

Von der "AG Schule" des Vereins wurde 1997 das "Netzwerk Suchtprävention in der Schule" erarbeitet und im Rahmen der Schulleiterdienstversammlung mit positiver Resonanz vorgestellt. Seitdem kommt es regelmäßig zu aufeinander abgestimmten Vortrags- oder Diskussionsreihen im Rahmen von Elternabenden oder Lehrerkonferenzen, in die vonseiten der Polizei als institutionelles Mitglied der Jugendkoordinator eingebunden ist, der darüber hinaus neben anderen Fachreferenten aus der Region den Schulen mit seiner fachlichen Kompetenz für Informationen, Beratung und Mitarbeit bei der Erarbeitung schuleigener Präventionskonzepte zur Verfügung steht. Das Angebot erfährt eine starke Nachfrage. Betreut wird das Netzwerk vom Fachberater für Suchtprävention im Staatlichen Schulamt im Standort Weilburg.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen (Darmstadt) erfolgt die Zusammenarbeit mit den Schulen im "Drei-Säulen-Prinzip" (Lehrer-ElternSchüler). Bei der Arbeit mit Lehrern und Eltern steht die Sachinformation zu Sucht, Drogen und Strafbarkeit im Vordergrund. Für Lehrer werden vom Jugendkoordinator Kurzseminsare veranstaltet. Außerdem werden Pädagogische Tage begleitet. In Krisensituationen (z.B. Btm-Konsum in der Schule) werden Beratungsgespräche als Ergänzung zu eventuell erforderlichen strafprozessualen Maßnahmen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern und Beratungslehrern für Suchtprävention werden Elternabende zum Thema organisiert und abgehalten. In 7. bis 9. Klassen werden Unterrichtseinheiten durchgeführt, in denen Denkanstöße zum Widerstehen von Gruppendynamiken, Zusammenhänge Konsum/Substanzmissbrauch und Eigenverantwortung vermittelt werden.

In Frankfurt am Main basiert die Zusammenarbeit mit den Schulen auf dem zwischen dem Polizeipräsidium Frankfurt am Main und dem Staatlichen Schulamt erarbeiteten Positionspapier "Zusammenarbeit Polizei und Schule". Polizeiliche Maßnahmen der Drogenprävention finden ausschließlich in Abstimmung und Absprache mit dem Staatlichen Schulamt statt. Zu erwähnen ist die Veröffentlichung "Zusammenarbeit Polizei und Schule", veröffentlicht in: Frankfurter Schriften - Suchtproblem und Schule, Heft 20, 1999, S. 66 ff. (Herausgeber: Staatliches Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main). Zwischen dem Staatlichen Schulamt des Main-Taunus-Kreises, den Beratungslehrern, Mitarbeitern des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe im Main-Taunus-Kreis und der polizeilichen Jugendkoordination besteht eine gute Kooperation hinsichtlich interdisziplinärer Präventionsmaßnahmen, z. B. gemeinsam durchgeführter Projekte, Elternabende, Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer und Informationsveranstaltungen in Schulklassen.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen (Offenbach) findet unter anderem eine enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Suchtpräventionseinrichtung "Wildhof" (Sitz in Dreieich und Offenbach) statt. Polizeiliche Vor6 tragstätigkeiten werden nur für Eltern, Betreuerinnen und Betreuer in der Jugendarbeit oder interessierte Lehrerinnen und Lehrer durchgeführt. Teilweise werden auch bei der Polizei betreute Schülerpraktikanten über die Drogenproblematik unterrichtet.

Eine Zusammenarbeit mit Kindergärten findet im Allgemeinen nur in Einzelfällen und auf konkrete Anfrage der Einrichtung hinsichtlich einer Beratung oder Informationsveranstaltung für die Eltern und Erzieher statt.

Frage 5. Gibt es eine Verzahnung mit dem Hessischen Kultusministerium, den Staatlichen Schulämtern und den Schulträgern?

Es gibt landesweit vielfältige Formen teilweise enger Zusammenarbeit, die bereits in der Antwort zu Frage 4 weitgehend dargestellt wurden.

Daneben ist noch zu erwähnen:

Bei der Polizeidirektion Korbach wurde im Rahmen einer mit der Gesamthochschule Kassel durchgeführten Bürgerbefragung eine weiterführende Erhebung auf dem Gebiet der Drogenkriminalität an ausgesuchten Schulen geplant. In diesem Zusammenhang kam es zu Kontakten mit dem Staatlichen Schulamt, das eine solche Befragung begrüßt.

