Ausbildung

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung (74.) 25.03.

Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) ni-beh gibt. Und ich glaube auch, dass die Elemente des Praxissemesters sehr angetan sind, ergänzend und konstruktiv einen Beitrag zur Lehrerbildung zu leisten.

Ich habe meine Bedenken bezogen auf die Verkürzung auf zwölf Monate geäußert, und deshalb noch einmal der Hinweis auf den Workload: Wenn ich wegen der bundesweiten Anerkennung 18 Monate als Basis, als Bezugsgröße brauche, ist das auch ein Punkt in der Argumentation, um möglichst keine Verkürzung auf zwölf Monate zu bekommen. Ich glaube, eine solche Kürzung wäre ein Verlust für die Lehrerbildung.

Der Einstieg über das Praxissemester ist, wie gesagt, aus meiner Sicht durchaus positiv zu beurteilen.

Die Organisation der Logistik ist im Prinzip lösbar. Wir haben die Zahlen.

Ein Problem gibt es in der Tat - daran wird noch gearbeitet -, und das ist der Sonderschulbereich und das sind einzelne Bereiche des BKs, wo fachspezifisch Schwierigkeiten auftreten. Aber in der Fläche und mit den großen Zahlen kommen wir eigentlich ganz gut klar. Von daher stellt sich für mich jetzt das Problem Unterrichtsausfall noch gar nicht. Das berührt das Praxissemester in seiner Qualität erst einmal überhaupt nicht, sondern das ist eine Frage einer möglichen Verkürzung zu einem späteren Zeitpunkt.

Den Workload für zwölf Monate VD habe ich nicht ausgerechnet. Ich wollte nur ein Äquivalent unter dem Gesichtspunkt: Was leisten wir in einem ersten Halbjahr an direktem Praxisbeitrag, an Einführung in Praxis, an Konfrontation und Erst-einmal-aufden-Weg-Bringen, um reflektierte Handlungskompetenz zu erlangen? Das ist die quantitative Ebene.

Zur Berufseingangsphase: Das es wünschenswerte Perspektiven gibt, da etwas zu tun, ist klar. Seit Jahrzehnten wird die fehlende Begleitung und Unterstützung beim Berufseingang beklagt. Das ist ein Desiderat nicht nur im Kontext dieses neuen LABG.

Welche Modelle gibt es? - In Hamburg hat man ein Modell entwickelt. Da müsste man sich neu zusammensetzen und etwas entwickeln. Aus dem Stand kann ich hier kein Konzept vortragen.

Günter Mörth (Studienseminar Aachen, Lehramt an Berufskollegs): Ich möchte zu den Punkten Zweite Phase, und dann? und Gespräch mit Hochschulen etwas sagen.

Wir haben in Gesprächen mit ehemaligen Referendarinnen und Referendaren festgestellt, dass sie nach zwei/drei Jahren vom Alltag der Schule eingeholt worden sind.

All das, was wir in guter Absicht in den zwei Jahren gemeinsam mit den Referendaren und Referendarinnen gelernt haben, ist durch den Alltag aufgesaugt worden. Sie sagen: Das schaffen wir einfach nicht, das, was wir aus den Seminaren Gutes mitgenommen haben, bei zu leistenden 25 oder 26 Stunden umzusetzen.

Wir haben mit dem Seminar für das Lehramt an Berufskollegs in Köln gemeinsam ein informelles Pilotprojekt entwickelt mit dem Ziel, den jungen Kolleginnen und Kollegen Landtag Nordrhein-Westfalen - 101 - APr 14/851

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Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) sd-beh zu helfen, und haben dieses Modell mit dem schönen Namen KAT - - in kleinem Kreis mit sehr großem Erfolg, mit sehr guten Evaluationsergebnissen sowohl in Köln als auch in Aachen ausprobiert. Darüber ernsthaft nachzudenken und jungen Kolleginnen und Kollegen in der Berufseinstiegsphase zu helfen, ist eine ganz wichtige Angelegenheit. Das wäre dringend notwendig.

Zu den Gesprächen mit den Hochschulen: Wir sind in Aachen in der glücklichen Lage, nur mit einer Hochschule kooperieren zu müssen. Wichtig ist für mich die Erfahrung: Es hat immer mit Personen zu tun. Es sind nicht einfach Hochschule und Seminar, sondern die Personen in der Hochschule und die Personen im Seminar müssen passen und bereit sein, aufeinander zuzugehen. Das klappt in Aachen, und das finde ich sehr positiv.

Wir arbeiten zum Beispiel in einem Arbeitskreis gemeinsam an der Frage: Was müssen eigentlich angehende Referendarinnen/Referendare können, wenn sie nur noch zwölf Monate VD vor sich haben? Wir arbeiten an einem gemeinsamen Papier und stellen uns vor, dass das, was nach einem Jahr jetziger Referendarausbildung an Kompetenzen da ist, eigentlich dann auch da sein müsste. Und wir sind erstaunt, dass die Hochschullehrer über das, was sie in der neuen Phase an der Hochschule leisten sollen, staunen. - Aber es ist eine spannende Zusammenarbeit; und in Aachen klappt sie gut.

