Nachhaltigkeit

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung (74.) 25.03.

Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) sd-beh allerdings von vornherein mitbedacht werden. Das wäre sicherlich die Motivation, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Friedrich Heemeyer (Studienseminar für Lehrämter an Schulen, Arnsberg): Zu dem Bilanz- und Perspektivgespräch: Das wird in der Schule unter Beteiligung der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und der Schule stattfinden. Es wird nicht mit einer Bewertung abgeschlossen, sondern mit einer schriftlichen Zusammenfassung von Stärken und Entwicklungsbedarfen. Alles, was mit Benotung zu tun hat, geht in die Hand der Universität.

Sigrid Beer (GRÜNE): Ich möchte sie heute Abend nicht unnötig quälen, aber Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Expertise vorzutragen und zu den Dingen, zu denen Sie heute Morgen schweigen mussten, auch noch einmal Stellung zu beziehen.

Die Frage des Einbeziehens auch in die Bewertung des Praxissemesters bzw. des Abschlusses des Praxissemesters war auch eine wesentliche. Jetzt hat Herr Heemeyer dazu ja schon etwas gesagt und eine ganz neue Information geliefert. Halten Sie das, was geplant ist, für ausreichend? Das wird dann, so wie ich es verstanden habe, ein gesplitterter Prozess sein: einmal Beratungsgespräch mit dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung und Schule vor Ort, zum anderen Bewertung an der Hochschule.

Und was erwarten Sie von der Einbindung der Prüfung bzw. des Abschlusses des Praxissemesters?

Und was möchten Sie uns als Politik noch mitgeben, was Ihnen noch unter den Nägeln brennt?

Friedrich Heemeyer (Studienseminar für Lehrämter an Schulen, Arnsberg): Das Praxissemester - so steht es im Gesetz - soll mit einem Bilanz- und Perspektivgespräch abschließen. Dieser Teil wird von denjenigen durchgeführt, die die Studierenden in der Praxis am Lernort Schule wahrnehmen, erleben, mit ihnen sprechen.

Dann kommt zum Schluss ein Abschlussgespräch. Das ist zum Beispiel ein Ort, an dem über Eignung, wenn man das prozessual denkt, zumindest eine Rückmeldung gegeben werden kann. Das kommt ins Portfolio. Es ist noch unklar, noch nicht zu Ende diskutiert, ob das Teil des Entwicklungsportfolios und Reflexions-Portfolios ist dann bleibt es in der Hand der Studierenden -, oder ob es Grundlage wird für das Prüfungsgespräch in der Universität. Darüber wird noch in der Kommission verhandelt.

Dieses Bilanzgespräch wird nicht benotet. Daraus ergibt sich ein Gespräch, das Theorieaspekte berücksichtigt. Das ist dann eine Perspektive der Universität. Das ist noch vorläufig, das ist noch nicht abschließend besprochen.

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Dann ging es noch darum, welchen Anteil ich mir wünsche oder welche Position die Schulvertreter oder die Ausbilderseite haben. Ich glaube, dass es Sinn macht, dass wir bei den Prüfungen in der Universität dabei wären, dass eine Person vertreten wäre, wobei nicht die Person, die bei uns am Lernort Schule ausgebildet worden ist, in der Prüfung sein sollte. Wenn ich effizient ausbilden will, hilfreich mit Blick auf die Ausbildung sein will, dann benote ich besser nicht, weil nur dann mein Rat, meine Rückmeldung ernst genommen wird und nicht von vornherein dahinter steht: Aha, der beurteilt mich ja nachher. Das ist meine persönliche Meinung an der Stelle.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Sie verhandeln das jetzt in der Kommission?)

- In der Kommission wird darüber verhandelt.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Ich möchte bestätigen, dass ich es so verstanden habe, dass Herr Heemeyer gesagt hat: Das wird in der Kommission gerade verhandelt, die anderen sind nicht beteiligt.)

- Ich habe den Eindruck, dass Sie den Begriff des Verhandelns anders besetzen als ich. Wir sind in der Kommission fünf Universitätsvertreter, fünf von der Seite der Schule, des Ministeriums. Da wird darüber gesprochen, wie es zum Schluss gehandhabt werden soll. Daraus ergibt sich ein Vorschlag für den Kooperationsvertrag.

Prof. Dr. Stefan Thomas (Studienseminarleitervereinigung Nordrhein Westfalen): Wir haben jetzt von vielen Modellen, die noch in Kommissionen diskutiert werden, gehört. Ein abschließendes Urteil würde ich mir im Moment dazu gar nicht anmaßen. Ich finde, da gibt es noch viele Varianten, die man hören könnte. Das ist jetzt eine. Ob die Kommission sich darauf einigt, wissen wir im Moment nicht. Insofern kann ich mir vorstellen, dass ich dazu noch einen ganz anderen Blick entwickele.

