Auslagerung von Entwicklungs- und Produktionsdienstleistungen der Automobilhersteller

Im Zuge der Auslagerung von Entwicklungs- und Produktionsdienstleistungen der Automobilhersteller sind eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in die Zulieferindustrie verlagert worden.

So werden die meisten Vorprodukte in externen Zulieferbetrieben hergestellt. Hierzu zählen beispielsweise Türmodule, die Motorsteuerung und Innenraummodule. Eine genaue Anzahl der davon betroffenen Arbeitsplätze liegt aufgeschlüsselt nicht vor.

Als ein Beispiel dient hier der Ford-Supplier-Park in Köln, wo Ford-Zulieferer mit insgesamt ca. 1.000 Beschäftigten angesiedelt sind. Darunter sind auch namhafte Firmen wie Siemens, Dynamit Nobel, Sommer Allibert und Visteon vertreten.

17. Bei den Zulieferern wird unterschieden in sogenannte A- und B- Lieferanten. Wie hoch ist der Anteil der A-Lieferanten a) bezogen auf den Gesamtanteil der Lieferanten aus NRW, b) bezogen auf die Gesamtzahl der Zulieferer der Automobilbranche?

18. Bei den Zulieferern wird unterschieden in sogenannte A- und B- Lieferanten. Wie hoch ist der Anteil der A-Lieferanten a) bezogen auf den Gesamtanteil der Lieferanten aus NRW, b) bezogen auf die Gesamtzahl der Zulieferer der Automobilbranche?

Die Fragen 17 und 18 werden zusammen beantwortet, weil sie identisch sind.

Nach Kenntnis der Landesregierung werden Zulieferer der Automobilindustrie unterschieden hinsichtlich ihrer Stellung in der Zulieferkette nach TIER-1 bis TIER-n.

Unternehmen aller Branchen bedienen sich der sogenannten ABC-Analyse zur Klassifikation ihrer Lieferanten. Dabei können Zulieferer im Rahmen eines Lieferantencontrollings je nach ihrer Bedeutung für das Unternehmen in Gruppen von A bis C eingeordnet werden. Wie viele und welche Kriterien zur Bewertung herangezogen werden, liegt im Ermessen eines jeden Unternehmens. Es können sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren herangezogen werden.

Als Ergebnis einer solchen Analyse können die Zulieferer in eine Rangfolge (A bis C) gestellt werden bspw. hinsichtlich ihrer Wichtigkeit (z. B. Komplexität des Produktes, Umsatz usw.) und/oder hinsichtlich ihrer Qualität (z.B. Termintreue, Produktqualität usw.).

Demnach könnten die großen TIER-1-Systemlieferanten (z. B. Bosch, Visteon, Delphi, Hella, Voss und ZF Friedrichshafen) als A-Lieferanten bezeichnet werden. Diese Unternehmen machen nach Einschätzung von Experten ca. 1 % an der Gesamtzahl der Zulieferer aus.

TIER-1 Zulieferer, die Komponenten oder Bauteile liefern, könnten demnach als BLieferanten bezeichnet werden. Ein einzelner TIER-1 Zulieferer kann jedoch sowohl Systeme als auch Komponenten und Bauteile liefern, so dass eine genaue Zuordnung nicht immer möglich ist.

Diesbezügliche Daten liegen weder für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen noch für die "Gesamtzahl der Zulieferer der Automobilbranche", worunter auch Zulieferer aus anderen Staaten zählen, vor.

19. Wie hat sich der Preisdruck der Hersteller auf die Zulieferer in NRW zwischen 2000 und 2006 ausgewirkt? Mussten die Zulieferer zwischen 2000 und 2006

Preissenkungen hinnehmen, wenn ja in welcher Höhe?

Wie hat sich dies auf die Gewinnspanne der Zulieferer und die Zahl der Beschäftigten ausgewirkt?

Isolierte Zahlen für Nordrhein-Westfalen sind unbekannt. Der Preisdruck der Hersteller wird von den Zulieferunternehmen als ein großes Problem gesehen.

Die Hersteller erwarten eine jährliche Preissenkung um 3 % von ihren Zulieferern. Vom ehemaligen VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard wurde im Sommer von 2005 sogar eine Einsparung von 3 Mrd. Euro bei Zulieferern angekündigt. Dies entspricht Preissenkungen von durchschnittlich 7,5 %. Lt. einer Studie der Boston-Consulting-Group wurden bei den Zulieferern zwischen 1995 und 2003 jährlich durchschnittlich 2,8 % Preissenkungen realisiert. Das ist in dieser Größenordnung plausibel; die IG-Metall rechnet für das Jahr 2003 mit durchschnittlich realisierten Preissenkungen in Höhe von 2,2 %.

Das Center-Automotive-Research (Gelsenkirchen) schätzt, dass in den letzten zehn Jahren gut 100.000 Arbeitsplätze aus Deutschland aufgrund des Preisdrucks und der hohen Standortkosten (Löhne, Lohnnebenkosten, Energiekosten) abgewandert sind.