Ralph Diehm (Studienseminar für das Lehramt Sonderpädagogik): Ich möchte auf die Frage von Frau Beer hinsichtlich der realistischen Einschätzung der Kooperation zwischen Hochschule und Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung eingehen. - Wir müssen uns bei dieser Frage überlegen, vor welchem Hintergrund wir das sehen wollen. Status quo ist - ich kann aber nur für Bielefeld sprechen -: Die Kooperation läuft. Wir sind froh, dass da das Lehramt Sonderpädagogik installiert ist und wir die Kooperation sehr eng ist. Aber das ist immer auf der Basis freiwilliger Zusammenarbeit und persönlicher Ressource zustande gekommen.

Wenn ich eine Prognose auf die Zukunft stelle, kann ich sagen: Wenn wir mit sämtlichen anderen Orten kooperieren sollten und keine Ressource dafür bekäme, bereitete mir das sehr große Bedenken und Bauchschmerzen.

Ich möchte insofern ergänzen, was Herr Prof. Dr. Thomas gesagt hat: Wir brauchen nicht mehr Flexibilität, sondern wir brauchen Zuverlässigkeit. Ausbildung braucht zuverlässige Partner. Kooperation braucht zuverlässige Partner. Dann sind die Aufgaben auch leistbar. Und wir möchten sie gerne leisten. Wir begrüßen das Praxissemester grundsätzlich; wir begrüßen, dass solche Anteile übernommen werden können. Wir würden gerne auch die Ressourcen dafür in Anspruch nehmen können, damit wir auch zuverlässige Partner der Hochschule sein können. Sonst bleibt es beim Status quo. Wir sind damit konfrontiert, dass bei Veränderung in den Personen immer die Partner wegbrechen. Und - das möchte ich hinzufügen -: Die Kooperation, die jetzt läuft, ist keine festgeschriebene Arbeit, sondern läuft immer noch zusätzlich zu dem Hauptamt, das man sowieso hat. Es. Von daher würde ich mir wünschen, dass in der Zukunft eben diese Zuverlässigkeit Realität wird.

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Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) sd-beh Sigrid Beer (GRÜNE): In Bezug auf das BK sind noch die Fragen nach der Durchlässigkeit und den Zugängen und danach, ob es wirklich zu Engpässen kommen wird, offen. Das ist für mich noch unbeantwortet.

Ich möchte gerne noch einmal nachsetzen, was die Logik des Systems angeht. Im Augenblick - so ist unsere Wahrnehmung - haben die Schulen sehr viel damit zu tun, die Auswirkungen der gegenwärtigen Schulpolitik zu bewältigen. Dazu nur ein Stichwort: G 8 in der Umsetzung. Die Herausforderung, dann noch den größeren Anteil an Ausbildung qualitätsorientiert zu leisten, ist ein zusätzliches Päckchen. Wir müssen sicherlich aufpassen, dass nicht gerade diejenigen, die in Ausbildung stehen, die Unterrichtsentwicklung mit betreiben wollen, nicht von dieser Logik des Systems eingefangen werden.

Das heißt: Die Schule muss erst einmal im Alltag zurechtkommen. Und dazu werden, weil sich das System zunächst einmal selbst helfen muss, natürlich Ressourcen entsprechend eingebunden, auch gegebenenfalls Praktikanten und Praktikantinnen in einer Art und Weise mit eingebunden, die gar nicht dem eigentlichen Ziel entspricht.

Was ist nach Ihrer Ansicht als Experten und Expertinnen für Ausbildung, die Sie täglich mit Ausbildungskoordinatoren und Mentoren in der Schule zusammenkommen, für das System Schule zusätzlich notwendig, damit diese Kooperation auch klappt und die Schule ihre Ausbildungsfunktion auch nach vorne hin erfüllen kann?

Prof. Dr. Stefan Thomas: Ich will die Frage von Frau Beer aufgreifend. - Das bedeutet natürlich, dass auch den Schulen für eine zusätzlich zu leistende Ausbildung - sei es die von Praktikanten, von Studierenden im Praxissemester, sei es die von Personen im Assistenzpraktikum - natürlich - wie auch im Seminar - eine Ressource zur Verfügung gestellt werden muss, um diese Kooperation als Ausbildungsbaustein sicherzustellen. Das ist unabdingbar, und dann ist die Aufgabe auch leistbar.

Was die Überfrachtung des einzelnen Kollegiums durch Umstellungsprozesse angeht, mag sich das vor Ort natürlich unterschiedlich darstellen. Jemand, der AKO war und sich auch weiterhin darauf konzentriert, wird vielleicht andere Fragen wie die der G-8-Umsetzung in seinem Fach etwas nachrangig betrachten. In einer solch kooperativen Arbeitsform ließe sich das machen. Das gilt letztendlich auch für das Seminar. Auch hier brauche ich Experten, die sich dem Praxissemester in besonderer Weise widmen, genauso wie diejenigen, die sich dann der Berufseingangsphase widmen. Ich brauche also einen Personalpool, aus dem ich die verschiedensten Aufgabenstellungen bedienen kann. Es ist heute schon die Rede von der Qualifizierung auch der Ausbilderinnen und Ausbilder gewesen: Mit dem Gesetzgebungsprozess muss der Erwerb von Qualifikationen für neue Herausforderungen einhergehen, damit diese dann auch bewältigt werden können.

Dr. Klaus Becker: Unsere Erfahrung mit den Schulen lehrt uns, dass dort im Augenblick zumindest das Bewusstsein herrscht: Wir müssen eine ganze Menge stemmen, auch an sinnvollen Sachen, sehr vieles zur gleichen Zeit.