Hartz

Die Finanzierung erfolgt entweder durch das Bundesverbraucherschutzministerium oder durch das MUNLV.

Auch im Rahmen der institutionellen Förderung bieten wir Fortbildungen und Aktivitäten an. Die Materialien, die wir für die Zielgruppen erstellen, sind allerdings kostenpflichtig und werden gegen Entgelt abgegeben. Fortbildungsveranstaltungen werden in der Regel nicht kostenlos angeboten; die teilnehmenden Schulen und Einrichtungen müssen einen Beitrag zahlen.

Sigrid Beer (GRÜNE): Meine Damen und Herren, ich möchte Sie bitten, auf folgenden Aspekt einzugehen: Von Frau Tenberge-Weber ist gerade das Stichwort Qualitätsnetzwerk Schulverpflegung eingebracht worden. Die Situation in den Bundesländern ist sehr unterschiedlich. Es gibt empfehlenden Charakter für die Schulverpflegung, und es gibt verbindliche Vorschriften; ich darf beispielsweise an die Berliner Ausschreibungskriterien erinnern. Wie ist das vorgesehen: Soll es zu einem verbindlichen Charakter kommen? Oder was empfehlen Sie als Expertinnen und Experten?

Ich möchte auch auf die 2,50 eingehen. Zum Hartz-IV-Satz für Kinder interessiert mich die Einschätzung des Kinderschutzbundes. Denn das ist der Tagessatz, und eine Schulverpflegung für 2,50 ist meiner Meinung nach recht günstig kalkuliert.

Der Verpflegungssatz für Kinder beträgt für den gesamten Tag diesen Betrag. Nicht ohne Grund ist der Landesfonds an der Stelle so aufgelegt worden ­ da gibt es schließlich Finanzierungsbedarf ­, damit die Kinder ein warmes Essen in der Schule bekommen können.

Meine letzte Frage betrifft eine Fernsehsendung, die vor einiger Zeit im WDR zu sehen war. Es ging, unter Hartz-IV-Bedingungen zu lernen; gezeigt wurde eine Hauptschule in Herne. Es geht darum, was mit Ernährungs- und Verbraucherbildung verbunden sein sollte. Können Sie eine positive Orientierung und den Aspekt, damit Lebensgestaltungskompetenzen zu erreichen, unterstützen? Es geht darum, nicht in dieser Situation zu verharren, sondern sie sollen dazu beitragen, ein anderes Selbstkonzept zu entwickeln und mehr Partizipation zu erfahren.

Es ist mir beim Vortrag von Frau Ribeiro von Wersch deutlich geworden: Wie wichtig ist der Bereich der Partizipation für den Bildungsauftrag von Schule und für eine andere Perspektive? Denn die Perspektive von Kindern und Jugendlichen kann nicht darin bestehen, ein Leben unter Hartz IV zu lernen.

Annette Watermann-Krass (SPD): Ich möchte die Ausbildung unserer Lehrkräfte ansprechen. Frau Schlegel-Matthies, Sie haben darauf hingewiesen, dass nur noch in Paderborn die Möglichkeit der Ausbildung besteht. Frau Wittig, von Ihnen als Praktikerin möchte ich wissen, wie Sie es an der Schule einschätzen? Wie sehen Sie es in Ihrem Kollegium, aber auch an den anderen Schulen? Wie groß ist der Druck?

Wie stark wird in diesen Fächern berufsfremd unterrichtet? Heike Wittig (Gesamtschule Lemgo): Ich bin an einer Gesamtschule tätig. Bei uns wird das Fach unterrichtet und heißt Hauswirtschaft. Es ist für alle verpflichtend, und sofern alle Lehrer gesund und anwesend sind, haben die Schüler von der fünf bis zur zehn insgesamt ein Jahr Unterricht. Für jeweils ein halbes Jahr wird die Klasse geteilt. Es sind 30er-Klassen. Das heißt, 15 Schülerinnen und Schüler haben Hauswirtschaft; die anderen 15 haben Technik. Im folgenden Halbjahr wechselt es. Dann haben sie in der acht oder neun noch einmal diesen Unterricht. Momentan fehlen zwei Hauswirtschaftslehrerinnen. Das heißt, ein Jahr fällt komplett aus.

Die ersten Monate vergehen damit, einfache Alltagskompetenzen zu schulen: Wie sitzt man gemeinsam am Tisch? Was gehört zu einem Setting beim Essen? Es sind ganz banale Dinge, die sehr viel Zeit kosten. Das, was in dem Fach durchgängig unterrichtet wird, ist meiner Meinung nach viel zu wenig.

Ferner besteht an unserer Schule die Möglichkeit der Wahlpflicht. Das heißt, es gibt die Möglichkeit, im Rahmen der Wahlpflicht Arbeitslehre, Technik oder Hauswirtschaft zu wählen. Dann kommt der Schwerpunkt etwas mehr zum Tragen. Allerdings sind es nur wenige Schüler und in der Regel die Leistungsschwächeren, also diejenigen, die keine Sprachen oder Naturwissenschaften wählen.

Bei uns wird nicht fachfremd unterrichtet; das wäre bei einem solchen Fach auch recht schwierig. An anderen Schulen wird dieses Fach jedoch auch fachfremd unterrichtet.

