Migration

(Folie: Wen haben wir durch das Projekt erreicht?)

Als Brückenmenschen haben wir sechs Personen mit türkischer, deutscher, polnischer und arabischer Herkunft sowie mit unterschiedlichen Berufen erreicht.

In den Weiterbildungsangeboten haben wir bisher ­ dabei sind die beiden von mir zuletzt vorgestellten Angebote noch nicht berücksichtigt ­ 20 Frauen mit türkischer, arabischer und deutscher Herkunft im Alter von 21 bis 67 Jahren erreicht. Es waren Mütter mit Kindern; es waren Hausfrauen; es waren zum Teil aber auch Frauen mit handwerklichen und kaufmännischen Ausbildungen.

(Beifall) Fenna Paproth: Ich freue mich, Ihnen an dieser Stelle schon erste Ergebnisse mitteilen zu können. Das Projekt ist zwischenevaluiert worden, und wir haben einige Zahlen mitgebracht.

(Folie: Ergebnisse aus der Zwischenevaluation)

Die erste Zahl lautet: 100 %. Wir haben in diesem Projekt festgestellt, dass sämtliche Teilnehmenden dieser Weiterbildungsangebote den Kontakt dazu über die Brückenmenschen bekommen haben, also ausschließlich über das persönliche Gespräch.

Daran wird noch einmal deutlich, dass herkömmliche Zugangsformen wie zum Beispiel das Faltblatt, der Flyer, die Homepage und der E-Mail-Verteiler an dieser Stelle nicht funktioniert haben; das gelang nur über das direkte Gespräch mit den Brückenmenschen.

Ferner haben wir herausgefunden, dass wir 80 % der Teilnehmenden neu für die Weiterbildung gewonnen haben; sie hatten zuvor noch nie an Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen. Das ist eine sehr erfreuliche Zahl.

90 % der Teilnehmenden haben sich in den Seminaren sehr wohl gefühlt und mehrfach betont, wie wichtig es ihnen ist, dass in den Weiterbildungsräumen eine sehr wertschätzende und respektvolle Atmosphäre vorherrscht.

85 % haben die Teilnahme an den Weiterbildungsangeboten als persönlichen Gewinn erlebt. Wir haben auch nachgefragt, was „persönlicher Gewinn" denn eigentlich heißt. Daraufhin haben fast alle gesagt, dass sie hier für sich eine Stärkung erfahren haben, und zwar sowohl für ihre persönlichen Bezüge als auch insbesondere für das berufliche Umfeld. Das zeigt, dass politische Bildung in diesem Projekt tatsächlich auch eine Schnittstelle mit Anknüpfungspunkten an andere Lebens- und Arbeitsfelder dargestellt hat.

Sehr erfreulich ist auch, dass alle Teilnehmenden die Weiterbildungsangebote weiterempfehlen. Aktuell sind sogar mehrfach Wünsche nach mehr Weiterbildung, zum Beispiel Deutschkursen am Vormittag, an uns herangetragen worden.

(Folie: Erfahrungen aus dem Projekt)

Wir möchten Ihnen heute in diesem Kontext auch erste Erfahrungen mitteilen, die wir bisher aus diesem Projekt gewonnen haben. Das Ziel des Projekts ist es ja, neue Zugänge zu Gruppen von Menschen zu erschließen, die bisher überhaupt nicht an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben.

Wir haben festgestellt, dass diejenigen, die wir für die Weiterbildung gewinnen konnten, alle sehr lernbereit sind und ein ganz großes Interesse an Weiterbildung haben.

Das betrifft im großen Maße die Migranten und Migrantinnen, die an unseren Angeboten teilgenommen haben.

Ein zentraler Aspekt in diesem Projekt zur Weiterbildung mit Wertschätzung waren die Brückenmenschen. Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, wie wichtig sie sind.

Wir haben hier wirklich die Erfahrung gemacht, dass sie diejenigen sind, die tatsächlich auch die Bildung im sozialen Nahraum erschließen können.

Überwiegend haben wir Referentinnen und Referenten eingesetzt, die einen Migrationshintergrund haben. Wie wir festgestellt haben, bedeutet das für die Zielgruppe, die wir für die Weiterbildung gewonnen haben, auch einen großen Vertrauensvorschub. Gleichzeitig haben die eingesetzten Migrantinnen und Migranten natürlich eine Vorbildfunktion.

Vor dem Hintergrund politischer Bildung sehr erfreulich ist, dass ganz viele Teilnehmenden immer wieder den Wunsch äußern, dass sie sich beteiligen wollen. Sie zeigen sich engagiert und wollen sich in die Gesellschaft einbringen. Ausdrücklich betonen sie, dass sie nicht an die Hand genommen werden wollen. Sie möchten keine Hilfestellung, sondern wollen aktiv beteiligt werden. Das bedeutet, dass sie Weiterbildungsangebote brauchen, in denen sie Handwerkszeug erlernen, wie sie sich zum Beispiel in die Kommunen aktiv einbringen können. Mehrfach ist das so gesagt worden.

