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36. Sitzung (öffentlich) rß-be

Die beiden allgemein bekannten Gewaltauswirkungen in Amateurligen, seien in der neuen Saison nach polizeilichen Meldungen die herausragenden Ausnahmen gewesen, was sich insbesondere auf die Zahl der an der Auseinandersetzung Beteiligten bezogen habe. Allerdings habe es im Amateurfußball schon immer Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Mannschaften oder zwischen Angehörigen der jeweiligen Mannschaften ergeben.

AL Werner Stürmann (IM) geht auf die Frage der finanziellen Mittel für diesen Zweck ein und bittet um Verständnis, dass man nicht jeden Betrag für jedes einzelne Projekt heute nennen könne, was sich aber nachreichen ließe. Der größte Teil der Probleme lasse sich nicht mit einer Erhöhung der Mittel lösen, sondern vielmehr dadurch, dass die enge Zusammenarbeit zwischen organisiertem Sport, insbesondere dem Fußball, der Polizei, den Kommunen und Stadionbetreibern usw. in dem Versuch verstärkt werde, der Gewalt präventiv zu begegnen. In dieser Hauptlinie sei man relativ erfolgreich, wie es bereits dargestellt worden sei.

Zu den Fanprojekten verweist der Redner darauf, dass man im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr weit vorangeschritten sei. Hier gebe es eine Drittelfinanzierung zwischen Kommune, Land und Deutscher Fußball-Liga, die miteinander abgestimmt werde. Es sei nicht bekannt, dass es an der Stelle zu Problemen gekommen sei. Im Gegenteil seien gerade in diesem Bereich sehr viele Fortschritte erreicht worden.

Darüber hinaus gebe es Bestrebungen, diese Arbeit auf weitere Kreise, etwa auf die neue NRW-Liga, auszudehnen. Insofern sei es schwierig, die Frage zu beantworten, ob und wie viel Mittel dafür benötigt würden.

Anders sei es bei einzelnen Projekten, die eine Anfangsfinanzierung benötigten. Die Kampagne des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes „respect" habe in einzelnen Punkten vonseiten des Landes auch eine Anschubfinanzierung in geringem Umfang erhalten. Seines Erachtens gebe es da keine Probleme.

Ewald Groth (GRÜNE) meint, wolle man die Bemühungen um die Bekämpfung der Auseinandersetzungen auch auf die NRW-Liga ausweiten, handle es sich auch um eine Ausweitung der Arbeit. Das bedeute aber eine Verringerung der Haushaltsansätze der einzelnen Projekte, oder man müsse die Haushaltsansätze bei der Drittelfinanzierung aufseiten des Landes erhöhen.

Löblich sei etwa das vom Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband angeschobene Projekt „respect". Dieser Verband befinde sich allerdings anders als die Profiligen momentan in großen haushalterischen Schwierigkeiten. Die Anschiebung des Projekts sei neben einem kleinen Teil seitens des Landes zum größeren Teil durch den Fußballverband übernommen worden. Diese Arbeit gehöre zur eine Aufgabe des Verbandes, der deshalb auf eine vernünftige finanzielle Basis gestellt sein sollte. An der Stelle gebe es eine Verbindung zu dem eben diskutierten Problem, dass der LandesSportBund, der in den letzten Jahren mit Mühe seine Fachverbände habe unterstützen können, im nächsten Haushaltsjahr noch 2,1 Millionen weniger erhalte. Das bedeute eine Kürzung der an dessen Fachverbände fließenden Mittel.

Damit sehe er einen wichtigen Teilbereich der Sportpolitik in Gefahr. Es bleibe die

36. Sitzung (öffentlich) rß-be Frage, wie das Problem gelöst werden solle, wenn kein Geld vorhanden sei. Nach seiner Meinung stimme die Grundfinanzierung nicht, die Projektfinanzierung sei zu gering; beides müsste ausgeweitet werden.

Er erwarte also einen schriftlichen Bericht über die in der Vorlage angesprochenen Projekte, über deren Finanzierung im Einzelnen und über den angenommenen Finanzbedarf.

Rainer Bischoff (SPD) geht auf die auf Seite 6 des Berichts stehende Aussage ein, dass der Verfassungsschutz keine systematischen Bemühungen der rechtsextremistischen Szene in Nordrhein-Westfalen feststelle, das Feld Fußball gezielt aufzugreifen. In den 80er-Jahren sei das hinsichtlich der Borussen-Front einmal anders gewesen, und er wolle gern Auskunft darüber, ob es sich dabei um einen konstanten Rückgang seit den 80er-Jahren handele oder ob dies in dem Berichtszeitraum von Jahr zu Jahr anders zu bewerten gewesen sei.

