Christian Engel RWTÜV Beim GeoGrid muss man ein bisschen ausholen und in die Historie schauen

Johannes Remmel (GRÜNE): Ich würde gern von allen drei Beteiligten wissen, wie diese Matte zu bewerten ist und was damit verbunden ist.

Christian Engel (RWTÜV): Beim Geo-Grid muss man ein bisschen ausholen und in die Historie schauen. Im Antrag zum Bau dieser Leitung stand, es werde eine Matte verlegt, die ausreichend fest sei, sodass ein mittlerer Bagger sie nicht zerreißen könne.

Daraufhin habe ich in meiner Stellungnahme einen Feldversuch gefordert, um diesen Nachweis zu führen, der etwa im Jahr 2006 durchgeführt wurde. Dabei kam heraus, dass solche Matten aus Kunststoffen diese Festigkeiten grundsätzlich nicht aufweisen können, um wirklich einen vollständigen mechanischen Schutz gegen große Geräte wie Bagger zu gewährleisten. Das könnte man höchstens mit Stahlbetonmatten oder -platten erreichen. Das ist aber nicht Sinn der Sache; dann kommt man nicht mehr an die Leitungen heran. Das macht technisch keinen Sinn. Schon während des Planfeststellungsverfahrens war bekannt, dass ein Minibagger, also ein kleiner Bagger, der im städtischen Bereich üblich ist, zwar aufgehalten wird, aber gegen große Bagger wird es keine mechanischen Schutzeinrichtungen geben.

Deswegen hat man sich auf die Warnwirkung konzentriert, die auf jeden Fall mit der verwendeten Matte in Verbindung mit den Trassenwarnbändern gegeben ist, die an der Seite liegen.

Bernd Rühlmann (TÜV Hessen): Dazu möchte ich erst einmal nichts sagen... Vorsitzende Marie-Luise Fasse: Bitte schalten Sie Ihr Mikro ein.

Bernd Rühlmann (TÜV Hessen): Ich kann nur etwas darüber sagen, was draußen vor Ort gewesen ist, also über die Verlegung. Die gesamten Vorgänge im Vorfeld sind mir nur vom Hörensagen bekannt.

Werner Breuer (Bayer Ich kann Herrn Engel an dieser Stelle unterstützten. Um vielleicht den Hintergrund noch weiter zu betrachten: Diese bzw. dieser Schutz der Leitung ist aus einer Diskussion entstanden, wie wir außerhalb des Planfeststellungsbeschlusses ­ oberhalb aller gesetzlichen Bedingungen für die Rohrfernleitung ­ noch zusätzliche Maßnahmen ergreifen können, die dem Schutz dieser Leitung dienen. Alle bis dato bekannten Größen waren eigentlich nicht da. Das gab es nicht; das gibt es nicht.

Deshalb sind wir damals gestartet und haben uns überlegt, welche Möglichkeiten dazu dienen, dieser Rohrleitung einen zusätzlichen Schutz ­ oberhalb der TRFL und der Bedingungen, die im Rohrfernleitungsbau üblich sind ­ zuzugeben. In den Diskussionen mit den Fachleuten sind wir zu der Überlegung gekommen, dass so eine Geo-Grid-Matte die beste Lösung ist. Andere Lösungen wie eine Betonüberdeckung sind technisch nicht umzusetzen und haben zusätzlich den ganz großen Nachteil, dass diese Betonplatten bei bestimmten Hanglagen rutschen und die Leitung beschädigen würden.

Technisch umsetzbar ist dieses Geo-Grid, weil es schon im Landschaftsbau genutzt wird. Beim Setzen von Hügeln und ähnlichen Dingen dient dies als Unterstützungsgitter. Wir haben überlegt und haben den Hersteller dieses Geo-Gitters gefragt, welche Möglichkeiten es gibt, dieses Geo-Gitter in der nötigen Reißfestigkeit darzustellen. Mit dem Hersteller dieses Geo-Gitters haben wir am Ende ein Material eingesetzt, das nicht die übliche, sondern eine erhöhte Festigkeit bietet, um eine hohe Stabilität zu erzielen.

Das waren die Vorüberlegungen für alles, was wir gemacht haben. Wir wollten einen zusätzlichen Schutz einbauen und haben uns überlegt, was die beste Möglichkeit ist, die zum einen Schutz gewährt und zum anderen in der Lage ist, die geologischen Bedingungen und die örtlichen Gegebenheiten dieser Rohrfernleitung zu erfüllen.

Das Ergebnis davon ist dieses Geo-Gitter.

Mit dem TÜV und unter seinen Auflagen wurde dieser Feldversuch durchgeführt, um erstmalig zu zeigen, ob das überhaupt funktioniert. Denn das ist neu. Deshalb ist das Ergebnis anders, als es am Anfang prognostiziert wurde, weil wir etwas ganz Neues getan haben. Denn wir haben der Rohrleitung einen zusätzlichen Schutz gegeben und dieses Geo-Gitter eingesetzt. ­ Das ist der Grund dafür, warum im Laufe der Zeit dieses Geo-Gitter entwickelt und verbaut wurde.