Die Herstellung des Lebensweltbezugs ist für diese Zielgruppe sehr wichtig. Deshalb sollten Problemstellungen aufgegriffen werden, die mit den Lebenswelten der Teilnehmenden eng verbunden sind ­ beispielsweise das Stichwort Diskriminierung; denn alle Migrantinnen und Migranten erfahren vielfach Benachteiligung und Diskriminierung. Dies haben wir insbesondere in dem Workshop zum Empowerment aufgegriffen.

Beim Versuch, diese Zielgruppe für die Weiterbildung und insbesondere die politische Bildung zu gewinnen, ist es von Vorteil, wenn die Weiterbildungseinrichtungen als solche bereits die Gleichstellung von Migranten und Migrantinnen implementiert haben. Wenn Migranten und Migrantinnen als Fachkräfte in den Einrichtungen angestellt sind, erleichtert das diese Arbeit.

Der letzte und ganz entscheidende Punkt ist folgender ­ heute ist auch schon mehrfach darauf hingewiesen worden ­: Die Gewinnung von mehr Teilnehmenden für die Weiterbildung ist ­ insbesondere bei denjenigen, die bisher noch nicht an Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen haben ­ ein unglaublich zeitaufreibender Vorgang. Das bedeutet, dass zeitliche Ressourcen sehr wichtig sind. Sie müssen auf eine verlässliche Art und Weise sichergestellt sein, damit sowohl die Brückenmenschen als auch die Teilnehmenden dauerhaft begleitet werden können und mehr und mehr an die Weiterbildung herangeführt werden können. (Folie: Vielen Dank!)

Ich hoffe, dass Sie von dieser Präsentation angetan sind. ­ Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall) Doris Sandbrink (Gesprächskreis für Landesorganisationen der Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen): Vielen Dank. ­ An diesem Beispiel ist sehr deutlich geworden, dass politische Bildung Menschen stärken und zur Handlungskompetenz führen kann, wenn man es schafft, über Brückenmenschen den Kontakt in das entsprechende soziale Milieu herzustellen. Das ist ein wichtiger Beitrag. In diesem Kontext geht es auch nicht um eine Sozialpädagogisierung von Bildung, sondern darum, dass Menschen erfahren wollen, wie sie an dieser Gesellschaft partizipieren können und wie sie sich einbringen können.

Jetzt kommen wir zum zweiten Praxisbeispiel. Herr Pfarrer Klaus Breyer und Herr Johannes Rücker werden Ihnen ein Projekt zum Handlungsfeld „Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit" vorstellen. Dabei handelt es sich um eine ökumenische Initiative ­ deswegen wird sie auch von ihnen beiden vertreten ­ zum Thema „Zukunft einkaufen". Klaus Breyer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Es gibt Vormittage, an denen man sich wünscht, dass die Sonne nicht ganz so schön scheinen möge. Ich hoffe aber, dass Sie diese Präsentation trotzdem erkennen können.

(Präsentation: „Zukunft einkaufen") „Zukunft einkaufen" ­ ein Projekt der Evangelischen und Katholischen Kirche in Deutschland, ökumenisch ausgelegt, deutschlandweit durchgeführt und mit einem großen Pool von Kooperationspartnern.

(Folie: Laufzeit...) Sie sehen hier die Deutschlandkarte. Sie erkennen auch einen Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt beteiligen sich 150 kirchliche Einrichtungen, Kirchengemeinden wie auch Bildungsstätten, in 15 Testregionen. Wir planen ab Januar 2010 eine bundesweite Ausweitung und werden in diesem Bereich deswegen eine Weiterbildungskampagne starten.

Die Überschrift dieses Blocks unserer Weiterbildungskonferenz lautet: „Durch Partizipation Gesellschaft gestalten ­ Demokratie braucht (mehr) politische Bildung". Ich möchte Ihnen das in Bezug auf das Projekt „Zukunft einkaufen" an dem Themenfeld Klimaschutz als einem wichtigen Schwerpunktbereich dieses Projekts verdeutlichen.

(Folie: Problemfall Klimaschutz ­ Ev. Kirche) Sie wissen sicherlich, dass wir uns als Kirchen sehr für einen konsequenten Klimaschutz einsetzen. Das tun wir mit Akademieveranstaltungen und Workshops. Wir haben aber natürlich auch ein eigenes Problem mit dem Klimaschutz. Dabei geht es um unseren eigenen Energieverbrauch. Wir müssen uns als Institution Kirche selbst fragen, wie viel CO2 wir eigentlich emittieren und welchen Teil dieser Emissionen wir einsparen können.