AL Werner Stürmann (IM) antwortet, diese Entwicklung bezüglich der rechtsextremistischen Szene sei nicht zufällig, sondern zeige sich schon längerfristig. Das beste Beispiel sei die bereits angesprochene „Borussen-Front", die durch Fanprojektarbeit im Prinzip nicht mehr existent sei. Das Problem sei auch insgesamt verschwunden, was aber nicht bedeute, dass es einzelnen Fällen wieder auftauchen könnte. Insofern sei das Problem systematisch gut bewältigt.

Die Frage von Herrn Groth sei zweigeteilt und beziehe sich zum einen auf die Finanzierung der Sportverbände und des organisierten Sports insgesamt, wozu er keinen weiteren Kommentar mehr abzugeben brauche, weil darüber ja beim letzten Tagesordnungspunkt diskutiert worden sei, und zum anderen auf den Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband und dessen drei Landesverbände. Sie seien aber auf den Feldern, die man unter diesem Tagesordnungspunkt diskutiere, voll aktionsfähig.

Es gebe keinerlei Einschränkungen der Arbeit in den verschiedenen Feldern wie etwa „respect". All dieses funktioniere mit der anteiligen finanziellen Unterstützung des Landes. Schließlich müsse Geld auch nicht dafür ausgeben, wo nichts Neues mehr bewege. Im Übrigen sehe man auch keine großen Problemlagen, die über das hinausgingen, was die Landesregierung im Bericht geschildert habe.

Vorsitzender Axel Wirtz hält fest, dass der Ausschuss einen von Herrn Groth gewünschten Sachstand über die Finanzierung der einzelnen in dem Bericht genannten Projekte mit der Angabe erwarte, wie viel Mittel aus dem Landeshaushalt kämen, wie viel kofinanziert würde und wie viel die Verbände beisteuerten.

Sodann begrüßt der Vorsitzende den zwischenzeitlich eingetroffenen Prof. Dr. Pilz und bittet ihn um seinen Bericht.

36. Sitzung (öffentlich) rß-be Prof. Dr. Gunter A. Pilz berichtet: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich für die Einladung.

Bei dem, was wir im Sport von Gewalt bis zu Rechtsextremismus beobachten, ist der Sport ­ so sagt man immer ­ ein Spiegelbild der Gesellschaft.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 2)

Wir gehen davon aus, dass er kein Spiegelbild ist, sondern eher ein Brennglas oder so was wie ein Parabolspiegel, der aufgrund seiner hohen Attraktivität und öffentlichen Aufmerksamkeit geradezu gesellschaftliche Probleme in sich bündelt.

Deshalb tauchen sie immer wieder gerade im Sport auf.

Entsprechend den Vorgaben habe ich drei Themenpunkte herausgegriffen, die ich abarbeiten will.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 3)

Das erste Thema ist die Gewalt im Amateur- und Jugendfußball zum Thema ethnische/ethnisierte Konfliktpotenziale mit entsprechenden Handlungsempfehlungen. Dann will ich etwas zum Thema Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Profi- und Amateurvertragsfußball sagen, und als Drittes komme ich zu dem Thema Rechtsextremismus im Sport, zu dem wir vor einem halben Jahr eine Expertise für das Bundesministerium des Innern erstellt haben, die in den nächsten Tagen im Meyer&Meyer-Verlag, Aachen, erscheinen wird.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 4)

Ich komme zunächst zu den ethnischen Konfliktpotenzialen und will auf eine Untersuchung zurückgreifen, die wir in Niedersachsen gemacht haben, wo wir sämtliche Spielabbrüche während einer Saison analysiert haben.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 5)

Dabei kam heraus, dass zwei Drittel dieser Spielabbrüche von Spielern mit Migrationshintergrund produziert und provoziert wurden. Die Ursachen für solche Erscheinungen sind ganz interessant und werden je nachdem, aus welchem Lager man kommt, sehr unterschiedlich interpretiert.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 6) Angehörige deutscher Vereine sagen, das liege am südländischen Temperament, an der Disziplinlosigkeit, vor allen Dingen bei Schiedsrichterentscheidungen, oder an der Separierung von Migranten in eigene Mannschaften und Vereine, also die sogenannten ethnischen Vereine.

(Anlage zu TOP 2 ­ Folie 7) Angehörige der Vereine mit Migrationshintergrund hingegen sagen, diese Ursache für diese Gewalt und diese Spielabbrüche lägen an massiven Diskriminierungsformen, an verbalen Provokationen, an Benachteiligungen durch Schiedsrichter und Spruchkammern und ganz allgemein an der Ausländerfeindlichkeit. Unsere