Wolfram ist ein Schwermetall mit einem sehr hohen Schmelz und Siedepunkt

Zur Frage 2

Bei der Herstellung moderner panzerbrechender Munition wird aus Umwelt- und Arbeitsschutzgründen statt bedenklicher Metalle, wie z. B. abgereichertes Uran (Depleted Uranium, DU) und Blei, zunehmend Wolfram eingesetzt. Die verwendeten Pfeilgeschosse bestehen aus Wolfram mit Beimischungen aus Nickel, Cobalt und Kupfer.

Wolfram ist ein Schwermetall mit einem sehr hohen Schmelz- und Siedepunkt. Aufgrund seiner sehr dicht gepackten Kristallstruktur hat Wolfram enorme mechanische Festigkeit und eine sehr hohe Dichte. Wolframlegierungen sind thermisch beständig. Wolfram findet deshalb bei der Herstellung von Hartmetallwerkzeugen, wie z. B. Bohrern Verwendung.

Dennoch haben Untersuchungen von Schießplätzen durch das Labor Spiez in der Schweiz belegt, dass Wolframpfeile nicht unbeschädigt in den Boden eindringen, sondern beim Auftreffen stark fragmentiert werden. Die Analysen der Boden- und der Vegetationsproben ergaben eine feinpartikuläre Boden- und Vegetationsbelastung durch die Rückstände der Wolframmunition.

Bei Wolfram wurde, unabhängig von der auf den zwei untersuchten Schießplätzen gegebenen Geologie und dem damit verbundenen pH-Wert (saure/basische Umgebung), eine recht hohe Mobilität festgestellt. Der nach Schweizerischer Altlastenverordnung durchgeführte Eluattest der stark mit Wolframmunition kontaminierten Bodenproben (aus dem Zielgebiet) ergab mehrere Milligramm Wolfram pro Liter Eluat.

Aufgrund der Wasserlöslichkeit besteht die Möglichkeit, dass Wolfram in die Gewässer eingetragen wird. Ob und inwieweit dies zu einer Trinkwassergefährdung führen kann, kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Der Kenntnisstand zu Wolfram und seinen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt ist noch ungenügend.

Für Wolfram sind keine Qualitätsnormen/Grenzwerte für Oberflächenwasser und Grundwasser vorhanden. Auch für Boden, Klärschlamm und Abfälle wurden keine Referenz-/ Grenzwerte gefunden. Für Trinkwasser bestehen gemäß der Trinkwasserverordnung 2001

(TrinkwV 2001) ebenfalls keine expliziten Grenzwerte. Grundsätzlich gilt jedoch gem. § 6 Abs. 1 TrinkwV 2001, dass im Wasser für den menschlichen Gebrauch chemische Stoffe nicht in Konzentrationen enthalten sein dürfen, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen. Darüber hinaus greift das in § 6 Abs. 3 TrinkwV 2001 verankerte Minimierungsgebot, wonach Konzentrationen von chemischen Stoffen, die das Wasser für den menschlichen Gebrauch verunreinigen oder seine Beschaffenheit nachteilig beeinflussen können, so niedrig gehalten werden sollen, wie dies nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik mit vertretbarem Aufwand unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls möglich ist. Vom Staatlichen Umweltamt Aachen wird vorgeschlagen, vor Beginn der Munitionstests Sedimentproben aus dem Perlenbach auf Wolfram zu untersuchen, wobei diese Messwerte dann als hinterlegte Referenzwerte für weitere Untersuchungen dienen können.

Zur Frage 3:

Die zuständigen Ministerien werden sich mit dem wallonischen Ministerium für Raumordnung, Transport und territoriale Entwicklung in Verbindung setzen und sich über den geplanten Einsatz informieren lassen und auf Grundlage dieser Informationen beurteilen, ob weitere Untersuchungen über die Anforderungen des Kreises Aachen hinaus erforderlich sind.

Zur Frage 4:

Die Inhalation von Wolfram-Stäuben sollte vermieden werden. Der Arbeitsplatzgrenzwert liegt gemäß TRGS 900 (2005) für Wolfram und unlösliche Wolframverbindungen bei 5 mg/m³, für lösliche Wolframverbindungen bei 1 mg/m³. Prinzipiell ist eine Verbreitung wolframhaltiger Stäube z. B. durch Verwehungen im Umkreis des Schießgebiets möglich. Eine Gefahr durch wolframhaltige Stäube für die aquatische Umwelt kann derzeit jedoch nicht genau abgeschätzt werden, da die Informationen zur Umwelt- und Gesundheitswirkung von Wolfram unzureichend sind (s. hierzu auch Antwort zu Frage 2).

Zur Frage 5:

Wie zu Frage 3 bereits beantwortet, unterstützt die Landesregierung die in der Stellungnahme des Kreises Aachen geforderten Untersuchungen und wird dieses auch in den Gesprächen mit dem wallonischen Ministerium für Raumordnung, Transport und territoriale Entwicklung vertreten.