Frau Piepervon Heiden habe eine Frage zur Gewaltquote gestellt

Eine Verkaufskontrolle sei dann wirkungslos.

Frau Pieper-von Heiden habe eine Frage zur Gewaltquote gestellt. Er verweise auf die Publikationen des AJS-Forums. Die Zahlen seien in der Broschüre aufgelistet. Die letzte Polizeistatistik zeige, dass die registrierte Kriminalität sinke. Bei den Gewaltdelikten in der Jugendkriminalität sei ein leichtes Ansteigen festzustellen. Das könne darauf zurückgeführt werden, dass es eine Dunkelziffer gebe. Durch Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen würden die Behörden schneller informiert. Man könne allerdings festhalten: Die Jugendgewalt steige nicht an. An vielen Schulen bestehe die Bereitschaft, etwas zu tun. Es würden zum Beispiel Streitschlichtungsschulungskurse abgehalten. Hier seien Potenziale vorhanden, die ausgebaut werden könnten.

Was die Ursache für die Entstehung von Gewalt angehe, so treffe sicher zu, dass sich Verunsicherung und Rückzug in Gewalt entladen könnten. Wenn Eltern selber verunsichert seien oder wenn sie einfach kapitulierten, habe das fatale Folgen. Er verweise auf zahlreiche Anrufe: Hilfe, mein Kind ist computersüchtig. Was soll ich tun? - Es werde gefragt, warum der Staat nichts unternehme, warum die Eltern nichts machten, wer daran schuld sei, welche Versäumnisse vorlägen. So werde eine Diskussion, die das Verhalten ändere, im Keim erstickt. Wenn man mit den Eltern spreche, sei es sicher wichtig, Aufklärung und Information zu leisten, um die Botschaft zu vermitteln, dass man mit herkömmlichen Erziehungsmethoden weiterkommen könne.

Die Informationen über den Umgang mit den Medien erreichten in der Tat zunächst die Eltern, die man im Prinzip gar nicht erreichen müsse, weil sie sowieso schon engagiert genug seien. Nach wie vor gehe es darum, die Medienerziehung bei den Menschen zu verankern, die noch nicht erfasst seien. Das Bewusstsein, dass man sich in dem Bereich informieren sollte, müsse größer werden. Wenn man etwa die Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund betrachte, so finde man sie auf den Veranstaltungen fast nie, obwohl sie oft erhebliche Probleme mit ihren Kindern hätten. Eine Plattform sei notwendig, auf der diese Botschaften flächendeckend ausgesendet würden.

Die Entwicklung von Medienkompetenz stehe auch im Schulgesetz.

An Frau Beer gewandt, fährt Herr Gutknecht fort, das Thema Mobbing unter Kindern und Jugendlichen komme immer wieder in den Schulen vor. Die Kollegin, die speziell für den Bereich zuständig sei, berichte immer wieder, dass sich Anfragen häuften, wenn Fälle auftauchten. In den letzten Jahren seien vermehrt Angebote erstellt worden, die sich an die Schulen richteten. Der Informationsbedarf sei sehr groß. Beim Mobbing gehe es nicht nur um ein einmaliges Hänseln, sondern um nachhaltiges Abwerten eines Menschen. Die Schulen seien sensibilisiert. Es sei allerdings zu fragen, ob diese Sensibilisierung über konkrete landesweite Standards oder über Maßnahmen an einzelnen Schulen hinausgehe.

Natürlich sei es sinnvoll, alle an einen Tisch zu bekommen. In Städten bis 50.000 Einwohnern sei das oft einfacher. Ordnungspartnerschaften funktionierten dort gut. Auch im Jugendhilfeausschuss werde einiges abgesprochen. In größeren Kreisen seien Maßnahmen des Landes sicher sinnvoll.

Frau Beer habe die Konzepte in Finnland angesprochen. Die Landesmedienanstalten hätten auch zahlreiche Programme entwickelt. Im letzten Jahr hätten viele Schulen bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz angerufen und gefragt, ob aufgrund des neuen Schulgesetzes jetzt die Handys weggenommen werden könnten. Dass große Schuleinheiten die Anonymität verstärkten, sei nachvollziehbar. Oft sei auch die Betreuungssituation unbefriedigend und werde auf auffällige hilfesuchende Jugendliche nicht angemessen reagiert. Zahlen seien ihm aber nicht bekannt.

Ministerin Barbara Sommer merkt an, von den 700 Schulpsychologen arbeiteten 400 in der Hauptschule. Sie würden im Rahmen der individuellen Förderung eingesetzt.

Der Vortrag von Herrn Gutknecht mache deutlich, dass man gute Projekte im Land habe. Es sei beabsichtigt, das Ganze zu bündeln, um es effizienter und bekannter zu machen.

Schulpsychologen gehörten ihrer Meinung nach in die Schulen selber. Zurzeit werde ein entsprechendes Einsatzprofil zusammen mit den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen erarbeitet. Ziel sei es, die Schulpsychologinnen und -psychologen möglichst an mehreren Schulen einzusetzen. Mit der Bezirksregierung werde darüber auch gesprochen. Es werde darüber hinaus der Schulterschluss mit den Kommunen gesucht.

Denn nicht alle Schulpsychologen stünden im Landesdienst. Es wäre wünschenswert, wenn man ein gemeinsames Programm finden würde.

Ute Schäfer (SPD) gibt zu bedenken, wenn Schulpsychologen an mehreren Schulen eingesetzt würden, müsse ihnen zumindest ein Büro zur Verfügung stehen. Die Schulpsychologen, die sie kenne, seien stets in den Schulen unterwegs gewesen, und zwar dort, wo sie gebraucht würden.

Sie bitte, die Programme zur Gewaltprävention vorzulegen und zu erläutern, wie sie verbreitet würden.

