Hinsichtlich des zweiten Fragenkomplexes von Frau Beer möchte ich ergänzen was Herr Brückner gerade angesprochen hat

Ausschuss für Schule und Weiterbildung (74.) 25.03.

Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) fi mindestens 18-monatiger Vorbereitungsdienst Voraussetzung ist. Darauf will ich jetzt nicht mehr eingehen.

Hinsichtlich des zweiten Fragenkomplexes von Frau Beer möchte ich ergänzen, was Herr Brückner gerade angesprochen hat. Das heißt, es muss ganz klar konkretisiert werden, wie der Beratungs- und Betreuungsaufwand in den einzelnen Phasen pro Studierendem aussieht und wie viel auf die einzelnen Berufskollegs zukommt. Ich glaube, auch in der Vergangenheit haben die Berufskollegs gezeigt, dass sie sich sehr verantwortungsvoll dieser Aufgabe gestellt haben, eine entsprechend umfassende Ausbildung auch hier zu begleiten. Nur, das ist im Nachgang des Gesetzgebungsverfahrens Ende Mai zu konkretisieren.

Ich sehe eine Chance ­ das ist eben auch schon angesprochen worden ­ darin, dass die Verbändebeteiligung ­ in der ersten Phase ist sie ganz zufriedenstellend mit dem Schulministerium verlaufen ­ weiter fortgesetzt und intensiviert wird, um hier gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Ilona Dubalski-Westhof (Verein katholischer deutscher Lehrerinnen): Ich sehe es genauso wie die Vorredner, dass die Verkürzung des Vorbereitungsdienstes fatal wäre, insbesondere auch unter dem Aspekt, dass die Referendare zunächst einmal einen verminderten Stundenumfang an den Schulen leisten; das ist auch richtig.

Wenn sie dann nach zwölf Monaten mit der vollen Stundenzahl als angestellter oder verbeamteter Lehrer einsteigen und 26 oder 28 Unterrichtsstunden zu leisten haben, dann ist das ein zu krasser Übergang.

Heribert Woestmann (Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung, Münster): Zur Frage zur ökonomischen Bildung. Ich darf auf zwei Modellversuche verweisen, die im Land durchgeführt worden sind. Der eine hieß der andere PRAWIS. Im Ergebnis sagten beide ­ Wirtschaft in die Schule und Praxiskontakte Wirtschaft ­ Wirtschaft in die Schule ­, dass es dringend geboten ist, dieses Fach einzuführen. Die Konsequenz daraus haben wir noch nicht gezogen. Wir können nach Bayern schauen. Dort ist sowohl im S-I- als auch im S-II-Bereich das Fach Wirtschaft und Recht eingeführt, mit einem ausdrücklichen und ausführlichen Curriculum; das kann man im Netz wunderbar nachlesen.

Das Fach ist auch in Nordrhein-Westfalen im Bereich der selbstständigen Schulen eingeführt. Diese haben gesehen, dass das sinnvoll ist. Und das Fach Wirtschaftslehre wird an allgemeinbildenden Schulen laut der Statistischen Übersicht Nr. 355 über das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen von 8.518 Schülern unterrichtlich versorgt. Ich frage mich, woher die Lehrer kommen sollen, wenn wir dieses Fach nicht anbieten. Das können nicht Sozialwissenschaftler sein. Vielmehr gehört dieses Fach additiv dazu.

Zur Steuerungsgruppe. Heute Morgen ist sehr deutlich geworden, dass das LABG ebenso wie das Hochschulfreiheitsgesetz den Paradigmenwechsel von Top-down zu Bottom-up bedeuten. Dazwischen gibt es für mich Fragen, die einfach von der einzelnen Hochschule bezogen auf den jeweiligen Hochschulstandort gesehen und diskutiert werden ­ auch im Umkreis mit Studienseminaren oder Bezirksregierungen ­,

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Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) fi aber landesweit gibt es dafür sozusagen das Top-down-Modell, das es bisher gegeben hat. Das Ministerium tritt an Hochschulen heran, schlägt Dinge vor oder fordert auch Dinge oder erklärt über Zielvereinbarungen, dass sie sinnvoll sind. Dieses gibt es in dieser Form nicht mehr. Beispiel: Chinesisch. Welche Hochschule wird das Fach jetzt anbieten? ­ Es steht plötzlich in der LPO. Sind die Fachvertreter informiert? Haben Sie dafür die notwendigen Ressourcen? ­ Das ist bisher ein Fach im Rahmen der Weiterbildung gewesen, aber nicht ein originäres Fach. Das ist jetzt so aufgenommen worden.

Frau Beer hat heute Morgen auf das Fach Hauswirtschaft hingewiesen. Die Paderborner haben gesagt: Das machen wir schon. ­ Es gibt Ernährungslehre. Da werden 8.000 Schülerinnen und Schüler zu versorgen sein. Das Angebot ist total entfallen, seitdem Bonn keine Lehrer mehr ausbildet. Es gäbe eine Möglichkeit. Man würde den Wechsel, der derzeit nur vom gymnasialen ins Berufskollegslehramt möglich ist, zurückführen ­ so sieht es das LABG einstweilen nicht vor ­ aufs gymnasiale Lehramt.

Ist es wirklich praktikabel, Kunst und Musik als Einfachstudium landesweit anzubieten? ­ Wir brauchen diesbezüglich etwas an Steuerung und Abstimmung. Es könnte sein, dass Kunstgeschichte und Musikwissenschaft in Kombination viel interessantere Fächer wären. Ich könnte mir vorstellen, dass Musik an Informatik gekoppelt wird.

