Ausbildung

In diesem Zusammenhang begrüßen wir ausdrücklich den Wegfall der Abschlussprüfung für den mittleren Bildungsabschluss am Ende der Jahrgangsstufe 10. Dafür haben wir lange gekämpft.

Die Überprüfung der gymnasialen Kompetenzen zu Beginn der Qualifikationsphase durch zentral gestellte Klassenarbeiten halten wir dagegen für sinnvoll ­ auch im Hinblick auf das Zentralabitur.

Einige Anmerkungen im Detail:

Als sehr positiv bewerten wir, dass Sport Abiturfach wird.

Ebenfalls begrüßen wir ausdrücklich, dass eine Bandbreite von mindestens 35 und höchstens 40 Kursen in die Berechnung der Gesamtqualifikation der Schüler des achtjährigen Gymnasiums eingeht.

Wir finden es gut, dass die Anzahl der zulässigen Minderleistungen angepasst wird; dies ist zwingend notwendig.

Die fakultativen Projektkurse im Umfang von zwei Halbjahreskursen stärken die individuellen Schwerpunktsetzungen der Schüler. Wir haben uns berichten lassen, dass andere Bundesländer dort hervorragende Ergebnisse erzielen, und halten es für gut, dass das Land Nordrhein-Westfalen auch diesen Weg gehen will.

Insgesamt gilt: Die erfolgreiche Arbeit an den Gymnasien erfordert eine ständige Weiterentwicklung der Lehr- und Lernkultur. Die Bildungsinhalte müssen an die sich wandelnde Welt angepasst werden. Die große Reform der gymnasialen Oberstufe darf daher nur verschoben und in keinem Fall aufgehoben werden.

Joachim Miekisch (Landeselternrat der Gesamtschulen in NW): Die Fokussierung auf die Fächer Deutsch, Fremdsprachen und Mathematik führt nach unserer Ansicht zu Einschränkungen bei der Kurswahl. Wir denken nicht, dass die Wahl von Naturwissenschaften unbedingt zulasten einer möglichen Fremdsprache geht. In diesem Zusammenhang darf man auch nicht vergessen, dass wir im Bereich der Naturwissenschaften vor einem gesamtdeutschen Problem stehen.

Ansonsten begrüßen wir grundsätzlich die Verschiebung der Reform der gymnasialen Oberstufe.

Die vorgesehene Erhöhung der Pflichtstundenzahl wirft für uns etliche Fragen auf. In diesem Zusammenhang erinnere ich nur daran, dass wir in unserer Stellungnahme gegenüber dem Ministerium für Schule und Weiterbildung vom 11. September 2008 darum gebeten haben, zu berücksichtigen, dass laut § 2 des Schulgesetzes die Lust und der Spaß am Lernen ein Grundsatz des Lernverständnisses in NRW ist.

Letzter Punkt: Sollte tatsächlich eine erneute Prüfung für Schulformwechsler stattfinden, wäre dies wiederum eine massive Ungleichbehandlung. Dann würde sich in der Tat die Frage stellen, welchen Wert die ZAP 10 hat.

Konrad Großmann (Rheinische Direktorenvereinigung): Die Rheinische Direktorenvereinigung begrüßt die Verschiebung einer grundlegenden Reform der APOLandtag Nordrhein-Westfalen - 5 - APr 14/817 GOSt und das Vorhaben der Landesregierung, die Ausbildungs- und Prüfungsordnung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur in Teilen zu verändern. Die Rheinische Direktorenvereinigung erwartet, dass nach Vorlage einheitlicher Bildungsstandards der KMK für die gymnasiale Oberstufe eine umfassende Reform der APO-GOSt zügig, aber durchdacht umgesetzt wird.

Die Rheinische Direktorenvereinigung weist ausdrücklich darauf hin, dass mit dem gleichzeitigen Eintreten zweier Jahrgänge in die Oberstufe die Schulen einen zusätzlichen organisatorischen Aufwand zu bewältigen haben. Die Entscheidung der Landesregierung, die beiden Jahrgänge des Doppeljahrgangs weitestgehend nach parallelen Strukturen die gymnasiale Oberstufe durchlaufen zu lassen, wirkt sich nach unserer Einschätzung positiv auf die stundenplantechnische Organisation des Doppeljahrgangs aus.

Die Festsetzung der Pflichtstundenzahl auf 34 Wochenstunden ist aus unserer Sicht unproblematisch. Viele Gymnasien haben ihren Schülerinnen und Schülern auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Wahl von zehn bis elf Kursen ermöglicht und sogar empfohlen. Die Wahl von elf Fächern ist nicht außergewöhnlich. Die vorgeschriebene Stundenzahl von 34 ist für Oberstufenschüler zu bewältigen.

Die erhöhte Zahl der wöchentlichen Pflichtstunden in der gymnasialen Oberstufe führt jedoch dazu, dass die Schülerinnen und Schüler ­ besonders die in G 8 ­ verstärkt am Nachmittag Unterricht haben. Die materielle und räumliche Ausstattung der Schulen muss dem angepasst werden, da sich auch die Oberstufenschüler zukünftig länger in der Schule aufhalten werden.