Ministerin Barbara Sommer bekräftigt, die Programme, die vorhanden seien, würden gebündelt und im Land bekanntgegeben. Die Informationen müssten flächendeckend weitergetragen werden.

Sigrid Beer (GRÜNE) kommt auf die Fortbildung zurück und bittet darzulegen, welche Ressourcen zur Verfügung stünden.

Eigenverantwortliche Schulen verfügten über ein eigenes Deputat, das sie für die Fortbildung einsetzen könnten, antwortet Ministerin Barbara Sommer. Das bedeute, dass es auch darum gehe, die Schulen zu motivieren, sich dieser Thematik anzunehmen und sich die Kompetenz in die Schulen zu holen.

Die Kompetenzdienste vor Ort müssten auf dieses Thema deutlich hinweisen.

Nach Ansicht von Sigrid Beer (GRÜNE) reicht der Ansatz, der den Schulen zur Verfügung stehe, angesichts der zahlreichen Fortbildungsnotwendigkeiten nicht aus. Auch sei nicht klar, wie die Ressource Zeit in diesem Zusammenhang zu bewerten sei.

Wenn die Zusammenarbeit mit den Eltern gestärkt und die Gespräche mit den Schülern intensiviert werden sollten, dann sei zu fragen, wie die Fortbildung hier einbezogen werden könne - Stichwort Sensibilisierung der Peer Groups und der Eltern. Sie frage, wann das stattfinden solle und an welche Zeitressourcen gedacht sei.

Ministerin Barbara Sommer gibt an, das Thema Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer spiele in diesem Kontext eine große Rolle. Ziel sei es, die Lehrerinnen und Lehrer dahin zu führen, wo sie hingehörten, nämlich zu unterrichten und zu erziehen. Sie müssten an anderen Stellen entlastet werden.

Der Satz, weniger Unterricht führe dazu, dass man besser werde, treffe nicht zu. Der Unterricht, der stattfinde, müsse vielmehr besser werden. Die Lehrer erfüllten eine ganze Bandbreite von Aufgaben, vom Seelsorger bis zum Familientherapeuten. Alles laste inzwischen auf den Schultern der Lehrerinnen und Lehrer, sie würden immer wieder in Gesprächen den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern helfen. Da müsse man ansetzen. Mit den Lehrerverbänden werde darüber diskutiert, an welchen Stellen die Lehrerinnen und Lehrer entlastet werden könnten.

Sigrid Beer (GRÜNE) hält fest, das Thema Erziehung spiegele sich auch im Unterricht wider. Lehrerinnen und Lehrer müssten Signale im Bereich Mobbing wahrnehmen. Bei dieser Thematik passiere im Augenblick viel zu wenig, zumal sich das im Unterricht, in bestimmten sozialen Prozessen in der Klasse abbilde.

Was die Kooperation mit der Schulsozialarbeit angehe, so brauche man Zeit. Sie frage, welche Zeit in diesem Zusammenhang zur Verfügung gestellt werde.

Ministerin Barbara Sommer wiederholt, die Bandbreite der Aufgaben sei sehr groß. Gleichzeitig stehe fest, dass Lehrerinnen und Lehrer nicht alles leisten könnten. Man müsse Wege finden, sie zu entlasten und sie auf ihre wichtigste Aufgabe zurückzuführen, nämlich Unterricht und Erziehung. Das sei die Zielsetzung.

Man müsse Professionen hinzuziehen, die den Lehrerinnen und Lehrern helfend zur Seite stünden, um diese Aufgaben zu erfüllen. Ein erster Schritt bestehe darin, die Schulpsychologen vor Ort im Kontext mit dem Lehrerkollegium arbeiten zu lassen.

Ute Schäfer (SPD) teilt die Einschätzung, dass Lehrer und Lehrerinnen in erster Linie unterrichten und erziehen sollten. Sie sei gespannt, an welche Entlastungsmaßnahmen gedacht werde, und bitte, darüber im Schulausschuss einmal zu berichten.

Die Baumert-Kommission beschäftige sich mit der Lehrerausbildung. Vielleicht wäre es sinnvoll, das Thema Medienkompetenz auch in die Lehrerausbildung einzubringen.

Wenn die Baumert-Kommission erste Ergebnisse präsentiere, sollte der Schulausschuss sein Augenmerk darauf richten. Die Rednerin kommt noch einmal auf die 50 Schulpsychologen zurück, die aus dem Kontingent der zusätzlichen Lehrer im Jahre 2007 herausgenommen würden, und bittet um Stellungnahme.

Ministerin Barbara Sommer stellt heraus, wenn sie über Entlastungen nachdenke, bedeute das, dass die Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer auch auf andere Schultern verteilt würden. Über die personellen Ressourcen bestimme sie nicht allein.

Was den Bericht über die Arbeit der Baumert-Kommission angehe, so sei klar, dass der Ausschuss so schnell wie möglich über erste Ergebnisse informiert werde. Die Gestaltung der neuen Lehrerausbildung werde in den Modulen niedergelegt. Eine große Zahl von Themen müsse bearbeitet werden. Da spiele etwa die Förderung von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte eine sehr große Rolle. Viele Inhalte müssten an die neue Lehrerausbildung angedockt werden. Auch die Themen, die heute besprochen worden seien, seien Inhalt der Lehrerausbildung.

Zu den Schulpsychologen: 3.100 Stellen würden in diesem Haushalt für die individuelle Förderung und gegen Unterrichtsausfall bereitgestellt. Darunter befänden sich auch 50 Schulpsychologen.

Es gebe zwar viele Materialien, ergänzt Günter Winands (MSW), aber natürlich sei dennoch der Bedarf an Fortbildungsmaßnahmen groß.