Die beiden Ausschüsse führen ein Gespräch mit Dr Friedrich Gnad STADTart Michael Söndermann Arbeitskreis Kulturstatistik und Prof

Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 14/683

14. Wahlperiode 11.06.

Kulturausschuss (28.) und Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (48.) 11. Juni 2008

Düsseldorf ­ Haus des Landtags 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr Vorsitz: Dr. Fritz Behrens (SPD) (KA) Franz-Josef Knieps (CDU) (AWME) Protokoll: Rainer Klemann, Eva-Maria Bartylla (Federführung) Verhandlungspunkt:

5. Kulturwirtschaftsbericht Vorlage 14/1297

Information 14/704

Die beiden Ausschüsse führen ein Gespräch mit Dr. Friedrich Gnad (STADTart), Michael Söndermann (Arbeitskreis Kulturstatistik) und Prof. Dr. Andreas J. Wiesand (ERICarts).

Kulturausschuss (28.) 11.06.

Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (48.) Gemeinsame Sitzung (öffentlich) kle

5. Kulturwirtschaftsbericht Vorlage 14/1297

Information 14/704

Vorsitzender Dr. Fritz Behrens (KA): Meine Damen und Herren! Ich darf Sie alle herzlich begrüßen ­ zugleich im Namen von Herrn Knieps. Wir leiten heute zusammen diese gemeinsame Sitzung des Wirtschaftsausschusses und des Kulturausschusses.

Dahinter steht neben dem Bericht selbst auch der noch nicht erledigte Antrag der SPD-Fraktion Drucksache 14/4483 ­ Neudruck ­ zum Thema: Zukunftsbranche Kulturwirtschaft ­ NRW muss Spitze bleiben!

Durch die Beiträge der drei anwesenden Sachverständigen, die wesentlich an der Erstellung des Berichts mitgearbeitet haben, und die anschließende Debatte wollen wir die weiteren Beratungen vorbereiten.

Dr. Friedrich Gnad (STADTart): Lassen Sie mich einen kurzen Überblick über den Gesamtbericht geben. ­ Vor dem Hintergrund, dass sich nach Jahren einer überdurchschnittlichen Entwicklungsdynamik auch in der Kulturwirtschaft die Wettbewerbssituation für die Betriebe, sowohl Unternehmen als auch Selbstständige, doch verschärft hat, konzentriert sich der 5. Kulturwirtschaftsbericht auf die Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Zusammenhang wurden drei Themenfelder besonders herausgehoben.

Erstens: Cluster und Netzwerke der Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Cluster sind Räume, in denen Unternehmen besonders gute Bedingungen haben, um im Wettbewerb bestehen zu können und innovativ zu sein.

Zweitens: Qualifikation in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Hierbei geht es sowohl um Qualifikationsanforderungen als auch um Qualifikationsangebote.

Drittens: Metropolregion als Kulturwirtschaftsstandort in Europa. Diese Region wirkt natürlich auch für die anderen Landesteile als Wachstumsmotor der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Wie lauten einige zentrale Aussagen? ­ Die Kultur- und Kreativwirtschaft weist nach einer Periode 20-jährigen Wachstums und einem Einbruch der Umsätze zwischen 2000 und 2004/2005 ­ so die letzten von Herrn Söndermann erhobenen Daten ­ wieder leicht steigende Umsätze auf. Uns liegen zwei Modelle vor. Je nach Abgrenzung haben wir es mit rund 46.000 oder 49.000 umsatzsteuerpflichtigen Betrieben und rund 157.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu tun.

Wir haben ein Hauptwirtschaftscluster im Kernraum der Metropolregion als einer der elf bundesdeutschen Metropolen, die hier ein entwickeltes Cluster darstellen. Natürlich gibt es weitere räumliche Schwerpunkte ­ Aachen, Münster oder

Kulturausschuss (28.) 11.06.

Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (48.) Gemeinsame Sitzung (öffentlich) kle Ostwestfalen-Lippe ­, die auch in zum Teil engen Verflechtungen zu diesem Kernraum stehen.

Was wird vorgeschlagen? ­ Die Vorschläge beziehen sich auf drei wesentliche Punkte der Clusterpolitik allgemein, nämlich Stärken stärken, Verflechtungen fördern und Entwicklungshemmnisse abbauen. Dazu gibt es eine Reihe von Empfehlungen.

Erstens: Stärken stärken. Hier bietet sich beispielsweise im Bereich der Musik die Stärkung lokaler und regionaler Musikstandorte als Kristallisationsräume an.

Zweitens: Verflechtungen fördern. In diesem Zusammenhang denken wir an die Stärkung clusterspezifischer Netzwerke ­ die natürlich nicht in der Metropolregion abbrechen; das ist ganz klar. Wir haben ja nicht Räume untersucht, sondern versucht, darzustellen, wo es räumliche Schwerpunkte, Verflechtungszusammenhänge usw. gibt.

Drittens: Entwicklungshemmnisse abbauen. Hierzu gibt es eine Reihe von Empfehlungen für die einzelnen Branchen, zum Beispiel die Matching-Förderung für die Designwirtschaft, also das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage.

Qualifizierung für Zukunftsbranchen: Die Untersuchung der Qualifikationsanforderungen in den ausgewählten Branchen zeigt, dass Unternehmen, Verbände und öffentlicher Sektor sich vielfach schon weitgehend auf die neuen Herausforderungen eingestellt haben. Die Betriebe nennen in diesem Zusammenhang drei Kernbereiche.

Erstens. Wir brauchen mehr und ausdifferenziertere Qualifikationsprofile.

Zweitens. Wir brauchen Mehrfach- und Spezialqualifikationen.

Drittens. Wir brauchen branchen- und marktbezogenene Qualifikationen für Existenzgründer. Das geht so weit, dass wir sagen: In den Musik- und Kunsthochschulen muss man sich zumindest ein wenig mit Marktfragen beschäftigen. ­ Das ist auch bei der Anhörung zum Kunsthochschulgesetz zum Ausdruck gekommen.

Welche Maßnahmen sind wichtig und teilweise auch schon eingeleitet?

Erstens: Vermittlung der von mir gerade angesprochenen Marktkenntnisse. Es wäre notwendig, bei den Studierenden an den Musik- und Kunsthochschulen diesbezüglich so etwas wie ein Grundwissen zu schaffen. Dort sind wir mittlerweile auf einem guten Weg.

Zweitens: Qualifizierungsnetzwerke in der dualen Ausbildung als Ausbildungsverbünde. Kulturwirtschaft besteht aus vielen kleinen Unternehmen. Diese tun sich häufig schwer, auszubilden. Gerade die Einpersonenunternehmen, die dort vielfach tätig sind, können diese Leistung nicht so einfach erbringen. Im Ausbildungsverbund ist das natürlich leichter.

Drittens: Förderung neuer Weiterbildungsformen für Kleinbetriebe. Eigentümer von Kleinstbetrieben können oft gar nicht aus ihrem Betrieb heraus. Sie können nicht zwei, drei Tage zur Fortbildung gehen. Das funktioniert einfach nicht. Gerade für sie müsste man neue Formen wie zum Beispiel Weiterbildung über E-Learning finden.

Diesbezüglich läuft auch schon einiges.