Neben diesen negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung hat diese Entwicklung Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit der Zulieferunternehmen. Weil sich die Automobilzulieferer stärker als andere Unternehmen auf einen Preiswettbewerb einlassen müssen, ist ihre Zukunftssicherung über Forschung und Entwicklung gefährdet. Es besteht das Risiko, dass bei diesen Unternehmen künftig keine ausreichenden Mittel mehr für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stehen.

Die Umsatzrenditen haben sich verringert. Sie liegen zwischen 4 % und 5,5 % und damit ein bis zweieinhalb Prozentpunkte unter der anderer Unternehmen des produzierenden Gewerbes.

20. Wie haben sich zwischen 2000 und 2006 so genannte "Dienstleistungszentren" im Umfeld der Automobilindustrie in Nordrhein-Westfalen entwickelt?

Als Dienstleistungszentren werden im Folgenden sog. Zuliefererparks bzw. Supplier Parks verstanden.

Im Umfeld der Automobilindustrie in Nordrhein-Westfalen sind derartige Konzepte um das Ford-Werk in Köln sowie im Umfeld des Automobilzulieferers Benteler-Automobiltechnik in Paderborn realisiert.

Im Industriepark Köln werden von 12 Zulieferern mit ca. 1.000 Beschäftigten insgesamt 12

Module für die Modelle "Fiesta" und "Fusion" gefertigt und dann geliefert, wenn sie in der Montage benötigt werden, d.h. in der vorgegebenen Fahrzeugsequenz. Mit Hilfe dieses Zulieferparks und der nach den Grundsätzen des Ford Produktionssystems optimierten, schlanken Fertigung gelingt es Ford, mit weniger als 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (gegenüber vorher etwa 5.500) in drei Schichten (statt zwei Schichten) mehr als 1800 Einheiten pro Tag (anstatt 1.265 Einheiten) zu fertigen. Die Fertigungszeit konnte von 24 Stunden auf weniger als 14 Stunden pro Fahrzeug verringert werden. Damit gilt das Ford Fahrzeugwerk Köln-Niehl als das produktivste Werk der europäischen Automobilindustrie.

Das Zulieferunternehmen Benteler-Automobiltechnik hat in Paderborn einen "Supplier-Park" eingerichtet. Dieser Supplier-Park besteht seit Oktober 2003. Derzeit haben sich dort zwei Zulieferer mit insgesamt ca. 60 Beschäftigten aus den Bereichen Lasertechnik und Sandstrahltechnik eingemietet. Das Angebot dieser Firmen ergänzt die Kompetenz von Benteler Automobiltechnik. Für weitere Zulieferunternehmen stehen z. Z. noch Flächen zur Verfügung.

21. Welche Unternehmen der Automobil- und Automobilzulieferbranche haben in den vergangenen 6 Jahren Insolvenz angemeldet (bitte nach jeweiligem Jahr aufgeschlüsselt)?

24. Wie viele Arbeitsplätze sind in den vergangenen 6 Jahren durch diese Insolvenzen verloren gegangen(bitte nach jeweiligem Jahr aufgeschlüsselt)?

Die Fragen 21 und 24 werden zusammen beantwortet.

Bei der Klärung der Fragen treten folgende Schwierigkeiten auf:

Als einzige Quelle steht die Insolvenzstatistik des LDS NRW zur Verfügung. Diese ist nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige gegliedert. Sofern eindeutige Zuordnungen möglich sind (NACE 31.61 und 34) ist eine Auswertung erfolgt und in die Aufstellung eingeflossen.

Die gewünschte namentliche Nennung der insolventen Unternehmen ist nicht möglich, da die Namen lt. Auskunft des LDS nach dem Statistikgesetz der Geheimhaltung unterliegen, sobald sie statistisch verarbeitet sind. D.h., das LDS darf die Namen nicht nennen.

Da jede Insolvenz vom Amtsgericht veröffentlicht wird, könnte eine Namensfeststellung nur durch Auswertung aller Insolvenzveröffentlichungen aller Amtsgerichte in NRW im angegebenen Zeitraum erfolgen; das ist im Rahmen der Beantwortung der Großen Anfrage nicht leistbar.

Die Frage, wie viele Arbeitsplätze durch die Insolvenzen verlorengegangen sind, kann mit dem LDS-Datenmaterial nicht beantwortet werden. Statistisch erfasst ist der "Personalrestbestand" zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung. Es wird weder erfasst, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits vor dem Insolvenzantrag entlassen worden sind, noch, was aus dem Restpersonal geworden ist (Übernahme, Auffanggesellschaft oder Arbeitslosigkeit).

In der Aufstellung können daher nur "die betroffenen Beschäftigten zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages" genannt werden. Wie stellt sich die Entwicklung getrennt nach Geschlecht dar?

Die Entwicklung der Bruttoarbeitsverdienste je Beschäftigten ist in der folgenden Tabelle I-9 wiedergegeben.