Flüssiggas als Chance für mehr Versorgungssicherheit und Wettbewerb im Gasmarkt
I. Einseitige Importabhängigkeit durch Pipelines:
Eine Gasversorgung, die ausschließlich auf Pipelines gestützt ist, birgt das Risiko einseitiger Importabhängigkeit. Das zeigen die durch den russischen Gazprom-Konzern vor kurzem ausgelösten Irritationen. Um die Versorgungssicherheit mit Erdgas zu erhöhen, ist es von erheblicher Bedeutung, zusätzliche Liefermöglichkeiten für ein von Gasimporten abhängiges Land wie Deutschland zu gewinnen. Die Gasreserven in Deutschland und auch in unseren wichtigen Lieferländern Niederlande und Großbritannien gehen absehbar zur Neige. Ein Gasimport über Pipelines findet dann nur noch aus Russland und Norwegen statt.
II. Weltweit steigende Bedeutung von Flüssiggas: Weltweit gewinnt Flüssiggas eine immer größere Bedeutung. Länder wie Japan und Südkorea, die über keine Gas-Pipelines mit Lieferländern verbunden sind, aber auch zunehmend die USA und Großbritannien setzen für ihre Versorgung das in speziellen Anlagen verflüssigte Erdgas ein. Norwegen baut derzeit die zweitgrößte Gasverflüssigungsanlage der Welt. In Danzig soll ein großes Anlandetermimal für Flüssiggas entstehen, um Polen unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland zu machen.
Der Markt für Flüssiggas ist in der Vergangenheit weltweit jährlich um acht Prozent gewachsen. In Zukunft gehen Schätzungen sogar von zehn bis 15 Prozent Steigerung pro Jahr aus. Der Vorteil von Flüssiggas ist seine Flexibilität: Es kann unabhängig von Pipelines mit Tankschiffen über große Entfernungen transportiert werden. So können Gasvorkommen auch unabhängig von Vorhandensein von Pipelines für die deutsche und europäische Gasversorgung nutzbar gemacht werden.
III. Anlandeterminals für Flüssiggas:
Der beherrschende Gasversorger in Deutschland, Eon Ruhrgas, hat sich trotz der weltweiten Entwicklung erst nach langem Zögern bereit erklärt, in Wilhelmshaven ein Anlandeterminal für Flüssiggas zu errichten. Das legt den Verdacht nahe, dass der in Russland über Gazprom stark engagierte Konzern gar kein Interesse hat, sich durch Flüssiggaslieferungen Konkurrenz ins Land zu holen. Deutschland darf die weltweite Entwicklung beim Einsatz von Flüssiggas im Sinne der Sicherheit seiner Energieversorgung nicht verpassen. Das gilt umso mehr, wenn in Zukunft mehr Fahrzeuge statt mit knappen und teuren Erdölprodukten mit Erdgas betrieben werden. Eine ausreichende Zahl von frei zugänglichen Anlandeterminals für Flüssiggas ist auch erforderlich, damit zusätzliche Marktteilnehmer die Chance bekommen, ihr Gas von der Küste aus in das deutsche Pipelinenetz einspeisen zu können. So kann unsere Gasversorgung in Zukunft auf deutlich mehr Lieferländer gestützt werden. Deswegen sollte der Bau von Anlandeterminals für Erdgastanker eine politische Priorität für die Gasversorgung Deutschlands haben.
IV. Beschluss:
Die Landesregierung wird vor diesem Hintergrund aufgefordert,
· sich für den Bau von Anlandeterminals für Flüssiggas an den deutschen Küsten einzusetzen.
· alles Notwendige zu tun, um die Zahl der Marktteilnehmer, deren Marktchancen und damit den Wettbewerb im Gasmarkt und letztlich die Versorgungssicherheit in Deutschland zu erhöhen.