Beim Polizeipräsidium Südhessen ist der Schulpsychologische Dienst zuständig für die Koordination der Beratungslehrer für Suchtprävention. Mit dem Jugendkoordinator der Polizei sowie der Fachstelle für Suchtprävention werden regelmäßig Dienstversammlungen und Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt. Mit dem Pädagogischen Institut Starkenburg wird ebenfalls kooperiert. Der Jugendkoordinator des Polizeipräsidiums Südhessen ist Mitglied der Arbeitsgruppe Sucht des Projektes "Netzwerk Schule und Gesundheit" beim Hessischen Kultusministerium.

Weiterhin hat die Landesregierung eine "Interministerielle Kommission Drogenpolitik und Suchthilfe" eingerichtet. Die Federführung hat das Sozialministerium. Ständige Mitglieder dieser Kommission sind Vertreterinnen und Vertreter aus den Geschäftsbereichen der Staatskanzlei, des Kultusministeriums, des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Ministeriums der Justiz, des Ministeriums des Innern und für Sport, der Kostenträger und der kommunalen Spitzenverbände (Schulträger). Dieses Gremium sichert auf Landesebene die gegenseitige Information über einzelne und gemeinsame Aktivitäten in den genannten Zuständigkeitsbereichen und ermöglicht Absprachen über konzeptionelle Entwicklungen im Bereich der Drogenprävention.

Frage 6. Wenn ja, wie sieht diese konkret aus?

Auf die Antwort zu Frage 5 wird verwiesen.

Frage 7. Wie viele Vorträge sind von den Drogenbeauftragten der Polizei, aufgeschlüsselt nach den Polizeipräsidien, im letzten Jahr an den hessischen Kindergärten, den hessischen Schulen und bei Elternabenden gehalten worden?

Die gemeldeten Vorträge bzw. vergleichbare Veranstaltungsbeiträge wurden im Jahre 2000 noch im Rahmen der früheren hessischen Polizeiorganisation (Polizeipräsidien und -direktionen) erfasst. Die folgenden Zahlen wurden jedoch - soweit möglich - bereits auf der Basis der neuen Polizeiorganisation (7 Polizeipräsidien) aufbereitet:

Polizeipräsidum Nordhessen: 133

Polizeipräsidium Osthessen: 142

(davon 100 Veranstaltungen unter dem Leitthema "SMOG") Polizeipräsidium Mittelhessen: 11

Polizeipräsidium Südhessen: 39

Polizeipräsidium Frankfurt am Main 53

Polizeipräsidium Südosthessen 27

Polizeipräsidium Westhessen 75

(davon 54 durch den Jugendkoordinator der PD Limburg)

Frage 8. Sind von den hessischen Drogenbeauftragten möglicherweise Lehrer und Eltern zusätzlich geschult worden, oder sind Multiplikatoren ausgebildet worden, wenn ja, wie viele?

Teilweise fanden Vorträge bei Beratungslehrern für Drogen statt. Bei den in der Antwort zu Frage 4 erwähnten Kurzseminaren des Polizeipräsidiums Südhessen wurden insgesamt ca. 100 Lehrerinnen und Lehrer zum Thema BtmG, illegale Substanzen und Zubereitungen in Aussehen und Wirkung, weitergebildet. Im Frühjahr 2001 ist beabsichtigt, in Zusammenarbeit mit dem bereits erwähnten Pädagogischen Institut Starkenburg eine zentrale Fortbildungsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer durchzuführen.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main findet zwischen der Fachberatung für Suchtprävention beim Staatlichen Schulamt der Stadt Frankfurt am Main, den Drogenberatungslehrern der Schulen in Frankfurt am Main (und dem Main-Taunus-Kreis) sowie den Beamten des Fachkommissariats K 65 und den Jugendkoordinatoren ein regelmäßiger Informationsaustausch statt. Die Beratungslehrer werden mindestens zweimal jährlich von Beamten des Fachkommissariats über die aktuelle Entwicklung der Drogenlage in Kenntnis gesetzt.

2000 fand in einem Offenbacher Krankenhaus im Rahmen der dortigen schulischen Ausbildung für angehende Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger eine Unterrichtung im Sinne der Drogenprävention statt. Bereits 1999 wurden bei der Deutschen Post Multiplikatoren durch den Jugendkoordinator der Polizeidirektion Main-Kinzig ausführlich über die Droge Ecstasy informiert.

Bei der Polizeidirektion Limburg hat der Jugendkoordinator im Jahr 2000 an der Fortbildung der 34 Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer für Suchtprävention mitgewirkt.