Zum veränderten Selbstkonzept. Das ist auch von mir und vielen Lehrerinnen und Lehrern ein Anliegen. Wir sind eine relativ junge Schule. Sehr viele sind engagiert und erleben viele Sachen, die neu kommen. Sie sind der Überzeugung, dass sich etwas ändern muss. Es stellt sich allerdings die Frage, wie die Seiten so etwas erleben. Es wird natürlich gerne gesehen, dass Leute von außen kommen und Dinge herangetragen werden. Mich als Lehrerin interessiert immer, wie es weitergeht. Wir hatten gerade in der Zehn ein Theaterstück zum Thema Alkohol. Wenn ich als Klassenlehrerin dieses Thema nicht aufgreife und fortführte und nach den Erfahrungen im Elternhaus und eigenen Erfahrungen frage ­ dafür brauche ich aber Zeit; glücklicherweise haben wir eine Stunde in der Woche, in der wir über solche Dinge sprechen können ­, dann verpuffen solche Anstrengungen.

Das ist traurig. Denn mit großem Aufwand wird etwas erarbeitet, das sich dann auflöst. Auch die Schüler erliegen einem Gefühl der Ermüdung. Irgendwann fragen sie:

Schon wieder so was? Was sollen wir denn jetzt machen? Das ist das Problem, wenn der Stoff nicht integriert wird und wenn kein Fach genutzt werden kann, um dieses Anliegen weiterhin zu behandeln. Es muss fühlbar werden, und zwar auch für die Lehrkräfte. Es geht nicht darum, dass man die Schüler mit etwas Neuem konfrontiert ­ Jetzt esst ihr mal Vollkornbrot ­, sondern dass es gut ist und Spaß macht.

Dann sagen die Schüler: Der andere hat auch Vollkornbrot mit. Dann bringe ich mir morgen auch mal Vollkornbrot mit. ­ Dann lernen sie voneinander. Meiner Meinung nach ändert das auf Dauer das Selbstkonzept. Angelina Ribeiro von Wersch (Projekt Anschub.de der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh): Bei der externen Wertschätzung, die sich in der externen Schulinspektion zeigt, muss eine Verbindlichkeit sichtbar werden. All die Themen müssen in die Schulentwicklung bzw. in die Schulprogramme aufgenommen werden, was zur Konsequenz hat, dass dieses Thema auch im Rahmen der Schulinspektion mit berücksichtigt werden muss. Denn spätestens dann setzt die Frustration ein: Wir haben zwar viel in dem Bereich gemacht, aber warum bildet sich das nicht in der Evaluation ab? Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich, Gesundheit als Führungsaufgabe zu sehen.

Das Selbstverständnis der Schulleiter ist ein wichtiger Aspekt. Darüber hinaus muss man das Thema als Qualitätskriterium für die Profilbildung der Schüler sehen. Hier nehme ich folgenden Aspekt mit auf: Die Profilbildung der Schule kann nur geschehen, wenn sie partizipativ und transparent geschieht. Das heißt, Profilbildung kann nur mit allen Beteiligten gelingen. Das ist genau der Punkt: Wenn wir jetzt Qualitätskriterien im Bereich Ernährung entwickeln, müssen diese gemeinsam entwickelt werden, und dann ist es wichtig, sofern man Verbindlichkeit fordert, dass gleichzeitig die Unterstützungsstrukturen klar und verbindlich sein müssen. Es geht darum, welche Rolle die Kommune, die Region oder der Städte- und Gemeindebund spielt.

Die Qualitätskriterien müssen verbindlich angesiedelt werden und dürfen keinen Selbstzweck darstellen. Sie müssen sich vielmehr im Rahmen der Gesamtqualitätsentwicklung und der Evaluation von Schulen wiederfinden.

Ursula Tenberge-Weber (Verbraucherzentrale NRW, Düsseldorf): Qualitätskriterien hinsichtlich der Schulverpflegung sind wichtig, und wir haben genau beschrieben, wie eine Mittagsverpflegung bzw. Schulverpflegung aussehen sollte, damit sie den Kindern gut tut und sie gesund erhält. Wir wünschen uns, dass diese Qualitätskriterien eine Verbindlichkeit erfahren und dass es nicht jeder Schule überlassen bleibt, wie sie sie umsetzt. Wenn diese Verbindlichkeit bestehen würde, wäre es sicherlich für alle an der Organisation der Verpflegung Beteiligten einfacher, sich dafür einzusetzen, dass es umsetzt werden kann. Es wäre sehr wichtig, Fakten zu schaffen, um diese sehr wichtige Säule in der Ernährungsbildung ­ damit meine ich die ganz konkrete Verpflegung vor Ort ­ so zu gestalten, dass sie den Kindern gut tut und dass sie neben den Dingen, die auf Klassenebene, im Unterricht oder in Projekten angesprochen werden, als eigenständige Säule in der Ernährungsbildung gesehen werden kann.

Ich denke, im Bereich der Mittagsverpflegung müsste jedes Kind die Chance haben, an der Verpflegung teilzunehmen. Es darf nicht sein, dass Kinder aufgrund des Fehlens von finanziellen Mitteln ausgeschlossen werden. In diesem Zusammenhang müssen Wege gefunden werden, damit das nicht zum Tragen kommt.

Dieter Greese (Landesverband NRW des Deutschen Kinderschutzbundes, Essen): Ich nehme zu drei Punkten Stellung. Wir als Kinderschutzbund sind auch Vertreter der Kinderrechte. Die Kinderrechte sollten wir in diesem Zusammenhang in die Formel Leben und Lehren bringen.