Ich erwähne elektronische Musik. Das wäre sonst nicht möglich.

Wir haben am 06.11.1989 vom Ministerium eine Vorgabe bekommen, einen Rahmenerlass für Fakulten, die nachzuerwerben waren, im Umfang von 100.000 Einzelfällen. Das hat zu Studienkursen an verschiedensten Hochschulen geführt. Über zusätzliche Angebote, heutzutage so etwas im Rahmen von Bachelor und Master zu organisieren, ist heute Morgen auch schon geredet worden. Ich prophezeie, dass es dazu 2015, 2016 oder 2018 wieder kommen wird, weil der Rückgang an Schülerinnen und Schülern und dann neu entstehenden Fakulten nicht mehr in ausreichender Zahl durch Neueinstellungen befriedigt werden kann.

All das sind für mich Fragen, bei denen ich mir wünschen würde, dass anders als bisher nicht regional gearbeitet und gedacht wird, sondern landesweit ­ unter Beteiligung beider Ministerien, unter Beteiligung der Schulseite, der Hochschulseite und der Schulaufsicht.

Prof. Dr. Bruno M. Moerschbacher (Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen, Westfälische Wilhelms-Universität Münster): Ich kann gut nachvollziehen, dass die Schulen zusätzliche Ressourcen einfordern, wenn wir in großen Zahlen Studierende an die Schulen schicken, um dort ausgebildet zu werden.

Ich sehe es von der anderen Seite her. Ich bekomme ständig E-Mails von Schülern, die sagen, sie würden gerne im Bereich von Biotechnologie ihre Facharbeit machen.

Sie fragen, ob sie nicht zwei Wochen lang ein Praktikum bei uns machen könnten.

Ich würde ihnen gerne zusagen. Aber wie soll ich das machen? ­ Dann müssten meine Doktoranden Schüler betreuen. Das geht nicht. Dafür werden sie nicht bezahlt, und dafür haben sie auch keine Zeit.

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Das heißt, wenn wir in großen Mengen Schüler an die Unis und Studenten an die Schulen schicken, dann brauchen wir dafür auf beiden Seiten Ressourcen.

Gabriela E. Custodis (Landeselternschaft der Gymnasien, Düsseldorf): Frau Schäfer, auch wir halten die Dauer der Referendarzeit von zwölf Monaten inklusive Prüfungszeit für zu kurz, weil dann der bedarfsdeckende Unterricht gar nicht mehr stattfinden könnte.

Frau Beer, wir sind auch der Meinung, dass alle Schulen Ausbildungsschulen sein sollten. Denn sonst wären die Schulen im ländlichen Bereich sehr benachteiligt. Diese haben jetzt schon Schwierigkeiten, Fachlehrer und Lehrer zu finden. Diese würden dann auch keine Referendare finden.

Prof. Dr. Eiko Jürgens (Fakultät für Pädagogik, Universität Bielefeld): Zur Frage, ob durch die Praktika, die jetzt im Gesetz vorgesehen sind, eine Kohärenz entsteht oder nicht; dazu ist teilweise Position bezogen werden. Die Kohärenz hat immer mit Qualität zu tun.

Die Kohärenz kann man hieraus letztlich nicht erschließen. Sie haben beispielsweise ein Assistenzpraktikum als sogenanntes Vorpraktikum für alle Lehramtsstudierenden vorgesehen. Gleichzeitig sagen Sie, dass dieses Assistenzpraktikum nicht vollständig vor Beginn des Studiums abgeschlossen werden soll. Dann muss man die Funktion dieses Assistenzpraktikums hinterfragen. Wofür ist es? Was ist, wenn es jemand vollständig abschließt? Und was ist, wenn es jemand nicht vollständig abschließt?

Zweitens. Was ist, wenn das Assistenzpraktikum vor dem Vorbereitungsdienst vollständig abgeleistet sein muss? ­ Dann hat die Person in der Zwischenzeit eine ganze Reihe anderer Praktika gemacht und dabei ganz andere Erfahrungen und Kompetenzen gesammelt, die für das Assistenzpraktikum und bezogen auf die vorherige Funktion möglicherweise überhaupt keine Bedeutung mehr haben. Das heißt, er geht möglicherweise in die Schule und lässt sich einfach nur abzeichnen, dass er das gemacht hat, obwohl das gar keine Funktion hat.

Wird es hingegen vollständig vor Beginn der Aufnahme eines Studiums abgeleistet, kann es eine eigenständige Funktion haben und in einem curricularen Zusammenhang der Praktika durchaus zu einer Kohärenz führen und damit eine gewisse Qualität sichern.

Das gilt genauso für die weiteren Praktika. Zum Beispiel gibt es das Orientierungspraktikum, das außerschulisch oder schulisch als Berufsfeldpraktikum gemacht werden kann. Für angehende Lehrer ist es sinnvoll, das im schulischen Bereich zu machen. Da kommt Ihnen aber Ihr Ansatz der Polyvalenz in die Quere ­ ein Ansatz, der sich in der Hochschule überhaupt nicht bewährt hat. Denn nur 5 % in diesen Studiengängen sind Polyvalente. Für diese muss man aber in der Hochschule Kapazitäten in anderen Feldern als im Berufsfeld Schule vorrätig halten. Das bedeutet, da haben wir wieder Schwierigkeiten. Aber diese Kohärenz bezogen auf Berufsfeldorientierung des Lehrers kann damit durchbrochen werden.