Die Notwendigkeit, dass die an der Lehrerausbildung Beteiligten zusammenarbeiten, egal, in welcher Phase, ergibt sich zwingend. Wenn die Zusammenarbeitenden auch von dem Beratungs-, Beurteilungsprozess ausgeklammert würden, dann hätten wir ein Modell, das vermutlich keiner will. Also müssen sie, egal, ob sie aus der ersten oder zweiten Phase kommen, mit eingebunden werden. Welcher Praxisbegriff da wirklich hinter steht, haben wir im Laufe des Tages auch gehört. Das ist nicht unumstritten und längst nicht festgeschrieben. Also bleibt das hier noch ein sehr offener Prozess, bei dem man sich mit einer abschließenden Bewertung noch etwas zurückhalten muss. Darüber kann noch eine große Diskussion entstehen.

Dr. Klaus Becker (Studienseminarleitervereinigung Nordrhein-Westfalen): Erst einmal ist es positiv, dass wir diese paritätisch besetzten Arbeitsgruppen haben. Sie merken, wir haben auch ein Kommunikationsproblem. Offensichtlich ist der Zwischenbericht an mehrere Instanzen gegangen; die Seminare haben ihn nicht. Ich merke, Sie als Parlamentarier haben ihn auch nicht. Herr Heemeyer hat gerade von dem dann folgenden Kooperationsvertrag gesprochen, wenn sich die Kommissionen auf etwas einigen. Ein Kooperationsvertrag war quasi unsere ursprüngliche Forderung. Die Hochschulen werden aber getrennte, einzelne Kooperationsverträge Nordrhein-Westfalen - 108 - APr 14/851

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Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (55.) sd-beh schließen. Das ist etwas, womit wir dann Schwierigkeiten haben. Ich hoffe, das wird vermieden. Denn die Hochschulen sollten nicht auf unterschiedliche Weise mit den einzelnen Studienseminaren umgehen und umgekehrt wir nicht mit ihnen. Dann wäre das Ganze nicht organisierbar.

Sie haben gefragt, was wir Ihnen gerne mitgeben würden. Ich knüpfe an das an, was ich auch eben gesagt habe. Wir brauchen starke Ansprechpartner in den Hochschulen. Deshalb haben wir heute Morgen die Diskussion über die Kompetenzen, die Position der Zentren für Lehrerbildung sehr aufmerksam verfolgt. Manches ist universitäres Gerangel, das ist klar.

Wenn wir keine starken Ansprechpartner haben, gehen unsere Kooperationsbemühungen ins Leere oder ins Diffuse. Das innere universitäre Problem, die Selbstständigkeit der Fakultäten, Fakultätsrang ja oder nein?, ist für uns nur insofern wichtig, um es mit Helmut Kohl zu sagen: Wichtig ist, was hinten raus kommt. Wie sieht es dann für uns aus? Mit wem haben wir es zu tun? Noch einmal: Wir sind an starken Zentren für Lehrerbildung interessiert. Deshalb sind Dinge wie Fakultätsrang, eigene Forschung, eigene Berufe, all die Dinge, bei denen auch ein Rang widergespiegelt wird, für uns ganz wichtig.

Zwölf Monate sind für uns wirklich zu wenig. Wir verschließen uns dem Argument nicht, dass man bei der Lehrerbildung, die in Deutschland länger dauert als anderswo, Federn lassen muss. Wir haben Modelle vorgestellt, zum Beispiel ein Überblattungsmodell - zwölf Monate plus. In den letzten drei Monaten wird geprüft. Die Neuen haben drei Monate Zeit. Dann können wir die Harmonisierung der Starterkompetenz in drei Monaten vornehmen. Herr Rinkens hat mit Recht darauf hingewiesen: Es wird nach aller Lebenserfahrung in den Universitäten in verschiedenen Fachbereichen unterschiedlich gut ausgebildet werden. Wir haben einen Angleichungszwang.

Das heißt, wenn wir ein System finden würden, zwölf plus x, bei dem drei Monate überblattet werden, um ein Wort aus der Tischlersprache zu nehmen, dann wäre das zum Beispiel eine Möglichkeit, wobei ich mir immer noch nicht vorstellen kann, wie man unter 18 Monaten angesichts der richtigerweise gestiegenen Anforderungen weiter kommen will.

Mein letzter Satz: Warum nimmt man erprobte Strukturen vom Markt oder reduziert sie - Studienseminare -, bevor die neuen Strukturen so aufgebaut sind, dass man ihnen trauen kann? Das ist meine grundsätzliche Frage.

(Beifall)

Wir geben Strukturen auf. Warum warten wir nicht? Prof. Freisel und Prof. Lütgert haben dargestellt, wie wichtig Nachhaltigkeit, Zeit, langer Atem sind. Wir haben es mit Menschen zu tun, deren Handeln geändert werden muss. Es geht nicht nur um Strukturen, die man umstellt. Das ist unsere Frage. Wir verstehen nicht, dass das so schnell geht. Wir schmeißen Teller aus dem Fenster, von denen wir vielleicht noch einmal essen wollen.

Sabine Kölpin (Studienseminar Paderborn): Ich sagte vorhin schon, dass die Qualität des Praxissemesters von einer qualitativ gelungenen Kooperation abhängt.