Die Rheinische Direktorenvereinigung begrüßt die Stärkung der Kernfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. Die Auflage, dass zwei Kernfächer Prüfungsfächer im Abitur sein müssen, verbessert nach unserer Auffassung die Ausbildungs- und Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler.

Die Rheinische Direktorenvereinigung weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass aufgrund der erneuten zusätzlichen Belastung der Hauptfachlehrer, zum Beispiel durch weitere Korrekturen, die Schulen personell und materiell unterstützt werden müssen.

Die intendierte Stärkung der Kernfächer in der Sekundarstufe II kann zudem nur gelingen, wenn die Kernfächer bereits in der Sekundarstufe I Priorität genießen, das heißt, der laut Stundentafel vorgesehene Unterricht auch durchgängig, ohne durch Lehrermangel verursachte Kürzungen, erteilt wird. Auch sollte ein Kernfach in der Sekundarstufe I nicht dreistündig unterrichtet werden.

Die Erfahrungen bei der letzten schulscharfen Einstellungsrunde zeigen eine vor allem in den Mangelfächern ­ besonders in Mathematik, Latein und Physik ­ dramatische Situation. Weniger attraktive Standorte bekommen kaum noch neue Lehrer.

Das liegt nicht an den mangelnden Bemühungen der Schulleiter. Zukünftig muss auch das Zuweisungsverfahren dringend überarbeitet werden.

Die Stärkung der Kernfächer im Abiturbereich führt zwangsläufig zu einer Einschränkung der Wahl anderer Abiturfächer. Sie verhindert zum Beispiel die Wahl von zwei Naturwissenschaften im Abitur. Um zukünftig Schülerinnen und Schülern, die besondere Fähigkeiten im Bereich der Naturwissenschaften haben, die Möglichkeit zu geben, zwei Naturwissenschaften im Abitur zu belegen, sollte langfristig überprüft werden, zum Beispiel die Anzahl der Abiturfächer auf fünf zu erhöhen oder andere Möglichkeiten der Stärkung der Naturwissenschaften im Abiturbereich zu schaffen.

Die Bestimmung, dass alle Kurse der Qualifikationsphase gewertet werden, kann dazu führen, dass die von einer Schule angebotenen Kurse für alle Schüler von Bedeutung sind und mit der gebotenen Gewissenhaftigkeit belegt werden. Dadurch können die Qualität der Ausbildung erhöht und die Allgemeinbildung gestärkt werden, was wiederum zu einer Verbesserung der allgemeinen Hochschulreife führt.

Dazu kann auch die Einrichtung von Vertiefungs- und Projektkursen einen effektiven Beitrag leisten ­ unter der Voraussetzung, dass in diesen Kursen ein Niveau erreicht wird, das mit dem normaler Grundkurse vergleichbar ist.

Die Rheinische Direktorenvereinigung begrüßt die Abschaffung der zentralen Prüfungen in der Jahrgangsstufe 10. Die vorgesehene zentrale Klausur in Deutsch und Mathematik ist akzeptabel. Zur Verringerung des Arbeitsaufwandes und der Belastung der Kernfachlehrer sollte von einer Zweitkorrektur abgesehen werden.

Für die Rheinische Direktorenvereinigung ergibt sich abschließend folgender Gesamteindruck: Die vorgenommenen Änderungen werden weitestgehend begrüßt. Die APO-GOSt wird aber leider nicht übersichtlicher, sondern komplizierter. Die Beratung der Schülerinnen und Schüler sowie die Planung und Kontrolle von Schullaufbahnen werden mit Sicherheit schwieriger.

Daher sind folgende ergänzende Maßnahmen dringend erforderlich: Oberstufenkoordinatoren müssen für ihre Beratungstätigkeit mindestens fünf Entlastungsstunden erhalten. Dort muss die Entlastungsstundenzahl also dringend erhöht werden. Das Gleiche gilt für die Beratungslehrer. Hier muss man über den Anrechnungsschlüssel nachdenken.

Ein professionelles Softwareprogramm zur Umsetzung der vielen Details der neuen APO-GOSt muss rechtzeitig ­ vor 2010/2011 ­ vorliegen. Das Ministerium hat versichert, dass dann eine leistungsfähige auch tatsächlich zur Verfügung steht.

Unerlässlich ist zudem die Vorlage einer kommentierten Fassung der APO-GOSt noch in diesem Kalenderjahr.

Nur wenn diese Punkte umgesetzt sind, können die Schulen im Frühjahr 2010 eine angemessene Information der Schüler und Eltern durchführen. Die Eltern der jetzigen G 8-Klassen sind hinsichtlich schulorganisatorischer Veränderungen bereits extrem sensibel und äußerst kritisch. Daher empfehlen wir dringend, den Schulen in diesem Bereich die notwendigen Informations- und Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Gerhard Müller-Frerich (Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen): Von Herrn Dr. Maerz und Herrn Großmann sind schon viele Punkte angesprochen worden.