Czerwenka habe gefragt wie die Neugier geweckt werde

Schnittstellen, an denen Schulkarrieren scheiterten. Auf diesen Punkt müsse man den Fokus legen. Er wünsche sich, dass das verallgemeinert werde.

Herr Prof. Czerwenka habe gefragt, wie die Neugier geweckt werde. Er frage die Rektorinnen, wie an ihren Schulen die Neugier geweckt worden sei, um da mitzumachen. Er hänge auch der These an, dass Schulen sich freiwillig entwickeln müssten und nicht von oben angewiesen werden müssten. Das sei ein Erfolgskriterium. Er frage, wie die Anreizsysteme aussehen sollten.

Renate Hendricks (SPD) bedankt sich für die Vorträge. Es sei unstrittig, dass die individuelle Förderung unverzichtbar in den Bildungssystemen sei. Es führe kein Weg daran vorbei. Das heiße auch, dass man individuelle Lernfortschritte, individuelle Lernzyklen zulassen müsse. Das habe Frau Hellmann deutlich im Bereich der Grundschule dargestellt.

Sie habe drei Grundsatzfragen, die in Zusammenhang mit der Entwicklung von Schule stünden. Es sei darauf hingewiesen worden, dass sich im Kollegium eine Menge geändert habe. Sie frage, was sich im Kollegium verändern müsse, um an die Zielvereinbarung individuelle Förderung heranzukommen. Des Weiteren wüsste sie gerne, wie sich die Verantwortlichkeit in Schule geändert habe.

Des Weiteren wüsste sie gerne, wie man mit der Zeit umgehe. Zeit sei ja etwas, was in der Schule in der Regel fehle. Die Einführung der 60-Minuten-Blöcke habe dazu geführt, dass man offensichtlich mehr Zeit zum Lernen habe. Sie bitte um Einschätzung, wie der Faktor Zeit in der Frage der individuellen Förderung zu bewerten sei.

Sodann frage sie, wie es mit der Vernetzung aussehe. Man brauche ja auch die Hilfe von außen ­ die Vernetzung mit Partnern außerhalb der Schule, Vernetzung mit anderen Schulen, mit abnehmenden, aufnehmenden Institutionen. An Frau Hesse gewandt, fährt die Rednerin fort, die Frage der individuellen Förderung habe auch etwas damit zu tun, inwieweit man mit anderen Schulformen zusammenarbeite. In Hardtberg sitze man in einem Schulzentrum mit einer Hauptschule gemeinsam in einem Gebäude, gegenüber befinde sich das Gymnasium. Individuelle Förderung dürfe ja an den Schranken der Schultüren nicht enden.

Marie-Theres Ley (CDU) kommt darauf zu sprechen, dass Frau Pichmann gesagt habe, wie wichtig die musische Bildung sei. Es werde explizit Wert auf Musik, Kunst und Sport gelegt. Es sei nicht über das Theaterspielen gesprochen worden. Das sei in Deutschland etwas, das sehr selten im Fokus sei, das aber für die Weiterentwicklung und individuelle Förderung eines Kindes sehr wichtig sei. Sie frage, warum dieser Punkt ausgelassen worden sei.

Rektorin Annette Hellmann (Gemeinschaftsgrundlage Amshausen, Steinhagen) legt dar, ihre Schule sei vor acht Jahren eingestiegen, als klar gewesen sei, dass es künftig keine Schulkindergärten mehr gebe, in denen Kinder betreut werden könnten, die Defizite hätten. Man habe nach Möglichkeiten gesucht, anders damit umzugehen.

Das sei der Einstieg für das Kollegium gewesen. Es habe eine längere Vorberei3 tungsphase gegeben. Man habe sich an viele Schulen in der Bundesrepublik gewendet, die schon eine Jahrgangsmischung hätten. Man habe anderthalb Jahre im Lehrerinnenteam vorgeplant, nachdem man gewusst habe, dass das gesamte Kollegium dahinter stehe. Das sei ein langer Prozess, den man nur im Team schaffe. Er habe aber dazu geführt, dass alle die Einzelkämpferrolle als Lehrer aufgegeben hätten.

Man könne jetzt viel besser mit Kompetenzen der Kolleginnen und Kollegen umgehen. Es würden die Fähigkeiten der Kolleginnen und Kollegen besser genutzt. Es gebe Spezialisten, die sich etwa auf Mathe-Diagnostik vorbereitet hätten, und andere, die mehr im sprachlichen Bereich arbeiteten. Man habe den Blick auf das einzelne Kind und vom Kind her gerichtet. Man gucke ganz genau, was jedes Kind brauche.

Man könne unterschiedliche Kompetenzen nutzen. Man gucke auch nicht alleine darauf. Alle Entscheidungen würden inzwischen im Team gefällt. Die Türen seien offen. Die Kollegen bereiteten nicht nur im Team den Unterricht vor, sondern besprächen auch ihre Schüler im Team, sodass man sich immer, wenn man an einer Stelle ein Problem mit einem Kind habe, Hilfe beim Kollegen holen kann, der ganz offen darauf zugehe, der auch schaue. Das sei der erste Schritt.

Ein gemeinsames Projekt sei für die Teamentwicklung eine tolle Sache. Alle hätten gemerkt, wie viel stärker sie dadurch würden, wie viel sicherer man in den pädagogischen Entscheidungen werde, wie viel mehr Vielfalt an Material zur Verfügung gestellt werden könne. An diesem Entwicklungsprozess, der zunächst nur die Jahrgangsstufenlehrer in 1, 2 betroffen habe, hätten sich nach und nach alle anderen Kollegen beteiligt. Sie hätten Material angeschleppt. Inzwischen habe man es geschafft, dass das ganze Kollegium in die Jahrgangsteamstruktur hineinwechsele. Es gebe Kollegen, die erst in die Jahrgangsstufe 1 und 2 als Fachlehrer hineingegangen seien und jetzt dort unterrichten, damit andere in die nächsten Jahrgänge aufsteigen könnten. Weil es im Team so gut klappe, sei es inzwischen selbstverständlich, dass es auch ein Team 3, 4 gebe, das genauso arbeite.