Dieter Donner (Initiative Bau-Stopp der Bayer-Pipeline): Ich möchte dazu einige kurze Anmerkungen machen. Wir müssen Herrn Breuer schon sehr intensiv zuhören, um zu merken, was jetzt passiert.

Sie haben gesagt, Sie seien mit dem Geo-Grid über den Planfeststellungsbeschluss und über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgegangen. Über die gesetzlichen Bestimmungen? Möglicherweise. ­ Aber über den Planfeststellungsbeschluss? Nein, denn im Antrag steht, es solle ein 80 cm breites Geo-Grid eingebaut werden, das vor den Angriffen eines Baggers schützen solle.

Das heißt: Sie sind nicht über den Planfeststellungsbeschluss hinausgegangen, sondern Sie sind hinter dem Planfeststellungsbeschluss zurückgeblieben, denn Sie haben nur ein 60 cm breites Band verlegt. Ich kann das jetzt nicht prüfen. Aber vielleicht kann Erwin Schumacher prüfen, wie das Geo-Grid tatsächlich wirkt.

Erwin Schumacher (Initiative Bau-Stopp der Bayer-Pipeline): Das ist ein Stück der Geo-Grid-Matte, die in Monheim verlegt wird.

(Der Redner hält ein Stück Matte hoch.)

Es hat eine Stärke von 9 mm mal 10 mm. Das heißt, es gibt eine Auflagefläche von 90 mm. Das habe ich vor den Augen von Herrn Baumann vor nicht allzu langer Zeit im Gymnasium in Monheim zerrissen.

Eine später verlegte Matte hat eine größere Stärke von 11,5 mm mal 11,5 mm. (Der Redner hält ein weiteres Stück Matte hoch.)

Das ist eine Klebefläche von gut 132 mm. Im Vergleich zu 90 mm2 besteht eine Differenz von 40 %.

Nun komme ich auf die Festigkeit des Geo-Grids zu sprechen. Das habe ich vor wenigen Wochen in einer Schule gemacht. Damals hatte ich keine Handschuhe an und habe mich deswegen leider etwas geschnitten. Ich zeige Ihnen jetzt, was ein kleiner Bagger kann. Ich bin bestimmt kein kleiner Bagger, aber dieses Geo-Grid kann man mit bloßen Händen zerreißen. Ich bin auch körperlich noch nicht ganz fit; ich war drei Wochen krank.

(Der Redner zieht sich Handschuhe an und zerreißt die Matte.)

­ Das war die neueste und stabilste Geo-Grid-Matte.

Wir sind gerade bei der Sicherheit. Dieses schöne Vlies ist der sogenannte Steinschutz.

(Der Redner hält ein Stück Vlies hoch.)

Ich habe damit Folgendes vorgeführt ­ ich habe es heute nicht dabei, weil ich es nicht in den Landtag mitbringen wollte ­: Mit einem Holzklötzchen und einem Meißel haue ich da drauf; dann hat es ein Loch. Wenn ein spitzer Stein ­ der Erddruck beträgt viele Kilo und Tonnen ­ gegen diese Matte drückt, hat diese Matte überhaupt keine Wirkung. Das ist beides ein Schmarrn, wie der Bayer zu sagen pflegt. ­ In Sachen Sicherheit können Sie diese beiden Dinge weitgehend abschreiben.

Dr. Ulrike Nienhaus (Bezirksregierung Düsseldorf): Zum Thema Geo-Grid möchte ich im Moment keine weitergehenden Ausführungen machen. Es ist richtig, dass die Firma Bayer ein von der Breite, die im Planfeststellungsbeschluss niedergelegt ist, abweichendes Geo-Grid eingebaut hat. Statt einer Breite von 80 cm wurde ein 60 cm breites Geo-Grid verwendet. Dazu liegt uns ein Änderungsantrag vom 1.10.2008 vor.

Darüber wird in einem Planänderungsverfahren noch zu entscheiden sein. Da dieser Änderungsantrag noch nicht im Verfahren ist, sondern erst eingebracht wird, möchte ich vorab keine Bewertung abgeben, weil wir ergebnisoffen darüber entscheiden wollen.

Bei den Felsschutzmatten waren Nachweise erforderlich. Sie sind geführt worden.

Herr Rühlmann könnte das noch ergänzen. Es gibt auch keine tonnenschwere Überlagerung, sondern in dem Bereich, den wir eben gesehen haben, steht felsiges Material an. Es kommt zu einer Überdeckung von 1,40 m. So lässt sich ausrechnen, welches Gewicht damit auf dieser Leitung aufliegt. Dabei handelt es sich hier um plattiges und nicht unbedingt spitzkantiges Gebirgsmaterial, das Sie gerade mit dem Meißel vorstellen wollten. Insofern verwenden wir hier Felsschutzmatten, die den technischen Regeln entsprechen. ­ Vielleicht kann Herr Rühlmann das noch ergänzen.

Bernd Rühlmann (TÜV Hessen): Ich möchte etwas zu dieser Umhüllung ausführen.