Zu dem Kontakt zu den Kindertagesstätten habe sie nicht so viel gesagt, weil die Zeit knapp sei. Man habe ganz enge Kontakte und arbeite seit vielen Jahren in verlässlichen Arbeitskreisen. Man treffe sich einmal im Quartal. Sobald die Eltern bei der Schulanmeldung ihre Einverständniserklärung zum Informationsaustausch unterschrieben hätten, pflege man den ersten Kontakt mit den Kindergärten, ehe die Kinder zum Schulspielnachmittag in die Schulen kämen. Dann wisse man schon ganz genau, wo man besonders hingucken müsse, sich abstimmen müsse. Die Einschulungskonferenz, die im Februar stattfinde, betreffe die richtigen Fördermaßnahmen, die noch im letzten halben Jahr vor Eintritt in die Schule stattfänden.

Die Erzieherinnen kämen an die Schule, wenn das neue Schuljahr sechs bis acht Wochen begonnen habe, um zu schauen, wie die Kinder in der Schule angekommen seien, ob der Wechsel so funktioniert habe, wie man es sich gedacht habe. Das helfe wechselseitig, sich weiter zu informieren. Man hospitiere auch wechselseitig. Man habe auch immer Erzieherinnen, die in den Unterricht kämen, man gehe auch häufig in den Kindergarten.

Ganz wichtig sei auch der Übergang nach oben. Es gebe einen ganz engen Kontakt zu den weiterführenden Schulen. Kinder würden schon lange vorher begleitet. Auch die Lehrer der weiterführenden Schulen würden kommen, wenn klar sei, welches Kind zu ihnen komme. Es sei ein wichtiges Anliegen, vorher mit den Schulen zu sprechen, um bestimmten Kindern zu optimalen Startchancen zu verhelfen. Man kenne die Kinder sehr genau in der Grundschule, anders als später, wenn es das Fachlehrersystem gebe. Die Schule habe oft Informationen für weiterführende Schulen, die den Schulstart für das einzelne Kind deutlich erleichtern könnten.

Zum Umgang mit Lernzeit: Die Lernzeit werde effektiver ausgenutzt. Es gebe inzwischen sehr viele Schüler, die in dem vierjährigen Grundschulzeitraum deutlich mehr lernten, als man normalerweise in der Grundschule lerne. Kinder erhielten die Möglichkeit, ihre Lernzeit selbst in die Hand zu nehmen. Einen relativ kleinen Anteil von Kindern müsse man immer wieder anstoßen und begleiten. Die meisten hätten spätestens im zweiten Schuljahr das Lernen selbst in die Hand genommen. Sie arbeite im Moment im 2. Schuljahr. Eigentlich fange man um diese Zeit mit dem Einmaleins an. Das habe ein Großteil der Kinder bereits selbst in die Hand genommen. Spätestens Ostern hätten sie den Lernstoff der Klasse 2 zum Teil absolviert. Sie hätten dann Gelegenheit, in anderen Bereichen zu arbeiten, die sie weiterbrächten. Man ziehe also nicht den Stoff vom 3. Schuljahr vor, sondern es gebe unterschiedliche Lernangebote für schneller lernende, besser begabte Kinder, sich fit zu machen. Das führe dazu, dass sich Schüler im 3. und 4. Schuljahr Zeiten freischaufelten. Sie hätten ganz spezielle Projekte, die ihnen am Herzen lägen, die sie gerne bearbeiten wollten. Sie fertigten Arbeiten an zu bestimmten Fachbereichen, die sie interessierten.

Am vorigen Freitag in der großen Pause habe man sich ein Referat über Insekten angehört, das eine Schülerin angefertigt habe, die im 4. Schuljahr sei, die viel Zeit über gehabt habe. Sie sei immer wieder herausgegangen aus dem Unterricht in die Forscherwerkstatt und habe dort gearbeitet. Sie habe ihren Mitschülern ­ das werde vorher angekündigt ­ in einer großen Pause einen Expertenvortrag über Insekten gehalten. Sie freue sich schon nächsten Freitag auf die Antarktis.

Es gebe immer Kinder, die diese Zeiten nutzten und damit persönliche Lernerfolge hätten und Dinge lernten, die sie sonst gar nicht lernen würden. Die Kinder schrieben im 4. Schuljahr so etwas wie eine Facharbeit, so wie man es aus der Oberstufe kenne. Sie fertigten eine Arbeit an mit Inhaltsverzeichnis, Vorwort und mit einem Literaturverzeichnis. Sie gingen mit einem guten Packen an Fähigkeiten in die nächste Schulform.

Seitdem es die Jahrgangsmischung gebe, habe man überhaupt keine Wiederholer mehr. Defizite könnten in den ersten drei Jahren aufgearbeitet werden. Seitdem habe es kein Kind mehr gegeben, dass die 3. oder 4. Klasse wiederholt habe. Das Kollegium werde dadurch auch bestätigt, so weiterzumachen.

Rektorin Carola Pichmann (Hauptschule Overbergschule, Werl) beginnt ihre Ausführungen mit der Antwort auf die Frage, wann die Entwicklung in der Schule begonnen habe. Das sei ungefähr vor acht Jahren gewesen.